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Hereinspaziert!
Hereinspaziert!
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Hereinspaziert!

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About this ebook

Wie der Zufall es will: Ronny wird in den Bergen von einem Traktor angefahren und sein Leben erfährt durch dieses Malheur eine entscheidende Wende. Er wird zum Frittatensuppenmann und lernt Gunda, seine erste große Liebe, kennen. Beide verwirklichen sich einen Traum. Im Harz eröffnen Ronny und Gunda eine Pension. Als absolute Grünschnäbel in diesem Geschäft erleben sie allerhand Skurrilitäten mit ihren Gästen und mit sich selbst.
Ein echter Ronny Luschke.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateNov 13, 2019
ISBN9783750211360
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    Hereinspaziert! - Mike Nebel

    1

    Als ich aufwachte, blickte ich in die sabbernde Schnauze eines Hundes. Das Tier stand direkt an meinem Bett und der Hundekopf ragte weit über die Bettkante, sozusagen Hundekopf an Menschenkopf. „Kannst du mir sagen, wo ich hier bin?, fragte ich den schwarz-braun-weiß gescheckten Zottel. Der Hund - einen, wie man ihn aus der Bergwelt her kennt, hechelte und schlabberte einige Male kräftig durch sein Maul. „Du bist hier in Sicherheit, wir pflegen dich gesund. Schon ein paar Tage liegst du hier im Bett. Was mich verwunderte, war nicht, dass der Hund sprach, sondern dass er es in bayerischer Mundart tat. Folglich klang es mehr nach: „Du bisd do in Sicherheit, mia pflegn di gsund. Scho a boh doge liagst du do im Bett."

    „Sind noch andere hier?, fragte ich den Hund, „ … ich meine nicht unbedingt sprechende Hunde, ich denke eher an ... sprechende Menschen.

    „Jo, natürlich, a baar Menschn san no do, und sie sprichn olle wia i. Soa i sie holn?"

    Seine Stimme klang tief und sehr authentisch. Es gab für mich keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln.

    „Ja, bitte, tue das." Dann schlief ich erneut ein.

    Als ich irgendwann später ein zweites Mal aufwachte, war wieder nur der Hund da. „Wo sind die Menschen, von denen du gesprochen hattest?" Der Hund antwortete nicht. Er blickte mich mit treuem Hundeblick an, dann sprang er mit den Vorderläufen aufs Bett, traf mich dabei unglücklich unterhalb der Blase und begann zu bellen. Wie ein richtiger Hund.

    Das dunkle, schwere Gebell fand ein schnelles Echo. Die Holztür knarrte auf und eine ältere Frau betrat den Raum. Schwarzes, längeres Haar klebte an ihrem verschwitzen, blassem Gesicht. Von breiter Gestalt war diese Frau, die sich mit langsamen Schritten auf mich zubewegte. Hinter ihr erkannte ich einen kleineren Mann, braun gebranntes, gegerbtes und hageres Gesicht und er trug ein Holzfällerhemd oder so etwas in der Art, über dem wenig fest zwei Hosenträger schlabberten. Und ein junges Mädchen sah ich, ja, jetzt sah ich sie deutlich, wie sie etwas schüchtern in der Türschwelle stand und vorsichtig ihren ersten Schritt ins Zimmer wagte. Die sehr junge Frau, fast noch ein Teenager, trug einen grünen, knielangen Rock, sicher ein Trachtenrock, und obenrum ein schwarzes T-Shirt mit einem Eichhörnchen drauf, welches bei genauerem Blick durch ihre unübersehbare Oberweite sehr gedehnt wirkte. Und ich erkannte, dass dieses Mädchen dieselben Augen hatte, wie die ältere Frau, die bereits direkt bei mir am Bett stand. Keine offenen und wachen Augen, eher fast verschlossen lagen sie bei beiden Frauen tief im Kopf, wie versteckt. Ich blickte durch die Runde und jetzt, erst jetzt, dämmerte es mir. Meine Erinnerung kam langsam und bruchstückhaft zurück. Ich erkannte den Mann. Er war es. Er hatte mich gerettet. Erst hatte er mich angefahren, um mich, den Angefahrenen, zu retten. Er nahm mich einfach mit, zu sich und seiner Familie.

