Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Saisonvorbereitung mit Seitensprung
Saisonvorbereitung mit Seitensprung
Saisonvorbereitung mit Seitensprung
Ebook391 pages6 hours

Saisonvorbereitung mit Seitensprung

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

David sah in Richtung der Damen auf dem Tennisplatz. `Die können so ziemlich alles, nur nicht Tennis spielen´, dachte er ein wenig verwundert.
Fünf Männer zwischen 30 und 60 fahren zur Saisonvorbereitung nach Laboe an die Ostsee. Sie sind mit ihrer Mannschaft zweimal in Folge abgestiegen. Daher können sie das Extra-Training gebrauchen. Was sie nicht wissen: Sabrina, die Chefin des Sporthotels, vermietet nicht nur Tennisplätze und die Damenmannschaft aus Wuppertal ist tatsächlich nicht angereist, um Bälle zu schlagen.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateJun 13, 2016
ISBN9783738073133
Saisonvorbereitung mit Seitensprung

Related to Saisonvorbereitung mit Seitensprung

Related ebooks

General Fiction For You

View More

Related articles

Reviews for Saisonvorbereitung mit Seitensprung

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Saisonvorbereitung mit Seitensprung - Uwe Berlin

    Jan-Derek

    Wo war diese verdammt Mail? Jan-Derek scrollte und scrollte. Er war bereits bei Dezember angelangt. Im Dezember hatte aber überhaupt noch niemand vorgehabt, nach Laboe zu fahren. Theodor hatte die erste Rundmail - lass es Februar gewesen sein… Aber wo war die Mail mit der Abfahrtszeit? „Papa, wo ist mein Tesafilm?, Merle, seine siebenjährige Tochter schrie aus ihrem Zimmer. Jan-Derek scrollte weiter ohne zu antworten. Totstellen war Schritt 1, wenn es darum ging, sich die Kinder vom Hals zu halten. Wo war er stehen geblieben? Also: Die Mail musste Anfang März rumgeschickt worden sein. Aber da war nichts. Merle schrie noch einmal. Kurze Zeit später stand sie neben ihm. „Papa! Jan-Derek wandte sich ihr zu. Diese erfrischend blauen Augen! Das blonde Haar der Mutter! Zum Glück nicht sein schwarzes. „Frag deine Mutter, lautete seine Antwort. Schritt 2: Von sich ablenken. „Mama wäscht sich die Haare. „Und ich suche eine Mai!, fauchte er zurück. Schritt 3: Aggressives Wegbeißen. „Ich brauche aber Tesafilm. Ich hänge meine Poster um. „Ich brauche die Mail, weil ich weg von hier will. Schritt 4: Sarkasmus, wahlweise auch Ironie. „Wohin fährst du denn? Kommen wir mit? Hilfesuchend schwenkte Jan-Derek seinen Blick über den Schreibtisch. Da: der rot-blaue Tesafilm-Halter mitsamt Tesafilm-Rolle. 5. und letzter Schritt wie ein Vater Kontrolle über seine Tochter bekommt: Wunscherfüllung. Jan-Derek drückte Merle wortlos den Tesafilm-Halter in die Hand. „Danke, sagte sie wohlerzogen und zog damit ab. „Pass gut darauf auf!, konnte er sich nicht verkneifen zu sagen. Die Mail hatte er immer noch nicht gefunden. „Scheiße!, entfuhr es ihm. Da blieb nur eins: Er musste Linda fragen. Sollte die auch nicht wissen, wann genau er vor dem Clubhaus zu stehen hatte, musste er Theodor anrufen. `Nein, das werde ich mit Sicherheit nicht machen.´ Theodor der alte Bibliothekar. Eine bessere Vorlage sich über seine angebliche Unorganisiertheit vor versammelter Mannschaft lustig zu machen, konnte er ihm nicht bieten. Etwas großspurig durften sie ihn seinetwegen nennen, vielleicht sagte man ihm auch eine gewisse Eitelkeit oder einen Hang zum Quasseln nach. So redeten sie nun mal über einen, wenn man nicht dabei war. Nur über die Unwichtigen wurde nicht geredet. `Aber unorganisiert bin ich nicht. Zumindest lass ich mir das nicht von einem fahrradfahrenden Zettelkasten sagen.´ Genauso wenig würde er David, ihre Nummer 1, anrufen. Es reichte schon, mit dem Miesepeter ein langes Wochenende verbringen zu müssen. Bliebe noch der Neue. `Wie heißt der noch mal? Kommt also auch nicht in Frage. Hab noch nicht mal ´ne Nummer.´ Ohne Namen ließ sich keine Telefonnummer finden. Der Vornamen würde ihm vielleicht noch einfallen. `Ja stimmt: Dierk. Komische Type. Dierk so-und-so.´ Dierk war einer von den Spätanfängern. Hatte gerade erst anfangen mit Tennis. `Mitte 30 ist der doch auch schon.´ Er hatte eine ganz ordentliche Vorhand. Aber beim letzten Training war Jan-Derek aufgefallen, dass der Neue schielte. Er hatte immer wieder versucht ihm direkt in die Augen zu sehen. Nichts zu machen! `Schielen und Tennis passt irgendwie gar nicht´, urteilte Jan-Derek und fuhr den Computer herunter. Noch dazu war Dierk korpulent, um nicht zu sagen fett. `Architekt, glaube ich. Immerhin.