Forschungsreisen in früheren Jahrhunderten - Band 124 in der maritimen gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski: Band 124 in der maritimen gelben Buchreihe
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- Rezension zur maritimen gelben Reihe: Ich bin immer wieder begeistert von der "Gelben Buchreihe". Die Bände reißen einen einfach mit. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechslungsreiche Themen aus verschiedenen Zeitepochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlicht hat. Alle Achtung!
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Book preview
Forschungsreisen in früheren Jahrhunderten - Band 124 in der maritimen gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski - Jürgen Ruszkowski
Vorwort des Herausgebers
Grafik 761Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche, ein Hotel für Fahrensleute mit zeitweilig 140 Betten.
Grafik 765In dieser Arbeit lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.
1992 begann ich, meine Erlebnisse bei der Begegnung mit den Seeleuten und deren Berichte aus ihrem Leben in dem Buch ‚Seemannsschicksale’ zusammenzutragen, dem ersten Band meiner maritimen gelben Reihe „Zeitzeugen des Alltags".
Insgesamt brachte ich bisher über 3.800 Exemplare davon an maritim interessierte Leser und erhielt etliche Zuschriften zu meinem Buch.
Ein Schifffahrtsjournalist urteilte über Band 1: „...heute kam Ihr Buch per Post an - und ich habe es gleich in einem Rutsch komplett durchgelesen. Einfach toll! In der Sprache des Seemannes, abenteuerlich und engagiert. Storys von der Backschaftskiste und voll von Lebenslust, Leid und Tragik. Dieses Buch sollte man den Politikern und Reedern um die Ohren klatschen. Menschenschicksale voll von Hochs und Tiefs. Ich hoffe, dass das Buch eine große Verbreitung findet und mit Vorurteilen aufräumt. Da ich in der Schifffahrtsjournalistikbranche ganz gut engagiert bin, ...werde ich gerne dazu beitragen, dass Ihr Buch eine große Verbreitung findet... Ich bestelle hiermit noch fünf weitere Exemplare... Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit dem Buch, - das wirklich Seinesgleichen sucht..." Uwe V.
Diese Rezension findet man bei Amazon: Ich bin immer wieder begeistert von der „Gelben Buchreihe". Die Bände reißen einen einfach mit und vermitteln einem das Gefühl, mitten in den Besatzungen der Schiffe zu sein. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. Danke, Herr Ruszkowski.
Diese positiven Reaktionen auf den ersten Band und die Nachfrage ermutigen mich, in weiteren Bänden noch mehr Menschen vorzustellen, die einige Wochen, Jahre oder ihr ganzes Leben der Seefahrt verschrieben haben.
Diese Zeitzeugen-Buchreihe umfasst inzwischen über 120 maritime Bände.
In diesem Band 124 wird über Forschungsreisen in der Geschichte berichtet. Dank sei Herrn Christoph Gäbler für seine Einwilligung zur Verwendung seiner Texte.
Hamburg, 2020 Jürgen Ruszkowski
Grafik 776Ruhestands-Arbeitsplatz
Hier entstehen die Bücher und Webseiten des Herausgebers
im Internet:
www.maritimbuch.de
https://sites.google.com/site/maritimegelbebuchreihe/home
Leif Eriksson
Leif Eriksson
https://de.wikipedia.org/wiki/Leif_Eriksson
Leif Eriksson wurde um 970 als Sohn Eriks des Roten und seiner Frau Thjodhild (womöglich vor der Taufe Thorhild) geboren. Da die Landnahme in Grönland um 986 begann, ist bei dem vermuteten Geburtsdatum von einer Geburt auf Island auszugehen.
