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Die Adria entlang von Görz bis Bar: Geschichte und Geschichten von der Österreichischen Riviera
Die Adria entlang von Görz bis Bar: Geschichte und Geschichten von der Österreichischen Riviera
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Ebook454 pages4 hours

Die Adria entlang von Görz bis Bar: Geschichte und Geschichten von der Österreichischen Riviera

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About this ebook

Wer die zauberhafte Welt der östlichen Adria liebt, wer sich für die Geschichte der ehemals österreichisch-ungarischen Küstenregion von Görz bis Bar interessiert, wer sich die schönsten und historisch bedeutendsten Plätze in Erinnerung rufen will (der Text ist mit rund 160 Fotos illustriert), wird mit diesem Buch viel Freude erleben. Der Autor erzählt im lockeren Stil eines Reiseführers, was sich im Lauf der Jahrtausende, vor allem aber während der "österreichischen Epoche" hier ereignet hat, wie Abendland und Morgenland hier aufeinandergeprallt sind, was die Menschen dabei erlebt und erlitten haben und wovon sie heute noch erzählen.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateJan 30, 2018
ISBN9783742752734
Die Adria entlang von Görz bis Bar: Geschichte und Geschichten von der Österreichischen Riviera

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    Die Adria entlang von Görz bis Bar - Josef Mugler

    Vorwort

    Als Österreichische Riviera wurde einmal jener Küstenstreifen bezeichnet, der rund hundert Jahre, vom Wiener Kongress 1815, bzw. fünfzig Jahre – nach der Abtrennung Veneziens 1866 – bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum Kaiserreich Österreich bzw. zur österreichisch-ungarischen Monarchie gehörte. Manchmal wurde darunter auch nur ein kleinerer Abschnitt dieser Küste, und zwar die Region von Görz über Triest und Pula bis Opatija (Abbazia), verstanden und manchmal sogar nur die steile Ostküste Istriens von Opatija südwärts. Nun (2018) ist es hundert Jahre her, seit diese Küste, die Österreichische Riviera im weitesten Sinn, nicht mehr der österreichisch-ungarischen Monarchie zugehört. Heute ist sie auf fünf Staaten verteilt: Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro.

    Ich will über die Geschichte, die sich an dieser Küste zugetragen hat, erzählen. Unsere Reise beginnt in Görz und führt bis ins heutige Montenegro, wo in einem nördlichen Vorort der Stadt Bar ein kleines Flüsschen namens Željeznica seinerzeit die Südgrenze der Habsburgermonarchie markierte. An diesem Küstenabschnitt der Adria prallten über Jahrtausende Morgenland und Abendland aufeinander. Viele Völker waren daran beteiligt: Illyrer, Griechen, Römer, Byzantiner, Langobarden, Goten, Awaren, Franken, Ungarn, Venezianer, das Völkergemisch der Kreuzfahrer, Albaner, Türken und Nordafrikaner, Franzosen, Engländer, Russen, Deutsche und Österreicher und natürlich die über Jahrhunderte hier sesshaften Italiener, Slowenen, Kroaten, Serben und Montenegriner. Und damit sind gewiss noch nicht alle genannt.

    Nach dem Niedergang Venedigs fiel dessen dalmatinisches „Erbe an den Kaiser in Wien: zuerst von 1797 bis 1805 und dann nach einem knapp zehnjährigen napoleonischen „Intermezzo ab 1815 bis zum Ende der Habsburger Herrschaft 1918. Dieses „österreichische Jahrhundert kann sich trotz einiger Bemühungen nicht unbedingt als „glorreiches rühmen: Es gelang nur langsam, die bittere Armut außerhalb der vom Handel und Seefahrt begünstigten Küstenstädte zu lindern. Die Ausgangssituation war allerdings auch alles andere als einfach: 1797 gab es in Dalmatien keine einzige Schule oder sonstige öffentliche Unterrichtsanstalt, die Verkehrswege abseits der See beschränkten sich auf bloße Pfade und die Landwirtschaft war extrem unproduktiv (Clewing 2011, S. 435). Knapp hundert Jahre später, 1890, betrug der Anteil der des Lesens und Schreibens Kundigen in Dalmatien immer noch nicht mehr als rund 16% (Clewing 2011, S. 529) und nirgendwo sonst in der Monarchie war Ende des 19. Jahrhunderts der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten so hoch, nämlich über 90%, wie im ungarisch beherrschten Kroatien und Slawonien und im österreichisch beherrschten Dalmatien. Bis 1910 wanderten nahezu eine halbe Million Kroaten aus (Sirotković 1975, S. 489).