´ Die Telefonnummer ließ sich sicher in irgendeiner Trainingsmail von Karsten finden. Aber vom Mails-Durchforsten hatte Jan-Derek erst mal genug. Bliebe noch Karsten, der Trainer. Klar, Karsten konnte er anrufen. Er konnte es aber auch sein lassen. Am Ende wusste Linda sowieso, wann es losging. Immerhin hatte er schon die Tasche ohne ihre Hilfe gepackt. Jan-Derek klopfte an der Badezimmertür. Von drinnen hörte er den gleichmäßigen Strahl der Brause. Er drückte die Klinke hinunter. Abgeschlossen. `Seit wann schließt sie die Badezimmertür ab?´ Gut, sie hatten sich noch nie nebeneinander die Zähne geputzt, wie andere es vielleicht taten. `Ganz fürchterlich so etwas!´, Jan-Derek schüttelte sich. Ab und zu hatten sie mal zusammen in der Badewanne…nein, dort hatten sie es nie wirklich getan, dafür waren sie beide zu groß. Das war mit der Kleinen im Hotel. `Aber auch lange her´, Jan-Derek versuchte den Gedanken daran zu vertreiben. Er hatte sich mal neben Linda unter die Dusche gestellt und sie hatten sich gegenseitig eingerieben. Das war kurz nach Fertigstellung des neuen Badezimmers. Er wiegte den Kopf hin und her. `Lass es sechs, sieben Jahre her sein. Ich krieg schon nicht mal mehr die Werbemails vom Bäderland´ Mit Sicherheit war er schon öfters zu ihr ins Badezimmer gekommen, um irgendetwas zu fragen oder mitzuteilen und nie hatte Linda abgeschlossen. `Nun gut, jetzt hat sie abgeschlossen.´ Sollte er klopfen? Merle steckte ihren Kopf aus dem Kinderzimmer. „Was machst du denn da? `Neugierig wie ihre Mutter´, dachte Jan-Derek. „Wonach sieht es denn aus?, konterte er. „Willst du meine Poster sehen?, fragte Merle erfreut. „Später, antwortete er. Aber ehrlich gesagt: Nein, wollte er nicht. Die Brause rauschte immer noch. Nun klopfte er. „Seit wann…, er wollte Merle fragen, seit wann Mama die Badezimmertür abschließt, aber sie war schon wieder in ihrem Zimmer verschwunden. „Ja?, hörte er dafür Lindas unwillige Stimme. Sollte er sie fragen, warum sie die Tür abschließt oder sollte er gleich zur Sache kommen? „Morgen fahre ich doch zur Saisonvorbereitung nach Laboe!, rief Jan-Derek durch die Tür hindurch. Keine Antwort. „Mit der Mannschaft… „Mir wird kalt!, rief Linda zurück. „Wir treffen uns am Clubhaus. Ich fahre und nehme die Anderen mit. Das habe ich dir doch erzählt? Gestern… Er hörte das Aufschnappen des Schlosses. Die Badezimmertür wurde einen Spalt weit geöffnet. „Jan, ich weiß, dass du morgen wegfährst. Deswegen habe ich ja Mama zu uns eingeladen. Jan-Derek spielte den Verständnislosen. „Wieso, was hat das denn damit zu tun? Linda rollte mit den Augen. „Was willst du? Ich wasche Haare und es wird kalt ohne Wasser auf dem Kopf. Jan-Derek warf einen schnellen Seitenblick zur Kinderzimmertür. Nichts regte sich. „Seit wann schließt du eigentlich die Badezimmertür hinter dir ab? Linda lachte auf. Es kam ihm vor, als wollte sie Zeit gewinnen. „Bitte, ich kann die Tür auch weit auf lassen, wenn es dir besser gefällt. Sie stieß die Tür auf und eilt in Richtung Dusche. „Jetzt wird es aber wirklich kalt, rief sie von der Dusche aus. Jan-Derek schielte unschlüssig durch den Türrahmen in das vernebelte Innere. Sollte er ihr folgen? Merles Zimmer stand noch offen. Kein wirklich günstiger Zeitpunkt. Vermutlich würde Linda ihm das auch erklären. Jan-Derek legte die Hand auf den Türknauf. Die Brause sprang wieder an und Linda stellte sich wieder unter den harten Wasserstrahl. Er bemerkte wie die Wassertropfen von ihrem Busen abprallten und gegen die schwarze Marmorwand der Duschzeile prasselten. Natürlich standen ihre Brüste nicht mehr so wie vor zehn Jahren. `Dein Sack hat auch schon fast die Länge deines Schwanzes erreicht´, dachte Jan-Derek und ließ den Türknauf wieder los. Bloß keine Wehmut aufkommen lassen. Linda war auch mit Anfang 40 noch eine attraktive Frau. Es war auch nicht nur der Busen, der sich verändert hatte. Ihr Gesicht hatte einen neuen ernsthafteren Ausdruck bekommen, dabei lachte sie noch immer so viel wie früher. Das zeigten die Falten um die Augen. Dazu kamen dann die um den Mund und am Hals. Sie waren im Begriff gemeinsam zu altern. Ein paar Jahre blieben ihnen noch in denen es nicht allzu weh tat. Jan-Derek trat einen Schritt ins Badezimmer. Linda drückte auf die Shampooflasche, die an der Wand angebracht war und schmierte sich rosa Flüssigkeit in die Haare. Er zog seinen Fuß wieder aus dem Badezimmer heraus. „Was wolltest du denn jetzt eigentlich?, rief Linda hinter ihm her, als er die Tür hinter sich zuzog.

