Berührungspunkte des Progressive Rock mit artifizieller Musik in den Sechziger und Siebziger Jahren
()
About this ebook
Related to Berührungspunkte des Progressive Rock mit artifizieller Musik in den Sechziger und Siebziger Jahren
Related ebooks
Rockmusik: Volume II: Gegenkulturen von Gothic-Rock bis Emocore Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMusik und Wirklichkeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPopMusicology: Perspektiven der Popmusikwissenschaft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie digitale Revolution der Musik: Eine Musikphilosophie Rating: 5 out of 5 stars5/5Rhythmus - Balance - Metrum: Formen raumzeitlicher Organisation in den Künsten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDarmstädter Beiträge zur neuen Musik: Band 22 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKlang und Semantik in der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Musikwissenschaft in Forschung und Lehre: Kritik einer bürgerlichen Wissenschaft Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsThe Who - Maximum Rock: Die Geschichte der verrücktesten Rockband der Welt (Band 2) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFarben statt Töne. 4 Thesen zur pythagoreischen Gedankenwelt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMusiktheorie und Zukunft: Perspektiven einer polyphonen Musikgeschichte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMusik im Blick: Visuelle Perspektiven auf auditive Kulturen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVon den Sex Pistols bis Billie Eilish: Der Einfluss des Punk Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGeschichte wird gemacht: Zur Historiographie populärer Musik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMusikalische Schrift und Gender: Praktiken - Diskurse - Perspektiven Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZitieren, appropriieren, sampeln: Referenzielle Verfahren in den Gegenwartskünsten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMusik und Narration: Philosophische und musikästhetische Perspektiven Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFilmMusik - Martin Scorsese Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMusik im Zeitalter der Globalisierung: Prozesse - Perspektiven - Stile Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAvantgardistische Strömungen in der Musik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsRockmusik: Volume I: Gegenkulturen von Rock & Roll bis Punk-Rock Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAnalyzing Black Metal - Transdisziplinäre Annäherungen an ein düsteres Phänomen der Musikkultur Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJohann Sebastian Bach komponiert Zeit: Tempo und Dauer in seiner Musik, Band 1: Grundlegung und Goldberg-Variationen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWissen im Klang: Neue Wege der Musikästhetik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerkörperungen der Musik: Interdisziplinäre Betrachtungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas klingt so schön hässlich: Gedanken zum Bezugssystem Musik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMusikalische Formen: 20 Möglichkeiten, die man kennen sollte. epub 3 fixiertes Layout Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJohann Sebastian Bach: Philosophie der Musik Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Music For You
Meine Musik-Rituale: Wie Musik uns verwandelt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Jazz-Gitarristen Buch Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLehrbuch der harmonischen Analyse Rating: 5 out of 5 stars5/5Lehrplan Musiktheorie und Komposition: epub 2 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMusiktheorie praxisnah: Ein Handbuch für Schule und Studium Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPlease Kill Me: Die unzensierte Geschichte des Punk Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Kunst zu unterrichten: Grundlagen der Instrumental- und Gesangspädagogik Rating: 5 out of 5 stars5/5Abenteuer Musik: Eine Entdeckungsreise für Neugierige Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMusikalische Praxis als Lebensform: Sinnfindung und Wirklichkeitserfahrung beim Musizieren Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPartiturlesen: Ein Schlüssel zum Erlebnis Musik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGetting Pro - kompakt: Methoden, Tricks und Hintergründe für professionelle Audioproduktionen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNeue Allgemeine Musiklehre: Mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle Rating: 4 out of 5 