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Freunde, Feinde, Parteifreunde: Ein Tag im Leben des Ministerpräsidenten Peter W.
Freunde, Feinde, Parteifreunde: Ein Tag im Leben des Ministerpräsidenten Peter W.
Freunde, Feinde, Parteifreunde: Ein Tag im Leben des Ministerpräsidenten Peter W.
Ebook167 pages2 hours

Freunde, Feinde, Parteifreunde: Ein Tag im Leben des Ministerpräsidenten Peter W.

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Erzählt wird der Tagesablauf eines erfolgreichen Politikers mit großer sozialer Kompetenz und Durchsetzungsvermögen, der aber auch an inneren Spannungen, Selbstzweifeln und Albträumen leidet. Er ist loyal zu seinen Freunden und Mitarbeitern, hasst seine Gegner, sorgt sich um seine Familie, respektiert seine Frau und ist außerehelich erotisch aktiv. Es verknüpfen sich politische und private Handlungsstränge. Einerseits geht es um staatlichen Einfluss auf Energieversorger, andererseits um einen Presseskandal. Vordergründig also um Sachthemen wie Wirtschaftsordnung und Pressefreiheit, aber gehandelt wird aus sehr persönlichen Motiven: Machtstreben, Rivalität, Hass, Rache, manchmal sogar Loyalität. Am Abend ist der Ministerpräsident nicht nur seinen politischen Zielen näher gekommen, sondern auch einem privaten: Seine von ihm verehrte Zahnärztin erklärt sich zu einem Verhältnis bereit. Auf der Fahrt nach Hause lässt ihn der Verdacht der Polizei, sein eben ermordeter türkischer Blumenhändler könne ein Dealer gewesen sein, an seiner Menschenkenntnis zweifeln.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateAug 22, 2016
ISBN9783738081152
Freunde, Feinde, Parteifreunde: Ein Tag im Leben des Ministerpräsidenten Peter W.

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    Book preview

    Freunde, Feinde, Parteifreunde - Christian Toepffer

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Inhalt

    Personen

    1. Träume

    2. Nichts tun

    3. Tu was

    4. Dichtung und Wahrheit

    5. Offene Rechnungen

    6. Ein Angebot

    7. Noch ein Angebot

    8. Durch gläserne Decken

    9. Tatsachen

    10. Gegen eine Wand

    11. Nötigen

    12. Erfolge

    13. Zweifel

    Impressum neobooks

    Inhalt

    Der Ministerpräsident Peter Wegner wacht nach einem Albtraum mit Zahnschmerzen auf. In einem Interview geht es um die Kontrolle über den Stromversorger EWERK. Die Justiz ermittelt gegen die ihm verhasste Zeitschrift Brennpunkt wegen Bestechung. Der Brennpunkt hatte enthüllt, dass Wegners Eltern in Hitlers Umgebung waren, seine Mutter als italienische Wirtstochter in seinem Lieblingslokal und sein Vater im Fuhrpark. Wegner sinnt auf Rache.- Nachdem harte Beweise vorliegen, kann Wegner die Brennpunkt Unterstützer unter Druck setzen und erreicht, dass das EWERK Aktienpaket von der Landesbank auf deren Risiko erworben wird. Abends sucht Wegner seine Zahnärztin auf und wirbt um sie erfolgreich als Geliebte. - Auf der Heimfahrt will er bei einem Türken Blumen für seine Frau kaufen. Er trifft nur noch die Polizei an, der Mann sei, wohl in einem Drogenkrieg, ermordet worden. Wegner zweifelt an seiner Menschenkenntnis, der Voraussetzung für politischen Erfolg.