    David

    Für Anfang April war die Luft immer noch frisch. In einigen schattigen Ecken lag sogar noch Schnee, nicht in der Stadt, aber draußen an den Landstraßen. Seitdem David kaum noch die Vorlesungen besuchte, fuhr er nur noch selten nach Hamburg. Er hielt sich eher im Haus seiner Eltern in Hamberge auf, einem Dorf vor den Toren Lübecks. Mit Anfang 30 noch den Kühlschrank seiner Erzeuger zu leeren war kein Umstand, auf den er besonders stolz war. Aber er sah es auch nicht ein, den Platz, den der geräumige Resthof ihm bot, mit der 27 qm Wohnung in Hamburg-Barmbek einzutauschen. Er stand sogar kurz davor die Wohnung in Hamburg zu kündigen. Gerade kam er wieder von einem dieser unsäglichen Seminare an der Uni. `Wirtschaftsrecht ist einfach nicht mein Thema´, dachte er ohne zu wissen, was ihn am BWL-Studium überhaupt interessierte. Das große Ganze, hatte er begreifen wollen. Die Wirtschaft an sich. Aber die einzelnen Puzzelteile wollten sich nicht in seinem Kopf zusammenfügen. David kniff die Augen zusammen. Hatte er das Pizzageschirr weggeräumt? Es würde nächste Woche wieder mächtig stinken, wenn er die Wohnungstür aufmachte. `Zum Glück gibt es jetzt noch keine Fruchtfliegen. Zu kalt. Ich hätte in der Mensa essen sollen!´ Aber ebenso wie Wirtschaftsrecht und Uniseminare hasste er es, allein in der Mensa zwischen hunderten gut gelaunter Massenstudenten zu sitzen. `Am besten war heute noch die Schnalle, die ihre Sonnenbrille in der Vorlesung nicht abgenommen hat.´ David lachte bitter. Was bildeten sich diese Leute ein? Er begann laut vor sich hinzusprechen: „Ich kündige die Wohnung. Da stinkt es. Dann such ich mir einen anderen Studiengang. Es tat gut, das einmal laut auszusprechen. `Nun also doch Sport auf Lehramt.´ Sofort verschlechterte sich seine Laune wieder. Angewidert verzog er das Gesicht. `Das steht also noch nicht fest. Darüber muss ich noch nachdenken. Fürs Wochenende bleibe ich sowieso noch Wirtschaftsstudent an der Uni Hamburg.´ Wieder Schnee. Dahinten lag noch ein halbes Feld unter der weißen Decke. Das Tennishotel in Laboe warb damit, den Mannschaften ab dem 1. April mindestens zwei Sandplätze zur Saisonvorbereitung zur Verfügung zu stellen. David fragte sich, wie sie das hinbekommen wollten. `Die müssen ja schon im Februar begonnen haben, die Plätze fertig zu machen.´ Sand aufschütten, Plätze walzen. Der Sand musste sich setzen. `Ob sie den Schnee einfach wegschaufeln? Vor vier Wochen lag definitiv noch Schnee. Fußbodenheizung für Sandplätze gibt es doch hoffentlich noch nicht. Vielleicht haben sie irgendeinen Spezialbelag. Oder Theodor hat einfach Scheiße erzählt. Wahrscheinlich müssen wir doch in die Halle gehen. Tolle Saisonvorbereitung, wenn wir gar nicht auf Sand spielen.´ Die Reise war auf Theodors Mist gewachsen. `Schon erstaunlich, dass der Langweiler mal was vorantreibt.´ Geradezu euphorisch hatte Theodor verkündet: „Saisonvorbereitung! Nur wir Männer! Ohne Frauen! Endlich mal wieder den Aufstieg ins Visier nehmen. Vor fünf Jahren waren sie schon mal auf große Fahrt gegangen. Damals war Karsten die treibende Kraft gewesen. `Ein Wunder, dass unsere braven Familienväter sich wieder dazu aufraffen. Oder gerade weil sie sich was davon versprechen.´ David verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. Rein mannschaftsmäßig war das Wochenende damals ziemlich in die Hose gegangen. Verharmlosend ausgedrückt. D-J, Karsten und Theodor hatten danach ein halbes Jahr kein Wort mehr miteinander geredet. Ulrich war sofort aus dem Verein ausgetreten und ihre Herren 30 waren zwei Jahre in Folge abgestiegen. `Jetzt dümpeln wir in der 1. Bezirksklasse rum´, ärgerte sich David. Diese Saison sollten sie wieder aufsteigen, so viel stand fest. Übernächstes Jahr dann Verbandsliga. Eigentlich gehörte er in die Landesliga. So gesehen konnte eine Saisonvorbereitung nicht schaden: eine Trainingseinheit mehr für die Anderen. Wo er gerade dabei war, konnte er ja gleich noch eine Wahrheit aussprechen: „Natürlich hätte ich mir in Hamburg einen Verein suchen müssen. Ich hätte zum Club an der Alster gehen sollen und Regionalliga spielen. Andererseits wusste David um die Gründe, warum er das nicht getan hatte: `Hab leider Lacoste-Allergie. Nun also Trainingslager mit den Tennislegasthenikern aus Lübeck. `Vielleicht bedeutet eine weitere Reise sogar den Abstieg in die 2. Bezirksklasse.