stars4/5Harmonielehre im Selbststudium Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMusiktheorie: + Tipps, Tricks, Aufgaben, Tests + Lösungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Songwriting - Workshop 1 + 6 Songs: Schritt für Schritt erleben wie Songs entstehen - mit allen Hörbeispielen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Kunst des Musizierens: Von den physiologischen und psychologischen Grundlagen zur Praxis Rating: 4 out of 5 stars4/5Komponistenlexikon für junge Leute: 153 Porträts von der Renaissance bis zur Gegenwart Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDirigierpraxis: Der Weg zum persönlichen Dirigierstil Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLehren und Lernen im Instrumentalunterricht: Ein pädagogisches Handbuch für die Praxis Rating: 4 out of 5 stars4/5Handbuch der Kinderstimmbildung Rating: 4 out of 5 stars4/5Modernes Klavierspiel: Mit Ergänzung: Rhythmik, Dynamik, Pedal Rating: 3 out of 5 stars3/5Harmonielehre am Klavier I Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSkalen, Dreiklänge und mehr .. Rating: 5 out of 5 stars5/5Formelbuch der Harmonielehre Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer kleine Hey: Die Kunst des Sprechens Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLexikon der Symbole und Archetypen für die Traumdeutung Rating: 5 out of 5 stars5/5Bach-Kantaten / Dein ist allein die Ehre: Band 3: Johann Sebastian Bachs geistliche Kantaten erklärt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLehrplan Klavier Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEinfach üben: 185 unübliche Überezepte für Instrumentalisten Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Berührungspunkte des Progressive Rock mit artifizieller Musik in den Sechziger und Siebziger Jahren
0 ratings0 reviews
Book preview
Berührungspunkte des Progressive Rock mit artifizieller Musik in den Sechziger und Siebziger Jahren - Finn Jacobsen
Einleitung
Die vorliegende Arbeit soll sich mit einem Phänomen beschäftigen, das etwa in der Mitte der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts in der anglo-amerikanischen Rockmusik aufgetaucht ist. Um 1965 begannen Rockgruppen, Momente artifizieller Musik in ihre Songs zu integrieren, woraus eine zunehmende Rezeption und Auseinandersetzung dieser Rockmusiker und ihrer Hörer mit artifizieller Musik resultierte.
Im Laufe einer stilistischen Aufsplitterung der Rockmusik nach 1965 in viele verschiedene nebeneinander bestehende Richtungen, wurde um 1968 der Terminus Progressive Rock (1) von der Musikpresse und der Schallplattenindustrie dazu benutzt, um diese Ausrichtung von anderen Stilen zu unterscheiden. Diese Begriffsbildung in der damaligen Zeit lenkt den Blick auf die generelle Problematik der Terminologie im Bereich der Popularmusik, die für diese Arbeit relevant sein wird. Im Titel ist die Rede von Progressive Rock und artifizieller Musik. Beide Begriffe wurden gewählt, um den zu benennenden Gegenstand adäquat zu fassen. Die Spezialisierung auf den Terminus Progressive Rock soll den so allgemeinen und wenig treffsicheren Ausdruck Rockmusik daraufhin präzisieren, dass es tatsächlich nur um einen kleinen Ausschnitt aus dem vielschichtigen und breitgefächerten Spektrum musikalischer Phänomene geht, das umgangssprachlich als Rockmusik bezeichnet wird.
Nun ist aber bereits die hier stillschweigend vorgenommene Unterscheidung zwischen Rock- und Popmusik heikel. Die Verwendung der Ausdrücke erfolgt in der Sekundärliteratur sehr unterschiedlich. Eine Erklärung dafür ist nach Jerrentrup „der Sprachgebrauch, der in den verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Bezeichnungen geführt hat". (2) Der Ausdruck Rockmusik bietet offensichtlich die Möglichkeit, ganz subjektive Sichtweisen, Einschätzungen und persönliche Vorlieben als Definitionsgrundlage auf ihn zu projizieren, die wenig überprüfbar und damit weder verifizierbar noch falsifizierbar sind. Für die vorliegende Arbeit wird der Begriff Rockmusik als übergreifender Bereich verwendet, der die Bezeichnung Popmusik mit einbezieht, wobei eine mögliche besondere Bestimmung oder Unterscheidung beider Termini hier nicht weiter fortgesetzt werden soll, da es in erster Linie um die Differenzierung von Rockmusik und artifizieller Musik geht. In dieser Abgrenzung stehen sich Rock- und Popmusik als untergeordnete Bezeichnungen in der Popularmusik wiederum zu nahe, um hinsichtlich musikalischer wie instrumentaler Merkmale sinnvoll und unwidersprüchlich von einander getrennt werden zu können. Allerdings ergibt sich hier bereits das nächste Problem: So präzisierend der Begriff Progressive Rock nun auch sein soll, er ist es leider nicht.
