"Godot"
By Marie Ven
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wenn es mal anders ist."
Jan und Marie lernen sich auf einem Online- Singleportal kennen. Es ist der Beginn einer regen E- Mail Korrespondenz. Eine Beziehung im Netz entsteht. Sie verbringen viel Zeit miteinander, teilen ihr alltägliches Leben online. Sie führen neben Dialogen über den Sinn des Lebens, auch absurde Diskussionen über Belangloses, wie die Abwesenheit von Socken. Sie verharren letztlich in einer Warteschleife. Gelingt der Schritt in die Zweisamkeit?
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Book preview
"Godot" - Marie Ven
1. Prolog
Ein Online Portal
chapter1Image1.jpegchapter1Image2.jpeg2. Teil
janice
13. April 15:53
Betreff: Immer ...
... wieder verheißungsvoll, dieses Pseudonym, viel Spaß!
venusfreuden
13. April 15:58
Betreff: Ja, ...
... vielen Dank auch.
janice
13. April 16:00
Betreff: Uiiii, ...
... ein Dankeschön! „Kein Problem!"
Mehr durfte er nicht erwarten ;-).
Grüße vom Jan
venusfreuden
13. April 16:03
Betreff: Re: Uiiii ...
Hast Du Erwartungen?
Sollte man nicht haben, sie beinhalten stets die Möglichkeit der Enttäuschung! Erwartungsfrei zu sein, kann überraschen! Oder?
Gruß Marie
janice
13. April 16:11
Betreff: Ein Diskurs ...
... Marie, freut mich! Also, ich denke, es verhält sich da wie Watzlawicks „Man kann nicht nicht miteinander kommunizieren. Ohne eine Erwartung wäre ich ja auch nicht hier, warum auch, so gesehen, sprechen wir sicher eher über die Art derselben. Also, heute bin ich definitiv hier, weil ich mich langweile, ich erwarte also Zerstreuung, wobei wie immer Venusfreuden oder aber der unwahrscheinliche Eintritt des „Wunders
auch nicht schlecht wären. Aber das eine passiert, wenn es passiert, und das andere kommt eher selten, sonst wäre es ja nicht so etwas Besonderes. Soll ich jetzt eine Antwort erwarten? ;-)) Was erwartest Du, wenn Du so nichts erwartest? (also, der ist jetzt schon fast halbprofessionell!) Aber ich weiß schon, was Du meinst. Ich denke, die Kunst ist es, an der richtigen Stelle die gegenseitige Erwartung zu kultivieren, oder?
Gruß Jan
venusfreuden
13. April 16:23
Betreff: Re: Ein Diskurs ...
Dein „fast halbprofessioneller" Satz zu meiner Nicht
Erwartung: nun, es gelingt mir natürlich auch nicht,
immer nichts zu erwarten, aber ich versuche es
zumindest und empfinde es als einen schönen
Ansatz.
Und Du suchst also Zerstreuung hier oder die Wunder des Lebens? Ich will Dich ja nicht desillusionieren, aber nach meiner zweimonatigen Erfahrung mit dieser Plattform glaube ich, dass diese, also die Wunder, hier nicht zu finden sind. Vielleicht sollte man da eine neue Plattform einrichten? Die Wunderplattform!
Zerstreuung findest Du bestimmt, aber für mich ist die Konzentration im Moment wichtiger.
Ich muss noch ein wenig zeichnen heute Nachmittag und finde nicht die Zeit für Zerstreuung. Gern später.
Gruß Marie
janice
13. April 16:42
Betreff: Desillusionierung, ...
... ganz ehrlich, Luise, ich bin ja nicht erst gestern von der Wolke gefallen und weiß, was ich hiervon halten kann und muss. Dennoch, ich bin seit sechs Monaten in der Stadt und habe noch nicht so ein wirkliches soziales Netz, da hilft ein Plausch ab und an schon, ein Date, ein Essen, ein Drink. Und jetzt habe ich Urlaub und kümmere mich um Dachdecker, die mir neue Fenster einbauen. Mein Auto steht in der Werkstatt bis morgen, und das Wetter ist eine Vollkatastrophe. Dafür läuft die Börse gut und ich erhole mich nebenbei ein bisschen und „segle zu den Wundern: Du weißt bei einem Wunder doch nie, wo es geschieht! Warum nicht hier? Ich würde es immer nirgendwo erwarten, sonst wäre es ja kein Wunder. Die Argumentation der
Großen Zahl" ist, denke ich, eine Täuschung, aber damit verdienen die hier ihr Geld.