    Alles spielte sich vor ein paar Tagen ab. Harmlos ging es los, wie auch an den Tagen zuvor, als ich hinter dem Spar-Laden die kleine Bergstraße hinauf wanderte, viele Kurven nahm, später eine Alm-Wiese überquerte, um die Wegstrecke etwas abzukürzen. Steiler und steiler ging es durch knietiefes Wiesenkraut hinauf. Der eigentliche Grund der Almüberquerung war jedoch: Ich wollte auf Tuchfühlung mit den braun gefleckten Milchkühen gehen, die mich bereits aus einiger Entfernung angafften, als wäre ich ein unbekannter Eindringling, der ich zweifelsfrei auch war. Das dutzendfache Milchvieh, anfangs noch träge und teilnahmslos im Blick, gab mehr und mehr ihr typisches Blöken von sich, und musikalisch untermalt durch ihre umherschwenkenden Kuhglocken, trottete es auf mich zu. Erst behäbig, fast schon gemütlich, doch als ihre Anführerin ihre Hufe mächtig in den weichen Boden drückte und sie nur einen Augenblick später ihr Tempo merklich erhöhte, und zwar so erhöhte, dass ihr fetter Euter derart wuchtete, dass ich leider vergeblich hoffte, sie könnte aus dem Gleichgewicht geraten, blieb mir nur noch eins: die Flucht! Nicht nach vorn, sondern den Abhang hinunter zurück ins Tal. Die Anführerin geriet keineswegs aus ihrem Gleichgewicht, alle anderen auch nicht, und so liefen sie stampfend und blökend, während ich mich erst in slalomhaften Trippelschritten, dann springend, später nur noch purzelnd und kullernd die Wiese bergab bewegte. Der Aufschlag auf der asphaltierten Bergstraße war hart. Noch härter war nur einige Momente später der Schlag vom Traktor, der mich am Bein traf, kaum dass ich mich wieder aufgerappelt hatte und erneut zu Boden ging. Was ab diesem Moment mit mir war, ließ sich, meiner lädierten Erinnerung geschuldet, kaum bis gar nicht rekonstruieren. Fehlendes Bewusstsein, obwohl es doch nur ein Bein- und kein Kopftreffer war.

    Der Mann, der bei mir am Bett stand, nahm sich viel Zeit und erzählte mir die ganze Geschichte von unserem Zusammenstoß. Der Mann auf dem Traktor war Alois und Alois ließ sich auf einem Schemel nieder, nah an meinem Bett mit freundlichem, zufriedenem Gesichtsausdruck.

    „Es klaffen Lücken in meinem Kopf, erzählen Sie mir, wo ich bin und was passierte. Sind Sie der Mann, der den Traktor fuhr? Sind Sie in mich rein?"

    „`S tut ma leid, auf oamoi warst du do, voa meim Bulldog. Warum hosd mi ned gehört, oan Bulldog hört doch jeda, du depperta Bursch! Ned zua ändern, i sog dia, wos passiad is …"

    Wie ich Alois richtig verstand, hatte es sich so zugetragen, dass er mich, den angefahrenen Wandersmann, auf den Anhänger seines Traktors legte, tief ins weiche Heu hinein. Er brachte mich auf seinen Hof, hatte dort länger mit seiner Frau über den Vorfall und über mich gesprochen, und beide kamen zu dem Entschluss, nicht die Polizei einzuschalten, doch waren sich beide, sicher mangels ausreichender medizinischer Kenntnisse, auch einig, den Dorfarzt in dieser Angelegenheit zu kontaktieren. Ich wurde ein zweites Mal ins weiche Heu des Hängers verfrachtet, doch nun stand ich bereits unter Betäubung der reichlichen Gabe vom Obstschnaps.

    Jeder, ob unten im Tal oder oben in den Bergen, kenne ihn bestens, da er im Umkreis von vielen Kilometern der einzige seiner Zunft war, der etwas von ärztlicher Hilfe und kleineren Noteingriffen verstand. Alois und der Fleischer waren dank Stammtisch im Wirtshaus bestens miteinander, schemenhaft konnte ich erkennen, wie sich beide herzten, bevor ich merklich grobschlächtiger auf einer Behandlungsliege geradegerückt wurde. Sodann folgte der wirklich harte Teil für mich und mir wurde klar, mehr Schnaps hätte mir für eine noch intensivere Betäubung gutgetan.

