Coburg - Stadt und Veste nebst Umgebung
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Das reizende, ausserhalb des südlichen Randes des Thüringer Waldes gelegene Ländchen mit seinen üppigen Wiesen und waldbedeckten Höhen, seinen anmuthig gelegenen Schlössern und Burgen, dies schöne Stückchen Erde, welches als Herzogthum Coburg das südlichste der Thüringischen Fürstenthümer bildet, hat eine sehr complicirte Geschichte, welche, gleichwie die der andern sächsischen Herzogtümer, besonders characteristisch ist durch die äusserst zahlreichen Landestheilungen und durch die damit verbundenen Besitzveränderungen unter den verschiedenen Fürsten. Die Geschichte Coburgs als eines selbstständigen Fürstenthums beginnt eigentlich erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts, mit der wichtigen Landestheilung vom Jahre 1572, durch welche die Weimarischen Lande dem Herzog Johann Wilhelm verblieben und das Coburgische Gebiet den Söhnen Friedrichs des Mittleren, den Herzögen Johann Casimir und Johann Ernst, zufiel.
Erik Schreiber
Erik Schreiber ist Autor, Herausgeber, Verleger, der in seinem Hauptjob als Dispatcher arbeitet. Mit Ausbildung zum Industriefachwirt, Webdesigner und anderen hat er die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Verlag. Mit "historisches Deutschland" veröffentlicht er alte Texte zu Orten und Landschaften neu.
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Coburg - Stadt und Veste nebst Umgebung - Erik Schreiber
Herausgeber
Erik Schreiber
Saphir im Stahl
Coburg
Stadt und Veste
nebst Umgegend.
e-book 079
Coburg - Stadt und Veste nebst Umgebung
Erscheinungstermin: 01.10.2020
© Saphir im Stahl
Verlag Erik Schreiber
An der Laut 14
64404 Bickenbach
www.saphir-im-stahl.de
Titelbild: Simon Faulhaber
Lektorat: Peter Heller
Vertrieb: neobook
Stadt und Veste
nebst Umgegend.
Für Fremde und Einheimische
historisch und topographisch
dargestellt.
Coburg.
Verlag der J. G. Riemann'schen Hofbuchhandlung.
1866.
I. Politische Geschichte des Herzogthums Coburg.
Das reizende, ausserhalb des südlichen Randes des Thüringer Waldes gelegene Ländchen mit seinen üppigen Wiesen und waldbedeckten Höhen, seinen anmuthig gelegenen Schlössern und Burgen, dies schöne Stückchen Erde, welches als Herzogthum Coburg das südlichste der Thüringischen Fürstenthümer bildet, hat eine sehr complicirte Geschichte, welche, gleichwie die der andern sächsischen Herzogtümer, besonders characteristisch ist durch die äusserst zahlreichen Landestheilungen und durch die damit verbundenen Besitzveränderungen unter den verschiedenen Fürsten. Die Geschichte Coburgs als eines selbstständigen Fürstenthums beginnt eigentlich erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts, mit der wichtigen Landestheilung vom Jahre 1572, durch welche die Weimarischen Lande dem Herzog Johann Wilhelm verblieben und das Coburgische Gebiet den Söhnen Friedrichs des Mittleren, den Herzögen Johann Casimir und Johann Ernst, zufiel. Leider war dies nicht die letzte der Theilungen, durch welche die hie und da kräftig begonnene Entwickelung der sächsischen Herzogthümer zu einer einheitlichem Macht immer wieder von Neuem gehemmt wurde.
1. Aelteste Geschichte bis zu den Markgrafen von Meissen.
Ueber die früheste Periode der Coburgischen Geschichte sind die Nachrichten theils sehr lückenhaft, theils unklar. Der Grund davon ist hauptsächlich in der Unsicherheit der Mittheilungen über die früheren Grenzgebiete, der damaligen Gaueintheilungen, zu suchen. Zum Orlagau, welcher unter den Gauen Frankens und Thüringens die grössten Gebiete zu umfassen schien, hat auch das jetzige Coburgische Land gehört.
Noch ehe von einer Stadt Coburg die Rede sein konnte, bestand schon die alte Veste Coburg, freilich noch in sehr unvollkommener Gestalt, sowie andere Burgen des Landes, und einzelne Kapellen, Weiler, Höfe und Klöster. Das sehr weit sich erstreckende östliche Franken, im Nordosten durch den Thüringer Wald hegrenzt, war — wie schon angedeutet — damals in gewisse Bezirke eingetheilt,deren jedem ein Gaugraf vorstand. In einer Urkunde d. J. 837 wird auch ein Gaugraf von Heldburg genannt. Coburg finden wir zuerst in einer Urkunde d. J. 1008 erwähnt, in welchem Jahr der Archidiakonus zu Würzburg einen Priester des Klosters zu Saalfeld zum Probst von Coburg einsetzte. Vom J. 1010 bis 1035 hatte das Reichsgut Saalfeld dem Pfalzgrafen Ehrenfried am Rhein gehört, der diesen Besitz bei seinem Tode seiner ältesten Tochter Richza vermachte. Dieselbe hatte sich mit dem polnischen König Micislaw vermählt, zog sich aber nach ihrer Scheidung von demselben nach Saalfeld zurück, wo sie 1063 starb und ihre Coburgischen und Saalfeldischen Erbgüter dem Erzbischof Anna von Cöln vermachte.In der darüber bereits im J. 1057 ausgestellten Urkunde werden die Lande als: Coburg, Saalfeld und Orla bezeichnet, ohne dass man über den Umfang dieser damaligen Provinzialgebiete Genaueres erfährt. Viele der jetzigen Coburgischen Ortschaften (Lauter, Weidach u. A.) waren damals Stiftslehen des Klosters Saalfeld. Im 12. Jahrhundert wurde von der Abtei zu Saalfeld, an der Stelle, wo jetzt das herzogliche Schloss die Ehrenburg zu Coburg steht, ein Barfüsserkloster gestiftet.
