Todesfeier
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About this ebook
Wir schreiben das Jahr 3010- und die Welt ist brutaler denn je.
Eines Tages entstaubt ein Produzent ein altes Fernsehformat, das schon seit Jahrhunderten nicht mehr lief:
Die Casting-Show!
Auf den ersten Blick ist sie nicht anders, als die alten Casting-Shows. Doch da die Menschen brutaler geworden sind, ist auch diese Show brutaler, als gewohnt.
Die Kandidaten, die nicht wissen, worauf sie sich einlassen und auch das Motto "Nimm das Leben nicht so ernst, du kommst eh nicht lebendig heraus" nicht ernst genug nehmen, sehen diese Show als große Chance Karriere machen zu können. Doch in der Show "Todesfeier" scheiden die Kandidaten nicht einfach nur aus- sie werden umgebracht. Und das alles Live vor den Augen eines Millionen Publikums!
In einer Welt, in der alles grau in grau ist, herrscht nur noch eine Farbe vor: Rot. Blutrot!
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Book preview
Todesfeier - Victoria Gothink
Prolog
Ein verstaubtes Herz(lich Willkommen) im Jahr 3010! Das neue Jahrtausend ist düster und brutal. Die Farben sind einem Misch-Masch aus schwarzweiß gewichen. Die Sonne konnte man seit Jahrhunderten nicht mehr am Himmel erblicken. Sie versteckt sich hinter dicken Gewitterwolken. Ein leichter Nebelschwaden liegt auf den Häusern und dem Gemüt der Menschen.
Die Welt hat sich komplett gewandelt. Zum einen hat sich die Zahl der Menschen auf Erden halbiert. Zum anderen sind Mörder mittlerweile zu Nationalhelden aufgestiegen, die eigene Shows im D.I. bekommen. D.I. steht für Damno Internet. Es ist Latein und bedeutet soviel wie „(zu Tode) verurteilen". Im D.I. geht es größtenteils um Blut, Tod und Verderben.
Vor fast drei Jahrhunderten ist das Beamen legalisiert worden. Somit sind Staus eine Sache, die bereits als antik gilt. Diese Art der Fortbewegung wurde lange Zeit nicht zugelassen, obwohl man schon seit vielen Jahrhunderten zuvor in der Lage dazu war.
Es wurde allerdings sehr viel Schindluder mit dem Beamen betrieben. Man hat es beispielsweise dazu ausgenutzt, um andere Menschen zu quälen, sie an Orte zu beamen, an denen sie schlimme Dinge erlebt haben. Solches ist mittlerweile auch Alltag geworden. Und es ist auch nichts Schlimmes mehr. Ganz im Gegenteil: Den Menschen macht diese Art von Freizeitbeschäftigung Spaß.
Besonders in den letzten dreihundert Jahren haben sich die Wertvorstellungen von beängstigend in bestialisch grausam verändert. Folgendes Beispiel zeigt dies sehr gut:
Das schönste Geschenk, das man einer Dame machen kann, ist ihr eine rote Kette zu schenken. Sie verstehen, was ich meine, oder? (Wenn nicht: Ihr die Kehle aufschlitzen.)
Doch es gibt noch ein paar Menschen, die noch Moral und Anstand haben. Vielleicht treffen wir einige von ihnen auf der Reise in die Zukunft...
Übrigens: Folgende Geschichte passiert irgendwo auf der Welt.
Kapitel 1: Zehn Leben
Modest Vita
Mein Name ist Modest Vita, bin 21 Jahre alt und Musiker. Und damit meine ich wirklich einen richtigen Musiker. Also einer, der nicht nur singt, sondern auch mindestens ein Instrument beherrscht. In meinem Fall sind es Gitarre und Schlagzeug.
Ich kann es nicht ausstehen, wenn Menschen sich Musiker nennen und noch nicht einmal ein Instrument spielen können. Aber das ist denen ihre Sache.
Mein Traum ist es eine großartige Karriere als Musiker zu erreichen.
Aber erstmal zu meinem komischen Namen. Er bedeutet soviel wie „bescheidenes Leben Und das kann man in meinem Fall wirklich sagen. Wenn man mit sechs weiteren Geschwistern aufwächst, kann man keinen Luxus erwarten. Aber man kann bescheiden ja auch anders definieren. Nämlich so, dass man nicht viel schönes erlebt hat in seinem Leben. Ich bin zwar noch nicht alt, manch einer würde mich als „blutjung
bezeichnen, aber trotzdem kann man eine Menge erlebt haben. Auch in jungen Jahren. Leider.
Nun, ich wurde als zweites von insgesamt sieben Kindern in ärmlichen Verhältnissen geboren. Das ist nicht das Schlimmste, falls Sie sich wundern oder selbst in einer großen Familie aufgewachsen sind oder in einer großen Familie aufwachsen. In einer großen Familie aufzuwachsen ist ganz bestimmt nicht der Ausdruck eines „bescheidenen Lebens". Alles was danach kam, gehört ganz bestimmt in die besagte Kategorie.
