Anika Die Mondscheinstute
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Bei den Ausritten fällt Dunja durch ein merkwürdiges Verhalten auf, sie kann es offenbar nicht ertragen, Pferde vor sich her traben zu hören, sie muss sie wie unter einem Zwang überholen und ein Stück davonbrausen. Niklas vermutet, es könnte das Verfolgungs-Syndrom sein, eine seltene Nebenwirkung der Mondkrankheit. Aber sollte ausgerechnet ihre blinde Dunja es haben?
Niklas war in seiner Jugend Jockey gewesen, jetzt träumt er von einer eigenen Pferdezucht, aber dazu braucht er ein ordentliches Startkapital, er würde noch lange darauf sparen müssen.
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Book preview
Anika Die Mondscheinstute - Hannelore Deinert
Aus der Dunkelheit geborgen.
Annegret von Wurmapfel fuhr am ersten Tag des neuen Schuljahres, es war ihr erster Schultag in der Gundernhausener Grundschule, in einem offenen Sportwagen vor und wurde von ihrer Mutter, einer gertenschlanken, sehr eleganten Frau mit perfekt sitzender, blonder Kurzhaarfrisur und etwas hochmütigen, sorgsam geschminktem Gesicht, ins Klassenzimmer der 4b gebracht.
Die bereits anwesenden Schüler und Schülerinnen, unter ihnen die Freundinnen Anika Steinert und Gundula Fischer, beobachteten, wie sich Frau von Wurmapfel kurz mit ihrer Lehrerin, Frau Bremer, unterhielt und dann wegging. Sie hinterließ einen zarten Veilchenduft und natürlich ihre Tochter Annegret von Wurmapfel.
Die zweiundzwanzig Mädchen und Jungs der Klasse 4b, die nun schon drei Jahre zusammen die Schulstühle drückten, hingen ihre Schulranzen an die seitlich befindlichen Haken der Tische und nahmen ihre gewohnten Plätze vom Vorjahr ein. Die Neue blieb neben dem Lehrerpult bei Frau Bremer stehen.
Frau Bremer begrüßte ihre Klasse, dann stellte sie die neue Mitschülerin vor.
„Das ist Annegret von Wurmapfel, erklärte sie, „sie wohnt seit diesem Sommer mit ihren Eltern in Gundernhausen. Sie ist noch ein wenig fremd bei uns, deshalb seid besonders nett und hilfsbereit zu ihr! Annegret, neben Norbert ist noch ein Platz frei, da kannst du dich hinsetzen!
„Hallo!", grüßte Annegret kein bisschen scheu in die Klasse hinein und ging zu dem ihr zugewiesenen Platz.
Die Schultische im Klassenraum waren in U Form aufgestellt, so dass jedes Kind freie Sicht zur Tafel und zum Lehrerpult hatte, umgekehrt hatte die Lehrerin ihre Schüler gut im Blick, was nicht jedem gefiel, wie man sich denken kann. Jetzt jedenfalls konnte die Neue ausgiebig studiert werden.
Sie war ein feines Mädchen, ohne Frage, ihr blondes, seidiges Haar war im Nacken mit einer Perlmuttspange zusammengehalten, ihre Jeans waren an den Taschen und Hosenbeinen mit Strass-Stickereien verziert, auch an den hellblauen Ledersandalen glitzerte es. Annegret von Wurmapfel war, kurz gesagt, ein echter Hingucker.
Als sie sich nun neben Norbert setzte, begegnete sie mit ihren kornblauen Augen freimütig, man könnte beinahe sagen herausfordernd den teils abschätzenden oder bewundernden Blicken der anderen Schüler. Also, schüchtern fand Anika sie eigentlich nicht.
In der großen Pause erfuhr jeder der es hören wollte, dass Annegrets Eltern ein großes Gestüt mit vielen edlen Pferden besaßen, mit denen sie schon viele Rennen gewonnen haben. Die Kinder waren beeindruckt, auch Anika, aber nicht lange, dann war wieder das übliche Spielen und Toben angesagt. Bald kümmerten sich zu Annegrets Leidwesen nur noch sehr wenige für ihre Angebereien.
Sie näherte sich dem Klettergerüst, auf dem Anika und Gundula herumturnten, dann lächelte sie gewinnend zu Anika hinauf und fragte: „Magst du einen Schokoriegel, Anika? Du kannst gerne einen haben. Komm runter und lass‘ uns ein wenig spazieren gehen."
Schon wollte Anika zu ihr hinunterklettern, da bemerkte sie Gundulas abweisendes Gesicht, es war nicht zu übersehen, Gundula mochte Annegret von Wurmapfel nicht besonders. „Ach, lass mal, Annegret, meinte sie, obwohl ihr das Wasser im Mund zusammenlief. „Wir haben unser Pausenbrot schon gegessen, weißt du!
„Na, dann eben nicht!" Annegret schlenderte leicht gekränkt davon. Wie ein Affe auf einem Klettergerüst herumturnen, dass fand sie ausgesprochen kindisch.
Gundula Fischer war ein echter Rabauke, muss man sagen. Immer hatte sie eine verrückte Idee auf Lager, zum Beispiel im Bach einen Damm aus