Lustige Stolpersteine: Mit Ältern nach Neuseeland, Australien
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Book preview
Lustige Stolpersteine - Christine Pfeiffer
Reisevorbereitungen
Nach weiteren schwierigen Absprachen ob der Zeit in Australien und Neuseeland, der unbedingt zu besichtigenden Sehenswürdigkeiten wurde ich erst einmal mit der Buchung der Flüge und der genaueren Reiseplanung beauftragt. Meine Mutter wusste noch nichts von Neuseeland. Trotzdem konnte schon einmal gebucht werden.
Das erfüllte doch alle meine Wünsche für die kommenden Freizeiten. Und es gab immer ein Zukunftsthema über das ich mit meinen Eltern fantasieren konnte. Herrlich!!! Ich musste nur aufpassen, dass ich meiner Mutter noch nichts von dem geplanten Neuseelandtrip verriet! Neben Job und Familie war nun der Inhalt meiner restlichen Freizeit gesichert.
Also saß ich noch am selben Abend vertieft in Reiseportale und Angebote diverser Fluggesellschaften vor meinem dafür so heiß geliebten PC. Natürlich wurde es spät, nach Mitternacht fand ich erst meine Bettstelle, Von wohligen Zukunftsträumen Bett schwer gab ich mich dem nicht steuerbaren Schlaf hin. Beim Klingeln des Weckers am nächsten Morgen zuckte ich ein wenig zusammen und erlag fast der Versuchung noch ein bisschen weiter zu träumen. – Aber die Pflicht rief.
Einige Wochen beschäftigte ich mich nun mit den wohl günstigsten, aber auch komfortablen Angeboten von Fluggesellschaften. Dabei spielten auch die Flugdauer, die Abflugs- und Ankunftszeiten eine wichtige Rolle. Nach etlicher Zeit des Suchens flog mir dann endlich ein Flugangebot ins Haus bzw. den Computer, dem ich nicht widerstehen konnte. In meinen Augen war es die beste aller Fluggesellschaften, die sicherste und komfortabelste, auch in der Economy Class. Ich war stolz auf mich.
Meine Eltern nahmen meine enthusiastischen Ausrufe am Telefon stoisch hin, meinem Vater war nur der Preis wichtig, damit er mir das Geld erstatten konnte. Meine Mutter interessierte vielmehr wie sie zu ihrer Freundin kommen sollte. – Sie ging im Übrigen noch davon aus, dass wir gemeinsam zu ihrer Freundin fliegen würden. Aber nach Abzug der Flugtage blieben leider reell nur noch 15 Tage für Australien und Neuseeland. Und von Neuseeland wollten mein Vater und ich ja auch ein bisschen was sehen, nicht nur die eine Halbinsel.
Meine Mutter musste nun eingeweiht werden. Leider blieb das Geständnis, dass sie allein zu ihrer Freundin fliegen sollte, während wir für 10 Tage nach Neuseeland starten wollten, an mir hängen. Mein Vater würde in den nächsten Tagen deshalb noch genug Ärger bekommen. Und dass meine Mutter sich hintergangen und benutzt fühlte, war ja auch verständlich. – Meine Mutter erklärte meinen Vater kurzerhand für verrückt. Er immer mit seinen Spinnereien. Aber, dass ich dabei mitmachen würde, enttäuschte sie schwer. Es hieß mal wieder Vertrauen aufbauen, durch Kommunikation für gegenseitiges Verständnis sorgen.
Nun ging die Sucherei also weiter, nachdem ich mit meinen Eltern abgesprochen hatte, wer wo wie lange bleibt.
Die weitere Recherche in den Tiefen des Internets ließ eine der beiden australischen Billigairlines erscheinen, über die ich auch schnell entschlossen die weiteren notwendigen Flüge buchte. Von Sydney für 1 Person zur Goldcoast, nach Auckland von Sydney aus 4 Stunden später für 2 Personen., den Flug von Christchurch 10 Tage später zur Goldcoast für 2 Personen und letztendlich den Flug für 3 Personen von der Goldcoast zurück nach Sydney, um von dort aus den Heimflug nach Deutschland anzutreten. Da bahnte sich eine relative kurze Zeit für einen Urlaub in Übersee an. Aber meine Mutter war zufrieden, dass sie nun nach 3 Wochen auf jeden Fall wieder zu Hause sein konnte. Natürlich wurden sämtliche Freunde und Nachbarn, aber auch flüchtige Bekanntschaften in den Plan der Australienreise eingeweiht. Meine Mutter sonnte sich in dem Mut in ihrem Alter noch solch eine beschwerliche Reise anzutreten.
Während mein Vater und ich uns immer mehr mit der Landeskunde Neuseelands beschäftigten, kamen bei meiner Mutter nun doch Ängste wegen des Essens unterwegs auf. Sie litt nämlich seit Jahrzehnten schon an Speiseröhrenkrämpfen, die immer häufiger auftraten und das Essen auch durch die Nase wieder noch oben beförderten. In solchen Situationen war neben dem, was heraus befördert wurde, auch das Problem, dass sie nicht mehr schlucken konnte, nicht einmal Wasser ging durch ihre Kehle.
Meine Mutter zeichnete ein unerschütterlicher Glaube an die moderne Medizin und die Götter in Weiß aus. Aber nach häufigen Besuchen der verschiedensten Fachrichtungen stand für meine Mutter fest, dass sie damit leben musste. Fleisch wurde nach und nach vom Speiseplan gestrichen, weil dieses häufig der Auslöser für die eben beschriebene Situation zu sein schien. Zu Hause war das alles kein Problem, mein Vater kannte ja das Erbrechen bei Tisch und nahm alles stoisch hin. Aber wie peinlich war es, wenn Fremde dabei waren, noch dazu im Flugzeug. Meine Mutter war dabei eine Strategie zu entwickeln wie sie diese brenzlige Essenssituation im Flugzeug am besten meistern könnte. Leider war die einzige Lösung die sie fand, nur Joghurt zu sich zu nehmen, eventuell Pudding und Wasser.
