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Nervensägen: Das Leben und Erleben mit Multipler Sklerose
Nervensägen: Das Leben und Erleben mit Multipler Sklerose
Nervensägen: Das Leben und Erleben mit Multipler Sklerose
Ebook118 pages1 hour

Nervensägen: Das Leben und Erleben mit Multipler Sklerose

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About this ebook

Für alle Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen, für alle Menschen, die für andere da sind, für alle Menschen, die an das glauben, was sein kann und nicht an dem scheitern und verzweifeln, was vielleicht sein wird. Für die Unsicheren, die Zweifelnden, die Richtungslosen, die Ahnungslosen, die Interessierten, die Mitdenker und die Fragenden. Ein Versuch, all das in Worte zu fassen, was diese Erkrankung so unfassbar macht.
Für Betroffene und Angehörige, für Interessierte und Menschen, die hinter die Fassaden schauen wollen.
Manchmal bitter, manchmal traurig, aber auch zuckersüß und heiter.
Ein Buch ohne Happy End, aber mit viel Hoffnung und Humor.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateJun 22, 2014
ISBN9783847687771
Nervensägen: Das Leben und Erleben mit Multipler Sklerose

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    Book preview

    Nervensägen - Sabine Schäfer

    Vorwort

    Ich habe mich entschlossen. Gerade eben und beim Einkaufszettelschreiben. Keine Ahnung, ob es wirklich dieser Einkaufszettel war, der mich daran erinnerte, dass Schreiben meine Passion ist und dass das Schreiben den Anfang meiner Odyssee setzte. Schuldlos sicher, aber dennoch zeitlich enger aneinander, als zwei Dinge, die man als einschneidend bezeichnen kann, jemals sein können.

    Vielleicht war es auch mein Bruder, der mir gestern mitteilte, ich solle wieder ein Buch schreiben, aber diesmal bitte etwas anspruchsvoller, als das Letzte.

    Tja, der Satz saß mal wieder! Aber wenn nun gerade dieser Satz der Anfangspunkt eines neuen Buches sein sollte, nun gut.

    Sicher mache ich mir schon seit vielen Monaten Gedanken darüber, ob ich nicht all das Erlebte in Worte fassen soll. Nur bis dato habe ich immer auf mein Happy End gewartet, auf einen Buchstoff, der beispielhaft Mut und Zuversicht geben kann, eben genau so, wie es bei den meisten Exemplaren meiner bisher angesammelten Büchersammlung zu diesem Thema ist.

    Unglaublich starke Menschen überwinden ihre Lebenskrise, akzeptieren ihre Erkrankung und kommen gestärkt aus derselben wieder heraus, sie zeigen diesen zwei Buchstaben MS die Stirn und kämpfen mit Erfolg.

    Bei mir ist es anders, ich kämpfe auch, stecke in einer wirklich saftigen Lebenskrise, ich fange an zu akzeptieren, mich zu arrangieren, dennoch, für mich ganz persönlich ist noch kein Happy End in Sicht, ich stecke knietief drin.

    Wer also eines jener Bücher sucht, die oben genannte Kriterien erfüllen, sollte hier vielleicht Stopp machen und dieses Exemplar schnell wieder loswerden. Als Geschenk eignet es sich wahrscheinlich auch nicht.

    Wer aber wissen will, wie man ich fühlen kann, was man mit diesem irrsinnigen Körper alles so zu erleben vermag, welch positive Dinge einen bei all dem Mist erwischen können, und wie man einfach weitermachen muss, ganz egal ,wie man sich fühlt, wer meine Trauer, meine Wut und meine Zuversicht geballt vertragen kann, der sollte weiter lesen und sich genau wie ich durchkämpfen.

    Zum Trost gesagt,- für den Leser ist der Kampf nach einigen gelesenen Seiten vorbei, bei mir wird er noch anhalten. Wenn aber das lang ersehnte Happy End kommt, dann sag ich jedem Einzelnen Bescheid, versprochen!

    Der Anfang

    Wenn ich mir überlegen soll, wann alles begann, dann komme ich ins Stocken. Das ist zwar nicht gerade ein professioneller Anfang meiner Geschichte, aber ebenso wenig, wie ich das Ende kenne, bin ich mir über den Anfang nicht wirklich im Klaren.

    Man kann spekulieren und nachforschen, eine Jahreszahl kreieren, ein Ereignis aus dem Gedächtnis hervorwühlen, man kann einen Anfangspunkt setzen für sich selbst und all die Nachfragenden. Nicht, dass man davon irgendwelche Vorteile hätte oder sich selbst beruhigen würde, man schafft eine Geburtsstunde für etwas, das man oft jahrelang unbewusst und vor allen Dingen ungewollt bei sich getragen hat.

    Und wenn jemand fragt, dann kann man kurz und knackig eine Zahl aus dem Ärmel schütteln. Mit dem Satz wahrscheinlich schon fast 10 Jahre kommen viele besser klar, als mit keine Ahnung, es hat mich einfach so vom Hocker gehauen.