´ Ihm fiel beim besten Willen nicht ein, wessen Ausscheiden die Mannschaft grundsätzlich weiter schwächen könnte- bis auf sein Eigenes. `Wenn Karsten als Trainer geht. Das wäre schlecht. Wenn Karsten geht, gehe ich nach Hamburg´, beschloss David. Dabei wusste er, dass die Trainer in Hamburg schon jetzt zehnmal besser waren als Karsten. `Na ja, hab eh gerade beschlossen meine Wohnung in Hamburg zu kündigen.´ Er könnte natürlich zum Tennis nach Hamburg pendeln anstatt nach Lübeck. Hätte er schon längst machen sollen. 28 Jahre beim TC Lübeck waren schon zu viel. Davids Audi R6 Baujahr ´98 rollte auf die Hofeinfahrt seiner Eltern. „Mist! Er schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad. Der Passat seines Vaters stand nicht dort, wo er stehen sollte. Noch im Wagen kramte er sein Handy aus der Jackentasche. Er brauchte mindestens 100 Euro für das Wochenende. Nach dem fünften Klingeln sprang die Mailbox an. „Klasse… David stieg aus und sog die frische Landluft in sich ein. Irgendwo weiter weg düngte ein Bauer sein Feld. David tippte erneut auf das Handy, ließ es ein paar Mal klingeln und legte genervt wieder auf. Er sah zum Haus hin. Der weiße Glanz unter dem alten, erneuerungsbedürftigen Reetdach heiterte ihn ein wenig auf. Erst letztes Jahr hatte er allein die Fassade gestrichen. Auch der Schuppen, neben dem sein Auto parkte, brauchte einen neuen Anstrich. `Mach ich im Sommer. Besser noch: Wir reißen das schiefe Ding ab und bauen da eine Garage hin.´ „Meine Bastelstube, nannte sein Vater den alten Hühnerstall immer mit Altmännerpippi in den Augen. `Scheiß auf seine Bastelstube…´ Eine Werkstatt ohne Werkzeug war es… und das Einzige, was dort gebastelt worden war, waren die unzähligen Joints, die David und seine Schulfreunde in dem Schuppen zusammengerollt hatten. David ließ den Blick weiter umherschweifen. Jetzt, wo die Natur noch nicht von den Staudenbeeten seiner Mutter, den meterhohen Bambussträuchern oder den wildwuchernden Obstbäumen Besitz genommen hatte, wirkte das kahle Grundstück größer- und absolut leblos. `Könnte auch ein Bauernhof in der Ostukraine sein. Wenn mein Caparol Acryl Fassadenweiß nicht wäre.´ Hinter dem Haus lag eine 3000m2 Koppel. Kühe, Hühner, Schafe und Pferde…alle waren sie Vorhaben geblieben. Nicht einmal ein Hund hatte hier sein Zuhause gefunden. Auf dem Hof lebten zwei Katzen. Zumindest hatte er sie vorgestern noch lebend im Wohnzimmer gesehen. David telefonierte erneut. Diesmal ging sein Vater ran. „Hallo Wolfgang. Ich bin hier am Haus. Wo bist du? Vor welcher Kirche? Ach so… und viel los da vor der Kirche? Nein schon gut. Wie lange seid ihr noch da? David sah zum Haus hin. Eigentlich wollte er sich noch eine Stunde aufs Bett legen. Gegen 5 sollte er bei Niki in Lübeck sein. Jetzt war es kurz nach 3. Aber das Geld war wichtiger als Schlaf. „Ich komm mal vorbei, erklärte er seinem Vater, „Nein, nichts Wichtiges. Hab Sehnsucht. David ging ins Haus, um seine Tennissachen zu holen. Seinen Vater mit seinen Freunden anzutreffen hatte vor und Nachteile. Für sein Anliegen, ihm 100 Euro aus der Tasche zu leiern, war es von Vorteil. David dachte an die Nachteile: Ihm wurde leicht übel, wenn er an die Clique seines Vaters dachte. Die Frauen im lila Filz und die Männer mit ihren grauen Bärten. `Immer gut gelaunt. Diese schiefen, vergilbten Zähne, wenn sie lachen!´ Hallöchen David, winke winke. Eine halbe Stunde später ließ er den Audi am Straßenrand vor der alten Backsteinkirche ausrollen. 