Grafik 185Urheber: Finn Bjørklid
Die Entdeckung Amerikas durch Leif Eriksson wird in den beiden „Vinland-Sagas" unterschiedlich geschildert:
Gemäß der Eiríks saga rouða fuhr er um das Jahr 1000 von Grönland nach Norwegen, um dort am Königshof aufgenommen zu werden. Nachdem dies gelungen war, entdeckte er auf der Rückreise nach Grönland unbekanntes Land, rettete überdies noch Schiffbrüchige und bekehrte nach seiner Ankunft die Grælendingar zum Christentum. Bei einer weiteren Fahrt nach dem neu entdeckten Land erkundete Leif mit anderen weitere Gebiete an der nordamerikanischen Küste, darunter Helluland, Markland und schließlich auch Vinland.
Grafik 186Leif Eriksson vor Vinland – Neufundland
Die geographische Zuordnung dieser Gebiete ist umstritten. Aufgrund der Funde in L’Anse aux Meadows wird Vinland häufig mit Neufundland gleichgesetzt.
Gemäß der Grælendingar saga (Grönland-Saga) entdeckte Bjarni Herjólfsson diese Gebiete, als er nach Grönland suchte, wobei ihm auch letzteres nur aus Beschreibungen bekannt war. Er ging in den neu entdeckten Gebieten jedoch nicht an Land. Nachdem Leif Eriksson von den Gebieten erfahren hatte, unternahm er eine Fahrt dorthin und überwinterte dort. Da er das Land im Gegensatz zu Bjarni Herjólfsson auch betreten und erforscht hat, gilt er als Entdecker dieser Gebiete.
Dass jenes fruchtbare Land, das die Grælendingar im Westen entdeckten und Vinland nennen, auf dem nordamerikanischen Kontinent lag und die Skandinavier somit Amerika, genauer Neufundland, erreichten, ist inzwischen archäologisch gesichert. Davon zeugen die Reste einer skandinavischen Siedlung auf Neufundland bei L’Anse aux Meadows.
* * *
Marco Polo
Marco Polo
1254 – 1324
Grafik 187https://de.wikipedia.org/wiki/Marco_Polo
Marco Polo war ein venezianischer Händler, der durch die Berichte über seine China-Reise bekannt wurde. Motiviert wurde er durch die Berichte seines Vaters und Onkels, die bereits vor ihm China bereist hatten.
http://gaebler.info/ahnen/paul/johannes-polo.htm
San Giovanni Chrisostomo war der Stadtteil von Venedig, wo im späten Mittelalter viele der reichen Kaufleute wohnten. Im Jahre 1295 spielte sich hier eine seltsame Szene ab, die sofort die Aufmerksamkeit der müßigen Passanten erregte und rasch zum Stadtgespräch wurde.
Vor einem der Patrizierpaläste, der von Mitgliedern der Familie Polo bewohnt wurde, kamen drei Reisende an, deren gesamte Erscheinung selbst in einer Stadt wie Venedig, die Fremde aus vielen Ländern kommen und gehen sah, auffallen musste. Ihre Kleidung aus grobem Stoff war abgetragen, fast schäbig, dazu von hier kaum gesehenem Zuschnitt. Sie sprachen zwar venezianisch, aber ungelenk und vermischt mit vielen fremdartigen Worten, als ob sie es im Ausland erlernt hätten. Diese drei Männer verlangten Eintritt in das Haus mit der höchst überraschenden Behauptung, dass sie die rechtmäßigen Besitzer des Palazzo seien.
Wohl hatte es drei Angehörige der Familie Polo gegeben, die Brüder Nicolo und Maffeo und des Nicolo Sohn Marco, die vor etwa einem Menschenalter zu einer Reise nach Asien aufgebrochen waren. Aber man hatte nie wieder etwas von ihnen vernommen; sie galten seit zwei Jahrzehnten für verschollen, und ihr Besitz war schon längst unter die anderen Mitglieder der Familie verteilt. War es denkbar, dass man in den drei Reisenden hier, die kaum der heimischen Sprache mächtig waren, die längst Totgeglaubten vor sich hatte? Niemand schenkte ihren Angaben Glauben, und so teilten sie jetzt das Schicksal des Odysseus, als er nach zwei Jahrzehnten von seinen Irrfahrten in die Heimat zurückkehrte: Keiner erkannte sie wieder, selbst der Eintritt in das eigene Haus wurde ihnen verwehrt.
