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POLIZEIT-Detective
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POLIZEIT-Detective

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About this ebook

Kann man Krimi mit Zeitreise mischen? Und wenn, was kommt dann dabei heraus? Die Antwort ist einfach: Dinge, die eigentlich nicht möglich sind. Möglicherweise nicht logisch. Wahrscheinlich schwer nachvollziehbar. Oder sagen wir es so: Wenn Sie darauf bestehen, dass dieser Text geschrieben worden ist, bevor Sie ihn gelesen haben, dann könnten Sie in Sachen Zeitreisen vielleicht Schwierigkeiten bekommen. Denn vielleicht waren diese Sätze noch gar nicht erdacht, als Sie sie lasen, doch in ferner Zukunft kam ihrem Autor die Idee, sie zu Papier zu bringen und dann in der Zeit zurückzusenden, wo Sie, werter Leser, sie gerade zu diesem Zeitpunkt lesen. Denn in einem Universum, in dem es Zeitmaschinen gibt, müssen Reiz und Reaktion keineswegs in chronologischer Reihenfolge ablaufen. Kausalität ist da, geht aber mitunter andere Wege.
Der Kriminalroman spielt viele der Möglichkeiten durch, die Zeitmaschinen bieten würden – für den Verbrecher gleichermaßen wie für die Polizei. Oder Polizeit in dem Fall. Bei jedem der Verbrechen spielt eine Zeitmaschine eine Rolle – für die Tat oder für die Auflösung. Denn sonst wären es ja keine Zeitreisekrimis und die Polizeitbehörde würde ihren Namen zu Unrecht tragen.
"POLIZEIT-Detective" zeigt, wie Detective Inspektor Ethan Cause ermittelt, während er einen jungen Kollegen in die Materie einführt. Dabei gibt es jede Menge Kriminalfälle – und es gibt jede Menge Theorie und Philosophie zum Thema Zeitreisen. Die Fälle sind mitunter komplizierter, als es die Metaphysik zulässt. Und das heißt: "POLIZEIT-Detective" ist keine Gutenachtlektüre, bei der man sich von einem Krimi einlullen lassen kann! Es fordert den Leser heraus, konfrontiert ihn mit Problemen, bei denen die Lösung möglicherweise für mehr Verwirrung sorgt als für Verständnis. Dies sind keine gewöhnlichen Wald- und Wiesenkrimis, es sind Zeitreisekrimis. Ob die Theorien und Ideen in diesem Buch allerdings stimmen… nun, natürlich nicht. Denn Zeitreisen sind völlig unmöglich… oder?
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateApr 1, 2016
ISBN9783738065053
POLIZEIT-Detective
Author

Martin Cordemann

Tillmann Courth stand jahrelang als Conférencier auf der Bühne des Ersten Kölner Wohnzimmertheaters. Er schrieb und bestritt fünf Kabarett-Soloprogramme und geht heute einigen Kolleg?innen u.a. als Regisseur zur Hand, ist Comicexperte und betreibt die Webseite FIFTIES HORROR. Martin Cordemann ist Autor der Comics „Die DomSpitzen“ und „Bruder Thadeus: Das Münchner Kindl“ (Zeichner: Ralf Paul) sowie des Buches „Dada op Kölsch“. Als E-Book gibt es von ihm jede Menge Krimis und Science Fiction.

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    POLIZEIT-Detective - Martin Cordemann

    01:00 Uhr

    „Der Mörder, sagte der Inspektor und sah in die Runde, „ist der Mönch mit der Augenklappe!

    „Ethan? Hey, Ethan!" schallte eine weibliche Stimme durch die große Halle des Präsidiums.

    Ethan verlangsamte seinen Schritt und sah sich um.

    „Hast du es eilig?" fragte die Stimme, nun ein wenig außer Puste.

    „Hat man das bei der Zeitreisepolizei denn nötig?" Er blieb stehen und wartete, bis die Person mit der angenehmen Stimme ihn eingeholt hatte. Es war Elisabeth Fect, seine Vorgesetzte – und sie hatte noch jemanden im Schlepptau.

