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8½: Lichtjahre
8½: Lichtjahre
8½: Lichtjahre
Ebook55 pages37 minutes

8½: Lichtjahre

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Durch einen Motorradunfall wird Christian querschnittsgelähmt. Seitdem träumt er sich seinen Großvater herbei, der ihn vor achteinhalb Jahren verlassen hat und seitdem auf Sirius lebt, dem südlichsten Stern am Himmel. Eines Nachts ist es soweit und Christian darf zu ihm, auf einem Motorrad, das so schnell ist wie das Licht.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateDec 5, 2014
ISBN9783847616283
8½: Lichtjahre

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    Book preview

    - null DERHANK

    - 3

    .

    Verlag Literarische Sammlung DERHANK

    www.LSD-Verlag.de

    mail@LSD-Verlag.de

    - 2

    Lichtjahre

    Parabel auf die Zeit und darauf, dass alles Geschehen zeitverzögert bei bzw. in uns eintrifft, sprich: wahrgenommen wird.

    Nominiert für den LIT.AWARD Ruhr Oberhausen 2010.

    - 1

    »Ich gebe noch einmal Gas, bin wie bekifft, als ich in meinen eigenen Unfall eintauche, meinen Sturz sehe, den Abhang hinunter, vor den Baumstumpf, an dem ich mir den Hals verrenke. Ich sehe mich liegen und erinnere mich an das kurze Gefühl der Schrumpfung, wenn aus den 0,04 Sekunden, die meine Füße vom Kopf entfernt sind, ein Abgrund wird ...«

    Achteinhalb Minuten benötigt das Licht von der Sonne bis zu mir. Und zurück noch einmal achteinhalb Minuten, bis es mit dem Bild meines Gesichts, meines Körpers und meines Motorrads wieder in sie eintaucht.

    In der letzten Sekunde meines ersten Lebens betrachtete mich unser Stern nichts ahnend, sah mich auf dem Aussichtsplatz an der Ruhrtalstraße, sah, wie ich ihn anblinzelte; eine Selbstgedrehte im Mund, die Lederjacke aufgeknöpft und eine nagelneue Enduro Simson S 51 zwischen den Schenkeln. In dieser Sekunde hatte ich meine letzten achteinhalb Minuten bereits hinter mir.

    Am Sonntagvormittag des 23. September 1984 unternimmt der neunzehnjährige Christian Q. einen Motorradausflug durchs Ruhrtal. Es ist 10.32 Uhr, als bei einem Überholmanöver im Ardeygebirge seine Lichtmaschine ausfällt. Er sieht den entgegenkommenden VW-Bus und weiß, dass er weder überholen noch rechtzeitig hinter den Opel Kadett zurückfallen kann.

    In der Morgendämmerung dieses letzten Tages hatte mich das unruhige Funkeln von Sirius geweckt. Sirius ist der hellste Stern am Himmel, und sein Licht brauchte achteinhalb Jahre bis zu mir. Sirius hat keinen guten Ruf bei den Menschen, so wenig wie ich, und schon deswegen mag ich ihn. Immer noch. Das alles weiß ich von Opa. Von ihm weiß ich auch, dass der Nachthimmel einen Bogen über sämtliche Epochen zwischen heute und der Zeit spannt, in der es noch keine Menschen gab, nicht mal Dinosaurier. Jedes Sternenlicht ist ein eigenes Abbild aus einer eigenen Vergangenheit, und zusammen bilden sie ein Mosaik aus Milliarden alter Zeiten. Aber Opa hatte herausgefunden, dass die Sterne durch ein Netz überlichtschneller Linien verbunden sind. »Space-Highways« nannte er sie.

    Christian wird langsamer, dreht ohne Wirkung am Gas und schert in letzter Sekunde vor dem zu spät bremsenden Kleinbus aus. Er fliegt über den Abhang, überschlägt sich und liegt am Ende reglos in einer Böschung, deren Neigung gerade einen exakt lotrechten Winkel zu Sirius bildet, einer Doppelsonne im Sternbild des Großen Hundes.

    Opa lebt auf Sirius. Schon lange. Bevor ich vor Schmerzen das Bewusstsein verlor, musste ich noch an ihn denken. Unfähig mich zu rühren, habe ich ihn angesehen, angefleht geradezu. Aber Opa konnte in diesem Moment nur beobachten, wie ich vor achteinhalb Jahren die Schule schwänzte, um im Stadtpark heimlich zu rauchen.

    »Na«, dürfte er gedacht haben, »dass der Junge mal nicht auf die schiefe Bahn gerät!« Wenn Opa wüsste! Eine Ewigkeit habe ich auf den Tag gewartet, an dem Opa erfährt, wie sehr ich wirklich auf die schiefe Bahn geraten bin. Und dieser Tag ist heute! Opa sieht mich

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