    Viel zu spät kamen wirtschaftspolitische Impulse aus Wien: 1907 wurde ein „Programm der staatlichen Maßnahmen zur wirtschaftlichen Hebung Dalmatiens" beschlossen, 1909 ein Syndikat und 1910 eine Gesellschaft für den Bau und Betrieb von Hotels und Seebädern in Dalmatien gegründet – diese immerhin unter höchster Patronanz, nämlich des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand.

    Was den österreichischen Machthabern vorrangig erschien und auch gelang, war: den Menschen ein wenig mehr Ordnung und Sicherheit durch Verwaltung, Militär und Polizei zu bringen. Natürlich regt sich dazu sofort auch Kritik: War dieses Mehr an Ordnung nicht gleichzeitig auch ein Mehr an Unterdrückung, ein Vorenthalten von Freiheit und Selbstbestimmung, von Idealen, die gerade im Verlauf des 19. Jahrhunderts die Menschen zunehmend bewegten, aber in der fernen Reichshaupt- und Residenzstadt Wien als Aufbegehren und Untreue verstanden wurden?

    Wohl gab es Bemühungen um Gleichberechtigung der Völker (über den Ausgleich von 1867 mit Ungarn hinaus) beispielsweise auf sprachlichem Gebiet (Artikel 19 des Staatsgrundgesetzes vom 21.12.1867). Doch prallte die Umsetzung oft an der starren Haltung der lokalen Mehrheitsbevölkerung ab, welche statt einer Mehrsprachigkeit jeweils ihre eigene Sprache, egal, ob sie nun die deutsche, italienische, slowenische oder kroatische war, in Verwaltung und Schulen durchzudrücken versuchte (Clewing 2011, S. 522). Und das 20. Jahrhundert hat erst recht Konflikte und Kriege entfacht, um deren Aufarbeitung noch heute und wahrscheinlich noch einige Zeit in die Zukunft hinein gerungen werden wird. Denn noch vor einem Vierteljahrhundert haben hier Menschen zu Waffen gegriffen, ihr Leben geopfert und sogar grausame Kriegsverbrechen begangen.

    Trotz gewissenhafter Recherchen mag sich angesichts der Fülle des Materials der eine oder andere Irrtum eingeschlichen haben, wofür ich um Nachsicht und um Hilfe bei der Aufklärung bitte. Die manchmal zusätzliche Verwendung italienischer und deutscher Ortsnamen ist natürlich nur dem historischen Kontext zuzuschreiben, denn Venedig hat als Beherrscherin der Adria über rund 800 Jahre die meisten dieser Namen geprägt, die dann in der „österreichischen" Zeit, vor allem wenn es keine deutschen Bezeichnungen gab, bequemerweise übernommen wurden.

    Eine große Herausforderung stellte für mich auch dar, das richtige Mittelmaß zwischen unterhaltsamer Lesbarkeit und historischer Detailgenauigkeit zu finden. Deshalb habe ich einerseits auf viele Fakten, die dem Wissenschaftler erwähnenswert erscheinen mögen, verzichten müssen, andererseits aber auch unbewiesene Geschichten und Gerüchte, die über Generationen tradiert wurden, eingestreut. Auch sie prägen schließlich das Empfinden, Befinden und Selbstverständnis einer Region.

    Was mich bewegt hat, diesen „historischen Reiseführer zu schreiben, war die Liebe und Begeisterung für eine wunderbare Region und deren von viel Leid geplagte Bewohner. Und noch etwas: Das Meer nimmt im Fühlen und Denken vieler Österreicherinnen und Österreicher nach wie vor einen besonderen Platz ein. Oft habe ich in Österreich schon sagen gehört: Bei uns ist es am schönsten – nur das Meer fehlt!" Und auf den Segelbooten vor der Küste kann man zeitweise beinahe ebenso viele österreichische wie andere Flaggen sehen.

    Ich habe (fast) alle Orte, die im Folgenden vorkommen, zusammen mit meiner Frau Elisabeth, einige auch zusammen mit unserem Sohn Andreas bereist. Wenn nicht eine andere Quelle angegeben ist, stammen die Fotos von einem von uns dreien. In Klammern ist das jeweilige Jahr der Aufnahme ersichtlich. Für eine befriedigende Wiedergabe wäre natürlich ein Lesegerät wünschenswert, das die Bilder in Farbe, unverzerrt und in guter Auflösung zeigen kann. Die Illustration dieses E-Books ist für mich ein erster Versuch. Falls dieser noch nicht perfekt gelungen sein sollte, kann ich nur um Nachsicht bitten und versprechen, dass ich an der Verbesserung arbeiten werde.

