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Ottokar Heisenberg - Ein relativ unscharfer Typ
Ottokar Heisenberg - Ein relativ unscharfer Typ
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Ebook254 pages3 hours

Ottokar Heisenberg - Ein relativ unscharfer Typ

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About this ebook

Ottokar Heisenberg mag Albert Einstein nicht, weil der die Lichtgeschwindigkeit zum allgemeingültigen Tempolimit erklärt hat. Mit Hilfe der Quantenphysik will Ottokar dieses umgehen und erfindet zufällig aufgrund eines Vorzeichenfehlers die Zeitreise. Zusammen mit seinem Freund Tom erlebt Ottokar so haarsträubende Abenteuer an verschiedenen Orten in Raum und Zeit. Und dann ist da noch eine geheimnisvolle, schöne Frau aus der Zukunft.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateDec 11, 2017
ISBN9783742761224
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    Book preview

    Ottokar Heisenberg - Ein relativ unscharfer Typ - Mark Löschner

    Ungewollte Ankunft

    Irgendwo in diesem unglaublichen Ort, den halbwegs intelligente Zweibeiner poetisch als Universum bezeichnen, kreiste ein kleiner Planet fröhlich um eine rote Sonne. Der Planet liebte die Sonne, weil sie ihn wärmte und auf einer stabilen Bahn hielt, sodass er nicht in die dunkle Einsamkeit des Weltalls verschwand. Dort war es ihm einfach zu kalt und zu einsam. Und zu dunkel. Hier, rund um die Sonne, seine so innig geliebte Sonne, hatte dieser kleine knubbelige Planet nicht nur Licht und Wärme sondern auch Gesellschaft. Da zogen in nächster Nachbarschaft weitere knubbelige Geschwister ihre Bahnen um die Sonne, die ihm in Farbe und Größe ähnlich waren und etwas weiter draußen seine großen Geschwister: riesige Gasplaneten, welche die kleineren inneren Planeten in ihre Bahnen einschlossen und sie vor diesen fiesen Asteroiden beschützten, die nichts anderes im Sinn hatten, als den kleinen unschuldigen knubbeligen Planeten weitere Knubbel zu verpassen. Der kleine fröhliche Planet mochte seine Geschwister und es gab auch nie Zank mit ihnen, obwohl er doch ein wenig neidisch auf einen von ihnen war. Er nannte ihn Ringo, denn er hatte wunderschöne Ringe, die im Sonnenlicht in einer schier endlosen Farbenpracht glitzerten. Der kleine Planet, der von seinen Geschwistern einfach nur ‚Nummer Drei‘ genannt wurde, hatte keine solche Farbenpracht. Seine Oberfläche war eigentlich dunkelgelb und schwarz gemustert, hatte aber aufgrund des Sonnenlichts eine rötliche Färbung. Damit sah er fast genauso langweilig wie seine Nachbarn aus, aber da er eh nichts daran ändern konnte, drehte er weiter fröhlich seine Kreise. Für schlechte Laune gab es ja keinen wirklichen Grund.

    Auf einer seiner dunkelgelben und aufgrund des Lichtes eher dunkelroten Ebene bemerkte der Planet plötzlich etwas unerhörtes: Ein ganz kleines lokal sehr eingeschränktes Gewitter.

    ‚Aua‘, dachte der Planet. ‚Was war denn das? Die Gewittersaison ist doch schon lange vorbei! Mal schauen, was das wieder ist.‘

    Es war eigentlich kein richtiges Gewitter sondern eher eine kugelförmige elektrische Entladung von vielleicht drei Metern Durchmesser. Sie tauchte plötzlich auf, blitzte ein paar Sekunden vor sich hin und verschwand.

    ‚Hm, das war jetzt aber kurz‘, dachte der Planet. ‚Ach egal, nichts passiert und ich kreise weiter fröhlich um meine Sonne. Schubidu!‘

    Der Planet versuchte zu pfeifen, dann fiel ihm aber ein, dass er als Planet null Ahnung von Musik und definitiv noch weniger vom Pfeifen einer einigermaßen musikalischen Melodie hatte. Während er über das Musikproblem nachdachte, bemerkte der Planet nicht die beiden Männer, welche von der Entladung zurückgelassen wurden.

    Diese beiden Männer fielen mit einem kurzen Stöhnen zu Boden und blieben auf dem Rücken liegen. Nach ein paar weiteren Stöhngeräuschen drehte sich der erste auf den Bauch und erhob sich auf Hände und Knie. Er keuchte eine Reihe von Flüchen.

