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Der Wunsch zu glauben: Wie eine friedliche Koexistenz von Religionen erreicht werden kann
Der Wunsch zu glauben: Wie eine friedliche Koexistenz von Religionen erreicht werden kann
Der Wunsch zu glauben: Wie eine friedliche Koexistenz von Religionen erreicht werden kann
Ebook128 pages1 hour

Der Wunsch zu glauben: Wie eine friedliche Koexistenz von Religionen erreicht werden kann

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Die Evolution unseres Gehirns hat uns dazu befähigt, einen Glauben an einen mehr oder weniger abstrakt gedachten Gott zu ermöglichen. Auf dieser Grundlage entwickelte sich der Wunsch, an ein höheres Wesen zu glauben, das aus heutiger Sicht entweder als Gott der Religionen oder als Gott der Philosophen beschrieben werden kann. Beide Gottesvorstellungen unterscheiden sich sowohl im Gottesbild als auch in den dazugehörigen Ritualen und Zeremonien. Diese erst definieren eine Religion und werden als ein unveränderbarer Bestandteil gehütet.
Aus der vorgelegten evolutionsgeschichtlichen Betrachtung ergibt sich, dass eine Reformbereitschaft bei den religiösen Institutionen mit dem Ziel einer gegenseitigen Tolerierung dann erreicht werden kann, wenn der Gottesglaube von den unzeitgemäßen, menschengemachten Lehrmeinungen und Ritualen entweder getrennt wird oder die Lehrmeinungen und Rituale reformiert werden.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateSep 11, 2015
ISBN9783738041255
Der Wunsch zu glauben: Wie eine friedliche Koexistenz von Religionen erreicht werden kann

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    Book preview

    Der Wunsch zu glauben - Jörg Fidorra

    Vorwort

    Die zunehmende Polarisierung zwischen den verschiedenen religiösen Richtungen und der säkularen Weltanschauung, die am 11. September 2001 erneut einen Höhepunkt mit dem spektakulären Anschlag auf das World Trade Center in New York erreichte, waren der Anlass, sich auf naturwissenschaftlicher Grundlage mit religiösen Glaubensrichtungen und deren Lehrmeinungen auseinanderzusetzen.

    Obwohl die moderne Kommunikationstechnik zu einem weltweiten Informationsaustausch geführt hat, ist es bisher weder zu einem Dialog zwischen den Religionen gekommen, noch sind Ansätze einer Relativierung oder gar Liberalisierung bei den verschiedenen religiösen Glaubensgrundsätzen erkennbar. Es scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein, formieren sich doch erhebliche Widerstände gegen weltanschauliche Einflüsse aus andern Kulturstaaten und Zivilisationen.

    Anlass genug, um aus Sicht eines Naturwissenschaftlers die Möglichkeit zu beleuchten, ob auf der Grundlage einer Trennung von Gottesglaube und Ritualen, die sich aus den religiösen Lehrmeinungen ableiten, es zu einer Diskussionsbereitschaft unter den Religionen kommen kann. Dazu wird ein Bogen gespannt, der mit einer evolutionsgeschichtlichen Betrachtung beginnt, um auf dieser Basis die Entstehung von spirituellen und religiösen Vorstellungen von den Anfängen her verständlich zu machen. Unter Einbeziehung neuester Erkenntnisse aus der Neurobiologie wird einerseits das Verständnis für den inständigen Wunsch nach einem Gottesglauben geweckt und andererseits die Möglichkeit eines Weges zur friedlichen Koexistenz aller Religionen aufgezeigt.

    Dieses Buch richtet sich an Leser, die sich mit allen Fragen einer notwendigen Modernisierung von Religionen befassen.

    Nach Fertigstellung dieses Buches gilt mein besonderer Dank meiner Frau Lisa, die meinen ständigen Rückzug ins Schreibzimmer duldete, meinem Sohn Matthias für die kritische Durchsicht des Manuskriptes sowie Herrn Dr. Klaus-Dieter Vilshöver für seine hilfreichen Diskussionsbeiträge bei der Abfassung des Manuskriptes.