    Ich danke vor allem meiner lieben Frau für viele wertvolle Anregungen und Textkontrollen sowie ihren Zuspruch, dieses Werk auch zu vollenden und zur Veröffentlichung zu bringen.

    Josef Mugler

    Zeittafel

    100.000.000 v. Chr. Saurier hinterlassen ihre Spuren auf Brioni.

    50.000 v. Chr. Der Homo crapiniensis lebt in Nordkroatien.

    Ab ca. 1.500 v. Chr. Illyrer besiedeln die Balkanhalbinsel: die Veneter in Friaul, die Histrer und Japoden in Istrien und um die Kvarner Bucht, die Liburner von der Kvarner Bucht südwärts und die Delmaten (Dalmater) im Süden.

    Ab ca. 700 v. Chr. Griechen beginnen Kolonien auf den Inseln Hvar, Vis, Korčula und bis hinauf zur Halbinsel Istrien zu gründen.

    280 v. Chr. Die keltischen Galater ziehen über die Balkanhalbinsel.

    229 v. Chr. Die Römer beginnen die seeräuberischen Illyrer zu unterwerfen.

    181 v. Chr. Aquileia wird durch und für römische Veteranen gegründet.

    177 v. Chr. Im späteren Pietas Julia (Pula) wird eine römische Militärbasis gegründet.

    12 Nachdem Kaiser August sieben Legionen aufgeboten hat, verlieren die Illyrer endgültig ihre Selbstständigkeit.

    305 Kaiser Diokletian dankt ab und bezieht seinen Palast in der Nähe von Salona im heutigen Split.

    395 Bei der Teilung des römischen Reiches fällt die adriatische Ostküste zunächst an Westrom.

    452 Die Hunnen zerstören Aquileia.

    500 Slawen dringen von nun an auf der Balkanhalbinsel bis an die Küste vor.

    536 Istrien und Dalmatien geraten unter byzantinische Herrschaft.

    567 Die Slawen geraten unter die Herrschaft der ebenfalls von Osten her eindringenden Awaren.

    568 Die Langobarden zerstören Aquileia endgültig.

    606 In Grado wird neben dem aus Aquileia hierher verlegten römischen Patriarchat ein byzantinisches eingerichtet.

    639 Die Awaren zerstören Salona.

    788 Die Franken übernehmen die Herrschaft an der nordöstlichen Adriaküste. Karl der Große besiegt die Langobarden und drängt die Awaren zurück.

    805 Donatus, Bischof von Zadar, reist mit einer Delegation an den Hof Karls des Großen, bleibt jedoch dem byzantinischen Kaiser verbunden.

    812 Im Frieden von Aachen verzichtet Byzanz auf Istrien, behält aber die Herrschaft über Dalmatien.

    Um 845 Fürst Trpimir verdrängt die Franken und begründet einen ersten kroatischen Staat.

    Um 910 Tomislav wird (in der Überlieferung 925) erster kroatischer König und baut Nin als Hauptstadt aus.

    952 Ein Großteil Istriens fällt an das Herzogtum Bayern und wenig später an das Herzogtum Kärnten.

    1075 Der durch einen Legaten des Papstes Gregor VII. gekrönte König Zvonimir legt einen Lehenseid gegenüber dem Papst ab.

    1077 Das wiedererstarkte Patriarchat von Aquileia übernimmt die Herrschaft an der Nordostadria.

    1089 Mit dem Tod König Zvonimirs stirbt die Dynastie der kroatischen Könige aus.

    1102 Kroatien wird mit Ungarn vereinigt und der Arpade Koloman in Biograd zum König der Kroaten gekrönt. Die damit begründete Personalunion von ungarischem und kroatischem König dauert bis 1918.

    1117 Die Grafen von Görz dehnen ihre Herrschaft über ein Gebiet aus, das sich von Tirol bis ins heutige Kroatien erstreckt.

    1202 Die christlichen Kreuzfahrer des vierten Kreuzzugs erobern, plündern und zerstören im Auftrag Venedigs Zara (Zadar) und danach (1204) Konstantinopel.

    1205 Durch diese Schwächung seiner Schutzmacht Byzanz kann sich Ragusa/Dubrovnik der Unterwerfung durch Venedig nicht mehr erwehren.

    1225 An der Küste von Rijeka bis gegen Jablanac übernehmen die miteinander verwandten Geschlechter der Frankopanen und Zrinyi (Zrinski) die Herrschaft.