    Wenn etwas also einen Anfang hat, dann hat es gewöhnlich auch ein Ende. Das allein ist es also wert, einen Beginn zu datieren, sagen wir also mal November 2005.

    November ist nicht gerade mein Lieblingsmonat, und daher passt es ganz gut.

    Irgendwann im November also durchfuhr mich der erste Stich, irgendwo im Kopf hinter meinem rechten Ohr. Er war stark und schmerzhaft und ließ mich sekundenlang zusammenschrecken. Er kam unangemeldet und traf mich bis ins Mark, er pflanzte sich unverhohlen in Richtung Hals und Schulter weiter, um sich dann in einem erholsamen Nichts aufzulösen.

    Ich schenkte ihm zwangsweise Beachtung, aber genauso sekundenschnell, wie er gekommen war, vergaß ich ihn wieder. Ich war unter Anspannung, denn ich hatte mit einer anspruchsvollen Radioaktivstudie für meinen Chef begonnen, und da ich diese Studien nur sehr selten in meinem 20 jährigen Berufsleben gefahren habe, gehörte ihr meine ganze Aufmerksamkeit. Keine Routinearbeit also, und so war mein Hirn gefragt. Ich liebte diese Herausforderungen und besonderen Aufgaben, und so war ich ganz in meinem Element.

    Den privaten Ausgleich fand ich im Erscheinen meines ersten Buches, ich war auf Lesungen und Märkten unterwegs und freute mich über die Erfüllung meines Traums, endlich ein Buch geschrieben zu haben. Das Buch empfing Anerkennung und damit ich auch, es war eine wirklich gute Zeit.

    Inmitten dieser guten Zeit, erwischten mich immer häufiger diese Stiche, und bald gelang es mir nicht mehr, sie nach ihrem blitzartigen Erscheinen einfach zu vergessen. Immer häufiger blieb der Schmerz und erinnerte mich daran, dass da wohl etwas nicht stimmte in meinem stimmigen Leben.

    Irgendwann dann wurde es wirklich unerträglich, und ich begab mich zu einem Hals-Nasen- und Ohrenarzt, um meinen Verdacht auf Mittelohrentzündung oder Ähnliches bestätigen zu lassen.

    Dieser entzückende HNO schaute mir ins Ohr und in den Hals, um mir dann mitzuteilen, dass ich rein gar nichts hätte und mich, zusammen mit einem mittelmäßig bestandenen Hörtest, nach Hause zu schicken.

    Die Schmerzen wurden mit den Tagen unerträglicher und ich war ohne jede Chance, etwas dagegen zu tun. Schmerztabletten aus dem heimischen Schrank halfen einfach nicht. So begab ich mich gequält zu meinem Hausarzt und erzählte ihm die Geschichte.

    Mein Hausarzt sprach von Trigeminus-Neuralgie oder einer eventuellen Gürtelrose und gab mir Schmerzmittel in Elefantendosis mit. Beim nächsten Termin und vielen wirkungslosen Tabletten und Tropfen schien er hilflos und bat mich, ich solle mal zum Neurologen gehen.

    Aha. Ich hielt also eine Überweisung zum Neurologen in den Händen.

    In meinem bisherigen 40jährigen Leben war ich noch nie bei einem dieser Nervenärzte. Glaubte mein geschätzter Hausarzt etwa, ich bilde mir diese Stiche nur ein? Ich brauchte keinen Neuro-logen, ich brauchte etwas gegen diese Schmerzen.

    Und eben diese erinnerten mich nach meinem ersten Überweisungsschock vehement daran, dass ich mir dringend Hilfe suchen müsse, ganz gleichgültig, wie der Arzt wohl heißen mag, der mir eventuell Erleichterung verschaffen könnte.

    Also nahm ich mir mutig die Gelben Seiten hervor, um die Neurologen der Umgebung nach einem dringenden Termin zu fragen. Ganz gleich, wen ich auch anrief, dieses Quartal hatte ich einfach keine Chance. Entweder die Neurologentermine waren für dieses Jahr schon voll und man könne mir einen im Januar oder Februar anbieten, oder mir wurde, nachdem man die Frage nach der Krankenkasse gestellt hatte, gesagt, man würde keine neuen Patienten mehr annehmen.

    Eine Adresse hatte ich noch und so begab ich mich an einem verzweifelten Morgen in die Praxis dieses Neurologen. Das Haus lag mitten in der Fußgängerzone und das Treppenhaus war dunkel und muffig. Mir war das nicht wichtig und so stellte ich mich mit einer älteren Türkin einfach vor die geschlossene Praxistüre und wartete.

    Nach einer Weile kam die Arzthelferin und schloss die Praxis auf.

    Die Türkin konnte sich ins Wartezimmer setzen, und ich war an der Reihe.

    Ich bat um einen Termin beim Doktor und schilderte ihr kurz meine Probleme, dann kam der gewohnte Satz: "Es tut mir leid, wir können

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