14. Jahrhundert. Hamberges ganzer Stolz. Wie erwartet, war nicht viel los vor der Kirche. Zwei Frauen, drei Männer, inklusive seinem Vater - vielleicht war ein Vierter auch gerade pinkeln. Die Männer hielten ein gelbes Transparent mit roter Grinse-Sonne vor sich her. Sie trugen Wollhandschuhe und winkten ihm damit freudig entgegen. Sein Vater stand in der Mitte der kleinen Gruppe. Wie David großgewachsen und schmal, aber mit langem, nach unten hin ausgefranstem Bart. Die Augen lagen noch tiefer als bei seinem Sohn. „Ihr meint also das bringt hier was?, fragte David anstelle eines Grußes. Die Gruppe murrte. `Jehova, Jehova!´, dachte David. „Natürlich bringt es etwas, wenn man Flagge zeigt, entgegnete ihm sein Vater und tätschelte ihm dabei umständlich die Schulter. „Vielleicht solltet ihr das an einem etwas belebteren Ort tun, schlug David vor. Er wusste, dass er den Mund halten sollte. Aber er hielt sich ja schon zurück. Was er den Jutebeutelträgern alles an den Kopf werfen könnte: Ihr habt unser Wohnzimmer mit euren Filterlosen verqualmt! Die Tapete ist gar nicht gelb! Sein Vater zuckte mir den Schultern. „Ich hatte bis halb 1 Unterricht und bin direkt hierhin. Die Anderen waren auch dafür, heute mal im Ort zu bleiben. Nächste Woche fahren wir wieder zur Mahnwache nach Lübeck. David nickte. Hinter ihm fuhr ein Auto die Straße entlang, wurde auf Höhe der Gruppe etwas langsamer und beschleunigte dann mit quietschenden Reifen. Sie wurden also wahrgenommen. Einigermaßen mutig war es ja, die ganze Veranstaltung hier in Hamberge durchzuziehen. 100% CDU im Gemeinderat. Aber was sagte das heute schon? Die CDU war der Feind gewesen. David hielt es für möglich, dass sie es in Hamberge immer noch war, aber mit dem Anderssein, hatten sein Vater und seine Freunde ja noch nie Probleme. „Wo ist Waltraud? Kommt sie nicht mehr nach Hause?, fragte David, um das Gespräch in familiäre Bahnen zu lenken. Davids Vater sah seinem Sohn in die Augen. Für David war das immer ein Kampf: Wer zuerst wegsieht hat verloren. „Waltraud hat mich angerufen. Sie wird vom Frauenkongress direkt mit einer Untergruppe nach Afrika fliegen. David wurde ein wenig schwindelig, aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. „Nach Afrika…? Das ist doch unglaublich teuer. Sein Vater verdrehte leicht die Augen und schnippte in die Luft, als ließe er einen Schmetterling frei: „Meinst du, deine Mojie guckt aufs Geld, wenn es um ihr Afrikaprojekt geht? Wir haben ein Leben lang gearbeitet. Wir haben Geld. David nickte. „Wie wärs mit anlegen? Es gib interessante Projekte mit regenerativer Energie, die Geldkapital brauchen. „Ja, ja schon gut. Wolfgang sah sich etwas unsicher zu seiner Gruppe um und schob David dann mit sanftem Händedruck von der Mahnwache weg auf die Kirche zu. „Lass uns dort ein wenig hinsetzen. Mir tun die Beine weh, erklärte er und gab den anderen durch ein Zeichen zu verstehen, dass er im Abseits ein Vater-Sohn Gespräch führen werde. Kurz darauf ließen sie sich direkt an der Kirchenmauer auf einer massiven Holzbank nieder. Wolfgang kramte eine Schachtel Filterzigaretten aus der Tasche und zündete sich eine an, ohne David eine anzubieten. „Drei von denen da sind gerade mit Prokon gehörig auf die Nase gefallen. Jutta und Udo haben sogar 15000 bei dem Verein angelegt. „Ist das Geld denn schon endgültig in die Luft geblasen?, erkundigte sich David. Nicht, dass ihn für Jutta und Udo leid tat. Aber die Sache interessierte ihn. Geld und regenerative Energien. Darum ging es ja. „Nein, nein, beschwichtigte Wolfgang, aber es klang nicht so, als wenn er daran glaubte, dass da noch was zu retten war. „Wie kommt es, dass ihr da kein Geld angelegt habt? „Wegen der 8%, lächelte Wolfgang verschmitzt. David war es gewohnt, sich aus kargen Worten seines Vaters einen Reim zu machen. Sein Vater verfiel eigentlich nur bei drei Themen in längere Monologe: Atomkraft, Energiepolitik und Ressourcenknappheit. Was ja irgendwie eins war. „Du meinst, 8% waren unglaubwürdig? Immerhin haben sie es ein paar Jahre lang ausgezahlt. „Völlig unglaubwürdig, antwortete Wolfgang, „aber das war es nicht. Walli und ich wollen gar keine 8% Gewinnvermehrung. Wir wollen Gutes tun. David sah zur Straße hin, die vor der Kirche eine lange Kurve machte. Seit wann war da kein Auto mehr vorbeigekommen? Die letzten zehn Minuten vielleicht? „Das schließt sich ja nicht unbedingt aus, sagte er dann. „Was meinst du, warum Waltraut jetzt nach Afrika fliegt?, fuhr Wolfgang fort. David überlegte. Vielleicht hatte sie keinen Bock mehr auf ihren vergammelten Resthof? Oder der Anblick ihres Mannes war ihr zuwider? So viel wie seine Mutter unterwegs war, konnte man allerdings bezweifeln, ob sie noch wusste, wie beide aussahen. `Vielleicht behagt ihr auch das Klima dort unten. Kein guter Frühling dieses Jahr im Norden.