    1242 Die Mongolen dringen bis an die adriatische Küste vor.

    1333 Ragusa/Dubrovnik erwirbt die Halbinsel Pelješac vom serbischen Zaren.

    1353 Der bosnische König Tvrtko erobert die süddalmatinische Küste.

    1358 Im Frieden von Zadar muss Venedig einige der zuvor eroberten Küstenregionen an Ungarn zurückgeben, darunter auch Ragusa/Dubrovnik, das von nun an aber de facto autonom ist.

    1382 Triest unterwirft sich dem österreichischen Herzog Leopold III., um einer Unterwerfung durch Venedig zu entgehen.

    1389 Auf dem Kosovo Polje (Amselfeld) unterliegt am 28. Juni eine serbische Armee einer türkischen. Das osmanische Vordringen auf dem Balkan beginnt.

    1400 Ragusa/Dubrovnik erklärt sich zur selbstständigen Republik.

    1409 Ladislaus von Neapel, ungarischer König aus dem Haus Anjou, verkauft seinen Anteil an Dalmatien an Venedig.

    1420 Der Flottenkapitän Pietro Loredan bringt auf Anweisung des Dogen Tomaso Mocenigo die käuflich erworbenen Küstengebiete auch faktisch unter die Herrschaft Venedigs („Acquisto vecchio"). Gleichzeitig werden auch die Gebiete des Patriarchen von Aquileia und damit das heutige Friaul unterworfen.

    1465 Fiume (Rijeka) fällt an den habsburgischen Herzog von Österreich.

    1493 Die Türken vernichten ein kroatisches Heer in der Ebene von Krbava.

    1500 Die Habsburger erben die Besitzungen der Grafen von Görz.

    1526 In der Schlacht von Mohacs zwischen einem ungarischen und osmanischen Heer fällt der ungarische König Ludwig II. und der Habsburger Ferdinand I. erbt u.a. Ungarn und damit auch Kroatien.

    1537 Die Türken erobern die venezianische Festung Clissa (Klis) bei Split.

    1583 Die Venezianer gründen Palmanova als Festung vor allem gegen die Türken, aber auch für etwaige Zwistigkeiten mit den Habsburgern.

    1648 Die Venezianer erobern die Festung Clissa (Klis) von den Türken zurück.

    1667 Ein Erdbeben zerstört Dubrovnik.

    1671 Nach Niederschlagung eines Aufstandes ungarischer Magnaten werden die Oberhäupter der Frankopanen und Zrinski in Wiener Neustadt hingerichtet und ihre Besitzungen vom Wiener Hof beschlagnahmt.

    1699 Im Frieden von Karlowitz erhält Venedig Gebiete im Landesinnern von Dalmatien („Acquisto nuovo"). Bei der Halbinsel Klek und im Tal der Sutorina wird je eine türkische Pufferzone zwischen den Gebieten von Venedig und Ragusa eingerichtet.

    1718 Im Frieden von Passarowitz fallen weitere Gebiete im Raum Knin, Sinj, Imotski und der Makarska Riviera an Venedig („Acquisto nuovissimo").

    1719 Triest und Fiume (Rijeka) werden durch ein Dekret Kaiser Karls VI. Freihäfen.

    1779 Der von Kaiser Josef II. verfügte Ausbau der Straßenverbindung („Josephina) von Karlovac über Modruš nach Senj wird fertiggestellt. Wenige Jahre später wird auch die Straßenverbindung zwischen Gospić und Karlobag fertiggestellt, die von Kaiser Joseph II. nach seiner Mutter „Theresiana benannt wird.

    1797 Napoleon erobert Venedig und dringt bis Leoben vor. Im Frieden von Campo Formio muss Österreich Gebiete an Frankreich abtreten, erhält aber Venedig samt seinen ostadriatischen Provinzen zugesprochen.

    1805 Das 1804 neu gegründete Kaiserreich Österreich muss im Frieden von Pressburg Venedig und dessen Provinzen an das französisch beherrschte Italien abgeben. 1809 werden von Kärnten bis zur Bucht von Kotor die französisch beherrschten illyrischen Provinzen mit der Hauptstadt Ljubljana eingerichtet.

    1808 Napoleon hebt die Republik Ragusa auf.

    1815 Österreich werden auf dem Wiener Kongress mit Venedig auch dessen ostadriatische Provinzen sowie Ragusa zugesprochen. Österreich gründet in der Folge das Königreich Dalmatien sowie für seine Besitzungen in Friaul und Istrien das Königreich Illyrien, dem auch die Inseln des Kvarner angeschlossen werden.