    „Verdammt! Was ist denn jetzt schon wieder passiert? Und warum ist das hier so heiss?" fragte er dann.

    Der zweite Mann stützte seinen Oberkörper auf die Ellenbogen. Nach einem flüchtigen Blick in alle Richtungen räusperte er sich und hustete kurz.

    Mit Trübsal in der Stimme sagte er: „Ich habe keine Ahnung. Und das ist die Antwort auf beide Fragen."

    Der erste Mann hob seinen Oberkörper und schaute sich vorsichtig um. Er sah in der näheren Umgebung nichts weiter als gleißenden, dunkelroten Sand. Am Horizont nahm er dunkle Formen wahr, die für ihn wie Berge aussahen. Er schwitzte und atmete schwer.

    „Na toll, sagte er vorwurfsvoll. „Du hast uns in irgendeine Wüste teleportiert. Du und deine blöden Experimente!

    „Die sind nicht blöd, erwiderte der andere ein wenig beleidigt. „Nur etwas überraschend im Ergebnis, setzte er etwas leiser und mit niedergeschlagener Stimme hinzu.

    Er rappelte sich auf und sah sich prüfend um.

    „Als erstes müssen wir Wasser finden und dann schauen wir mal weiter", sagte er bestimmend.

    Der erste Mann stand ebenfalls auf, klopfte sich den Sand von der Kleidung und schaute auf ein kleines flaches Instrument, welches er aus seiner Hosentasche gezogen hatte.

    „War ja klar! schimpfte er. „Kein Netz! Du hast uns bestimmt in die einzige Wüste auf diesem Planeten katapultiert, die noch nicht touristisch erschlossen ist und damit auch kein Handynetz hat.

    „Ich glaube nicht, dass wir auf diesem Planeten so etwas wie ein Handynetz finden werden", erwiderte der andere und deutete nach oben.

    Sein Gefährte folgte dem Arm mit seinen Blicken und erstarrte.

    „Oh nein, die Sonne ist ja rot! Du hast uns auf einen anderen Planeten gebeamt! Wir werden sterben!"

    „Scheinbar ja. Aber sterben werden wir eh, niemand lebt ewig. Zumindest gibt es hier genug Sauerstoff."

    „Woher willst du das wissen?"

    „Wir leben noch und das Atmen funktioniert, oder?"

    Der erste Mann zog prüfend die heisse Luft mehrfach durch den Mund ein und aus. Aufgrund der heissen und trockenen Luft musste er husten.

    „Ja, okay, scheint zu stimmen, sagte er unter Tränen und nach Atem ringend. „Und jetzt? Wie kommen wir zurück zur Erde? Hast du einen Plan?

    „In groben Zügen ja: Wasser finden, sich etwas umschauen und Kontakt zu den Eingeborenen herstellen. Vielleicht gibt es ja so etwas auf diesem Planeten."

    Etwas leiser setzte er murmelnd hinzu: „Und dabei wollte ich nur ein Kaugummi über zehn Zentimeter teleportieren."

    Die Wohnung

    Irgendwo in der Galaxis, welche von halbwegs intelligenten humanoiden Zweibeinern poetisch als Milchstraße bezeichnet wurde, fand auf einem kleinen blassblauen unscheinbaren Planeten eine Wohnungsbesichtigung statt.

    „Die Wohnung ist ein wirkliches Schmuckstück, ein außergewöhnlicher Glücksfall für sie. Ihre außerordentlich schöne Lage, umgeben von vielen Grünflächen, fernab der Hauptstraße und doch direkt angebunden an öffentliche Verkehrsmittel ist ein Highlight. Der Große Garten ist nur wenige Gehminuten entfernt. Geschäfte zur Deckung des täglichen Bedarfs befinden sich in unmittelbarer Nähe und die Innenstadt mit den vielfältigen Shoppingmöglichkeiten erreichen sie innerhalb weniger Minuten, ob mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mit dem Auto oder sogar zu Fuß! Die Wohnung ist genau wie das gesamte Gebäude in einem Top-Zustand. Genau so, wie man es von einem nur wenige Jahre alten Neubau erwartet."

    „20 Jahre sind für sie wenig?"

    „Wie kommen sie auf 20 Jahre?"

    „Im Aufzug ist ein Typschild mit dem Baujahr angebracht und ich denke nicht, dass man einen alten Aufzug in dieses Gebäude eingebaut hat."