    Mit jeder kleinen Einzelheit, die Alois von sich gab, kam mehr und mehr auch meine Erinnerung an diese Ereignisse zurück, ganz besonders an den Moment, als der mich behandelnde Fleischer versuchte, mein kaputtes Bein zu beugen und ich vor unsäglichem Schmerz auf ihn einzutrommeln begann, ohne ihn wirklich zu treffen. Der Befund war wenig überraschend und für jeden sichtbar: Geschwollenes Knie, und zwar so sehr geschwollen, wie ein kugelrunder Ballon nur sein kann. Ein Ballon, dem man so schnell wie möglich seine Luft, oder in meinem Fall, die darin angestaute Gewebsflüssigkeit unverzüglich heraussaugen musste. Der Arzt, eine hünenhafte, mächtige Erscheinung, schob mir mit seinem dicken Daumen den Unterkiefer nach unten, griff mit der anderen Hand nach einem Stück Hartgummi, und drückte mir dieses in den Mund. Rabiat, aber in gewisser Weise auch wie selbstverständlich. Hier, beißen Sie darauf, aber habe ich Ihnen schon erzählt, wie sich mein Golfspiel in den letzten Wochen gemacht hat? Famos, kann ich Ihnen sagen.

    Alois wurde von ihm aufgefordert, mich an den Schultern zu fixieren, so fest der dürre, kleine Mann nur konnte. Danach begann die Prozedur, die letztlich einem Akt einer Folter gleichkam. Ich sah noch die dicke Spritze, die er in mein Knie rammte, als wollte er nach Öl bohren. Und er drehte sie und zog daran und malträtierte mich, während ich hin und her zuckte und wie wild mit dem noch guten Bein nach ihm trat, wo und wie ich nur konnte, bis der Ballon fast leer und die dicke Kanüle voll war. Hätte ich nicht das Stück Hartgummi zwischen den Zähnen gehabt, ich hätte mir diese zerbissen und die Zunge auch. Bevor ich in einen Dämmerzustand fiel, sah ich, wie der Berserker eines Arztes Alois zwei Packungen Tabletten oder Ähnliches in die Hand drückte, etwas dazu sagte, das typische Eine-am-Tag-Gerede, dann humpelte ich zusammen mit Alois und dem Fleischer zum Traktor und beide legten mich zurück ins Heu. In Alois` Pension wurde ich kurze Zeit später gebettet, bekam von Alois eine Tablette von jeder Sorte verabreicht, wie er mir berichtete, doch ich nahm drei von jeder. Drei Schlaftabletten und drei Schmerztabletten, gegen den Schmerz. Danach schlief ich ein und träumte später von sprechenden Hunden.

    „Kennst du den Marathon-Mann mit Dustin Hoffmann, Alois?"

    „Na, kenn i ned, i mach koa Marathon", erwiderte Alois mit reichlich Unverständnis der Frage wegen im Gesicht.

    „Ist egal Alois, euer Doktor hätte mir wenigstens eine saftige Betäubung geben können, das waren die schlimmsten Schmerzen, die ich je hatte."

    „Mogst oan Schnaps hom, da tut dia guad!"

    Alois entschwand kurz aus meinem Zimmer und ich blieb mit Mutter und Tochter allein zurück. Die Mutter saß schweigend am Tisch und beäugte mich kritisch. Ihre schmalen, kaum geöffneten Augen taxierten mich misstrauisch. Möglich, dass ich ihr ein Dorn im Auge war, wegen der Sache mit dem Unfall und ich konnte ihr Unbehagen ansehen, da sie vielleicht sogar dachte, ich würde noch die Polizei einschalten. Aber warum? Ich war mir sicher, die beiden Dorfpolizisten unten im Tal würden sowieso abends nach Dienstschluss regelmäßig mit Alois in einer Wirtschaft hocken und gemeinsam bei ausreichend Obstbrand für alles und nichts immer eine gewisse Einigung finden. Heimlich, still und leise in die nächste Kleinstadt humpeln? Ach, vergessen Sie es, werte Pensionsfrau, Sie pflegen mich doch gesund, ich werde mich sicherlich auch dafür erkenntlich zeigen, ich habe zwar keine Ahnung wie, aber wir werden sehen. Alois kam mit einer Flasche Obstbrand zurück, guten Obstbrand, wie er sagte, und wir tranken zwei, drei Gläschen ziemlich hastig einfach weg.