´ Es brachte nichts seinen Vater zu verärgern. Auf Zynismus reagiert der nur mit nachsichtigem Schweigen und geschlossenem Portemonnaie. Er fragte brav: „Weil sie Gutes tun möchte? „Ja, so ist es!, lachte sein Vater zufrieden und völlig ironiefrei, „Wir haben uns zu lange auf Thailand spezialisiert. Das war auch wichtig. Die gelbe Revolution dort ist ganz elementar. Aber wir müssen uns auf unsere Kernthemen besinnen: Atomkraft und Afrika. „Mh, machte David, mangels weiterer Einfälle. Es gab Augenblicke, da bekam er etwas Angst vor seinem Vater. „Und du, mein Sohn?, sein Vater zwinkerte ihm hinter dem Rauch seiner Zigarette zu. Er konnte Wörter wie Sohn, Vater oder Mutter nie ohne Zwinkern aussprechen. „Ich fahr am Wochenende zur Saisonvorbereitung nach Laboe. David wusste, dass er sich nun wieder auf dünnem Eis bewegte. „Ach so, mit dem Tennis…, Wolfgang stieß den Rauch durch die Nase. „Ja mit dem Tennis, wiederholte David. Irgendwie hatte es ja etwas Putziges. `Wenn er nicht mein Vater wäre…´. Immerhin hatte sein Vater selbst bis zu seinem 18. Lebensjahr Tennis gespielt. Gezwungener Maßen, wie er immer betonte. Die bösen Eltern. Als Oma später dann den kleinen David zum Tennis fuhr, war Wolfgang nicht eingeschritten. Der Junge sollte selbst entscheiden. Die Enttäuschung kam erst, als David gerne zum Training ging und schnell die ersten Erfolge erzielte. „Das hatte ich grad gar nicht gemeint. Ich meine dein Studium, wie läuft´s? David suchte die Augen seines Vaters. Es war Zeit für das „Wer-zuerst-wegguckt-Spiel. Selten genug, dass sein Vater so direkt nach dem Studium fragte. `Warum gerade jetzt? Will er mich provozieren, weil ich meine Zeit mit Tennisspielen verbringe oder weiß er was?´ „Es läuft, antwortete David nicht wahrheitsgemäß und fügte ehrlicher hinzu: „Es ist langweilig und trocken. Ich hasse es. „Ich habe deinen Ansatz immer bewundert, erklärte Wolfgang mit konzentrierter Stimme. „Die Dinge verstehen, um sie verändern zu können, erscheint mir sehr sinnig. „Ja, nickte David, „das nennt man mit den Wölfen heulen... Wolfgang blickte ihn skeptisch von der Seite an. „Nein, ich glaube, das Bild passt da nicht. David schluckte. „Mit den Wölfen heulen, um sie dann zu erschießen, besser? Wolfgang wiegte nachsichtig den Kopf hin und her. „Zum Schießen hab ich dich eigentlich nicht erzogen. „War auch nur ein Bild, beschwichtigte David. Jetzt wäre der Zeitpunkt gewesen, seinem Vater zu erklären, dass er mit seinem Plan gescheitert war. Er hielt das BWL Studium nicht mehr lange durch. Zu allererst deswegen, weil er den Sinn der mathematischen Formeln nicht begriff, aber auch weil seine Eltern ihn nicht dazu erzogen hatten, Frauen mit Sonnenbrille und Poloshirt heiß zu finden. Aber er musste sich auch noch das Wochenende finanzieren. `Nicht das erste Mal, dass Tennis mich vom richtigen Pfad abbringt.´ Das hätte wohl auch Wolfgang bestätigt. David sah sich als Kind den Tennisschläger aus dem Knick ziehen. `Gibt wohl nicht viele Kinder, die lügen müssen, um zum Sport zu gehen! Aber Schwamm drüber. Nobody is perfect.