    „Oh, ich sehe, sie haben ein Auge für Details! Sie müssen verstehen, in einer Stadt, in der die Bausubstanz im Schnitt über 40 Jahre alt ist, kann man solch ein Gebäude schon mal als Neubau wahrnehmen. Sehen sie sich doch bitte den wunderschönen Ausblick vom großzügigen Balkon an. Ist doch herrlich, oder?"

    Die Frau im Businesskostüm gab sich alle Mühe, Tom die Wohnung schmackhaft zu machen und fuhr fort:

    „Zwei großzügige Zimmer, ein geschmackvoll eingerichtetes Bad und die hoch funktionelle Küche bilden ein schönes Ensemble, in welchem man sich wirklich wohlfühlen kann. Und das alles für eine mehr als angemessene Miete."

    45 Quadratmeter aufgeteilt auf Flur, Küche, Bad, einen mickrigen Balkon und noch zwei Räume ergaben im Werbe-Neusprech der Maklerin zwei großzügige Zimmer. Zumindest großzügig im Vergleich zur Küche, deren Funktionalität sich augenscheinlich darin erschöpfte, dass man durch einfaches Umdrehen auf der Stelle alle Schränke und Arbeitsplatten erreichen konnte. War die Küchentür geschlossen, konnte man als normal grosser Erwachsener noch nicht mal umfallen. Zumindest bei der Miete hatte Corinna Harttisch, wie die Maklerin hiess, nicht übertrieben. Sie lag fast zehn Prozent unter dem Stadtdurchschnitt.

    „Apropos Miete, hob Tom bedeutungsschwer zu seiner Verhandlung an. „Mit der Formulierung ‚mehr als angemessen‘ haben sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich bin bereit, noch heute den Mietvertrag zu unterschreiben, wenn die Höhe der Miete nur angemessen ist und nicht mehr als das. Sagen wir fünf Prozent weniger und ich garantiere ihnen, dass sie innerhalb von 48 Stunden ihre Provision bekommen. Natürlich auf dem bisherigen Mietpreis basierend. Das ist mehr als fair.

    „Das ist ein sehr großzügiges Angebot, erwiderte die Maklerin mit einem Lächeln, welches freundlich sein sollte aber eher unsicher wirkte. „Allerdings müssen sie in Betracht ziehen, dass solch eine wunderschöne Wohnung in bester Lage sehr begehrt ist. Einer Minderung des Mietpreises wird mein Klient wohl nicht zustimmen.

    „Wenn diese Wohnung so begehrt ist, warum steht sie dann seit drei Jahren leer?"

    „Wie kommen sie denn darauf?" fragte die Maklerin sichtlich betroffen.

    „Nun ja, es gibt das Internet-Archiv, in welchem alle alten Internetseiten gespeichert werden und da kann man schön den alle sechs Monate fallenden Mietpreis verfolgen. Und das seit mehr als drei Jahren, als diese Wohnung das erste Mal von Ihrem Maklerbüro als ‚sofort bezugsfertig‘ angeboten wurde. Ich vermute mal, das geschah nachdem der Vermieter bereits einige Zeit selber versucht hat, die Wohnung zu vermieten. Und das in dieser schnell wachsenden Stadt!"

    „Äh, ich muss sagen, auch hier zeigen sie eine besondere Beobachtungsgabe, entgegnete die Maklerin unsicher. „Solch ein Angebot muss ich erst mit meinem Klienten besprechen, das geht nicht so einfach.

    Aber sie wollte Tom nicht so einfach von der Angel lassen und fragte mit etwas mehr Sicherheit in der Stimme: „Sie sind also an der Wohnung interessiert?"

    „Ja, aber nur zu den Konditionen, die ich eben genannt habe."

    Tom sah demonstrativ auf seine Armbanduhr.

    „Entschuldigen sie bitte, aber ich habe noch einen anderen Besichtigungstermin, den ich wahrnehmen möchte, fuhr er fort. „Sie haben ja meine Nummer und können mich jederzeit anrufen. Ich bedanke mich für die Besichtigung und wünsche ihnen noch einen schönen Tag. Tom lächelte kurz ohne zu winken und ging dann zielstrebig auf die Wohnungstür zu.

    „Warten sie kurz!" rief die Maklerin aus.

    Tom hielt inne und drehte sich um.

    „Okay, sagen wir zwei Prozent weniger Miete und sie bekommen die Wohnung", sagte die Maklerin.

    „Drei Prozent und wir haben einen Deal", entgegnete Tom mit einem Grinsen.

    „Na gut, drei Prozent, abgemacht", entgegnete die sichtlich genervte Maklerin mit einem unterdrückten Seufzen und hängenden Schultern.