    „Was kann ich für dich tun, Lizzy?" fragte Ethan und lächelte.

    „Das", sie deutete auf ihre Begleitung.

    „Soll ich ihn für dich umlegen?" Er sah sie lächelnd an – um so was hatte sie ihn nur einmal gebeten und sie waren beide mit dem Endergebnis ein wenig unzufrieden gewesen.

    „Nein, sie winkte ab und sah dann ihren Begleiter an. „Das hier ist Detective Inspektor Ethan Cause – Ethan, das hier ist Lou Tenant.

    „Na, dann hoffe ich, dass Sie bald befördert werden."

    „Warum?" fragte Tenant überrascht.

    „Dann wären Sie Lieutenant Lou Tenant."

    „Ethan, wirklich?" Seine Chefin legte den Kopf schief.

    „Bot sich so an. Wissen Sie, Lou, Ihre Chefin und ich waren mal ein Team. Wir waren ‚Cause & E. Fect’, er seufzte, „ist eigentlich ein schöner Scherz, wenn man beruflich mit Zeitreise zu tun hat. Und ein bisschen ironisch, weil das bei Zeitreise eigentlich nie nach diesem Prinzip funktioniert. Er zuckte die Schultern. „Naja, egal, was führt Sie in die Abteilung für Zeitreisekriminalistik?"

    „Du sollst ihn in die Materie einführen", sprang Captain Fect ein.

    „In die Theorie?"

    „In die Praxis."

    „Oh."

    „Problem damit?"

    „Nein, eigentlich nicht. Ethan sah den jungen Mann an. „Na, dann kommen Sie mal. Wir haben einen Fall, nicht zu kompliziert für den Anfang. Er nickte seiner Chefin zu. „Lizzy!" Dann setzte er seinen Weg fort und gewann schnell an Fahrt.

    Tenant sah Captain Fect fragend an.

    „Na hinterher" rief die, machte auf dem Satz kehrt und begab sich zurück in ihr Büro.

    „Muss ich alles noch mal erzählen?" fragte Ethan, als der junge Mann japsend neben ihm ankam.

    „Äh…"

    „War nur Spaß, ich hab noch nicht angefangen. Die Frage ist, wie weit muss ich ausholen?"

    „Wobei?"

    „Zeitreise. Polizei. Polizeit. All das?"

    „Oh, sie bogen um eine Ecke und Tenant schaffte es gerade noch, einem Wagen mit altmodischen Akten auszuweichen. Das Präsidium für Zeitreisekriminalistik war ziemlich groß und man konnte sich leicht darin verlaufen. „Warum? war das einzige, was er hervorbrachte, bevor er nur mit letzter Not eine Katastrophe, die ein Teetablett und mehrere heiße Flüssigkeiten beinhaltet hätte, umschiffte.

    „Warum die Zeitreise nutzen, um Kriminalfälle aufzuklären?" half Cause nach.

    „Ja, brachte Tenant hervor, „genau.

    „Nun, das ist… das ist übrigens der H.G. Wells Flügel, Sie können sich ja denken, nach wem der benannt ist. Hier finden wir unsere Zeitmaschinen, also die, die wir für die Arbeit brauchen. Ethan blieb stehen und sah hinüber zu einer Tür aus schwerem Metall. „Das da ist der Heinlein Flügel. Da sind die… eher speziellen Dinge! Cause nickte und setzte dann seinen Weg fort. „Also warum nutzen wir die Zeitreise, um Verbrechen aufzuklären? Das ist nur die halbe Frage, oder?"

    „Ja, stimmte der junge Polizist zu, „warum nutzen wir sie nicht, um die Verbrechen zu verhindern.