    Engelskirchen, im September 2015

    Einleitung

    Seit es religiöse Autoritäten gibt, seien es Einzelpersonen oder Institutionen, prägen diese die Normen einer Gesellschaft und dies teilweise bis ins Detail des menschlichen Daseins. Gesellschaften können sich dabei deutlich in ihren Normen und Gewohnheiten unterscheiden. Treten Gesellschaften mit unterschiedlichen Normen und Traditionen in Kontakt, kann es leicht zu Konfliktsituationen kommen. Die Historie ist bekanntlich reich an religiös motivierten Konflikten, die mit erheblichen Gewaltanwendungen verbunden waren und von grausamen Auswüchsen begleitet wurden. Auch heute liefert die weltweite Berichterstattung immer wieder Beispiele religiös motivierter Gewalttaten. Der fortgeschrittene Kenntnisstand in den Wissenschaften hat offenbar bis heute nicht dazu geführt, dass in allen Regionen der Welt auch abweichende Glaubensrichtungen toleriert werden. Stattdessen scheint die zunehmende Ausbreitung naturalistischer Weltbilder zu einer aggressiven Politisierung von Glaubensgemeinschaften geführt zu haben, die sich insbesondere gegen säkular orientierte Gesellschaften richtet. Anlass genug, nach einer Erklärung für dieses Phänomen zu suchen. Lediglich Europa scheint von dieser Revitalisierung destruktiver religiöser Kräfte verschont zu bleiben. Ist aus der Tatsache, dass die Historie reich ist an religiös motivierten Konflikten, zu schließen, dass wir es mit einem unabwendbaren Naturereignis zu tun haben, oder sind Lösungsansätze für eine gegenseitige Tolerierung von Weltanschauungen denkbar?

    Wenn ich mich als Naturwissenschaftler, der sich als Agnostiker versteht, in einem Buch mit religiösen Fragen beschäftige, mag dieses Anliegen im ersten Moment eine gewisse Verwunderung hervorrufen, wird man doch in der Regel als jemand angesehen, dem religiöse Themen nicht zustehen. Aber warum sollte nicht eine geänderte Sichtweise der Zusammenhänge zu neuen Einsichten führen? Überholte Naturbetrachtungen sind schrittweise durch die mathematische Physik abgelöst worden und haben zu Ergebnissen geführt, die nicht mehr in jedem Fall Bestandteil des Erfahrungsschatzes der Alltagswelt sind. Gerade die moderne Physik in Gestalt der Quantentheorie wäre hier als Beispiel anzuführen. Die Astrophysik beziehungsweise die Kosmologie hat unser Verständnis über das Weltall zwar erweitert, aber auf uralte Fragen noch immer keine befriedigenden Antworten gefunden. Fragen etwa, die auf die Entstehung und den Sinn und Zweck der Natur abzielen. Derartig ungelöste Fragen streifen zwangsläufig das Feld der Religion, die auch in aufgeklärten Gesellschaften ihre Bedeutung und ihren Einfluss nicht verloren hat.

    Die Erfolge der Naturwissenschaften bei der Erklärung der Phänomene unserer Welt lassen es angebracht erscheinen, die szientistische Methodik auch auf Gebiete auszudehnen, auf denen die Begriffe wie „Seele und „Geist beheimatet sind. Hier versuchen Neurowissenschaftler und Kognitionsforscher die Begriffsinhalte mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen quantitativ zu erfassen. Die große Schwierigkeit bei der Verständigung über diese Begriffsinhalte rührt wohl daher, dass eine tragfähige und allgemein anerkannte Definition von beispielsweise „Seele oder „Geist derzeit nicht erreicht werden kann. Allzu leicht werden mystische Einflussgrößen auf den Menschen und auf alle biologischen Organismen angenommen. Selbst der gesamte Kosmos wird als Akteur auf alles Lebendige etwa in Form eines Weltgeistes verantwortlich gemacht. Als Beispiel mag der Hinweis dienen, dass der Begriff „Energie" in esoterischen Kreisen eine andere Deutung erfährt als in der Physik. Damit wird eine naturwissenschaftliche Bearbeitung der vorliegenden Themen nicht gerade erleichtert.