    Tom folgte mit seinem Auto der Maklerin zu ihrem Büro, wo er den Mietvertrag unterschrieb und die Schlüssel für die Wohnung erhielt.

    Bei der außerordentlich freundlichen Verabschiedung fragte er die Maklerin: „Sagen sie mir ganz ehrlich eins: Was hat sie überzeugt, auf mein Angebot einzugehen? Die Aussicht auf die schnelle Provision oder mein Trick mit dem erfundenen weiteren Besichtigungstermin?"

    „Ganz ehrlich? antwortete die Maklerin mit einem breiten Grinsen. „Die Kenntnis darüber, dass der Vermieter bereits den Auftrag erteilt hat, ab nächsten Monat die Miete um weitere sieben Prozent zu senken. Einen schönen Tag wünsche ich noch!

    „Mist!" entfuhr es Tom.

    Der Nachbar

    Tom kehrte nach der mehr oder weniger erfolgreichen Unterzeichnung des Mietvertrages zu seiner neuen Wohnung zurück. Er hatte sich nur kurz darüber geärgert, dass sein seit Tagen ausgetüftelter Plan zum Senken des Mietpreises nicht vollständig funktioniert hat. Während der Fahrt kam ihm aber in den Sinn, dass er doch irgendwie billiger aus der Sache herausgekommen war. Deswegen verbuchte er das Anmieten der Wohnung als teilweisen Erfolg.

    ‚Think positive’, dachte er und bemühte sich zu lächeln, was ihm auch leidlich gelang.

    Er hakte die Episode im Geiste ab und konzentrierte sich auf den nächsten Schritt. Er wollte die Zimmer schnell vermessen und der Umzugsfirma, welche seine Möbel zwischengelagert hatte, eine Skizze geben, damit diese seine Möbel einräumen konnten, während er sich um andere Dinge kümmerte.

    Als Tom im Stockwerk, in welchem sich seine neue Wohnung befand,  aus dem Fahrstuhl steigen wollte, stand ein beeindruckend großer Mann vor ihm. Er trug moderne Arbeitskleidung mit dem riesigen Aufdruck ‚Hausmeister‘ darauf. Das Alter des Mannes war schwer zu schätzen, es lag gefühlt irgendwo zwischen 34 und 54 Jahren. Tom hätte auch 29 und 65 Jahre akzeptiert, da das Alter eben schwer zu schätzen war. Der Mann hatte ein freundliches bart- und brillenloses Gesicht, war von schlanker Statur und hatte sorgfältig kurzgeschnittenes, hellbraunes Haar.

    „Oh! Hallo!" begrüßte Tom den Mann leicht überrascht.

    Der Mann lächelte freundlich.

    „Guten Tag! Sie müssen der neue Mieter aus Nummer 21 sein, sagte er. „Herzlich willkommen in ihrem neuen Zuhause! Ich bin der Hausmeister.

    „Vielen Dank! Das hat sich ja schnell herumgesprochen. Ich habe doch gerade erst den Mietvertrag unterschrieben. Wie haben sie das so schnell erfahren?"

    „Nun ja, ich sah sie vorhin mit der Maklerin zusammen das Haus verlassen. Frau Harttisch hatte dieses Juhu-Vertragsabschluss-Lächeln im Gesicht und jetzt stehen sie hier vor mir."

    „Beeindruckende Kombinationsgabe."

    „Danke!"

    Das Licht im fensterlosen Flur flackerte kurz.

    „Ups, was ist denn das?" fragte Tom überrascht und sah zu den Deckenleuchten auf.

    „Ein kurzes Flackern der Lampen, antwortete der Hausmeister ruhig ohne seinen Blick von Tom abzuwenden. „Nichts schlimmes, kommt ab und zu mal vor.

    Plötzlich stand wie aus dem Nichts ein weiterer Mann neben Tom und dem Hausmeister. Abgesehen davon, dass er etwas größer als Tom und etwas kleiner als der Hausmeister war, was somit seine Größe bei der anwesenden Bevölkerung zum Durchschnitt machte, bot er ansonsten ein nicht durchschnittliches Bild. Seine dunkelbraunen Haare waren mit grauen Strähnen durchsetzt und hingen ihm glatt und gepflegt bis auf die Schultern. Er trug einen beigen Trenchcoat offen über einem schwarzen T-Shirt. Die ausgeblichene Jeans wurde von knallroten Hosenträgern gehalten, die farblich überhaupt nicht zu den leuchtend gelben Sportschuhen passten. Der ungewöhnliche Gesamteindruck wurde von einem bart- und faltenlosem Gesicht mit beeindruckend hellblau leuchtenden Augen abgerundet.