Aus den Geschlechtern der Gaugrafen wuchs besonders mächtig die Dynastie der Grafen von Henneberg empor, und sie war es auch, welche für längere Zeit die Herrschaft über das Coburgische Gebiet erlangte. Vom J. 1210 wird in den Chroniken noch gemeldet, dass in dem Frankenland zwischen den „Baronen des Coburger Landes und den Grafen von Henneberg „grosse Unruhen und Streit
entstand, wodurch das Land durch Raub und Brand verwüstet wurde. Durch Erbschaft hatte aber auf einen Zeitraum von etwa 20 Jahren auch das markgräfliche Haus Brandenburg den Besitz der Herrschaft Coburg erlangt, bis ein Theü der ehemals Hennebergischen Besitzungen, zu denen auch Coburg gehörte, durch Vermählung des Grafen Heinrich von Henneberg mit der Brandenburgischen Markgräfin Jutta im J. 1312 auch Coburg wieder mit der Herrschaft Henneberg vereinigt wurde, deren Besitzthum nunmehr die grösseren Theile der jetzigen Herzogthümer Meiningen und Coburg umfa8Ste, während nach Südwest die Herrschaft bis nach Schweinfurt sich erstreckte. Aber die förmliche Belehnung des fürstlichen Hauses Henneberg mit den Coburgischen Ortschaften durch den Kaiser Ludwig den Baier fand erst 1323 statt und ist diese Urkunde an den Fürsten Berthold von Henneberg ausgestellt; einige Jahre später wurden der Stadt Coburg besondere Privilegien verliehen.
Im J. 1340 starb Fürst Berthold von Henneberg; ihm folgte sein Sohn Heinrich, und nach dessen Tode erbte die Herrschaft die Wittwe Heinrichs, Gräfin Jutta von Henneberg. Die von den Hennebergischen Fürsten als „neue Herrschaft" bezeichneten Coburgischen Lande wurden nach Frau Jutta's Tode im J. 1353 an ihre drei Töchter, resp. deren Gatten vertheilt und kam hierdurch der erste Theil (die Schlösser Steinach, Sternberg, Königshofen, Münnerstadt etc.) an den Grafen Eberhard zu Würtemberg; einen zweiten, viel bedeutenderen Theil (die Städte und Burgen Kissingen, Hildburghausen, Eisfeld, Königsberg etc. , sowie Schmalkalden) erhielt durch seine Gemahlin der Burggraf Albrecht von Nürnberg; und die Schlösser und Städte Coburg, Sonneberg, Neustadt, Neuhaus, Schalkau, Strauf und Rodach kamen an Jutta's zweite Tochter Katharina und durch sie an deren Gemahl, den Markgrafen Friedrich zu Meissen.
2. Bis Herzog Johann im Jahre 1541.
Obwohl mit den Markgrafen zu Meissen bereits die Herrschaft der späteren beiden herzoglichsächsischen Linien begründet war, so wurde das Coburgische Gebiet doch erst später für das sächsische Land dadurch erweitert, dass im J. 1344 der Bruder des Markgrafen Friedrichs des Strengen, Markgraf Balthasar, durch seine Vermählung mit einer Tochter des Burggrafen Albrecht zu Nürnberg, auch die Städte und Aemter Heldburg, Hildburghausen, Eisfeld etc. an sich brachte. Späterhin erwarben Friedrichs Söhne durch Kauf auch noch das Amt Königsberg. Diese Ländergebiete, welche vorläufig noch als „Orts-Lande in Franken" besonders regiert wurden, bildeten nun doch schon einen integrirenden Theil des markgräflichen und spätem kursächsischen Hauses.
Markgraf Friedrich der Strenge starb 1381 und für die noch unmündigen Söhne Wilhelm und Georg übernahm deren Mutter Katharina die vormundschaftliche Regierung über die Meissnischen und thüringischen Gebietsteile, während ihr, als einer Fürstin zu Henneberg, die „Pflege Coburg" als Erbland zufiel und als solches ihr bereits im J. 1867 durch Kaiser Karl IV. zugesichert worden war. Katharina's Regierung wurde durch vielfache Unruhen getrübt, welche einige raubsüchtige Grafen anregten, und in den Jahren 1395 — 1399 hatte das Land durch einen förmlichen Krieg zu leiden, der vom Grafen Heinrich von Schwarzburg unter Beistand des Bischofs Gerhard von Würzburg gegen Katharina geführt wurde. Schon im J. 1397, noch bevor die Streitigkeiten geschlichtet waren, starb die Markgräfin Katharina. Von ihren Söhnen war Georg bereits 1401 bei seinem Aufenthalt in Coburg aus dem Leben geschieden; und die Markgrafen Friedrich und Wilhelm schlössen nun 1402 mit den Grafen von Henneberg eine Art Schutz- und Trutzbündniss. Als Markgraf Wilhelm im J. 1425 starb, fiel sein Landestheil seinem altern Bruder Friedrich dem Streitbaren zu, der bereits 1423 als sächsischer Herzog die Kurwürde erlangt hatte.
Bei Friedrich'