So waren die Polos gezwungen, zuerst eine andere Unterkunft zu suchen. Hier veranstalteten sie ein glänzendes Fest, zu dem sie die vornehmsten Familien Venedigs einluden. Alles war mit größter Sorgfalt vorbereitet. Erst nachdem die Geladenen vollzählig beisammen waren, betraten die drei Gastgeber die Festräume. Jetzt trugen sie nicht mehr ihre Reisekleider, sondern lange Gewänder aus karmesinrotem Atlas. Während des Mahles verschwanden sie und kamen wieder in Kleidern von rotem Damast und schließlich in noch prächtigeren aus dunkelrotem Samt. Jedes Mal beim Wechseln wurden die abgelegten Gewänder in Stücke zerschnitten und die kostbaren Stoffe unter die Dienerschaft verteilt.
Nach Schluss des Mahles erschienen sie dann in der üblichen Kleidung, wie sie auch die Gäste trugen. Jetzt erhob sich Marco als der Jüngste von ihnen und holte die abgetragenen Kleider aus grobem Stoff herbei, von denen sie während ihrer ganzen Reise nicht gelassen hatten. Mit einem scharfen Messer begann er geschickt die Nähte und Säume aufzutrennen. Da rollten ganze Haufen von edlen Steinen hervor, Saphire und Rubine, Diamanten und Smaragde, die so geschickt darin verborgen waren, dass niemand sie dort vermuten konnte. Als die Polos das Reich des Groß-Khans verließen, hatten sie alle ihre dort erworbenen Reichtümer in Edelsteinen angelegt, weil sie glaubten, dass sie nur in dieser Form ihren Besitz über die weite und gefährliche Reise glücklich bis nach Hause bringen könnten.
Die ganze Szene wird uns von dem ersten Biographen Marco Polos, Ramusio, mit breitem Behagen geschildert. Nun war mit einem Schlag der Bann gebrochen. Vor dem Anblick solch unerhörten Reichtums schwand jeder Zweifel dahin. Alle Gäste, auch die eigenen Verwandten, waren jetzt überzeugt, dass sie in den Heimkehrern wirklich die ehrenwerten und edlen Herren aus dem Hause Polo vor sich hatten. Mit Windeseile verbreitete sich die Nachricht in ganz Venedig. Unaufhörlich strömten nun die Besucher bei ihnen ein und aus. Alle, besonders die jungen Venezianer, denen selbst der Sinn nach ähnlichen Abenteuern stand, bestürmten sie mit Fragen und wollten immer mehr Einzelheiten wissen. Marco mit seinem einzigartigen Erzählertalent gab ihnen geduldig und immer freundlich jede gewünschte Auskunft. Er wurde nicht müde, den Glanz und die Üppigkeit der Hofhaltung des Groß-Khans zu schildern. Und ob er nun von den Steuereinnahmen des Herrschers sprach oder vom Reichtum und der Bevölkerungszahl der großen Städte und Provinzen, immer wusste er von Millionen und Abermillionen zu berichten. Seitdem nannten ihn die Venezianer Messer Marco Milioni, und sein Haus in San Giovanni Chrisostomo hieß fortan Corte del Milioni.
* * *
Marco Molo‘s Vater und Onkel
Marco Molo‘s Vater und Onkel
Der Weg nach Cathay
Die Brüder Nicolo und Maffeo Polo hatten sich im Jahre 1260 nach einem längeren Aufenthalt in Konstantinopel auf die Halbinsel Krim begeben. Sie wollten dort ihre Faktorei in Soldaja aufsuchen und neue Handelsbeziehungen anknüpfen. Zu diesem Zweck reisten sie in das Gebiet der unteren Wolga, das schon unter tatarischer Oberherrschaft stand. Sie machten dort gute Geschäfte und blieben etwa ein Jahr lang. Dann aber hinderten kriegerische Verwicklungen sie an der Heimkehr und drängten sie immer weiter nach Osten bis Buchara.