    1829 Josef Ressel führt außerhalb des Hafens von Triest seine Erfindung, die Schiffsschraube, vor.

    1833 In Triest wird die Schifffahrtsgesellschaft „Österreichischer Lloyd" gegründet.

    1848 Der kroatische Ban Jelačić unterstützt das Kaiserhaus gegen die revolutionären Ungarn und Wiener.

    1849 Aus dem Königreich Illyrien wird das „Küstenland".

    1856 Auf Vorschlag des Oberbefehlshabers Erzherzog Ferdinand Maximilian wird Pola (Pula) anstelle des unsicher gewordenen Venedig Hauptkriegshafen der Marine.

    1857 Die Südbahn erreicht Triest.

    1866 Am 20. Juli besiegt die österreichische Flotte unter Vizeadmiral Wilhelm von Tegetthoff die überlegene italienische bei Lissa (Vis). Doch infolge der am 3. Juli bei Königgrätz erlittenen Niederlage gegen Preußen muss Österreich Venezien an Italien abtreten.

    1867 Im österreichisch-ungarischen „Ausgleich" werden das Königreich Kroatien und Slawonien Ungarn (Transleithanien), das Küstenland und das Königreich Dalmatien Österreich (Cisleithanien) zugeordnet.

    1868 Der ungarisch-kroatische „Ausgleich" schafft für Kroatien und Slawonien mehr Autonomie.

    1869 Der Reichsrat in Wien beschließt das Projekt der Trockenlegung der Sümpfe im Mündungsgebiet der Neretva.

    1870 Die kroatische Nationalpartei gewinnt erstmals die Mehrheit im dalmatinischen Parlament.

    1871 Die militärische Verwaltung der Grenzregionen (Militär-Kroatien) gegenüber der Türkei wird durch eine zivile ersetzt.

    1877 Die erste Eisenbahnlinie in Dalmatien, welche die Städte Split, Šibenik und Knin verbindet, wird eröffnet, hat aber keinen Anschluss an das europäische Netz.

    1878 Auf dem Berliner Kongress erhält Österreich-Ungarn das Mandat zur Besetzung Bosniens und der Herzegowina. Damit soll einer von Russland unterstützten südslawischen Machtbildung unter serbischer Führung zuvorgekommen werden. Die Besetzung trifft auf heftigen muslimisch-bosniakischen und serbischen Widerstand. Die Südgrenze des zur österreichischen Reichshälfte zählenden Dalmatien zu Türkisch-Albanien wird um einige Kilometer bis an das Flüsschen Željeznica im heutigen Stadtgebiet von Bar verschoben.

    1882 In Split geht die kroatische Nationalpartei erstmals als Wahlsieger hervor.

    1891 Österreich-Ungarn schließt mit Italien ein Handels- und Schifffahrtsabkommen, dessen Weinklausel sich für Dalmatien als besonders nachteilig erweist. Die Eisenbahnverbindung (Schmalspur) von Sarajevo nach Metković (Narentabahn) wird fertiggestellt. (Die Bahn wird erst 1941 bis Ploće verlängert und in den 1960er Jahren neu trassiert und auf Normalspur umgestellt.)

    1901 Eine Abzweigung von der Narentabahn nach Dubrovnik (Gruž) und in die Bucht von Kotor (Zelenika) wird eröffnet.

    1907 Russland verstärkt nach der Niederlage gegen Japan seine panslawistische Außenpolitik auf dem Balkan.

    1908 Am 6. Oktober verkündet Österreich auf Betreiben des Außenministers Aehrenthal die Annexion des seit 1878 verwalteten Bosnien und der Herzegowina. Serbien mobilisiert seine Armee, Russland trifft Kriegsvorbereitungen, aber Frankreich verweigert seine Unterstützung.

    1909 Italien schließt trotz Dreibundpartnerschaft mit Deutschland und Österreich-Ungarn mit Russland einen Balkanpakt.

    1910 Montenegro wird Königreich.

    1911 Unter russischem Protektorat schließen Serbien, Bulgarien, Montenegro und Griechenland ein Bündnis zwecks Eindämmung der Expansion Österreich-Ungarns auf dem Balkan und Aufteilung der europäischen Restgebiete des osmanischen Reiches. In Serbien wird die „Crna Ruka (Schwarze Hand) gegründet, welche zur Vorbereitung einer Revolution in Mazedonien, Albanien, Bosnien-Herzegowina und Kroatien das Ziel eines slawisch dominierten Balkan unter Führung Serbiens durch Terrorakte unterstützen soll. In Bosnien agiert die Schwarze Hand in der Studentenverbindung „Mlada Bosna (Jung-Bosnier).