    „Da Doktoa sogt, 's dauat no a boh Wochn, bis du wieda richtig laffa kannst. So lang kannst du bei uns bleim und di ausruhn, sprach Alois beruhigend zu mir. Doch seine Frau war wohl mit dem was er sagte, nicht ganz einverstanden und so hörten wir von ihr ein kurz angebundenes und sehr bestimmendes: „Komm mid ausse, mia miassn redn! Eindeutig war ihr Alois gemeint. Nun blieb ich mit der Tochter allein im Zimmer zurück.

    „Ich bin der Ronny."

    „Lisl, na, eigentle hos i Elisabeth."

    Mir fiel in dem Moment auf, dass weder Alois, noch seine Frau, meinen Namen kannten. Ich war für beide nur der unbekannte Verletzte, der in einem ihrer Gästebetten lag.

    „Mia hom aa oan Ronny do, da arbadet im Nochbardoaf in da Doafdisko, da is a Ossi, aba ganz lustig. Bisd du aa lustig?"

    „Elisabeth, ja … vielleicht … ab und zu … mein Bein tut weh, ich trinke noch ein Gläschen, der Schnaps ist wirklich gut." So torkelte ich mit Worten etwas umher. Ich betrachtete Elisabeth, die auf dem Bettende saß und lächelnd leicht auf und ab wippte, so, als ob sie denken würde: Na, irgendwie werden wir diesen Ronny schon nützlich für uns einsetzen. Wenn´s ihm besser gehen wird oder vielleicht auch schon vorher.

    Schon wieder fiel mir etwas auf: Elisabeth war sogar noch blasser im Gesicht und in den Armen, als ihre Mutter. Nur Alois war von der Sonne braun gebrannt. Alois war derjenige, der täglich draußen in freier Natur unterwegs sein musste, Mutter und Tochter sahen dagegen aus, als ob sie so gut wie nie direkte Sonneneinstrahlung abbekommen würden, wie Menschen, die ausschließlich in geschlossenen Räumen leben würden. Ich kannte Stadtmenschen, die ähnlich aussahen, aber diese Stadtmenschen verbrachten ganze Wochenenden nur in lauten, überfüllten Großraumdiskotheken, betrachteten das Tageslicht fast als ihren Feind und waren gezeichnet von einer ewigen Underground-Blässe. Bei Elisabeth und ihrer Mutter mussten es allerdings andere Umstände gewesen sein, wahrscheinlich war die tägliche Pensionsarbeit schuld an ihrem blassen Teint. Vielleicht würde ich es ja sogar herausfinden können.

    Alois und seine Frau betraten wieder mein Zimmer und was sie sagten - sicher als Ergebnis ihrer kleinen Besprechung -, war überraschend. Wir machten zu dritt eine kleine Abmachung, die mir durchaus gefiel und die auch Elisabeth gefiel, wie ich an ihrem zustimmenden Lächeln erkennen konnte. Ich durfte mein Krankenbett so lang benutzen, bis ich wieder auf den Beinen sein würde. Im Gegenzug gab es von mir mein Ehrenwort zum Stillschweigen, was den Zusammenstoß betraf. Ich konnte Alois ansehen, dass er froh war, darüber, dass ich mich mit unserem kleinen, gemeinsamen Pakt einverstanden erklärte. Ihn plagten sicher doch Gewissensbisse, da er dachte, er wäre schuld am Unfall gewesen. Froh war der Alois, dass, bis auf seinen grobschlächtigen Arzt, niemand davon erfahren hatte und auch niemand davon erfahren sollte.

