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Jasmina und die Sache mit Hartz IV: Wenn das Weiterlaufen zur Herausforderung wird
Jasmina und die Sache mit Hartz IV: Wenn das Weiterlaufen zur Herausforderung wird
Jasmina und die Sache mit Hartz IV: Wenn das Weiterlaufen zur Herausforderung wird
Ebook110 pages1 hour

Jasmina und die Sache mit Hartz IV: Wenn das Weiterlaufen zur Herausforderung wird

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About this ebook

Überall fehlt es, an jeder Ecke und Kante und wie man das alles meistern soll, zudem noch aufrecht durch sein Leben gehen kann, ist Jasmina nicht immer klar. Hat sie doch so einiges schon versucht und sich nicht entmutigen lassen. Wobei es oftmals einfacher zu sein scheint, das Handtuch mit Volldampf wer weiß wohin zu feuern. Keine Lust mehr auf sich ständig wiederholende Engpässe und erst recht keine Kraft mehr, nach vorne zu schauen. Der Alltag anstrengend und schwer, permanentes sich Einschränken und ein Ende nicht in Sicht. Wo noch mal war der Ausweg?
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateNov 18, 2014
ISBN9783738002850
Jasmina und die Sache mit Hartz IV: Wenn das Weiterlaufen zur Herausforderung wird

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    Jasmina und die Sache mit Hartz IV - Jasmina Marks

    Vorneweg

    „Ich kann, weil ich will, was ich muss."

    Immanuel Kant

    Das Übel an sich

    Wenn der Tag schon so beginnt …

    Manchmal möchte man sich ja wirklich verkriechen, dieses Dasein einfach wegwischen und aufhören, zu existieren. Was die Leute immer denken, wenn es um die sogenannten „Sozialschmarotzer" geht, ist eigentlich nicht auszuhalten. Ob die wohl wissen, wie das ist? Wohl eher weniger, wie man sieht.

    Als ich heute Morgen aufgestanden bin, war schon der Wurm drin. Mein Sohn hat Ferien, weshalb es nicht nötig ist, sich wie sonst üblicherweise noch vor sieben Uhr aus dem Bett zu schälen. Dass ich aber so verschlafen habe und es inzwischen kurz vor 9 ist, erschreckt mich dann doch. Hoch mit dir, aber flott jetzt. Taumelnd und noch durcheinander verschwinde ich im Badezimmer und hoffe, unter dem Strahl heißen Wassers, wieder wach zu werden. Mist aber auch, dabei muss ich doch noch so viel regeln!

    Schnell den Wasserkocher angeschmissen, erstmal Kaffee kochen. Provisorisch den alten Filtertütenhalter der Kaffeemaschine auf ein Litermaß postiert (weil er sonst nirgendwo drauf passt) und die Thermoskanne rausholen. Da geht es ja schon los. Die alte Maschine habe ich vor mehr als 10 Jahren geschenkt bekommen von jemandem, der sich eine neue gekauft hat und diese nicht wegschmeißen wollte. Dankbar habe ich sie angenommen und nun hat sie ihren Dienst eingestellt. Eine Neue kaufen? Geht nicht, wovon denn bitte schön?

    Egal, wir sind ja nicht auf den Kopf gefallen und finden schon eine Lösung! Funktioniert ja auch, sieht nur etwas komisch aus, aber es gibt weitaus Schlimmeres. Zum Beispiel ist wesentlich schlimmer, dass am Fahrrad meines Sohnes das Licht kaputt ist. In der dunklen Jahreszeit wirklich unverantwortlich. Dankbar, dass gerade noch Ferien sind und ich ein paar Tage Zeit zum Jonglieren habe, dachte ich zumindest, denke ich widerwillig daran, welcher Weg mir gleich bevorsteht. Gestern Abend nämlich war mein Kind trotzdem mit seinem Rad unterwegs und ich habe bibbernd zuhause gesessen und gebetet, dass er heile wiederkommt. Den Termin, den er hatte, habe ich völlig vergessen und mich in Sicherheit gewähnt – war wohl nichts! Wie gefährlich das ist und wie wenig Autofahrer einen unbeleuchteten Radfahrer erkennen können, weiß ich aus eigener Erfahrung. Auch, dass ich mich selbst immer sehr darüber geärgert, oft sogar erschrocken habe, wenn da so ein Mensch in der Dunkelheit, ungeschützt und nur schwer zu erkennen, meine Motorhaube kreuzt und ich ein Stoßgebet zum Himmel schickte, den Wagen abzubremsen, sofort und auf der Stelle!

    Mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass ich nun in der umgedrehten Position bin. Das Gespräch noch im Ohr, das mir signalisierte „du bist echt unverantwortlich – schäm dich"! Vor Erleichterung war ich nämlich zur Tür geeilt, nachdem ich den Schlüssel im Schloss sich drehen hörte.

    „Mensch, jetzt musstest du ja doch ohne Licht fahren!"

    „Mama, du weißt schon, wenn die Polizei mich erwischt, kostet das 40,00 Euro Strafe und drei Punkte in Flensburg. Die kriege aber nicht ich, sondern du!"