    1912 Montenegro beginnt Kriegshandlungen gegen die Türkei. Eine Botschafterkonferenz in London führt zu einem (vorübergehenden) Ausgleich der Interessen auf dem Balkan. Doch Serbien und Montenegro nehmen entgegen den Londoner Beschlüssen die Kampfhandlungen gegen Albanien und Mazedonien wieder auf. Montenegro zieht sich nach einem Ultimatum Österreich-Ungarns aus albanischen Gebieten wieder zurück.

    1913 Serbien und Griechenland eröffnen wegen Gebietsstreitigkeiten einen Krieg gegen Bulgarien. In den Friedensschlüssen von Bukarest und Konstantinopel erhält Serbien Gebiete in Mazedonien.

    1914 Am 28. Juni erschießt in Sarajevo Gavrilo Princip als einer von sechs Attentätern am Jahrestag der Niederlage Serbiens gegen die Türken auf dem Amselfeld (1389) den Thronfolger und Förderer der Kroaten Erzherzog Franz Ferdinand. Nach Konsultationen in Berlin beschließt der Ministerrat Österreich-Ungarns am 7. Juli den Krieg gegen Serbien, wobei ein gleichzeitiger Krieg gegen Russland als unvermeidlich erkannt und in Kauf genommen wird. Am 23. Juli wird Serbien ein Ultimatum überreicht. Am 25. Juli trifft in Serbien die Unterstützungserklärung Russlands ein und Serbien lehnt daraufhin das Ultimatum ab. Österreich-Ungarn erklärt am 28. Juli Serbien den Krieg.

    1915 Im Londoner Vertrag versprechen die Entente-Staaten Italien Gebietsgewinne, worauf Italien am 23. Mai Österreich-Ungarn den Krieg erklärt und den Vormarsch gegen Görz und Triest beginnt.

    1916 In der sechsten der insgesamt zwölf Isonzo-Schlachten wird im Sommer Görz von den Italienern eingenommen.

    1917 In der zwölften und letzten Isonzo-Schlacht werden Görz und das Friaul mit deutscher Unterstützung zurückerobert.

    1918 Bei Vittorio Veneto gewinnen die italienischen Truppen die letzte Schlacht des Krieges. Der Zagreber Nationalrat verkündet am 29. Oktober die Gründung des Staates der Serben, Kroaten und Slowenen („SHS-Staat").

    1920 Im Vertrag von Rapallo werden das östliche Friaul, Istrien samt den Inseln Cherso (Cres) und Lussin (Lošinj), ferner die Stadt Zara (Zadar) und die dalmatinischen Inseln Lagosta (Lastovo) und Pelagosa (Palagruža) Italien zugesprochen. Fiume (Rijeka) wird zunächst Freistaat, 1924 dann zwischen Italien und dem SHS-Staat geteilt.

    1925 Die erste allerdings wegen unterschiedlicher Spurweiten nicht effiziente Bahnverbindung von Split nach Zagreb und damit der Anschluss an das europäische Eisenbahnnetz werden fertiggestellt.

    1929 Aus dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen wird das von König Alexander I. autoritär regierte Königreich Jugoslawien.

    1941 Deutschland marschiert in Jugoslawien ein und protegiert einen „unabhängigen" Staat Kroatien, während Italien die meisten jugoslawischen adriatischen Inseln besetzt.

    1943 Nach dem Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten am 8. September versuchen deutsche Truppen in die zuvor von Italien besetzten Gebiete Jugoslawiens vorzudringen, treffen hier aber auf starken Widerstand der von den Alliierten, insbesondere den Engländern unterstützten Partisanen und Truppen des Marschall Josip Broz Tito.

    1945 Die Adria-Ostküste wird samt Inseln von Istrien bis an die albanische Grenze südlich von Ulcinj Teil der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien. Triest und sein Umland werden unter internationale Verwaltung gestellt.

    1954 Das Umland von Triest wird auf Italien und Jugoslawien aufgeteilt, die formale Beilegung des Konflikts erfolgt erst im Vertrag von Osimo 1975.

    1960 Der Bau der adriatischen Küstenstraße (Jadranska Magistrala) beginnt.

    1981 In Međugorje (Herzegowina) berichten Kinder von Marienerscheinungen, die bisher jedoch von der katholischen Kirche nicht als übernatürliches Phänomen anerkannt wurden. Trotzdem entsteht ein bedeutender Wallfahrtsort.

    1991 Slowenien und Kroatien erklären sich für unabhängig und werden sukzessive völkerrechtlich anerkannt. Keine Anerkennung findet die sich ebenfalls für selbstständig erklärende Republika Srbska Krajina. Serbisch-montenegrinische Truppen dringen bis in Küstennähe vor und bombardieren Küstenstädte und Küstenregionen. Zadar und Dubrovnik werden schwer beschädigt.