    Unsere Abmachung hatte allerdings noch einen zweiten Teil, wie seine Frau nachschob. Wenn ich wieder halbwegs in Ordnung sein werde, möge ich mich in der Pension nützlich machen, was auch immer sie damit meinte. Im Gegenzug darf ich im Bett kostenlos schlafen und würde täglich Speis und Trank bekommen, ergänzte die Hausherrin, denn, nichts anderes war sie.

    „Jemand muss der Gretel Bescheid sagen, die Gretel, bei der ich doch untergekommen bin. Die Kronbichler Pension", sprach ich mit gebrochener Stimme bittend um Hilfe.

    „De Gretel is meine Schwesta und i bin de Marianne und du sogst ob 'etz Marianne zua ma!, und als sie das sagte, sah ich Marianne das erste Mal lächeln und wusste, diese Leute werden es gut mit dir meinen. Doch nur für einen kurzen Moment hatte ich dieses Gefühl, denn Marianne wurde wieder schnell harsch im Ton und hielt für mich meine erste Aufgabe bereit. „Moang bringe i dia Erdäpfe und Zwiefen ins Zimma, de kannst du ma dann schäln!

    Drei Tage schälte ich alles im Bett, was Marianne mir brachte und es waren nicht nur Kartoffeln und Zwiebeln. Anfangs war ich langsam und von den meisten Kartoffeln blieb oft nichts mehr übrig, da ich sie förmlich weg schälte. Marianne lief ein wenig der Speichel aus dem Mund, als sie sah, wie ich ihre großen Erdäpfel zu Miniaturausgaben verarbeitete. „Mach 's richtig du depperta Bursche, do schau zua wia ma 's macht", herrschte sie mich ein ums andere Mal richtiggehend an. Doch mit jedem Tag lief es besser, was auch der guten Marianne nicht entging und sie dazu veranlasste, mir immer mehr, und immer auch mehr neue Gemüsesorten ans Bett zu stellen. Und nicht nur das, am vierten Tag brachte sie mir zehn Schnitzel ans Bett, die ich auf einem Holztisch mit einem großen Holzhammer plattschlagen sollte, was mir viel Spaß bereitete. Ich schlug drauflos, bis die Fleischstücke so groß waren, dass kaum noch was vom Tischchen zu sehen war. Marianne war zufrieden. Ich dagegen verlangte nach mehr Schnitzel.

    An jedem frühen Morgen kam Elisabeth zu mir und machte mein Zimmer. So, wie für jeden Gast des Hauses. Sie stellte das Fenster auf kipp, schlug zweimal aufs Kopfkissen und die Decke auf, um sich sodann, mal im Bademantel, mal bereits in ihrer düsteren Aufmachung für die kommende Nacht, auf das sozusagen frisch gemachte Bett fallenzulassen. Nicht weiter schlimm, fast gleichzeitig lag ich selbst wieder darin, und es fühlte sich stets so an, als ob wir uns fürs allmorgendliche Toben oder wenigstens für leichtes, gegenseitiges Necken mit einem Hauch einer Kissenschlacht bei mir treffen würden. Eine erste Vertrautheit machte sich breit zwischen einer vielleicht Siebzehnjährigen und einem humpelnden fast vierzigjährigen Mann. Was die Zimmerreinigung als solche anging, Elisabeth benötigte für alles kaum eine Minute, allerhöchstens. Das Machen der Gästezimmer war eindeutig nicht ihr Steckenpferd und so wie ich Elisabeth einschätzte, sagte sie sich bestimmt, lieber kurz und bündig, als es lang und langweilig zu erledigen.

    Gestern saß mir Elisabeth am Bettende nur im Nachthemd gegenüber. Vielleicht eine Spur zu provozierend saß sie da im Schneidersitz und so schob sich ihr leichtes Nachtgewand hoch über ihre Knie. Elisabeth war kein Kind und sie wusste, was sie tat. Sie legte es bewusst drauf an und nur einmal ertappte ich mich dabei, wie mein Blick für einen kurzen Augenblick in der Dunkelheit in ihrem Schoß verschwand. Ich dachte in diesem Moment keineswegs an Elisabeth, sondern nur an ihre Mutter. Was sie wohl dazu sagen würde. Auch Elisabeth dachte an ihre Mutter und sagte: „Wenn

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