    Der Sachverhalt, dem die Begriffe „Seele und „Geist zugrunde liegen, die eine hohe Abstraktion beinhalten, kann mit naturwissenschaftlichen Methoden wohl nur aufgeklärt werden, wenn fortgeschrittene Untersuchungsmethoden zur Verfügung stehen. Schließlich sind diese Begriffe das Ergebnis einer Abstraktionskette, deren Ausgangspunkt konkrete Beobachtungen sind und wo die einzelnen Glieder erneut zu prüfen und zu bewerten wären. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass jeder Abstraktionsvorgang den Verlust von ursprünglich vorhandenen Informationen zur Folge hat.

    Aber es sind nicht nur die abstrakten Begriffe, die wegen mangelnder Anschaulichkeit das Verständnis erschweren. Auch gesicherte Tatbestände, wie etwa der, dass die Erde nicht der Mittelpunkt der Welt ist, werden nur zögerlich von religiösen Institutionen akzeptiert. Religiöse Lehrmeinungen und naturwissenschaftliche Erkenntnisse weisen weiterhin gravierende Unterschiede auf. Besonders deutlich wird dies bei der biblischen Schöpfungsgeschichte, die mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen so gar nicht verträglich ist. Und nicht nur deswegen, weil der Zeitrahmen - in der biblischen Darstellung einige Tausend, in der wissenschaftlichen Erkenntnis dagegen einige Milliarden Jahre - erheblich differiert. Wiederholt hat man versucht, aus der in der Bibel dokumentierten Generationenfolge seit Abraham auf den Schöpfungsakt zu schließen, der die ersten Menschen hervorbrachte.

    Das sich ständig erweiternde naturwissenschaftlich geprägte Weltbild, das von den tradierten Vorstellungen über die menschliche Entwicklung und dem Naturgeschehen immer mehr abweicht, hat bisher keineswegs dazu geführt, dass religiöse oder gar spirituelle Vorstellungen zurückgedrängt wurden. Im Gegenteil scheinen die Weltreligionen und sektiererische Gruppierungen einen ungebremsten Zulauf zu verzeichnen. In den USA scheint dieser Trend besonders ausgeprägt zu sein. Unterschiedliche religiöse Gruppierungen werben dort mit poppigen und effektvollen Zeremonien erfolgreich für eine Mitgliedschaft in ihren Reihen. Auch diese Erscheinungsformen müssten sich in meiner noch folgenden Betrachtung rational erklären lassen.

    Es bildet sich in allen menschlichen Gesellschaften ein auffälliger Gegensatz zwischen dem naturwissenschaftlichen und den religiösen Weltbildern heraus, der verstärkt nach einer Klärung der Hintergründe suchen lässt. Eine Klärung der eigentlichen Hintergründe wäre schon deswegen von Interesse, weil der sich in einigen Weltgegenden ausbreitende religiöse Fundamentalismus zu einer Verunsicherung und sogar Bedrohung nicht nur säkular orientierter Gesellschaften geführt hat. Auch religiös geprägte Gesellschaften fühlen sich durch fundamentalistische Tendenzen verunsichert und bedrängt. Zu der wissenschaftlichen Aufklärung der Ursachen religiöser Vorstellungen gesellt sich daher auch ein sicherheitspolitischer Aspekt.

    Religiöse Vorstellungen treten weltweit in nahezu allen menschlichen Gesellschaften auf und können aufgrund dieser Tatsache nicht zufallsbedingt sein in dem Sinne, dass eine Gesellschaft sich frei für oder gegen religiöse Vorstellungen entscheidet. Bei dem Auftreten von religiösen Vorstellungen muss es sich demnach um eine typisch menschliche Eigenschaft handeln.

    Wenn das Bedürfnis nach metaphysischen Vorstellungen eine grundlegende Eigenschaft der meisten Menschen darstellt, dann eröffnet sich zwangsläufig die Frage nach den biologischen Ursachen. Ursachen, die letztlich nur im Gehirn eines Menschen zu suchen sein können. Dabei ist zu betonen, dass metaphysische Neigungen noch keine Religion darstellen. Diese entwickelt sich

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