Ähnlich vielfältig wie die übergeordneten Bezeichnungen der einzelnen Rockmusikstile zeigt sich auch die Untergliederung dieses einzelnen Begriffs. Dabei werden aus sehr individuellen Eigenheiten bestimmter Gruppen und Musiker wie Herkunft, Besetzung oder Zeitpunkt des größten kommerziellen Erfolges oberflächliche Etikette geschaffen. So sieht man sich Benennungen gegenüber, deren Aussagekraft recht gering und bei einer wissenschaftlichen Gliederung nicht hilfreich ist. Eine wirklich wissenschaftliche Benennung wie die der artifiziellen Musik gibt es für den Bereich der Rockmusik nicht. Der Begriff Progressive Rock wurde von der Musikpresse benutzt, um, und darin stimmen die verschiedenen Definitionen (3) schließlich überein, eine bestimmte Rockmusik zu kennzeichnen, die den Charakter des Ungewohnten, Neuen und Außergewöhnlichen für sich in Anspruch nahm. Dabei erfüllt der Terminus Progressive Rock eher eine Wertungsfunktion als eine Definition. Dieser neue Stil der Rockmusik konnte für sich das Qualitätsmerkmal in Anspruch nehmen, transkategorial orientiert zu sein, was als progressiv und damit der bisherigen Rockmusik überlegen angesehen wurde. Prägend wurde dabei eine Erweiterung des herkömmlichen Repertoires der Rockmusik in instrumentaler und musikalischer Weise durch die Verwendung von Entlehnungen aus Versatzstücken artifizieller Musik oder auch anderer Rockbands, Collagen aus Klängen verschiedener Herkunft wie Straßenlärm, Sprachklang und musikalischer Partikel sowie der Einsatz rockfremder Instrumente und durch einen Synthesizer elektronisch erzeugter Klänge angesehen. Darzustellen, inwieweit diese Charakteristika wirklich neu und außergewöhnlich waren und worin sie im einzelnen bestanden, soll ein Ziel der folgenden Untersuchungen sein. Hier offenbart sich ein weiteres Problem der Begriffsfelder: Die Beschreibung musikalischer Vorgänge und Phänomene ist im Bereich der Rockmusik alles andere als einheitlich. Alle Versuche, die unternommen wurden, bestimmte Charakteristika und Fachtermini aus der Rockmusik zu extrahieren und glossarisch zu erklären, sind wenigstens unzureichend, teilweise einander gegenläufig und in einigen Fällen schlicht falsch. (4) Erst in den letzten Jahren erschienen Sachlexika zur Rockmusik, die als verläßliche Quellen in Betracht kommen. (5)
Der Begriff artifizielle Musik dagegen soll hier nicht dazu dienen, wie oben nur einen kleinen, bestimmten Ausschnitt zu benennen, sondern ganz im Gegenteil eine musikalische Tradition und Sphäre kennzeichnen, die sich seit dem Entstehen der Mehrstimmigkeit im 9. Jahrhundert auf einen Zeitraum von etwa 1000 Jahren ausdehnt. Es soll vermieden werden, den umgangssprachlichen Begriff der klassischen Musik, im Sinne einer Unterscheidung zwischen so genannter U- und E-Musik, zu verwenden, weil dieser, ähnlich dem Begriff Rockmusik, einer genauen Betrachtung nicht standhält. Schließlich geht es nicht nur um den musikwissenschaftlich damit gefassten Zeitraum der Wiener Klassik, sondern um den gesamten Bereich der Kunstmusik als distinkten Komplex gegenüber der Rockmusik. Um nun eine ähnliche Ungenauigkeit der Terminologie wie in der Rockmusik zu vermeiden, wird in dieser Arbeit ausschließlich die Benennung artifizielle Musik verwandt. Der äquivoke Begriff ‚klassische Musik‘ findet sich im folgenden nur in Äußerungen von Rockmusikern, die sich damit von der anderen musikalischen Sphäre im Sinne eines ‘Wir’ gegen ‘Nicht-Wir’ zu distanzieren suchen, und dadurch ganz bewußt eine antagonistische Haltung einnehmen.