    „Und da haben wir sie, die Frage, die jeder stellt. Ethan blieb stehen. „Sehen Sie, wir haben es versucht. Auf verschiedene Arten. Nehmen wir an, wir wissen, ein Mord geschieht in einem Zimmer. Weil er bereits geschehen ist. Also sorgen wir dafür, dass ein Sensorgerät dort platziert wird, so dass wir den Mord damit aufzeichnen können und direkt wissen, wer der Täter ist, oder?

    „Äh, ja."

    „Gut, das bringt zwei Probleme mit sich: Erstmal besteht die Gefahr, dass der Täter, nachdem er verhaftet wurde, dafür sorgt, dass sein mordendes Ich etwas über dieses Gerät weiß und es unschädlich macht."

    „Wie das? Wir haben ihn doch verhaftet!"

    „Zeitreise. Er muss nur eine Nachricht in der Zeit zurückschicken, mit der er sich selbst warnt."

    „Geht das denn?"

    „Natürlich. Und wenn es dann ist, wenn man ihn nach 25 Jahren aus dem Gefängnis entlässt. Zeit spielt bei Zeitreisen keine Rolle… gewissermaßen. Jedenfalls könnte er als alter Mann in die Vergangenheit zurückreisen, sich selbst warnen und damit alles verändern. Das ist eben Zeitreise; weil wir etwas verändern können, kann es der Mörder natürlich auch. Er stellt also ein Störgerät auf, das unser Aufzeichnungsgerät stört. Also reisen wir zurück und stellen ein Gerät auf, das sein Störgerät stört, dann stellt er eins auf, dass unser Störgerät stört und so weiter bis in alle Ewigkeit. Dadurch wird nichts gewonnen sondern nur nach und nach das Zeitgefüge aufgeribbelt, weil… Ethan winkte ab. „Das erklär ich Ihnen später. Es funktioniert jedenfalls nicht auf diese Weise, weil Reiz und Reaktion sich immer gegenseitig ausschalten lassen. Sie sehen also, uns unseren eigenen Zeugen zu schaffen würde nicht funktionieren.

    „Was ist das zweite Problem?"

    „Ethik. Es wäre nicht sehr ethisch, ein Verbrechen, von dem man weiß, dass es stattfinden wird, zu beobachten und aufzuzeichnen, aber es nicht zu verhindern, oder?"

    „Nein, wohl nicht."

    „Sehen Sie. Man hat am Anfang mit all dem experimentiert, aber die Ergebnisse waren… sagen wir mal unbefriedigend. Einige Begriffe sind durch die Zeitreise überhaupt erst entstanden. Paradox zum Beispiel. Und ‚verschlimmbessern’. Der Begriff liegt darin begründet, ein geschichtliches Ereignis so oft von mehreren Seiten hin und her zu korrigieren, bis… na ja, nicht mehr viel davon übrig bleibt."

    „Also können wir es nicht verhindern?"

    „Nein, tut mir leid. Cause schüttelte den Kopf. „Wäre auch allen Beteiligten gegenüber unfair, oder?

    „Inwiefern?"

    „Wenn der Mörder seinen Mord nicht begehen kann, können wir ihn wohl kaum dafür zur Rechenschaft ziehen. Kein Mord, kein Täter. Und für ein Verbrechen, das er nicht begangen hat, können wir ihn wohl kaum verhaften. Auch das wäre irgendwie unethisch. Insofern lassen wir da meist den Verbrechern ihren Lauf und versuchen, die Zeitlinie so wenig wie möglich selbst zu beschädigen."

    „Das bedeutet, es gibt Regeln", meinte Tenant erfreut.

    „Ja, nickte Cause, „aber die verändern sich. Man muss flexibel sein, immer mit dem Fall – und mit der Zeit gehen, wie es so schön heißt. Jeder Fall ist anders, also muss man an jeden Fall anders herangehen. Er öffnete eine Tür und sie betraten einen Vorbereitungsraum. Im Nebenzimmer konnte man die Zeitmaschinen sehen, kleine Geräte, die es einem erlaubten, wannhin zu reisen wannhin man auch wollte.

