Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

"Wenn Sie mich das heute fragen..."
"Wenn Sie mich das heute fragen..."
"Wenn Sie mich das heute fragen..."
Ebook167 pages2 hours

"Wenn Sie mich das heute fragen..."

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Short Stories über Alltägliches aber auch die Abgründe des menschlichen Daseins, in denen so manchem Leser das eigene Spiegelbild vorgehalten wird. Sie dürfen in humoristische aber auch schockierende Gedankenwelten eintauchen und verschiedene Charaktere kennen lernen.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateFeb 3, 2019
ISBN9783742705730
"Wenn Sie mich das heute fragen..."

Related to "Wenn Sie mich das heute fragen..."

Related ebooks

General Fiction For You

View More

Related articles

Reviews for "Wenn Sie mich das heute fragen..."

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    "Wenn Sie mich das heute fragen..." - Chris Doelderer

    WENN SIE MICH DAS HEUTE FRAGEN….

    Wenn Sie mich das heute fragen…Nun diese Ohrfeigen erschienen mir auf der Skala des Schmerzes an der untersten Stufe angesiedelt. Vielmehr war es der Geruch bzw. der Anblick der handelnden Person der mich maßlos störte. Verhagelten sie ihm am Ende gar die angedachte Wirkung, stand groß in seinen Augen.

    Diese Ohrfeigen, immer und immer wieder diese Ohrfeigen.

    … Sie konnten oder wollten nicht aufblühen.

    Aber alles der Reihe nach…

    An einem Morgen, der mir wie immer viel zu früh daherkam, stand Bruder Paul, oder war es sein Gehilfe Bruder Protus, an meinem Bett.

    Nein sie waren keineswegs Angehörige meiner Blutsverwandtschaft, vielmehr waren sie Eigentum einer entbehrlichen Glaubensgemeinschaft. Den Schulbrüdern wurden hohe Moralvorstellungen attestiert und wer diesbezüglich defizitär erschien, fand sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem ihrer Läden wieder…auch ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, meine Zelte hier aufschlagen zu müssen.

    Also einer der Bekutteten, wie wir sie nannten stand an meinem aus stahlrohrgestähltem dünnmatratzigem Bett. Langsam schlich sich die knochige Hand des Gottgesandten unter die leicht urinverschmutzte Decke.

    Mit geschlossenen Augen, die sich freiwillig dem offiziellen Anblick einer feuchten Möse verwehrten, erlaubte sich der Pater mein noch so junges Glied zu berühren.

    Kalte Hand, bemerkte ich nicht sonderlich erschrocken. Mein in das Kissen vergrabenes Gesicht, machte mir die Identifikation unmöglich. Diese nur scheinbar leblosen Grapscher hatten die beiden mir bekannten falschen Aposteln zu gleichen Teilen. Diese blutleere Hand machte seine Handlung noch verwerflicher, wie ich aus ersten Wichsereien selbst erlernt hatte, ist eine warme Hand sehr viel zuträglicher.

    Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen ob mir damals schon jeglicher Gehorsam abhandengekommen war, wie vielleicht anderen Menschen Stock oder Hut. Laut meiner älteren Geschwister dürfte diese Zeit der Startschuss der Stirnrunzel Jahrzehnte meiner Eltern gewesen sein.

    Mein Vater begann auch unter einen schlechten Mundgeruch zu leiden, aber den lass ich mir nicht auch noch anhängen, denn auf keinen Fall! Immer wenn er auf mich eine Spur zu aufgeregt einredete, kam diese Abstand erzwingende Fahne. Das zurückweichen wurde stets als Respektlosigkeit gewertet und dafür gab es zur Aufmunterung eine oder zwei Ohrfeigen. Eher zwei!

    Die hatten aber nicht dieselbe Qualität, wie die von Bruder Egidius im Heim, wenn ich ihm meine Bedenken wegen der unkontrollierten Hände schilderte.

    Das Heim bot auch noch einer anderen Spezies Unterschlupf. Den Präfekten! Ein Erzieher im Allgemeinen und manchmal ein Sadist im Besonderen. Auch diesbezüglich hatte ich die zweite Wahl bekommen, zumindest für endlos scheinende zwei Jahre. Ich denke nicht, dass nur ein Haar ungekrümmt geblieben war, ganz abgesehen von den übermäßig durchblutenden Wangen.

    Ein Beispiel dazu ist nicht nötig, weil am Ende euer Getuschel, dass es wohl Gründe gegeben haben müsse, mir am Arsch vorbeigeht.

    SIE

    Sie saß da die Beine übereinandergeschlagen und sah aus dem Fenster.

    Während die Eisenbahn ruhig und gleichmäßig dahinfuhr, angelte sie sich vom Boden ihre Handtasche und öffnete sie.

    Missmutig verzog sie den Mund und dachte sich: Das gleiche Chaos, wie in meinem Kopf!

    Sie fing an zu suchen und legte Handy, Lippenstift, gebrauchte und ungebrauchte Taschentücher auf den Sitz neben ihr. Das Buch, das sie schon seit Monaten lesen wollte, legte sie daneben und endlich hatte sie gefunden, wonach sie suchte.

