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Irland: Mein Tagebuch
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Irland: Mein Tagebuch

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About this ebook

Herrlich grüne Wiesen, jede Menge Schafe, perfekt aufgeschichtete Steinmauern, gastfreundliche Menschen, eine atemberaubende Landschaft, kulinarische Genüsse und ein bemerkenswertes Wetter. – Das ist Irland. Zudem ist es der perfekte Ort für alle, die auf Reisen gerne oft Pause machen, fast jedes dritte Haus ist ein pub.
Auszüge aus dem Text:
...In Irland gibt es zwei Arten von Wetter: Rainy sun und sunny rain. Rainy sun ist schlechtes Wetter, sunny rain ist gutes Wetter, beide Arten wechseln mehrmals täglich, besser wird es nicht...
...Die Zugehörigkeit der Schafe kann man an den aufgemalten Farben erkennen. Blaue, türkisfarbene und rote Balken oder Punkte konnten wir auf ihrem weißen Fell ausmachen. Wem jedoch die Schafe gehörten, die alle Farben auf dem Rücken trugen, konnte uns niemand beantworten...
...Plötzlich entstand wie aus dem Nichts ein dichtes Gedränge von Autos, Traktoren und Menschen. Genau hier und jetzt, an der Kreuzung Maams Cross, trafen sich die Viehhändler zur Auktion. Kühe, Schafe und Ziegen wurden aus – und eingeladen, präsentiert und wechselten den Besitzer. Vergnügt beobachteten wir das Treiben...
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateSep 13, 2014
ISBN9783847611592
Irland: Mein Tagebuch
Author

Patricia Grotz

Patricia Grotz wurde 1958 in Potsdam geboren und wuchs in Berlin und München auf. Nach der Ausbildung zur Maskenbildnerin und Studien der Kunstgeschichte folgte eine fünfjährige Tätigkeit am Theater, ab 1984 arbeitete sie freiberuflich als Filmschaffende. Veröffentlichungen: PREMIERE – Emmas Faust, Roman, 500 Seiten, 2023 Aneurysma – Leben mit der Bedrohung, 2015; Irland – Unser Haus im wilden Norden, 2018

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    Irland - Patricia Grotz

    00. Vorwort

    Es hat nicht etwa einundzwanzig Jahre gedauert, meine handgeschriebenen Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahr 1993 in den Computer zu tippen; das Leben hielt mich davon ab. Aber auch nach dieser langen Zeit sind die Erinnerungen noch so lebendig, dass ich sie mit anderen teilen möchte.

    Hier also nun meine Erlebnisse, beziehungsweise die meines Mannes Peter und mir.

    01. Planung

    Jenen Sommer wollten Peter und ich unseren Urlaub dazu nutzen, ein neues Land kennenzulernen.

    Wir stellten uns einen Ort vor, an dem die durchschnittliche Temperatur zwanzig Grad Celsius nicht übersteigen würde. Mit diesem Anliegen waren wir natürlich ziemlich allein, die meisten anderen drängte es in den heißen Süden. In die engere Auswahl würden ebenfalls Länder mit möglichst wenigen Atomkraftwerken kommen und solche, die keine Kriege angezettelt hatten, auch in den letzten Jahrhunderten nicht.

    An dieser Stelle drängte sich uns nun die Frage auf, ob man all solch ernste Angelegenheiten in den Ferien nicht einfach ruhen lassen sollte. Wir stellten aber mit Bedauern fest, dass uns diese Art von Gedankenlosigkeit fehlte.

    Viel Hoffnung hatten wir nicht, einen Platz auf dieser Welt zu finden, der all diese Forderungen erfüllen würde. Und doch! Unsere Recherchen ergaben einen eindeutigen Sieger: IRLAND! Das Land, in dessen Nähe das europäische Wetter entsteht. Diese grüne Insel mit der schwachen Bevölkerungsdichte von 4,589 Millionen auf 84.421 Quadratkilometern.

    Irland erfüllte all unsere Wünsche: Bis heute gibt es dort kein einziges Atomkraftwerk und die Iren haben keine Kriege angefangenen. (Abgesehen von diversen Befreiungskriegen gegen Besetzungsversuche.) Und zum Wetter: In Klimatabellen fanden wir eine sommerliche Durchschnittstemperatur von unter zwanzig Grad Celsius. Herrlich! Gut, zugegeben, das Schwimmen in der Irischen See würde sehr erfrischend werden bei einer Wassertemperatur zwischen acht und fünfzehn Grad Celsius.

    Peter freute sich weniger auf das Schwimmen als auf die Erkundung der irischen Küche. Seine kulinarischen Ansprüche waren immer schon ziemlich stark ausgeprägt gewesen, sein Leben war quasi eine permanente Essensreise. Irland, nicht gerade bekannt für seine Sterneküche, würde also auch in dieser Hinsicht interessant werden.

    Ich selbst bin ein eher abenteuerlustiger Typ. Ich freute mich auf eine neue Landschaft, neue Menschen und – das Wetter. Ich war gespannt auf Stürme, besonders auf die in Kombination mit Regen und stellte mir vor, wie mir die Gischt ins Gesicht peitschen würde, während ich mich über die Klippe einer Steilküste beugte. Ich konnte ja nicht ahnen, wie leicht es war, das zu erleben.

    Bild 155111 - Dieses Bild ist aus diesem Werk.