... Hmmmm ... Zeichnen
? Beruflich?
Also, ich bin ja Mann des Wortes und konzentriere mich jetzt auch wieder ein wenig.
Luise ist übrigens cool als Name. Ich wage ein wenig anzuzweifeln, dass der Eintritt mit dem Pseudonym „Venusfreuden" nun unbedingt zu nachhaltigen Wundern führt, also, er impliziert sofort eine vordergründige erotische Komponente und dafür ist diese Maschine ja auch konzipiert. Du weißt schon, die Sache mit dem Wald, in den frau hineinruft und wie es zurückkommt.
Bevor ich jetzt aber ausufernd werde, sage ich mal Tschüss ... heute, später bin ich unterwegs, aber ich freue mich, wenn Du Dich austauschen möchtest ... auch gerne unter jan@communicaeter.de ...
Frohes Gelingen!
Der Jan
janice
13. April 16:44
Betreff: So ...
... irgendwie suche ich alles, ohne es wirklich zu erwarten. Das ist eben keine Wunderplattform ;-).
Die Antwort war ich noch schuldig.
janice
14. April 08:58
Betreff: So ...
... schwieg Luise. Schade eigentlich. Einen wunderschönen, wenn auch grauen Donnerstag vom Jan.
venusfreuden
14. April 19:13
Betreff: Ich schweige nicht mehr!
Hallo Jan,
ich schaffte es gestern nicht auf Deine Mails zu antworten. Ich bin gerade ziemlich eingespannt und habe nicht das Glück in einer Urlaubssituation zu sein.
Das Du mit dem Wort umzugehen vermagst und dabei auch noch erstaunlich schnell bist, ist beeindruckend.
Ich weiß jetzt gar nicht mehr so genau, was in all den Mails stand?
Die Frage nach dem Zeichnen fällt mir ein: also ich zeichne Häuser.
Ein wesentlicher Punkt oder auch unwesentlich: mein Name! Nicht Luise, sondern Marie. Freut mich aber, dass Dir Luise gefällt, finde ich auch ganz schön.
Wo kommst Du denn her und was hat Dich in diese Metropole verschlagen?
Und was schreibst Du? Kochbücher? Strickmusteranleitungen?
Das war ein Scherz, sorry, ich habe gerade ein wenig schlechtere Laune. Mein Tag war nicht so entspannend.
Gut, ich werde mich jetzt dem Alltagsgeschehen widmen, meinen Besteckkasten putzen.
Bis bald, Gruß Marie
janice
14. April 20:01
Betreff: Oh Mist, ...
... da habe ich mich verschrieben, Marie, aber gemeint war es schon doch so! Ich kenne nur eine einzige Marie, kein sooo geläufiger Name. Asche auf mein Haupt! Und ich bin trotz Urlaub auch ein wenig angefressen. Eigentlich möchte ich weg, aber ich bin kein großer Alleinreisender, und das ging jetzt alles ohne Planung, so von gleich auf nachher und dann das Dach. Jetzt sitze ich hier und es regnet, hmmm, also bist Du so eine Art Bauzeichnerin!? Dazu fällt mir dann 3D ein und verfluchte Programme und ich, was mache ich eigentlich? Gute Frage! In München habe ich in dem Agenturnetwork, in dem ich arbeite, noch 20 Monate große Firmen betreut, aber hier ist es vor allem Neugeschäft, von dem aber leider nichts klappt im Moment. Die letzten drei Wochen saß ich an einer Wettbewerbspräsentation, das wurde am Montag vorgestellt. Ich hoffe, das sitzt. Ein dickes Ding, was wirklich helfen würde. Ach so: Ich habe mich schlichtweg versetzen lassen von München hierher, ohne Risiko eines Arbeitsplatzwechsels etwas Neues machen. Ob das so eine gute Idee war, weiß ich nach sechs Monaten immer noch nicht. Es kann nur besser werden!
Besteckkasten putzen
? Du flunkerst ...
Verständnisvolle Grüße vom Jan
venusfreuden
14. April 20:12
Betreff: Re: Oh Mist, ...
... Du sitzt im Regen? Ist Dein Haus eine Baustelle? Wenn ja, wünsche ich Dir einen großen „Regenschirm"!
Das hört sich aber nicht sehr prickelnd bei Dir an. Zweifelst Du an Deiner Entscheidung hierher gekommen zu sein? Mit offenen Dächern, nun, das könnte ich schon verstehen!