    „Und dieser Fall…?"

    „Oh, der. Ethan lächelte und nahm ein paar Geräte von einem Polizisten in Uniform entgegen. „Mord!

    Sie befanden sich im Besprechungszimmer, während nebenan die Zeitmaschine „vollgetankt" wurde, wie Ethan meinte, ein Begriff, den Lou Tenant nachschlagen musste – und auch dann nicht richtig zu würdigen wusste.

    „Es geht um Mord", wiederholte Cause und deutete auf den Holoschirm, auf dem die Leiche eines Mannes zu sehen war.

    „Warum kümmert sich nicht die normale Polizei darum?"

    „Weil eine Zeitmaschine darin verwickelt war, erklärte Ethan. „Der ermittelnde Detective hat Zeitreiserückstände gefunden. Manchmal macht uns das die Sache unheimlich einfach.

    „Warum?"

    „Weil nicht so irrsinnig viele Leute Zeitmaschinen haben", lächelte Cause und schob sich seine Waffe ins Halfter.

    „Warum dürfen überhaupt Leute Zeitmaschinen besitzen?" fragte der junge Beamte.

    „Das ist eine hervorragende Frage. Dem Militär wär es lieber, wenn niemand außer ihm welche benutzen dürfte. Aber, na ja, der Verkauf von Handfeuerwaffen ist doch auch erlaubt, und nur weil sich eine Zeitmaschine als Waffe einsetzen lässt, hat man argumentiert, wäre es ja noch keine. Kurz gesagt: Reiche Leute, Lobbyarbeit, kein Gesetz gegen Zeitmaschinen. Der einzige Vorteil ist, dass die Dinger so teuer sind, dass sich kaum jemand eine leisten kann. Und wenigstens sind fast alle Zeitmaschinen registriert, das hilft auch ein bisschen."

    „Was ist jetzt mit diesem Mord?"

    „Nun, in diesem bestimmten Fall haben wir drei Verdächtige. Drei Herren mit Zeitmaschinen, die alle mit ihren Zeitmaschinen um den Tatzeitpunkt herum aufgetaucht und wieder verschwunden sind, wie es scheint. Also wie ist unsere Vorgehensweise?"

    Tenant dachte darüber nach. „Wir… verhören alle drei?"

    „Ja, nickte Ethan, „aber vorher sehen wir uns den Tatort an und sprechen mit dem ermittelnden Beamten. Er warf dem jungen Mann eine Waffe zu. „Vorsichtig damit umgehen."

    „Okay." Tenant lächelte, als sie sich auf den Weg zu ihrer Zeitmaschine machten. Plötzlich blieb er stehen.

    „Alles klar?"

    „Ich habe eine Idee."

    „Lassen Sie hören."

    „Sie haben all das erzählt, warum wir die Vergangenheit nicht überwachen können und so. Aber es gäbe noch eine andere Möglichkeit, glaube ich."

    „Und die wäre?"

    „Wir könnten in die Zukunft reisen. Wir besuchen Sie, in 10, 15 Jahren, und fragen Sie, wie Sie all diese Fälle gelöst haben und wer die Täter sind!"

    „Das können wir nicht machen", widersprach Ethan.

    „Warum? Würde das… ein Zeitparadoxon auslösen, weil Sie und Ihr zukünftiges Ich sich nicht begegnen dürfen, würde das Ihre Zukunft, die gesamte Zukunft auslöschen?"

    „Nein", meinte Cause, „man kann sich selbst treffen, sich mit sich unterhalten oder einen trinken gehen, das ist alles kein Problem. Aber in die Zukunft zu reisen und mich nach den Auflösungen all meiner Fälle zu fragen… das würde diesen Job so verdammt langweilig machen!"

    Sie stiegen aus der Maschine.

    „Das ist der Tatort", sagte Ethan und schritt durch eine Tür in einen angrenzenden Raum. Tenant folgte ihm mit offenem Mund.

    „Das sieht alles so frisch aus. Wann ist die Tat denn geschehen?"