    Personen

    Peter Wegner, Ministerpräsident eines norddeutschen

    Bundeslandes

    Silke Wegner, geb. Frese, seine Frau

    Gertrud Wegner, Ärztin, seine Tochter

    Dietrich Wegner, Transportunternehmer, sein Vater

    Silvia Wegner, geb. Vitale, Gastwirtin, seine Mutter

    Hermann Frese, der Pate, Ex-Ministerpräsident, sein

    Schwiegervater

    Ingeborg Frese, geb. Dannemann, seine Schwiegermutter

    Bernhard Portatius, Finanzminister

    Stefan Hessler, Justizminister

    Ulrike Westarp, Wirtschaftsministerin

    Reinwald, Ex-Oppositionsführer

    Herbert Wilke, Oppositionsführer

    Erdmute Zitzmann-Schulz, Vorsitzende der Ökopartei

    Röder, stellvertretender Vorsitzender von Wegners Fraktion

    Prof. Nicolaysen, Wegners Doktorvater, Ex-Präsident des

    Staatsgerichtshofs

    Wiedemann, Chef des Energieversorgers Nordstrom

    Plech, Chef des Energieversorgers Elektra

    Cäsar Fischer, Chef der Landesbank

    Mareile Thieme, Frau des Generalstaatsanwalts

    Johanna Mittler, Justizopfer

    Frau Gall, Vorsitzende von Women's Solidarity, Personalmanagerin

    Herr Gall, Vorsitzender der Gesellschaft für Forensische Psychologie

    Bahçivan, Blumenhändler

    Mike Richter, Wegners Pressereferent

    Gabriele Wüllner, Fernsehmoderatorin

    Klex, Chefredakteur des Magazins Brennpunkt

    Friedhelm Sabel, Vorsitzender des Presserats

    Gesine Onnen, Innenarchitektin, Ex-Geliebte Wegners

    Annette v. Dornberg, geb. Esmarch, Klinikdirektorin, Zahnärztin Wegners

    1. Träume

    Zusammen mit einigen anderen Ordonnanzen hält er sich mühsam wach. Endlich entsteht Unruhe, das Essen soll aufgetragen werden. Seine Mutter bringt eine Schüssel voller Ravioli aus der Osteria. Er nimmt sie ihr ab und trägt sie in den Speisesaal. Hitler, Bormann, Speer und einige andere kommen herein. Den ersten Teller füllt er reichlich bis zum Rand und bringt ihn zu Hitler. Der fängt gleich an zu essen, ohne auf die anderen zu warten. Hitler lädt sich seinen Löffel zu voll, eine Ravioli fällt zurück auf den Teller. Hitler schiebt den Löffel in den Mund, wobei etwas Sauce an seinem Schnauzer hängen bleibt. Dann kaut er schnell, schmatzt dabei hörbar und schluckt schließlich. Die vorher müden Augen leuchten auf, er nimmt seine Serviette, wischt den Saucenfleck vom Bart und ruft: „Verführerisch! Bormann, holen Sie die Köchin herein! Bormann schiebt die Mutter, seine Hand auf ihrem Po, in den Speisesaal, sie bleiben vor Hitler stehen. „Meine Figur! Sie dürfen nicht vergessen, dass der Führer nicht essen kann, was er möchte. „Mein Führer! bellt Bormann, „Sie können ihr gratulieren, sie hat sich gerade mit unserem Scharführer Peter Wegner verlobt.

    Das kann nicht wahr sein, er kann sich doch nicht mit seiner eigenen Mutter verloben. Peter Wegner schreckt aus einem unruhigen Schlaf auf. Selber erlebt hatte er das alles nicht, aber in dieser oder ganz ähnlichen Rollen am Hof des Führers hatte er sich in seinen Träumen – oder waren es Albträume? schon öfter gesehen. Vermutlich, wenn er sich bedroht fühlte, und besonders dann, wenn er das Gefühl hatte, irgendwelche Heckenschützen könnten irgendetwas gegen ihn im Schilde führen.

    Der Wecker hat noch nicht geklingelt, er fällt zurück in eine Art Halbschlaf. Der wird gestört durch einen empfindlichen Zahn, der eigentlich nur noch ein halber ist. Er hofft, dass die Schmerzen erträglich bleiben, vor dem Abend wird er es wohl kaum zu Annette in die Zahnklinik schaffen können. Er fühlt sich bei ihr gut aufgehoben, sie würde ihr Bestes für ihn tun. Falls sie verhindert sein sollte, gibt es ja noch ihre Assistentinnen, aber denen traut er weniger.

    Als Annette einmal im Urlaub war, schalt ihn ihre Vertreterin, sein Gebiss sei sehr abgenutzt, ob er wohl oft mit den Zähnen knirsche? „Mir wurde gesagt, man müsse die Zähne zusammenbeißen, wenn man Probleme habe. „Aber Sie sind doch ganz oben angekommen, was für Probleme haben Sie denn? Die junge, sehr gut aussehende Dame erlaubte sich wohl, ein wenig vorlaut zu sein. Da noch ein anderer Patient wartete, entschied er sich, das als rhetorische Frage zu behandeln, die nicht beantwortet werden musste.