Also Bauzeichnerin bin ich nicht. Ich studiere zum zweiten Mal, nun Architektur. Ich mache meinen Master und zeichne eben sehr viel. Das ist aber nur Handwerkszeug. Das Wesentliche geschieht doch immer noch im Kopf, ...
Meinen Besteckkasten putze ich natürlich nicht, auch wenn er es nötig hätte.
Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend, hoffentlich im Trockenen!
Gruß Marie
janice
14. April 20:36
Betreff: Ja, ...
... das Wesentliche geschieht im Kopf, richtig. Und Architektur ist ja ein interessantes Ding, wenn auch mittlerweile nicht so ganz einfach. Ich habe mich in den letzten Monaten sehr mit der Ästhetik der Nachhaltigkeit
beschäftigt. Wie sieht die Stadt von morgen aus? Ich diskutiere das mit Menschen, die ich hier kennengelernt habe. Sie beschäftigen sich mit der Welt von morgen aus automobiler Perspektive, aber das hat ja alles sehr viel miteinander zu tun. Werden Straßen eine Rolle spielen?
Spannende Zeiten!
Und nein, ich sitze nicht im Regen, aber alles wird neu gemacht und deswegen komme ich nicht weg und sitze eigentlich doch hier im Regen. Ich bin ein ausgesprochener Sonnenmensch und der Winter war mir zu lang, ich leide ;-) Na gut, dann wünsche ich auch einen ganz angenehmen und entspannenden Abend und doch, ich denke gerade darüber nach, ob es eine so brillante Idee war, in diese Stadt zu kommen, aus vielerlei Gründen, aber there is no way back. Ich mach’ das schon! Grüße vom Jan
venusfreuden
14. April 21:53
Betreff: Sag Ja zu unserer Stadt, ...
... aber Du musst Geduld haben. Diese Stadt ist nicht einfach. Wir sind hier in einer Talsituation
, die Energien sind nicht die besten und ab und zu mal Jod nehmen. Hier braucht der Mensch das!
Deine Mails sind immer so lang und vollgestopft mit Informationen, dass es mir nicht im Vorbeigehen
gelingt diese zu beantworten. Ich habe neben meinem Besteckkasten auch Kinder, die Abendbrot wollen. Und mich bei der Zubereitung der Mahlzeit mit der Zukunft unserer Erde, Denkfabriken, Ökologie, Soziologie, Ästhetik, Gesellschaft auseinanderzusetzen, da komme auch ich an meine Grenzen. Außerdem bin ich nicht so schnell und gewandt mit dem Wort wie Du! Passiert mir selten, dass jemand schneller ist als ich!
Zur Architektur: Herr Foster und Projekte wie Masdar, auch Green City, an denen kommen wir nicht vorbei. Sie haben eine ökologische und ökonomische Relevanz, eine immense Wichtigkeit für unsere Erde. Der ästhetische Anspruch dieser Planstädte ist jedoch immer wieder zu hinterfragen. Das ist meine Meinung. Pläne, einen Plan zu haben ist stets von Vorteil, aber Dinge, Häuser, Städte können auch verplant, überplant oder was auch immer werden. Wo bleibt der natürliche
Wachstumsplan?
Die alten Meister haben grandiose Kunstwerke vollbracht in architektonischer und auch städtebaulicher Weise. Vieles, was heute gebaut wird, müsste verboten werden. Es fehlt oftmals eine gewisse Sensibilität, auch bei heutigen großen „Sternchen". Ich erlaube mir diese Kritik einfach mal!
Diese Fragen der Ästhetik und Umweltverträglichkeit sind schwierig, aber hier ist bestimmt noch nicht das letzte Wort gesprochen. So viel dazu!
Der scheinbar immer noch lebendige Winter nervt mich auch. Letztes Jahr um diese Zeit bin ich gen Süden geflüchtet.
Und nochmal zur Stadt: Sie ist oft grimmig, v.a., wenn das Wetter schlecht ist, aber der Frühling kommt und die Stadt blüht auf und die Menschen auch. Geduld!
Gruß Marie
janice
14. April 22:16
Betreff: Danke Marie!
Schon merkwürdig, wie sich ein anfänglicher Eindruck drehen kann. Von freudiger Erotik, die das Pseudonym impliziert- eines der vergessenen Themen- hin zu städtebaulicher Zukunftsgestaltung. Und doch, es stimmt, ich hatte intensive Monate voller Informationsaufnahme. Eine Krankheit von mir, die meine Mails vielleicht ein wenig dicht macht. Eigentlich ist die leichte Verdichtung ja mein Job, nicht die schwere ... Tssss ... und letztes Jahr um diese Zeit weilte