So waren wir alle sehr beschäftigt mit einer Reise, die ein halbes Jahr später stattfinden sollte.
Beim nächsten Wochenendbesuch unterbreitete ich meinem Vater die von mir entworfene Reiseroute und die dabei zu entdeckenden Sehenswürdigkeiten. – Natürlich hatte ich darauf geachtet, dass immer wieder kurze Pausen gemacht werden mussten. Durch seine Entwässerungstabletten getrieben musste mein Vater häufiger als andere Menschen immer wieder schnell ein stilles Örtchen aufsuchen.
Für neun Nächte waren Hotels zu buchen, außerdem musste ein Mietwagen her, mit dem alles abgefahren werden konnte. Die Entfernungen abschätzend, die unterschiedlichen Highlights bedenkend und natürlich das Alter meines Vaters war bald nicht nur der Reiseverlauf in Neuseeland klar, sondern auch alle Hotels mit dem Komfort, den mein Vater in seinem hohen Alter brauchte, gebucht.
Um alles noch weiter zu entspannen, legte ich den ersten Zwischenstopp in einem Hotel schon in Frankfurt in Deutschland ein. Nach der Arbeit würde ich mit meinen Eltern einen Flieger nach Frankfurt nehmen, dann ganz geruhsam im Hotel einchecken und am nächsten Vormittag spät wieder zum Frankfurter Flughafen zurückkehren, um dann endlich mit meinen Eltern den langen Flug nach Australien anzutreten. Es gab zum Glück gerade günstige Inlandsflüge nach Frankfurt, ein Hotel in Flughafennähe war auch schnell gefunden.
Nur für die Rückreise gestaltete sich die Planung von Frankfurt zum Heimatort schwierig. Es gab keine Flüge mehr. Meine Eltern wollten auf gar keinen Fall auf der Rücktour noch irgendwo in Deutschland eine Zwischenübernachtung.
Als Transportmittel erster Wahl haben wir ja auch immer noch die Deutsche Bahn. Dort ergatterte ich nun erschwingliche Tickets für die Rückreise ab Frankfurt, natürlich erster Klasse! Unter dem reiste meine Mutter schon lange nicht mehr.
Soweit war alles vorbereitet, mein Vater hatte mir den für sie beide verauslagten Teil des Geldes schon zurückerstattet. Meine Mutter war in Gedanken am Packen, mein Vater sicherlich insgeheim auch. Vorfreude auf diese große Reise machte sich breit. Es waren Reiseführer angeschafft worden, die auf wunderbare unterschiedliche Landschaften, Vogelarten und Meeressäuger aufmerksam machten. Auch mein Vater informierte sich ausgiebig über die sehr unterschiedlich geartete Natur auf der Süd- und Nordhalbinsel Neuseelands. Auf der Nordhalbinsel wollten wir auf jeden Fall die Schlammlöcher, Schwefelquellen und vor Hitze kochende Erde entdecken. Auf der Südhalbinsel lockten eine spezielle Pinguinart, riesige Robbenkolonien, wunderbare Küstenlandschaften auch zur Walbeobachtung und eine Seenlandschaft, die es in Europa ähnlich vor allem in Norwegen gibt. Wir lasen uns immer mehr in die Wunderwelt Neuseelands ein, sehr gespannt auf das, was uns in Wirklichkeit erwarten würde.
Nebenbei ging ich weiterhin meinem 50 Stunden Ganztagsjob nach und chattete hin und wieder mit meiner jüngsten Tochter, die sich gerade für 3 Monate in Australien aufhielt.
Kommt alles anders?
Ende Oktober, ich war spät abends von der Arbeit zurück und hatte mich erschöpft hingelegt, klingelte nachts das Telefon. Meine Mutter teilte mir aufgeregt mit, dass mein Vater auf der Toilette gefallen wäre und vor Schmerzen geschrien hätte.
Zum Glück waren meine Eltern beide bis zum Ende geistig fit und in Notsituationen praktisch veranlagt. Auf Geheiß meines Vaters hatte sie dem Notarzt Bescheid gesagt, notwendige Sachen für meinen Vater in einen kleinen Koffer gepackt und war mit ihm zusammen im Rettungswagen in das Krankenhaus gefahren, nicht ohne vorher noch ihrem Schwiegersohn und der Nachbarin Bescheid zu sagen. Mit diesem Anruf war ich hellwach, raffte das Nötigste zusammen und machte mich auf den Weg ins Krankenhaus. Zum Glück war es Freitag und ich musste am nächsten Tag nicht arbeiten! Nach gut einstündiger nächtlicher Fahrt kam ich im Krankenhaus an und fand meine Mutter auf dem Krankenhausflur sitzend vor. Mein Vater hatte sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen, wurde sofort operiert. Nach kurzem Informationsaustausch mit dem Krankenhauspersonal nahm ich sozusagen meine vollkommen aufgelöste Mutter an die Hand und fuhr mit ihr gemeinsam in mein Elternhaus. Die Nacht war nur noch kurz! Ich lag in meinem alten Kinderzimmer im Bett, das gerade noch mein Vater benutzt hatte!
Die Nacht war wirklich kurz!! Meine Mutter war um 5 Uhr schon wieder