´ „Wo wir gerade dabei sind, räusperte sich David, „ich könnte etwas Geld gebrauchen. Sein Vater hob eine Augenbraue: „Ach, waren wir gerade dabei? „Na ja, lächelte David demütig, „sozusagen für den Kampf im Untergrund. Wolfgang zog einen letzten Zug an der Zigarette und drückte sie dann gekonnt mit einem Finger vor sich auf der Steinplatte aus. Vermutlich fragte er sich gerade intensiv, ob er da eine Ironie nicht verstanden hatte. „Du hast Recht, sagte er dann, „wir befinden uns alle in einer Art Kampf. Ich habe mich immer für den stillen und gewaltfreien Weg entschieden, selbst damals in Brokdorf war ich nicht bei den Steinewerfern. Er blickte zu den übriggebliebenen Fünf seiner Mahnwache. „Möge es der richtige Weg gewesen sein. David hätte ihm nun auf die Schultern klopfen und beglückwünschen können: Wolfgangs Krieg war fast geschlagen. Wie es aussah hatte er ihn sogar gewonnen. `Fokushima sei Dank ist jetzt auch bei uns bald Schluss mit dem Irrsinn´, freute sich David. Er sah zu den Freunden seines Vaters hinüber. Waren es wirklich Freunde oder auch nur eine Art von Vereinskumpeln? Er stellte sich die übriggeblieben vier in weißen Tennisklamotten mit Schlägern unterm Arm vor. `Auch beim Tennis gibt es komische Vögel. Einige sind sogar genauso ungekämmt. Fangt doch alle mal mit Tennis an! Meint ihr wirklich eurer Plakat Fukoshima ist überall glaubt hier jemand? Bei der Erdbebenrate…´ Andererseits gab es keinen Grund, das Hobby zu wechseln. Im Gegenteil: Diese Männer und Frauen standen im Höhepunkt ihrer Karriere. Sie konnten zeigen, dass sie es von Anfang an gewusst hatten. Wer kann das schon! `Aber was dann?´, überlegte David, `Windenergie ist ne super Sache, die aber bald genauso viele Wutbürger auf die Straße rufen wird, wie Stuttgart 21, wenn die Windräder direkt vor den Haustüren stehen oder die Leitungen durch den Vorgarten führen. Braunkohle ist scheiße. Ihr seid ja nicht mal bei der SPD. Wie wärs mit Solarstrom aus der Sahara oder Wasserkraft aus Norwegen? Oder erfindet die neue Computerenergie. Könnt ihr nicht. Keine Zeit. Ihr demonstriert ja in Hamberge gegen den Erzfeind gespaltener Atom. Außerdem habt ihr keine Ahnung, wie es im Leben läuft.´ David gab seinem Vater einen leichten Klapps auf die Schuler. 100€ waren eine Menge Geld. `Warten wir ab, bis ich ein neues Racket brauche. Dann werd ich richtig zärtlich´, dachte David. Er konzentrierte sich wieder auf seinen eigenen Überlebenskampf. Wolfgang zog sein schmales ledernes Portemonnaie aus der Gesäßtasche, schlug es auf und zog einen 50€ Schein heraus. `Der Kampf ist noch nicht zu Ende´, stöhnte David innerlich. Er musste ins Private gehen. „Hab ich dir schon erzählt, dass ich eine Freundin habe? Wolfgang zog die Augenbrauen in die Höhe und behielt das Portemonnaie glücklicherweise in hab Acht Stellung. „Das freut mich für dich, sagte er mit einem ehrlichen Lächeln und setzte hinzu: „Ich könnte dir jetzt einen Vortrag halten, dass Waltraud und ich in deinem Alter schon seit sechs Jahren zusammen waren und das in Zeiten der freien Liebe. So hätte es mein Vater gemacht. David schüttelte den Kopf: „Die freie Liebe hätte Opa wohl nicht erwähnt. `In Sachen Vorträge stehst du Opa sowieso in nichts nach´, dachte David. „100 reichen?, erkundigte sich Wolfgang. „Auf jeden Fall, David tippte zum Dank mit dem Zeigefinger gegen sein Basecap. Eine halbe Stunde später fuhr er in den Kreisel vor dem Holstentor ein. Das Handy surrte. Sobald er den Kreisel in Richtung Innenstadt verließ, sah er nach, wer sich gemeldet hatte. Eine SMS von Niki. Sie seinem Vater gegenüber als Freundin zu bezeichnen war etwas hochgestochen gewesen. Sie kannten sich seit zwei Wochen. Niki war 20, Hairstylistin mit einem Arm voller Tattoos, fünf Ohrringen an einer Seite und zwei Nasenpearcings. Er fand sie sexy, ohne Frage. Aber Freundin….? „Ich warte auf dich. David meinte zu ahnen, was das bei Niki bedeutete. Bei einer Freundin hätte er sich nach dem schweren Gib-mir-Geld-Match erholen können. Er hätte in ihren Armen auf dem Sofa gelegen und ihr erzählt wie deprimierend alte Menschen hinter einem Banner mit roter Grinsesonne auf ihn wirkten. Dann hätte er mit ihr über Atomkraft diskutieren können und sie wären sich am Ende einig, wie gut es war, dass ihre Generation dieser Technologie in den Arsch trat. Möglicherweise hätten sie dann noch im Internet nach alternativen Energieformen gegoogelt. Nur um auf dem Laufenden zu bleiben. Dabei hätten sie Wein getrunken oder sie hätten auch nur zusammen ferngesehen und dabei Wein getrunken. Vielleicht hätten sie auch Tee getrunken, wenn