    „Vor einer Stunde", meinte Cause und sah sich um.

    „Aber… wie ist denn das möglich?" stotterte der junge Beamte völlig verwirrt.

    „Muss ich Ihnen alles, was mit Zeitreise zu tun hat, wirklich erklären? Nun, genau genommen ist die Tat vorgestern geschehen… aber wir hatten ein bisschen viel zu tun."

    „Wir?"

    „Gut, wir kannten uns da noch nicht, also ich hatte da ein bisschen was zu tun. Constabler Jones hier, der Detective deutete auf einen großen Mann in Uniform, „hat unser Büro in Kenntnis gesetzt… wann, Jones?

    „Vor drei Minuten, Sir."

    „Die Verzögerung tut mir leid, Constabler."

    „Kein Problem, Sir."

    „Sehen Sie, Mr. Tenant, egal, ob uns die Nachricht jetzt erreicht, morgen oder in drei Jahren – es macht für uns keinen Unterschied. Wir haben eine Zeitmaschine, also kommen wir hier an, wann wir wollen. Und da wir die Kollegen ungern warten lassen, kommen wir meist kurz nach ihrem Anruf. Schon was gefunden, Jones?"

    „Hat Sie das Büro denn nicht informiert?"

    „Doch. Wir haben eine Leiche, oder?"

    „Ja, Sir, das stimmt. Constabler Jones deutete auf den blutverschmierten Körper, der auf dem Fußboden lag. „Wurde brutal umgebracht. Tatwaffe ist die Stehlampe da drüben, Sir. Wir haben daran temporale Fingerabdrücke gefunden.

    „Was, mein lieber Tenant, natürlich keine richtigen Fingerabdrücke sind, sondern nur der Hinweis darauf, dass der Mörder kurz vor der Tat mit einer Zeitmaschine gereist ist. Was, wie ich hörte, den Täterkreis ein wenig eingeschränkt hat."

    „Das hat es in der Tat, Sir."

    „Das… das… Lou Tenant sah sich noch immer mit offenem Mund um. Er schien mit den Eindrücken, die auf ihn einstürzten, überfordert zu sein. „Wo sind wir hier überhaupt?

    „Nicht die Frage, die man als erste erwartet."

    „Wieso, welches ist die erste Frage?"

    Wann sind wir?"

    „Das sagten Sie eben, vorgestern?!"

    „Gut aufgepasst."

    „Aber das hier ist… nicht New York."

    „Nein… aber es ist dicht dran."

    Jones lachte.

    „New… Jersey?"

    „Sieht Constabler Jones nach New Jersey aus?"

    „Nein… Tenant zuckte die Schultern, „er sieht eher… nach England aus.

    „York, um genau zu sein. Eine Grafschaft. Mit einem Constabler. Wie aus einem alten Krimi."

    „Aber… England…"

    „Wenn wir nicht an Zeit gebunden sind, werter Kollege, warum sollten wir dann an Orte gebunden sein? Wir kümmern uns um Zeitreiseverbrechen… ich meine, wissen Sie, warum man unsere Organisation nicht ‚Crime Travel’ genannt hat?"

    „Äh… nein."

    „Weil eine britische Sendung schon diesen Namen hatte. Gut, wir hätten natürlich in der Zeit zurückreisen, diesen Namen schützen lassen und sie dann verklagen können, aber wie gesagt, wir wollen mit unserer Arbeit nicht zu viele Löcher ins Kontinuum schlagen. Cause grinste. „Also, wer ist der Tote?

    „Lord Horst von Debenham."

    „Horst von…"

    „Klingt für Sie nicht britisch genug?"

    „Nein."

    „Wir leben in anderen Zeiten. In… mehreren anderen Zeiten, um genau zu sein. Wissen Sie, ab irgendeinem Zeitpunkt in der Geschichte der Menschheit wird sich alles so sehr vermischt haben, dass weder Rassen noch Namen mehr wirklich eine Rolle spielen."