    Soll er inzwischen ein Schmerzmittel nehmen? Etwas sträubt sich in ihm: Seit frühester Kindheit war ihm eingebläut worden, Schmerzen seien eine natürliche Abwehr eines gesunden Körpers gegen eine Krankheit oder eine Wunde. Natürlich war er auch dazu angehalten worden, sich die Zähne ordentlich zu putzen. Wenn er das nur früher gründlicher gemacht hätte, zumindest bei dem einen ist es nun möglicherweise zu spät. Annette fühlte sich damals herausgefordert, wollte den halben Zahn retten, was ihr auch gelang, allerdings Geduld und viele Sitzungen erfordert hatte. Er habe doch wohl eine elektrische Bürste? Gründlich damit auf und ab rütteln müsse er. Das Zahnfleisch blute? Zu der Entzündung werde eben reichlich Blut transportiert. Zur Desinfektion solle er oft mit Mundwasser spülen, eine dreiprozentige Lösung von Wasserstoffsuperoxid tue es eigentlich auch und sei billiger. Sollte das eine zarte Anspielung auf die von der Politik geforderte Kostendämpfung im Gesundheitswesen gewesen sein? Hauptsache sei, dass er Acht gebe, die Aussichten seien nicht schlecht, er scheine das Immunsystem eines Stiers zu haben. Das war lieb gesagt und auch sicher so gemeint. Sie hatte ihn dabei angelächelt, ihr eigenes Gebiss schien makellos. In ihrer Jugend war sie auch, aber nicht nur, wegen ihrer Zahnspange geneckt worden. Bei seinem letzten Termin, es war kurz nach seinem Geburtstag, hatte ihm Annette einen neuartigen Apparat geschenkt, der die Zähne mit Ultraschall putzte. Zu Hause hatte er vorsichtshalber nur erwähnt, dass Annette ihm den Apparat empfohlen habe, trotzdem hatte Silke ein wenig gezickt. „Die Zahnärzte schlafen zu lange, es wird mal Zeit, dass sie Innovationen zur Kenntnis nehmen, meinen Schmuck reinige ich schon seit langem mit Ultraschall. Aber irgendwie passt dieser Apparat so richtig zu deiner Zahnfee, die hatte ja schon auf der Schule so eine keimfreie Ausstrahlung. Angeblich hat sie sich nach jedem Kuss den Mund ausgespült. Aber das habe ich nie geglaubt, die hat wahrscheinlich überhaupt keiner geküsst ."

    Wegner entscheidet sich erst einmal gegen ein Mittel. Das könnte ihn lähmen, seine Schlagfertigkeit herabsetzen, was er heute Morgen überhaupt nicht gebrauchen kann, denn er wird in der Frühstückssendung des Fernsehens interviewt werden. Da muss er hochkonzentriert, aufmerksam und umsichtig sein und dabei auch noch unarrogant entspannt, ein wenig witzig und, wie man jetzt sagt, authentisch wirken.

    Auf dem Johanneum hatte Wegner Griechisch gehabt. Er erinnert sich, authentikos heißt so etwas wie echt, verbürgt, zuverlässig, glaubwürdig. Aber: Muss man so sein, oder werden einem solche Eigenschaften zugeschrieben? Um ganz sicher zu sein, hatte er neulich das Wort im Lexikon seiner Sekretärin nachgeschlagen: Da war die Rede von Rousseaus volonté générale, ein Politiker sei authentisch, wenn er den vertritt. Aber was wünscht das Wahlvolk außer Friede, Freude, Eierkuchen? Für zuverlässig wird man gehalten, echt muss man sein. Und wer bürgt für die Glaubwürdigkeit? Die Medien. Also, wie auch immer, er wird heute Morgen ein authentisches Bild von sich und seiner Politik entwerfen müssen.

    Neben dem Rasierspiegel liegt noch ein großer Vorrat Doppelklingen, den die Haushälterin vor einiger Zeit auf seinen Wunsch hin gekauft hatte. Kurz darauf hatte er den Rasierer irgendwo liegen gelassen. Die Haushälterin behauptete, dieses Modell sei nicht mehr zu kriegen. Er rasierte sich einige Tage elektrisch, was ihn nicht befriedigte. Als sie gerade einmal nicht unter Termindruck waren, bat er seinen Fahrer, an einem Drogeriemarkt anzuhalten, er wollte sich selber darum kümmern. In der Tat gab es nur noch die Doppelklingen, aber keine Rasierer mehr dazu. Stattdessen gab es vermutlich teurere Apparate mit drei- oder gar fünffacher Klinge. Da war nichts zu machen, er fühlte sich abgezockt, aber es blieb nichts anderes übrig, als den Ärger hinunterzuschlucken. Er kaufte ein Modell Royal Magic und fragte sich, wie wohl solche Produktnamen entstehen. Beliefern die etwa die Royals?