    Ja, geknickt drehe ich mich um und verkrieche mich in meinem Zimmer. So war das doch gar nicht gemeint – ich dachte doch, ich hätte noch ein paar Tage Zeit. Morgen also sofort zur Bank fahren und Geld holen, muss doch noch was da sein, oder nicht?

    Irgendwas in mir klingt dumpf nach, bei diesem Gedanken. War es nicht die letzten Male schon so gewesen, dass ich eine Einkaufsliste, gefüllt mit „must have" - Sachen (darunter auch eine Leuchte fürs Rad), im Geiste mit mir führte und dann der entsetzte Blick auf den Kontostand mich dazu zwang, unverrichteter Dinge wieder kehrtmachen zu müssen? Viel deutlicher jedoch in meinem Hirn eingebrannt war, dass ich mich nicht noch einmal diesem Disaster von vor Kurzem ausgeliefert sehen wollte. Als ich dastand und schon von Zuhause aus die Zustimmung meiner Filiale eingeholt hatte, dass ich noch 20,00 Euro abholen darf, was schon erniedrigend genug ist, wenn man wegen einer so geringen Summe betteln muss. Dummerweise ist das in der hiesigen Zweigstelle nicht so ganz angekommen, da sich die entsprechende Email nicht finden ließ. Der Raum zum Geldabheben ist offen, die Kundenbetreuer gucken einem fast über die Schulter und so etwas wie eine Diskretionslinie macht überhaupt keinen Sinn, wenn die Klangwellen ein außerordentlich breites Volumen annehmen können. Was jeden gesangsfreudigen Chor zu wahren Jubelstürmen veranlasst habe würde, ließ mich entgegen dieser Frohstimmung genau das Gegenteil fühlen. Irritiert hatte der Mitarbeiter die Nachricht gesucht, aber nicht finden können und zum Telefon gegriffen. Dumm nur, dass wirklich jeder mithören kann hier und ärgerlich, dass es auch jeder tut!

    „Ja, hallo. Ich wollte nur fragen, darf Frau Marks noch 20,00 Euro haben? Ja – alles klar, bis dann! Entsetzt stehe ich da, das passiert doch jetzt nicht grade wirklich! Was wäre ich froh gewesen, wenn er wenigstens ein bisschen die Stimme gesenkt hätte oder in einem Nebenraum verschwunden wäre. Doch gerade weil er das nicht getan hat, hatte es den Touch von etwas Respektlosem unsereinem gegenüber. Mangelnder Takt vielleicht? Er legt auf, grinst mich blöde an und sagt so etwas von „kein Problem. „Kein Problem?!", denke ich und möchte am Liebsten spontan einer Unsichtbarkeit anheimfallen. Eben dieses Grinsen setzt dem Ganzen dann doch noch die Krone auf.

    Letztendlich aber bin ich es gewohnt, solche Situationen, die, Menschen wie mich, entwürdigen. Klar ist offensichtlich, dass es einem schon echt mies geht, wenn man wegen 20,00 Euro eine Erlaubnis einholen muss. Aber verdienen denn nur die Achtung, die sich die Hunderter lose in die Taschen stopfen können?

    Dran gewöhnen kann ich mich an solche Umgangsformen überhaupt nicht. Das an meiner Stirn festgetackerte Schild, das mich in die unterste Kategorie von Mensch manifestiert, nervt mich. Ich möchte es abreißen, aber bis dahin ist der Weg noch lang, leider!

    Vor meinem geistigen Auge zieht noch vorbei, wie ich mich bei meinen Lesungen öffentlich präsentiert habe und wie man mir dort begegnet, mit Respekt. Schräg eigentlich, wie wenig eine so entblößende Lage wie die eben durchlebte damit vereinbar ist. Ob dieser Mensch mich vielleicht anders behandelt haben würde, wenn er wüsste, dass er hier jemanden vor sich stehen hat, dem ein winziges bisschen Achtung nicht schaden würde, womöglich sogar zustand? Sinnlos, darüber nachzudenken, ganz ehrlich! Augen zu und durch mit dem Wissen, dass die so hart erkämpften 20,00 Euro nicht mal ansatzweise das abdecken, was ich eigentlich bräuchte!

    Bevor ich das Risiko einer solchen Situation noch mal auf mich nehme, halte ich lieber die Klappe und werde jegliches „Betteln" unterlassen. Dann haben eben tausend Abbuchungen und was auch immer das Konto geschröpft … knurrenden Magens schnell davonschleichen und schon mal den Inhalt des überschaubar gefüllten Kühlschrankes sondieren. Etwas muss sich daraus noch machen lassen, muss ganz einfach!

    Schon innerlich mit Widerwillen aufgeladen ob dieser Erinnerung, fasse ich mir heute Morgen dann ein Herz und rappel mich auf, der Weg zur Bank unausweichlich. Eilig habe ich es nicht und radele gelassen vor mich hin. So wirklich will ich es gar nicht wissen, stelle ich fest, denn irgendetwas in mir sagt unmissverständlich, dass mein zur Verfügung stehendes Geld bereits futsch ist. Um nicht fassungslos nach dem endlos scheinenden Rattern des Kontoauszugsdruckers

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