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Man stirbt nur einmal: Tagebuch eines Todgeweihten
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Ebook143 pages1 hour

Man stirbt nur einmal: Tagebuch eines Todgeweihten

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Als Fortsetzung von Kampf dem Karl, der Tod kann warten, vervollständigt dieser Band das Krebstagebuch von Bernhard Giersche. Seine besondere Art mit dieser Diagnose umzugehen und sein Kampf um Methadon hat viele Betroffene erreicht, informiert und mental gestärkt. Wider alle ärztlichen Prognosen, lebt und schreibt er noch weit hinter der offiziellen Deadline zur Freude seines Umfelds. Jede weitere Sekunde des Lebens wird erkämpft und genossen. Nach hoffnungsloser Diagnose und einigen Monaten Kampf mit Chemotherapie in Verbindung mit Methadon, häufen sich nun die lebensbedrohlichen Komplikationen. Doch der Autor kämpft, übersteht drei Operationen innerhalb einer Woche und macht mit einer Vielzahl von Zugängen in seinem Körper aus dem Krankenbett Termine für Lesungen. Er will noch das Erscheinen der Printversion von "Kampf dem Karl, der Tod kann warten" erleben und seinen Abschied als Autor mit einer großen Lesung in Lippstadt zelibrieren. Er ist noch nicht bereit seine Familie und Freunde jetzt schon zu verlassen.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateDec 29, 2017
ISBN9783742757814
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    Book preview

    Man stirbt nur einmal - Bernhard Giersche

    Widmung

    Dieses Buch widme ich meinen vier Kindern, die ich sehr liebe und auf die ich in höchstem Maße stolz bin. Aus verschiedenen Gründen war ich nicht

    immer für sie da, wenn sie mich brauchten. Und auch jetzt muss ich sie vor der Zeit verlassen und kann ihren weiteren Lebensweg nicht begleiten, was mir sehr schwer fällt. Nur zu gerne wäre ich noch geblieben und hätte Enkelkinder oder gar Urenkel auf den Knien geschaukelt. Ich werde immer bei ihnen sein und hoffe, dass sie dies spüren und manchmal an mich denken und an die kostbare Zeit, die wir miteinander verbringen durften.

    27. September 2017

    Auf gehts, die Chemotherapie ruft. Mich erwarten drei Tage stationärer Aufenthalt im Soester Klinikum und etliche Infusionen. In körperlichem Bestzustand, gemessen an den letzten drei Monaten, trete ich gegen Karl an, der gleich wieder von der Chemobrühe kosten darf. Augen zu und durch, wird schon. Schlimm wird es, wenn es denn schlimm wird, erst am Freitag, wenn das alles so richtig zündet.

    Ich freue mich dagegen auf Montag. Da muss und werde ich fit sein, komme, was da wolle. Denn so wie es aussieht, kommt dann ein Entlein geflogen...und das gar für einige Tage. Kann mein Glück kaum fassen.

    Gestern erst gab es ein neues erstes Mal.Ich bin in meinem ganzen Leben noch nicht Motorrad gefahren, weder als Sozius noch als Fahrer und das gehörte definitiv zu den Dingen, die ich noch tun wollte. Bisher hatte ich einfach zu viel Angst um mein Leben...hat sich ja erledigt. Und so stieg ich gestern das erste Mal hinter meiner Gisela auf die Intruder und wir düsten eine Stunde lang durch die Gegend. Das hat extrem viel Spaß gemacht und ich genoss jede Sekunde. Spontan dann der Clou...ab in den Wirtschaftsweg und Bernhard an den Lenker gelassen. Früher dachte ich immer, das sei enorm schwierig mit der Schalterei und Kupplung und so. Ist aber kinderleicht und so war ich für wenige Minuten jener Easy-Rider meiner Jugend, der mit dem Chopper durch die Lande knattert. Ich glaube, wäre noch ein Etat an Zeit und Geld vorhanden, ich würde glatt noch den Führerschein machen, im Übrigen der einzige, der mir fehlt. Ich freue mich auf weitere Ausfahrten. Gisela fährt sehr souverän, selbst wenn ich Bär hinter ihr sitze. Herrlich! Danke Schatz, dass du das gestern mit mir zusammen unternommen hast!!!