    Foto 01: Mullaghmore Head, aufkommender Sturm an der Nordwestküste. Unbearbeitete Originalaufnahme aus dem Jahr 1996

    Um einen ersten Eindruck von verschiedenen Orten der Insel zu gewinnen, planten wir eine Woche in dem bekannten Touristenort Killarney, zwei Wochen im Hausboot auf dem Fluss Shannon mit der Durchkreuzung der beiden großen Seen Lough Ree und Lough Derg und anschließend noch eine Woche in Clifden, der inoffiziellen Hauptstadt Connemaras, wohl eine der schönsten Regionen im Westen Irlands.

    Bild 155733 - Dieses Bild ist aus diesem Werk.

    02. Peters Art sich zu verfahren

    Am Donnerstag, den fünften August, weckte Peter mich um fünf Uhr morgens, fertig angezogen und bester Laune. Das Frühstück hatte er auch schon zubereitet. Im Gegensatz zu meinem lieben Peter war ich kein Frühaufsteher, sondern ein Morgenmuffel. Wortkarg packte ich das Frühstück ein, klemmte mein orthopädisches Kopfkissen unter den Arm, wankte zum Auto und suchte eine einigermaßen bequeme Stellung halb liegend auf dem Rücksitz. Acht Stunden Autofahrt lagen vor uns bis Paris, unserem heutigen Ziel.

    Peter wies mich auf die mangelnde Sicherheit meiner Position hin, ließ sich aber dadurch den Spaß nicht verderben, zu gerne fuhr er lange Strecken mit dem Auto.

    Den halben Tag bedienten wir Urlaubsklischees: Brütende Hitze, Staus auf den Autobahnen, Mittagspause an einem überfüllten Rastplatz (in diesem Fall bei Verdun, dem Schlachtfeld des ersten Weltkriegs) und am Wegesrand vorbeifliegende prächtige Schlösser, restaurierte Burgen, alte Landhäuser und architektonische Kunstwerke.

    Am späten Nachmittag wurde es dann etwas individueller. Peter weckte mich kurz vor Paris. „Kannst Du mir helfen? Ich habe mich früher mal so schrecklich verfahren in Paris." Zu diesem Zeitpunkt hatte ich doch tatsächlich vergessen, dass sich Peter immer und überall schrecklich verfährt. Ich orientierte mich auf den diversen mitgeführten Straßenkarten. Das erste serienreife Navigationsgerät für Kraftfahrzeuge wurde ja erst 1994 in einen BMW eingebaut. Hätten wir also dieses eine Jahr noch abgewartet, wäre uns viel erspart geblieben, oder vielleicht auch nicht. Ein fest installiertes Mobiltelefon hatten wir allerdings bereits in unserem Auto, natürlich hatte der Hörer noch ein Kabel. Es war kiloschwer und hatte eine, für heutige Verhältnisse, aberwitzige Summe gekostet. Wir hatten sogar zwei Nummern eingespeichert: Die des Notrufs der Feuerwehr und die des ADAC Pannendienstes, den gab es ja damals schon. Nachdem die Gebühren eines Telefongesprächs aber noch unverhältnismäßig hoch waren, hatten wir von der Programmierung weiterer Nummern abgesehen.

    Die Landkarten aus Papier sagten mir also, dass wir auf dem richtigen Weg waren. „Kein Problem. Immer geradeaus. Die Umgehung durch die Peripherie. Erst raus bei einem Wegweiser nach Rouen." Da war er gewesen, der Wegweiser nach Rouen. Vorbei. Das Schild war grün. Peter hatte ein blaues erwartet. Nach einer kleinen Diskussion drehten wir bei der übernächsten Gelegenheit um. Etwas verwirrend waren die vielen Schilder schon, einmal weiß, dann grün und da endlich für Peter ein blaues! Es war die gleiche Abfahrt, die wir vorher versäumt hatten. Vielleicht richteten sich in Frankreich die Farben der Schilder nach der Fahrtrichtung?

    Wir passierten Versailles, jetzt waren wir immerhin auf der richtigen Straße. Nach weiteren hundert Kilometern nahmen wir die Abfahrt nach Louviers und landeten schon wieder bei einer péage (Maut). Es war bestimmt schon die fünfzehnte Zahlstelle und ich hatte längst den Überblick über die französischen Sous verloren. Zur Erinnerung für alle, die nach dem 31. Dezember 1998 geboren wurden: Damals gab es natürlich längst noch keinen Euro, sondern in Frankreich den Franc, den Sou und die Centimes.

    Peter sprach ganz gut französisch und fragte den Kassier an der péage nach unserem Hotel. „Hostellerie Saint–Pierre, un Relais du silence in Saint–Pierre–Du–Vauvray?" Peter fügte noch hinzu, dass es direkt an der Seine sein musste, drei Kilometer hinter Louviers. Der Kassier kannte das Hotel und erklärte uns den Weg dorthin. Wir fanden es sogar, ohne uns weiter zu verfahren, wir hatten uns deutlich verbessert. Und ich war stolz auf meinen Peter.

    03. Hostellerie Saint–Pierre ***

    Bild 155113 - Dieses Bild ist aus diesem Werk.

    Foto 02: Hostellerie Saint–Pierre *** (Die *** sind nicht etwa Fußnoten, wie ein junger Leser vermutete, sondern die trois étoiles des Hotels, also die drei Qualitätssterne)

    Wir hatten ein gemütliches Zimmer im zweiten Stock mit Blick auf die Seine. Sogar vom Bett (das höchstens hundertzwanzig Zentimeter breit war!) konnte man die vorbeifahrenden Containerschiffe beobachten. Sie machten einen höllischen Lärm, noch viel lauter als D–Züge.

    Bild 155114 - Dieses Bild ist aus diesem Werk.
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