    „Hallo, begrüßte der Mann Tom mit einem freundlichen Lächeln, ohne die Hände aus den Hosentaschen zu nehmen. „Ich bin Ottokar Heisenberg, und wohne dort am anderen Ende des Flurs. Wie ich unschwer überhören konnte, sind sie der Neue in der Wohnung Nummer 21. Fantastisch!

    Der Hausmeister legte ein säuerliches Gesicht auf, nickte Ottokar zu und sagte tonlos: „Herr Heisenberg."

    Ottokar antwortete ebenfalls mit einem Kopfnicken und sagte im gleichen Ton: „Hausmeister."

    Der Hausmeister stieg eilig in den Fahrstuhl und fuhr ins Erdgeschoss.

    „Heisenberg? fragte Tom verwundert. „Wie der berühmte Physiker?

    „Nein, der hiess Werner. Ich heisse Ottokar. Ich wünsche ihnen noch viel Spass und Erfolg in ihrer neuen Wohnung. Man sieht sich sicherlich."

    Ottokar winkte kurz zum Abschied und ging dann zu der Seite des Flures, von wo er scheinbar gekommen war.

    „Ich heisse übrigens Tom…", versuchte Tom sich mit vollem Namen vorzustellen, kam aber nicht mehr zum Ende, da sein neuer Nachbar schon in einer der Wohnungstüren verschwunden war.

    Tom zuckte mit den Schultern und ging in seine Wohnung.

    Warum Tom nach Dresden umzog

    Es war perfekt!

    Tom lernte Susanne in einem gemeinsamen Seminar zum Thema ‚Deutsche und Europäische Normen in der Elektroindustrie’ an der Universität Hamburg kennen. Die beiden sahen sich, verliebten sich, gingen zusammen aus und beschlossen, sich von nun an gegenüber anderen Menschen als in einer festen Beziehung lebend zu bezeichnen. Tom studierte Technikredaktion, um später Bedienungsanleitungen zu schreiben, von denen er hoffte, dass sie von mehr Menschen gelesen würden, als wenn er irgendwelche Bücher schreiben würde. Susanne studierte Elektrotechnik und wollte später als Ingenieurin Geld verdienen. Die Beziehung stand auf einer festen Basis, da beide fast dieselben Vorlieben teilten. Sie mochten die gleiche Musik, die gleichen Filme und das gleiche Essen. Sie spielten sogar das gleiche Computer-Online-Rollenspiel. Darüber hinaus tolerierte Susanne durchaus Toms Vorliebe für eine obskure britische Science-Fiction-Serie und Tom tolerierte im Gegenzug die viermal im Jahr in der gemeinsamen Wohnung stattfindenden ‚Dirty-Dancing‘-Parties von Susanne. Die Beziehung lief harmonisch vor sich hin ohne die üblichen Reizthemen wie Heiraten, Kinderkriegen oder gar die Frage danach, wer den Geschirrspüler ausräumt, da sie keinen besaßen. Beide schlossen fast zeitgleich ihr Studium ab und bekamen sofort einen Job in Hamburg, sodass keiner umziehen musste. Susanne arbeitete bei einem großen Energiekonzern und Tom in einem mittelständischen Ingenieurbüro. Sie waren einfach nur glücklich und es hätte nicht nur aus ihrer Sicht, sondern auch aus Sicht ihrer Freunde ewig so weitergehen können. Die beiden galten bei allen als absolutes Traumpaar.

    Dann war es vorbei.

    Innerhalb weniger Stunden änderte sich der Beziehungsstatus der Beiden in den sozialen Netzwerken auf Single, Tom stand unangemeldet vor der Tür eines Freundes und bat um zeitlich unbegrenztes Asyl und Susanne entledigte sich aller gemeinsam erstandener Gegenstände durch sorgfältige Zertrümmerung mittels eines Vorschlaghammers, eines Industrieholzschredders und einer wirklich brandgefährlichen Mischung aus Benzin und Streichhölzern. Über die wahren Hintergründe dieses beziehungsbeendenden Paukenschlages verloren die beiden nie ein Wort. Unbestätigte Hinweise aus der Bevölkerung deuten gerüchteweise auf eine fatale Verkettung von Missgeschicken hin, welche die Elemente Online-Spiel, falscher Mausklick zur falschen Zeit und mangelndes Verständnis für die Prioritätensetzung des jeweils anderen umfassen.

    Tom fühlte sich fortan in Hamburg nicht mehr wohl, weil

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