seine Freundin, die ihn vorher getröstet hatte, davon traurig geworden und nicht in Alkoholstimmung wäre. Im Bett hätten sie dann trotzdem noch gefickt, weil er morgen für ein paar Tage weg fuhr. So war es zumindest mit Tanja gewesen. Seiner Pomeranze vom Dorf. Aber das war einmal. Niki erwartete ihn nicht. Doch die Wohnungstür stand offen. Aus ihrem Wohnzimmer drang lautes Stöhnen. David blieb zunächst unschlüssig im Flur stehen. Eigentlich war die Sache damit ja beendet. Warum alles in der Welt, lässt man die Wohnungstür dabei geöffnet? `Vielleicht ein Nachbar, der sie überrascht hat? Beim Sms-Schreiben?´ David hatte wenig Lust auf eine peinliche Begegnung, aber irgendwie wollte er, dass Niki wenigstens wusste, dass auch er es wusste. Während er langsam die Wohnzimmertür öffnete, hörte das Stöhnen auf und eine Männerstimme befahl: „Dreh dich um, Bitch! Vielleicht war Niki in Gefahr? Der Gedanke war ebenso absurd, wie das was sich hier abspielte. Er hatte ja keine Vorurteile gegenüber 20-jährigen Haarstylistinnen. Auch nicht gegenüber tätowierten Haarstylistinnen. Niki hatte Erfolg in dem was sie tat. Sie hatte eine abgeschlossene Ausbildung und arbeitete bei dem angesagtesten Frisör der Stadt. Auch irgendwas beim Studio Hamburg war sie am Machen. Eine Bilanz, die David selbst nicht aufbringen konnte. Vierter im Hauptfeld der Landesmeisterschaften der Herren. Vielleicht wär er weiter gekommen, wenn seine Sparringspartner nicht alle Bezirksliga spielen würden. Aber das war nicht der Punkt. Der Punkt war, dass er über Freizeitsport redete. In Wirklichkeit ging es aber um Karriere, Knete und Besitz und um ein Können, dass einem Knete und Besitz einbrachte. Er hörte wieder ein Stöhnen. Diesmal eine Frau und ganz eindeutig Niki. David stieß die Wohnzimmertür ganz auf. Vor ihm lag Niki auf einem großen Kissen, nackt mit gespreizten Beinen, in deren Mitte ein großes Etwas steckte. Hinter ihr lief auf einem 110 Zoll Fernseher ein Porno. `Den Fernseher hat sie sich von ihrem 1. Gehalt gekauft´, erinnerte sich David ganz unnützer Weise. Der Mann, der die Frau von hinten stieß stöhnte nun wieder. `Dolby Surround´, dachte David. Das ganze Zimmer war anscheinend mit kleinen Lautsprechern ausgestattet und unter dem Fernseher hing der Subwoofer. „Nicht ungefährlich, die Wohnungstür offen zu lassen, wagte er anzumerken. „Ich habe gesehen, wie du eingeparkt bist, japste Niki und zog das lange Ding ein Stück weit aus sich heraus. Für David platzte die Illusion. Wie sollte das gehen? Sie stand am Fenster, wartete auf ihn, und währen er sich noch im Rückspiegel die Augenbrauen zurechtstrich, drehte sie den Fernseher lauter, schmiss sich aufs Kissen und steckte…aber wahrscheinlich war er mal wieder einfach zu verkantet, um sich auf den Scheiß einzulassen. „Ich mein ja nur. Könnte ja auch der Nachbar vorbeikommen. „Dann wärs eben der Nachbar, japste Niki, „nun mach schon!" Bereitwillig hockte er sich vor ihr nieder, streichelte ihre Beine und ertastete dann die beste Griffhaltung für das lila Gummiding.

    Dierk

    Die Fahrstuhltür öffnete sich. Dierk stieg ein und drückte auf die 2. Zwei Stockwerke, die er in den letzten fünf Jahren noch nie über das Treppenhaus erreicht hatte. Eine Tatsache, über die er sich in den letzten fünf Jahren auch noch nie Gedanken gemacht hatte. Nun aber schon. „Macht dich doch nicht verrückt!, Dierk schnaubte aus. Drei Tage Saisonvorbereitung standen ihm bevor und er betonte in Gedanken das Wort „Saisonvorbereitung als hätte er an Karottensalat mit Apfelstücken gedacht. Seiner Meinung nach ebenfalls lächerlich. Wie viele Trainingseinheiten ihm wohl bevorstanden? Noch so ein Wort, das vor 20 Jahren noch keiner kannte und jetzt als unglaublich wichtig daher kam. Er sah an sich herunter. „Austrainiert sieht anders aus", gab er zu. Und trotzdem: Letzten Mittwoch hatte er der Nummer 2 Jan-Derek oder Dj, wie sie ihn nannten, einen Ball dermaßen in die Ecke gesetzt, dass DJ zwar rangekommen war, aber nur einen laschen, hohen

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1