    Sie schnalzte mit der Zunge und fischte einen Apfel aus der Tasche. Den Rest der Sachen packte sie wieder hinein und schloss den Reißverschluss. Sie biss in den Apfel und war froh, allein im Abteil zu sitzen und ihren Gedanken nachhängen zu können. Dicke Regentropfen klatschten gegen die Fenster. Mit geschlossenen Augen saß sie da und dachte nach. Wie immer hatte der Wecker um sechs Uhr morgens geklingelt und sie war rasch aufgestanden.

    Diese Stille am Morgen gab ihr das Gefühl, sich auf einer einsamen Insel zu befinden. Als erstes brühte sie sich eine Tasse Kaffee und anschließend öffnete sie die Fenster in Küche und Wohnzimmer. Mit der Kaffeetasse in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand, stellte sie sich ans Küchenfenster und blickte in den Garten.

    Wann werde ich mit diesem Mist wohl jemals aufhören? dachte sie ärgerlich.

    Als sie die Zigarette fertig geraucht hatte, schnippte sie diese einfach zum Fenster hinaus und schlang ihre Arme um den Oberkörper. Das Gefühl am Nordpol zu stehen überkam sie, aber es war eigentlich gar nicht so schlimm diese morgendliche Kälte zu spüren.

    Schnellen Schrittes ging sie zum Radio und schaltete es ein. Sie mochte Musik am Morgen, aber nicht zu laut. Wie jeden Tag goss sie sich noch eine zweite Tasse Kaffee ein und ging damit ins Bad. Dort zog sie sich das T-Shirt über den Kopf und stieg rasch aus dem Slip, danach stellte sie sich unter die Dusche und drehte das Wasser auf. Es musste sehr warm sein, denn sie hasste kaltes Wasser. Schnell verteilte sie das Duschgel auf ihrer Haut, um es gleich wieder abzuspülen.

    Man konnte viel über Frauen sagen, die Stunden im Bad verbrachten, aber sie gehörte mit Sicherheit nicht dazu. Nachdem sie sich die Zähne geputzt hatte, zog sie sich an - warf einen Blick auf die Uhr, um festzustellen, dass sie schon wieder irgendwie spät dran war.

    Ich kann machen was ich will, im Endeffekt bin ich immer in Eile., ärgerte sie sich.

    Sie nahm den Schlüssel und ging zum Auto, fuhr zum Bahnhof, fand mit Glück gleich einen Parkplatz und rannte zum Zug. Und nun saß sie da mit geschlossenen Augen, die sie abrupt aufriss, als die Eisenbahn mit lautem Quietschen zum Stillstand kam. Sie stand auf, schnappte sich ihre Jacke und stieg aus.

    MÄCHTIG WIRKT DIE ZEIT

    Diese nie gegangenen Spuren verraten. Du nahmst Kurs zu den verlassenen Konflikten.

    Noch einmal Eins werden, alles reformieren…, Schmelzwasserschwimmer!

    Wissend um die vermissten Aufrechten hinter brüchiger Herzenswand, um ihre müden Blicke... die zu Boten wurden, Falten zu Kurieren.

    Glutnester des Zweifelns dringen vor, geleckte Wunden im Gepäck. Besänftigt spreizest du ihre Schleusentore, milder Erguss deckt dies letzte Narbenfeld.

    Ein Zwischenzeitenhoch steht nun zu Buche, lag es nur an deinem Sein?

    Hoch dekoriert fließt neuer Mut, kein Zaudern stört den zarten Keim. Glückbesudelt kehrst du zurück, verwurzelst tief in weitem Land.

    Nackt hängst du an deinem Fenster…verneigst dich vor den demaskierten Pfaden… lauerst, kauerst und wartest bis deine verwitternde Hoch Zeit kalbt.

    DU MUSST JETZT GEHEN

    Es war acht Uhr morgens, als Jana die Eingangshalle des Krankenhauses betrat. Sie lief die Treppe hinauf in den ersten Stock und ging langsam den Flur entlang.

    Obwohl sie jeden Tag hier war, konnte sie sich nie an den Geruch von Erbrochenem und Urin, der ständig in der Luft lag gewöhnen. Sie steuerte das letzte Zimmer am Ende des Ganges an…, atmete tief durch, klopfte kurz an und betrat den Raum.

    Helene lag in ihrem Bett und schlief. Sie war bis auf die Knochen abgemagert, nur ihr Bauch war unförmig aufgebläht. Ihre Haut hatte schon lange eine unnatürliche, intensive Gelbfärbung. Ihre dürren Hände waren übersät von blauen Flecken, die von unendlich vielen Infusionsnadeln herrührten, aber damit war es jetzt vorbei.

    Das einzige, das sie jetzt noch bekam, war Vendal um sie möglichst schmerzfrei zu halten. Jana holte sich einen der Sessel, die für die Besucher bereitgestellt waren und stellte ihn ans Bett. Sie legte ihre Handtasche darauf, zog sich ihre Jacke aus und hängte sie über einen der Garderobenhacken neben der Türe. Wie jeden Tag ging sie zum Tisch, auf dem eine Blumenvase mit Sonnenblumen stand, leerte das Wasser aus und füllte frisches nach. Als sie die Blumen wieder zurückgestellt hatte, öffnete sie ihre Handtasche, holte ihr Buch heraus, setzte sich hin und schlug es auf. Sie fing an zu lesen, merkte aber schnell, dass sie sich überhaupt nicht auf das Gelesene konzentrieren konnte und legte das Buch neben sich auf den Boden.