Ich war noch keine zwei Jahre auf diesem Planeten, da wurde eine eigenartige Mischung aus zwei Krankheiten an mir diagnostiziert. Diese beiden „Krankheiten" sind in Anführungsstrichen Krankheiten, weil eine von den beiden keine richtige Krankheit ist, sondern eher ein Symptom: das Adam-Stokes-Syndrom und Blutsturz.
Aufgrund dessen lebe ich in ständiger Angst zu sterben. Besonders abends gehe ich mit der blanken Panik ins Bett, ich könnte am nächsten Morgen nicht aufwachen, aufgrund eines Blutsturzes in der Lunge, an dem ich dann in der Nacht erstickt bin oder ähnlichem.
Als ich vier Jahre alt war, starb mein Vater. Meine Mutter hat uns immer im Glauben gelassen, er sei bei einem Verkehrsunfall gestorben. Doch als ich achtzehn wurde, hat sie mir endlich die Wahrheit gesagt: Er hat sich umgebracht, weil er nicht mit dem Gedanken leben konnte, dass eins seiner Kinder vor ihm sterben könnte. Dieses Geburtstagsgeschenk war doppelt toll: Zum einen an seinem Ehrentag zu hören, dass sich der eigene Vater umgebracht hat und zum anderen, dass man auch noch der Grund für diese Tat war. Ich muss nicht extra erwähnen, wie ich mich jetzt, noch Jahre später, fühle nur wenn ich daran denke.
Danach war mein Leben auch keine Erfrischung an einem heißen Sommertag. Es war eher der Beginn allen Übels, wie man so schön sagt.
Meine Mutter fiel in ein tiefes Loch. Dieses tiefe Loch hieß mal Zeno, Mac, Achaz, Doron oder Jago. Sie sollten alle die Väter meiner jüngeren Geschwister werden. Und noch eine Gemeinsamkeit haben sie: Sie haben mich und meine Geschwister erstmal ignoriert und sind dann abgehauen. Länger als ein halbes Jahr nach den jeweiligen Geburten meiner Geschwister haben sie es nicht ausgehalten. Obwohl meine Mutter sie jeden Tag verflucht ( und dies auch schon gemacht hatte, als sie noch mit ihnen zusammen war ), hat sie komischerweise ihre Kinder nach ihnen benannt. Passend zum Vater ein Kind mit dessen Namen.
Nun mussten wir mit sieben Kindern von einem geringen Gehalt meiner Mutter leben. Sie war mal Kellnerin, mal jobbte sie in einem Fast-Food- Restaurant, mal ging sie als Babysitterin zu anderen Leuten, um denen ihre Bälger zu hüten. Als hätte sie selbst keine. Na ja, hatte sie auch nicht wirklich. Ich, als Ältester, passte auf meine Geschwister auf. Wenn sie dann nach der Arbeit nach Hause kam, war es fast so, als hätte sie keine Kinder. Sie ignorierte uns, weil sie ihre Ruhe haben wollte. So ging das die nächsten fünf Jahre.
Ich war mittlerweile dreizehn Jahre alt und ein typischer Teenie. So wie Heranwachsende zu der Zeit waren: Ich schaute im D.I. nach Horrorfilmen Ausschau, war ein großer Fan von dem Massenmörder S.T.Range, stand auf die Horrorrock- Band „Kithara" und traf mich oft mit meinen Freunden. In der Schule gehörte ich zu den Schlechtesten. Kurz gesagt: Ich benahm mich normal für mein Alter, konnte mich nicht zu sehr mit Verantwortung brüsten und musste die Konsequenzen tragen- ich musste die Klasse wiederholen. Diese Erfahrung hat mich total verändert. Ich war vorher brutal und fand das normal. Es ist auch normal. Doch ich änderte mich. Diesen ganzen Wahnsinn konnte ich nicht mehr ertragen. Ich wollte mit Gewalt nichts mehr zu tun haben, wurde sensibel und rücksichtsvoll. Dafür kassierte ich von meinen Mitschülern prompt die Quittung: Ich wurde ausgegrenzt und fertig gemacht. Ich wusste selbst nicht, warum und wie ich diese Veränderung durchmachte, doch sie hinterließ ihre Spuren. Ich wurde so sensibel und verletzbar, dass ich depressiv wurde und in Therapie gehen musste. Jetzt bin ich halbwegs wieder in Ordnung, doch ich werde wohl mein ganzes Leben mit Depressionen zu kämpfen haben. Der Auslöser meiner Depressionen war der frühe Tod meines Vaters (für den ich ja verantwortlich war) und die „unglückliche familiäre Situation", wie sie mein Therapeut gerne nennt. Und meine lieben Mitschüler, so würde ich mal so ins schwarz- weiß- karierte tippen...