    Es ist ein gutes Gefühl, diese ganzen Dinge zu tun. Wie eine innere Strichliste, die man im Leben abarbeitet. Ich habe an den meisten Stellen schon einen Haken, aber etliche fehlen noch und ich erfahre das als echte Gnade, nun noch einige Haken setzen zu dürfen. Das ist weiß Gott nicht jedem vergönnt und erfüllt mich mit Dankbarkeit.

    chapter2Image1.png

    28. September 2017

    Nachdem gestern etwas Unsicherheit bestand, was die Verabreichung der Chemotherapie anging, geht es heute morgen also los. Der linke Arm ist ja thromboisiert und erst musste man sicher sein, dass der Port einwandfrei läuft. Durch die Verstopfung der Venen im linken Arm ist dieser angeschwollen und voller heftiger Hämatome. Sieht krass aus. Wegen der Verzögerung wird es vielleicht erst Samstag bevor ich nach Hause kann. Egal aber schade um die Zeit.

    Seltsamerweise habe ich seit Tagen ähnliche Gelüste wie eine Schwangere. Gestern bin ich doch glatt losgezogen und habe mir ein Glas Rollmöpse gekauft. Die könnte in einer Tour essen…

    chapter3Image1.jpeg

    Gleich werde ich auch noch für die Pflegestufe begutachtet. Komisches Gefühl. Naja mit einem Schwerbehindertengrad von? steht mir das vielleicht auch zu.

    Leider hat das Daumen drücken nicht geholfen. Volle Packung an Nebenwirkungen. Oberbauch zerreißt es. Ist heftige und leider vorkommende Sache. Spritzen Morphium dagegen bis nix mehr weh tut. Kacke. Muss da durch und werde da durch kommen. Karl du Arsch,...Wehr dich nicht so!

    29. September 2017

    Tja, da hat mir Heidi Christina Jaax die Katze aus dem Sack gelassen. Alles, was ich seit der Diagnose hier abgelassen habe und noch einiges mehr, ist seit heute in Buchform erhältlich. Viele Menschen fragten danach, ob es denn nicht ein Buch als Zusammenfassung geben würde, gibt es bald überall im Handel. Heidi hat sich unheimlich viel Mühe in der Herausgeberschaft gemacht und das Ganze ohne jegliche Gewinnabsicht. Sie will damit etwas Gutes bewirken und ich danke Dir, liebe Heidi für die viele Arbeit mit dem Buch.

    Es hatten im Laufe der Zeit einige Verlage deswegen angefragt, Heidi war die Erste. Das Buch gibt es bald auch als echtes Buch und aus Papier und natürlich wird es öffentliche Lesungen geben. Der Erlös aus dem Verkauf fließt auf ein Sparkonto. Es dient dazu, die hohen Kosten, die leider durch mein Sterben entstehen, abzumildern. Zu all dem wird es noch Informationen geben. Mir geht es heute morgen wieder ganz passabel. Wenn es so bleibt bin ich zufrieden.

    chapter4Image1.png

    Ursprüngliches Cover Band 1

    30. September 2017

    Vorgestern hat der Sozialdienst des Soester Klinikums eine Begutachtung für den Pflegegrad bei mir vorgenommen und beim medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) die Einstufung beantragt. Kaum vierundzwanzig Stunden später teilte der MDK per FAX mit, dass ich mindestens im Pflegegrad zwei bin. Nun bin ich also offiziell auch Pflegefall. Das macht mir durchaus komische Gefühle. Doch hinter dieser Einstufung steht auch die Tatsache, dass uns die Pflegekassen nicht im Stich lassen, sondern ungeheuer schnell, unbürokratisch und pragmatisch finanzielle und materielle Hilfe anbieten. Wer über dieses System meckert, gehört geohrfeigt. Dass ich nun erwerbsunfähiger, zu einhundert Prozent behinderter Pflegefall bin, liest sich erschreckend, ist aber nun mal so. Innerhalb von nur drei Monaten bin ich also da angekommen. Take it, like it is….

    Bereits um neun Uhr konnte ich heute das Krankenhaus verlassen. Der erste Tag der Chemotherapie, also vorgestern, war eine wahrliche Hölle. Alles, was sonst im Zeitraum von drei oder vier Tagen eintrat, das passierte nun innerhalb einer Stunde, wirklich heftig. Zwanzig Milligramm Morphium schafften Abhilfe. Danach ging es besser und die Befürchtung, dass nach dem Abklingen des Morphiums alles von vorne losgehen würde, hat sich nicht erfüllt.

    Und so sitze ich jetzt, etwas benebelt und klapprig auf den Beinen, aber guter Dinge auf dem heimischen Sofa und erfreue mich meines Lebens. Das Buch und anstehende

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