    Ihre Gedanken kreisten um das Telefonat, dass sie um sieben Uhr morgens mit dem Oberarzt der Onkologie geführt hatte.

    „Jana, es tut mir unendlich leid, aber es geht ihr sehr schlecht, ich glaube es ist besser, wenn Sie so schnell wie möglich kommen. Das einzige, das wir noch tun können, ist es ihr so leicht wie möglich zu machen."

    „Wie lange noch?", hatte sie ihn gefragt.

    „Nach ihren Vitalfunktionen zu urteilen, höchstens 24 Stunden. Jana, helfen Sie ihrer Schwester zu gehen, loslassen zu können."

    Sie hatte aus dem Fenster in den Garten gesehen und sich gewünscht dieses Gespräch nicht führen zu müssen. Nachdem sie aufgelegt hatte, duschte sie, zog sich an und fuhr los.

    Und nun saß sie an Helenes Bett und dachte daran zurück, wie harmlos doch alles begonnen hatte. Ihre Schwester hatte im Winter über Schmerzen in der Schulter geklagt, es aber auf das ständige Schneeräumen geschoben, das in diesem schneereichen Winter unvermeidbar war. Als die Schmerzen nicht besser wurden, ging sie zu Ihrem Hausarzt, der eine Entzündung vermutete und diese mit Tabletten behandelte, aber auch das änderte nichts an den Schmerzen. Helene ging zum Orthopäden, der sie zur Physiotherapie schickte, …ohne Erfolg! Zu guter Letzt landete sie im Krankenhaus und da endlich wurde die Ursache gefunden. Ein Tumor auf der Leber, der genau um die Hauptschlagader gewachsen war. Die Ärzte hier, hatten es noch niemals mit einem Tumor in derartiger Größe zu tun gehabt.

    Sie wurde an die Uniklinik verwiesen, wo sie mit der Chemotherapie anfing. Es ging ihr sehr schlecht, ihre schulterlangen, blonden Haare fielen ihr aus.

    Die Mundschleimhäute trockneten aus und sie hatte ständig Entzündungen im Mund, die ihr das Essen zur Hölle machten. Ihre Haut juckte, wurde ganz fleckig und sie erbrach sich ständig. Helene, war bei einer Größe von 1,70 m auf 40 kg abgemagert.

    Zum Erstaunen aller hatte sich der Tumor abgekapselt. Nun wurde eine Operation erwogen.

    Helenes Kommentar darauf: Ich habe dem Arzt gesagt, wenn er mir den Tumor herausgeschnitten hat, will ich ihn sehen. Ich möchte wissen, womit ich es zu tun gehabt habe und werde mich von ihm verabschieden und ihm dankbar dafür sein, was er mich in dieser Zeit gelehrt hat.

    Die Operation wurde nicht durchgeführt. Nachdem ihre Befunde bis nach Amerika

    weitergeleitet worden waren, erklärte ihr der Arzt, dass er keine Möglichkeit sah, den Tumor operativ zu entfernen. Trotz aller Rückschläge hatte Helene die Hoffnung nie aufgegeben, sie brach die Chemotherapie ab und vertraute sich der Alternativmedizin an.

    Nicht ein einziges Mal sprach sie von der Möglichkeit sterben zu können, das hing vermutlich auch mit ihrer 15-jährigen Tochter Lisa zusammen. Sie hatte Lisa nachdem die Beziehung zu deren Vater gescheitert war jahrelang allein aufgezogen, was die Beiden auf magische Art zusammenschweißte. Sie hatten ein inniges und herzliches Verhältnis zueinander.

    Vor 7 Jahren war ihr dann Alex begegnet. Ein lustiger, gutaussehender Mann, der sie zum Lachen brachte. Die beiden hatten sich ein Haus gekauft, aber nie geheiratet. Alex wollte Lisa bei sich behalten, dass wusste Jana, sie hatten darüber gesprochen. Vor zwei Wochen war Lisa mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Das Mädchen war schlichtweg verzweifelt, dass Helene so krank war und es war ihre Art dagegen zu rebellieren. Alex und Jana holten sie ab. Der behandelnde Arzt konnte sich einen bissigen Kommentar bezüglich der Aufsichtspflicht nicht verkneifen. Alex starrte zu Boden und sagte kein Wort.

    Da ergriff Jana die Initiative und erklärte dem Arzt die Situation. Sichtlich peinlich berührt bat der sie einen Moment zu warten und kam mit der Visitenkarte eines Kinderpsychologen zurück. Er wünschte ihnen alles Gute und verabschiedete sich.

    Jana sah auf die Uhr, es war bereits elf Uhr vorbei. Sie beschloss in die Krankenhauscafeteria zu gehen, um

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1