    Vor drei Jahren hatte er den Chef des früher hier regierenden Hauses kennen gelernt. Das Land wollte für einen Industriepark ein Grundstück von ihm, aber er wollte nicht verkaufen. Bei irgendeiner Festveranstaltung kam Wegner mit ihm ins Gespräch. Der Prinz berief sich auf ein ungeschriebenes, aber für die Familie verbindliches Gesetz, keine Immobilien zu veräußern. Es fiel Wegner nicht schwer, das zu verstehen. Seine Eltern hatten nach dem Krieg günstig Trümmergrundstücke kaufen können; das wurde die Grundlage der Geschäfte, die inzwischen seine Geschwister übernommen haben. Silkes Vermögen und seine eigenen Ersparnisse waren in Staatsanleihen angelegt, um irgendwelche Verdächtigungen wegen Vorteilsnahme oder Begünstigungen gar nicht erst entstehen zu lassen. Der Ertrag nach Steuern lag inzwischen unter der Inflationsrate. Der Wunsch des Prinzen, mit Immobilien sein Familienvermögen zu erhalten, war nachvollziehbar.

    Trotzdem musste man weiterkommen. Peter Wegner regte an, gemeinsam über einen Tausch nachzudenken. Es fand sich ein ehemaliger Truppenübungsplatz, der dem Prinzen gefallen sollte, weil er an Wälder grenzte, die ihm ohnehin schon gehörten. Die Einzelheiten regelten dann auf Seiten des Landes die zuständigen Ministerien. Es waren mehrere: Wirtschaft, Finanzen, Landwirtschaft und Umwelt. Die Verhandlungen verliefen entsprechend zäh. Als der Vertrag schließlich fertig war, zeterte die Opposition. Die ganz Linken hätten den Prinzen am liebsten enteignet, in den Augen von Ökologen war der Truppenübungsplatz ein wertvolles Biotop, das am besten zu schützen sei, indem es nicht betreten werden dürfe. Andere empörten sich über die zu erwartenden sadistischen Jagdrituale des überlebten Feudaladels, dessen Besitzungen für die Erholung des Volkes geöffnet werden müssten. Da sich die Proteste gegenseitig neutralisierten, kam es schließlich doch noch zu einem Abschluss.

    Vor einigen Wochen waren dann die Wegners zur Hochzeit einer Prinzentochter eingeladen worden. Nicht ganz Wegners Kreise, die Hocharistokratie, aber der Prinz fand einen skandinavischen Adligen füt ihn, mit dem er sich gut über das Rudern unterhalten konnte. Wegner fragte sich, ob ihm wohl einmal die Annahme dieser Einladung als Vorteilsnahme ausgelegt werden könnte. Wie wäre etwa Silkes Glück zu bewerten? Sie behauptete, sich blendend mit den Damen verstanden zu haben.

    Um sich zu sammeln, geht er in sein Arbeitszimmer, legt eine CD ein und hört Händels B-Dur Harfenkonzert. Silke schläft noch in ihrem Zimmer, sie war wohl erst spät von der Versammlung einer Stiftung, die Geld für etwas Gutes sammelte, zurückgekommen. Er hat vergessen, um was es sich genau handelte und glaubt auch nicht, dass er das wissen und mit ihr darüber reden muss. Umso dankbarer ist er , dass sie ihm den Rücken freihält. Sie erledigt solche Pflichten sogar gerne und deswegen wohl auch gut.

    Da er allein ist, kann er beim Frühstück einen Blick in die Lokalzeitung werfen, die für Silke abonniert worden ist. Selber liest er kaum Zeitungen, dafür hat er seine Presseleute. Er holt die Zeitung und geht in die Küche. Müsli und schwarzer Kaffee sind schon am Vortag von der Haushälterin vorbereitet worden. Die Schlagzeile wird von der Eintracht geliefert, der Traditionsverein steht vor dem Abstieg und damit nicht nur vor dem sportlichen Bankrott. Obwohl über Jahre hinweg für viele Millionen immer wieder neue Spieler eingekauft worden waren, bleibt die Eintracht in der unteren Hälfte der Tabelle hängen. Die Stadtsparkasse hatte sich für weitere Kredite das Stadion verpfänden lassen und als das nicht mehr reichte, sollte die Stadt einspringen. Die ist natürlich selber überschuldet, man hätte die Förderung des Breitensports weiter einschränken müssen. Die Sportvereine toben, während die Unterstützer der Eintracht auf die Gelder verweisen, die die Besucher von auswärts in der Stadt lassen und überhaupt sei es für das Ansehen einer Landeshauptstadt unerlässlich, einen Verein in der Bundesliga zu haben. Die Stadt hatte das zum Anlass genommen, den

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