Und wäre das nicht schon genug gewesen in meinem jungen Leben, starb meine Mutter letztes Jahr. Man vermutet am „Broken- Heart- Syndrom". Sie hat es nach all den Jahren nicht verkraftet, dass ihr Mann so früh von uns gegangen ist. Und ich habe es nicht verkraftet, dass sie von uns gingen...
Ich wollte eigentlich nicht mein ganzes Leben erzählen. Habe dies auch nicht getan. Aber ich bin manchmal echt 'ne kleine Labertasche. Man sollte von mir nur einen kleinen Einblick bekommen. Den Rest erfahrt Ihr noch, wenn ich endlich Musiker bin. Falls das irgendwann in meinen bescheidenen Leben passieren sollte.
Smilla Orff
Hallo! Ich bins die Smilla. Ein bekloppter Junge aus der Nachbarschaft hat mir mal gesagt, dass Smilla „Lächeln" bedeutet. Nun, ich muss sagen, dass das stimmt. Ich lächel gerne. Am liebsten schau ich mir Horrorfilme an und die sind ja nun wirklich lustig. Wenn einem der Kopf abgehackt wird und vielleicht dann noch ein Monster aus dem Magen springt, dann ist das wie in reinem Blut zu baden. Es ist einfach blutartig äh... großartig natürlich.
Dieser bekloppte Junge aus der Nachbarschaft, den ich grade schon erwähnt habe, heißt Modest und ist mittlerweile auch schon ein Mann. Er spinnt vor sich hin. Er will Musiker werden. Das ist ja wohl der größte Mist, der auf diesem Mist, der so genannten Erde, entstanden ist.
Dass ich es schaffen werde, liegt ja auf der Hand. Aber der... darf ich mal Blut spucken? Der sieht noch nicht mal wie ein Musiker aus. Er sieht eher aus, wie jemand aus nem Gruselfilm, die ich gerne schaue. Dabei ist er aber eher der Typ, der sich in einen Werwolf verwandeln kann. Er sieht also wie ein Werwolf aus. Vielleicht nicht ganz so, aber irgendwie schon. Der Typ hat gar keinen Haarschnitt. Einfach wachsen lassen, irgendwie wird das schon, oder wie? Und dann erst die Klamotten. Die hat er ganz bestimmt aus der letzten Altkleidersammlung gefischt. Ja okay, die Familie ist sehr arm und so, aber ich weiß nicht... muss man armen Menschen immer ihr Leid ansehen? Das ist doch grausam. Ich persönlich kann so etwas nicht sehen.
Außerdem ist er schon durch seinen Namen geschädigt auf Lebenszeit. Ich mein, sein Name bedeutet bescheiden. Hallo? Wer will denn so heißen? Na, eigentlich ist es ja egal, was irgendein Name bedeutet. Er hat mich darauf gebracht. Er ist halt so ein Freak.
Zum Glück bin ich da anders.
Ich bin ein 17 jähriges Mädchen, das auf blutrünstige Horrorfilme steht und natürlich ein großer Star wird. Ich seh' schon so aus: Mein schwarzes Haar fällt mir fotogen über die Schultern und meine schwarzen Kleider mit kleinen roten Punkten, die aussehen wie Blutspritzer sind einfach nur todschick. Ich könnte die Schöne in einem Horrorfilm sein, die von einem gruselig schönen Untoten gekidnappt wird.
Aber ich will nicht schauspielern. Ich werde eine schaurig schöne, unheimlich talentierte Sängerin.
Hey, wer lacht denn da so dreckig?
Anastasius Delibes
Vor ca. 500 Jahren hatte ein Arzt seine Arbeit und die seiner Kollegen erleichtert. Er hatte die „Obduktion ohne Berührung" erfunden. Eigentlich hatte er noch viel mehr erfunden, was mit dieser Erfindung möglich wurde. Dieser besagte Arzt hatte nämlich einen Chip in das Gehirn eines Patienten eingepflanzt. Auf dessen Chip wurden alle Tätigkeiten gespeichert, die er machte. Außerdem wurden auch Krankheiten gespeichert. Dadurch konnte der Arzt sehen, was der Patient bis dato für Wehwehchen hatte. Von da an wurde jedem Menschen, der geboren wurde ein solcher Chip in das Gehirn eingepflanzt. Am Ende eines jeden Lebens wurde der Chip einfach aus dem Gehirn entnommen und schon hatte man alle Informationen, die man brauchte- auch die Todesursache.
Ich wusste nichts von diesem Chip in meinem Gehirn. Doch vor fast drei Jahren bin ich gestorben. Es hört sich verdammt komisch an. Ist es wahrscheinlich auch. Nach einer Prügelei in der Schule wurde ich ins Krankenhaus eingeliefert. Aufgrund