    1992 In Bosnien und Herzegowina bricht der Krieg zwischen den muslimischen Bosniaken, den überwiegend katholischen Kroaten und überwiegend orthodoxen Serben aus.

    1993 Die Rückeroberung serbisch besetzter Gebiete durch die neu formierte kroatische Armee beginnt.

    1995 Durch das Abkommen von Dayton werden die Kampfhandlungen beendet.

    2004 Slowenien wird EU-Mitglied.

    2013 Kroatien wird EU-Mitglied.

    Das österreichische Küstenland

    Österreich war vor dem Wiener Kongress alles andere als eine Seenation. Allenfalls die spanische Linie der Habsburger, als Kaiser Karl V. im 16. Jahrhundert über ein Reich herrschte, in dem die Sonne nicht unterging, konnte als ozeanverbunden gelten. Den österreichischen Erzherzögen in Wien, die seit Ferdinand I., einem Bruder Karls V., von 1558 bis 1806 meist auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation waren, lag nicht viel an Küstenländern oder gar Kolonien. Nur Triest und ein kleiner Küstenstrich in der Nähe, südlich von Görz, lagen am Meer. Viel attraktiver als eine lange, schwer beherrschbare Küste erschien dagegen das Flair einer „Riviera mit Glanz und Gloria: Daher wurde im engeren Sinn oft nur die Ostküste Istriens als „Österreichische Riviera und die Stadt Görz als das „Österreichische Nizza" bezeichnet, was man sich nach den Zerstörungen in den beiden Weltkriegen heute nur mühsam vorstellen kann.

    Fiume, das heutige Rijeka, und ein relativ kurzer kroatischer Küstenstrich südlich davon gehörten zwar unter der ungarischen Krone ebenfalls den Habsburgern, blieben aber bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts eher unbedeutend. Auch der Rest der dalmatinischen Küste war für die dort herrschenden Venezianer vorwiegend nur als Lieferant von Baumaterial (Holz und Stein) und für Stützpunkte zur Sicherung ihres Handelswegs durch die Adria in den Nahen Osten interessant. Lediglich die Republik Ragusa, das heutige Dubrovnik, bildete an dieser Küste ein Gegengewicht zu Venedig und konnte sich durch geschickte Diplomatie und hohe Tributzahlungen auch gegen das osmanische Reich behaupten.

    Triest war von den Habsburgern als Hafen willkommen aufgenommen, aber nie gezielt erobert oder erheiratet worden, wie es in der Familie Habsburg die Regel war, sondern es hatte sich selbst unter deren Schutzschirm geflüchtet, um der Unterwerfung durch Venedig zu entgehen. Denn die Venezianer waren über rund acht Jahrhunderte die wahren  Beherrscher der Adria. Sie betrieben und nutzten die Schwächung ihrer Vorläuferin Byzanz – man erinnere sich an die verheerende Plünderung Zadars (1202) und Konstantinopels (1204) während des Vierten Kreuzzugs – und setzten sich gegen die „lokalen" Rivalen, nämlich die Patriarchen von Aquileia (1291), die ungarisch-kroatischen Könige (1409) sowie die letzten autonom verbliebenen Küstenstädte durch (1420).

    Dass fast gleichzeitig mit der Schlacht auf dem Amselfeld 1389 ein neuer Rivale zuerst auf dem Landweg nach Mitteleuropa und in der Folge auch in die Adria vordrang, ahnte man damals wohl noch nicht. Noch hielt Konstantinopel – bis 1453 – dem osmanischen Druck stand. Immerhin gelang es aber Ragusa/Dubrovnik schon im späten 14. Jahrhundert, sich von der venezianischen Oberhoheit zu befreien und mit Hilfe von Schutzzahlungen an die osmanischen Herrscher fortan von Venedig unbehelligt zu bleiben. Zusammen mit der „Verstopfung" der venezianischen Handelswege in den Orient erwiesen sich schließlich die Eroberungen der westeuropäischen Mächte in Amerika und Afrika für Venedig als letal.

    Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war von Venedigs Macht samt seinem Reichtum nicht mehr viel übrig und es fiel Napoleon leicht, die heruntergekommene Stadt auf seinem ersten Italienfeldzug 1797 zu besetzen. Mit diesem Feldzug erwarb sich Napoleon neben der für den Unterhalt der Soldaten wichtigen Kriegsbeute auch den Ruf, zahlenmäßig überlegene Heere besiegen zu können. Es gelang ihm in mehreren Schlachten, die vereinigten Heere von Piemont-Sardinien und Österreich zu schlagen und sogar bis Leoben vorzudringen. Kaiser Franz sah sich zu einem Friedensschluss genötigt und unterzeichnete in der Villa Manin auf dem Campo Formio einen Friedensvertrag, in dem er einige Länder an Frankreich abtreten musste. Dafür überließ ihm Napoleon das ausgelaugte Venedig samt seinen verarmten Provinzen an der adriatischen Ostküste. Das alles holte sich jedoch Napoleon im nächsten Krieg gegen Österreich 1805 wieder zurück. Erst nach der endgültigen Niederlage Napoleons wurden auf dem Wiener Kongress 1815 Venedig und die Lombardei dem österreichischen Kaiser überlassen.

    Dieser Zuwachs an Küste machte aus dem europäischen Binnenstaatengebilde Österreich aber nicht schlagartig eine Seemacht. Wesentliche Teile der venezianischen Flotte verkamen erst einmal, vermoderten oder wurden gezielt abgewrackt. Nur langsam setzte sich die Auffassung durch, dass der Seeweg durch die Adria dem Binnenland Österreich neue Handelswege eröffnete, ferner dass diese auch gegen Seeräuber geschützt werden mussten und die neuen Besitzungen vielleicht auch einmal gegen das sich vereinigende und Ansprüche auch auf die Ostküste der Adria stellende Italien zu verteidigen sein würden. Die slawische Bevölkerung und deren Wohlergehen spielten in diesen Überlegungen eine eher untergeordnete Rolle.

    Als markante Ereignisse dieser zaghaften Zuwendung zur Adriaküste können genannt werden: 1833 wurde auf Betreiben des Triestiner Kaufmanns Freiherr von Bruck nach Londoner Vorbild der Österreichische Lloyd gegründet. Nachdem sich ein Großteil der italienisch dominierten Flotte im Revolutionsjahr 1848 gegen die Habsburger gestellt hatte, holte man für den Wiederaufbau der Marine einen Experten aus Dänemark, Admiral Dahlerup, der 1854 von dem politisch durchschlagskräftigen jüngeren Bruder des Kaisers Erzherzog Ferdinand Maximilian, dem späteren unglücklichen Kaiser von Mexiko, abgelöst wurde.

    Am 3. Juli 1866 besiegte Preußen im Entscheidungskampf um die Vorherrschaft in Deutschland die österreichische Nordarmee bei Königgrätz in Böhmen, während die gleichzeitig vom kurz zuvor (1861) neu gegründeten Königreich Italien angegriffene Südarmee standhielt. Vor allem der unerwartete Sieg der immer noch rückständigen Kriegsmarine unter ihrem Befehlshaber Wilhelm von Tegetthoff über die überlegene italienische Flotte bei Lissa, dem heutigen Vis, am 20. Juli 1866 bewirkte, dass einige vorwiegend italienisch besiedelte Landesteile noch für rund ein halbes Jahrhundert, bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, dem österreichischen Kaiser erhalten blieben. Allerdings nicht Venezien: Denn trotz der Siege zu Lande und auf See musste Österreich auf Druck Preußens nach der Lombardei (1859) sowie Modena und der Toskana (1860) nun auch Venezien an Italien abtreten.

    „Küstenland" ist eigentlich ein Kunstwort, das 1849 von der österreichischen Verwaltung eingeführt wurde, und zwar für Gebiete, die entweder bereits seit Jahrhunderten (z.B. Triest seit 1382, Görz seit 1500) habsburgisch waren oder es nach dem Ende der Republik Venedig 1797 erstmals wurden. Das trifft beispielsweise auf die Inseln Veglia (Krk), Cherso (Cres) und Lussin (Lošinj) zu, die vorher zum venezianischen Dalmatien gehörten.

    Diese Gebiete wurden nach dem napoleonischen „Zwischenspiel durch die Ergebnisse des Wiener Kongresses von 1815 bis 1849 Teil des neu geschaffenen Königreichs Illyrien und danach bis 1861 als „Küstenland ein eigenes Kronland des Kaiserreiches Österreich. 1861 wurde die Bezeichnung „Österreichisch-illirisches Küstenland" eingeführt, die sich aber praktisch nicht durchsetzte. Nach dem Ausgleich mit Ungarn war das Küstenland von 1868 bis 1918 Kronland der österreichischen Reichshälfte der österreichisch-ungarischen Monarchie (Cisleithanien). Die Grenze zur ungarischen Reichshälfte verlief östlich von Opatija (Abbazia) zwischen Volosko (Voloska) und Rijeka (Fiume).

    Das Küstenland gliederte sich in folgende drei Gebiete:

    die gefürstete

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