Die Tatsache, dass der Ausdruck Progressive Rock von Rockjournalisten und Plattenfirmen benutzt wurde, um einen neuen Stil ohne wirklich festgelegte musikimmantente Kriterien kategorisieren zu können, fügt sich nahtlos in das Bild, das die rockmusikalische Geschichtsschreibung bzw. die entsprechende Sekundärliteratur bietet. Tibor Kneif bemängelt, dass „jede verbindliche Beschreibung von Musik gemieden wird und „sachliche Informationen über Musik auch sonst äußerst selten sind
. (6) Dieser Mangel besteht in der Tat in Hinsicht auf Elemente und Methoden der traditionellen Musikwissenschaft. Der Grund dafür liegt aber nicht zwingend in mangelnder Kompetenz der Rockmusiker und deren Rezipienten auf dem Gebiet der Musiktheorie oder Musikgeschichte, sondern eher in einer anderen Gewichtung der Komponenten, die in dieser Musik stilbildend sind und als wichtig angesehen werden. Es ist dabei entscheidend, dass nicht musikalische Phänomene die Hauptrolle spielen, sondern zum großen Teil außermusikalische Elemente wie Kleidung, Maske, Ausstattung, Beleuchtung oder Bühnenbild im Vordergrund stehen. (7)
Legt man, wie dies in früheren Untersuchungen der Fall war (8), die gleichen musikalischen Maßstäbe zur Beurteilung von Rockmusik zugrunde, die auch für die Bewertung von artifizieller Musik angewandt werden, ist von vornherein klar, dass die Rockmusik am Ende als Verlierer dasteht. Es ist also notwendig, Kriterien zu finden, die der grundsätzlichen Konzeption von Rockmusik gerecht werden. Nun soll es aber nicht die Aufgabe dieser Arbeit sein, eine solche generelle Konzeption nachzuweisen und eine adäquate Methodik zu entwerfen. Im Hinblick auf die beschriebene Situation gelänge man vermutlich ohnehin zu dem Schluß, dass sich Rockmusik nicht nur ausschließlich in musikwissenschaftlicher Hinsicht untersuchen läßt und weitere Ergebnisse auch in anderen Disziplinen wie der Psychologie oder Soziologie liefert. (Die oben angedeutete bewußt antagonistische Haltung der Rockmusik gegenüber der artifiziellen Musik und der mit ihr implizierten Musikwissenschaft erhält in dieser Absage gegenüber der wissenschaftlichen Untersuchung noch eine weitere Dimension). Vielmehr wird hier der Versuch unternommen, die musikalischen Ergebnisse des Progressive Rock in der Annäherung an die artifizielle Musik im Hinblick auf die damit gesetzten Ziele zu überprüfen und zu bewerten. Grundlegende Arbeitsmethode bildet dabei, angesichts der musikalischen Situation, in der Materialien der artifiziellen Musik eine wesentliche Rolle spielen, die Methodik und Terminologie der traditionellen Musikwissenschaft, auf die sich im Einzelfall mehr oder weniger stark gestützt wird.
Allerdings muß in diesem Zusammenhang die besondere Problematik der Quellenlage der Rockmusik noch einmal aufgenommen werden, denn einer der gravierendsten Umstände stellt der weitgehende Verzicht auf fixierte Notentexte und Partituren dar. Die beiden Formen, in denen Rockmusik, und somit auch der Progressive