Eines Tages erschien hier eine Gesandtschaft, die der tatarische Herrscher von Persien an den Oberherrn aller Tataren-Khane, Kublai Khan, geschickt hatte.
Der Gesandte, der zum ersten Male „Lateiner" zu Gesicht bekam, erzählte ihnen, dass sie unter seinem Schutz die Reise nach Cathay (d. i. China) in voller Sicherheit zurücklegen könnten und dass man sie am Hofe des Groß-Khans höchst ehrenvoll aufnehmen würde. Da ihnen ohnehin die Rückkehr in die Heimat auf unabsehbare Zeit verwehrt war, beschlossen die Brüder Polo, das Angebot anzunehmen. Wohl war der Weg weit und beschwerlich, aber unter dem Schutz der tatarischen Gesandtschaft kamen sie nach einer Reisezeit von einem Jahr wohlbehalten am Hofe des Groß-Khans an.
Grafik 188Der mongolische Herrscher Kublai Khan – ein Enkel Dschingis Khans
Kublai Khan empfing sie mit freundlicher Herablassung. Er erkundigte sich nach allen Herrschern des Abendlandes, nach der Größe ihrer Länder, der Art ihrer Rechtspflege und Kriegführung. Vor allem aber wollte er immer wieder vom Papst hören, von der christlichen Religion und der römischen Kirche. Da die beiden Polos welterfahrene Männer waren, zudem durch jahrelangen Umgang mit Tataren deren Sprache vollkommen beherrschten, war es ihnen leicht, die Wissbegierde des Herrschers zu stillen.
Als der Groß-Khan sie in zahlreichen Unterredungen gründlich ausgeforscht und alles, was er über das Abendland wissen wollte, erfahren hatte, beschloss er, sie als seine Gesandten nach Rom zu schicken. Er gab ihnen ein in tatarischer Sprache abgefasstes persönliches Schreiben an das Oberhaupt der Christenheit mit, worin er bat, der Papst möge ihm hundert Priester senden. Sie sollten vor allem die Kunst des Diskutierens beherrschen und in der Lage sein, vor Buddhisten und anderen Leuten mit überzeugenden Argumenten klarzulegen, dass die Lehre Christi die beste sei, alle anderen Religionen dagegen falsch und nichtig. Wenn sie das beweisen könnten, dann würde er selbst, der Groß-Khan, mit allen seinen Untertanen zum christlichen Glauben übertreten.
Über den Rückweg der Polos sind wir im Einzelnen nicht genauer unterrichtet. Wir wissen jedoch, dass sie trotz dieser bedeutenden Erleichterungen volle drei Jahre für die Heimreise gebraucht haben. Gewaltige Regenzeiten hinderten ihr Vorwärtskommen, reißende Ströme schwollen so an, dass sie lange Zeit unpassierbar waren, und im Winter mussten sie wegen mächtiger Schneefälle oft die Reise unterbrechen. – Sie erreichten schließlich das langersehnte Mittelmeer bei Acre in Palästina. Hier fühlten sie sich schon fast auf heimischem Boden, denn in dieser Stadt befand sich damals eine bedeutende venezianische Niederlassung. Nun erfuhren sie erst, dass inzwischen Papst Clemens IV. gestorben war. Sie berichteten dem in Acre amtierenden päpstlichen Legaten Theobald von Piacenza, woher sie kamen und welchen Auftragt sie auszuführen hatten. Der bestärkte sie in der Auffassung, dass ihre Mission für die ganze Christenheit von höchster Bedeutung sei. Er riet ihnen, zunächst in ihre Heimat zu reisen und dort die Wahl des neuen Papstes abzuwarten. Als sie in Venedig ankamen, fand Nicolo, dass seine Frau inzwischen gestorben, sein Sohn Marco aber, der im Jahre 1254 geboren war, zu einem stattlichen Knaben herangewachsen war. Er beschloss daher, ihn bei der Rückkehrt zum Hofe des Groß-Khans mit auf die Reise zu nehmen.
* * *
Ins Reich des Groß-Khans