    „Und Geschlechter?"

    „Na, das will ich doch schwer hoffen, dass die eine Rolle spielen. Wo wäre sonst der Spaß? Ethan zwinkerte ihm zu, dann wandte er sich wieder an den Constabler. „Also, ein toter Lord und drei Verdächtige.

    „Ganz recht, Sir. Jones sah auf seinen Elektroblock. „Lord Horatio von Peebles, Lord William Chang und Lord Francois de Honc.

    „Danke, Jones, gute Arbeit."

    „Danke, Sir. Er reichte Ethan den Block. „Hier finden Sie auch eine Auflistung der Dinge, die man am Tatort gefunden hat.

    Cause warf einen flüchtigen Blick darauf, dann reichte er den Block an seinen jungen Lehrling weiter. „Prima. Unsere nächsten Schritte?"

    „Die… Verdächtigen verhören?"

    „Sehr gut."

    „Aber…"

    „Eine weitere gute Idee?"

    „Wir… könnten… Nun, wir müssen ja nicht Sie in der Zukunft fragen, wer der Täter war, aber könnten wir uns es denn nicht auf eine andere Weise leichter machen?"

    „Und die wäre?"

    „Wir könnten in die Zukunft reisen und schauen, welcher von den dreien im Gefängnis sitzt."

    Cause lächelte. „Versuchen wir’s!"

    „Das… ist…"

    „…wenig hilfreich?" beendete Ethan den Satz seines Schützlings. Sie befanden sich in der Zukunft, ein paar Jahre in der Zukunft, um die Gefängnisdaten anzufordern. Wie sich herausstellte, befanden sich alle drei Verdächtigen in Haft – wenn aus den Akten auch nicht hervorging, aus welchen Gründen.

    „Ja", nickte Tenant enttäuscht.

    „Ach, der Grundgedanke war ja nicht verkehrt, meinte Cause und klopfte seinem Kollegen aufmunternd auf die Schulter, „aber für gewöhnlich ist es nicht so einfach. Und, stellen Sie sich vor, es wäre nur einer von denen hinter Gittern gewesen. Und wir wären in die Vergangenheit gereist und hätten ihn verhaftet, weil wir dachten, er wäre schuldig. Er war es aber nicht, sondern er war nur im Gefängnis, weil wir ihn dort gesehen und ihn deswegen dorthin gesteckt hatten… Tenant sah ihn überfordert an. „Zeitreisen kann verwirrend sein!"

    „Ja!"

    „Also, Ethan klatschte in die Hände, „auf zum Verhör!

    Der Raum war teuer eingerichtet. Es gab jede Menge Vasen und gerahmte Bilder und einen Kamin. Ein Butler hatte sie hereingeführt und nun warteten sie darauf, dass sich der ehrenwerte Lord Horatio von Peebles die Ehre gab. Ethan hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt und betrachtete ein paar bräunliche Fotografien, die auf dem Kaminsims standen. Das Foto an sich war schon seit Jahrzehnten ausgestorben, oder waren es Jahrhunderte? Natürlich machte man noch immer Fotos, aber die wenigsten ließen sie ausdrucken und noch weniger bemühten sich, sie in einen Rahmen zu stecken. Diese Bilder waren bewusst so platziert worden, um einen Eindruck des Alters zu erwecken. Jemand legte Wert darauf, dass es gediegen aussah – und er hatte Erfolg damit. Cause überlegte, ob er einen Fuß vor die Tür setzen und sich die Grafschaft ansehen sollte – für so was nahm er sich nie die Zeit. Meistens hockte er in irgendwelchen Räumen, sah sich irgendwelche Leichen an oder sprach mit irgendwelchen Verdächtigen. Er genoss nie die Landschaft – die Zeit hätte er gehabt. Er hatte soviel Zeit, wie er wollte. Und doch hatte er sie sich nie genommen. Er hetzte von einem Fall zum anderen und da… kam auch schon der

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