Der Junge mit der Achterbahn: Im Tal der Erdmänner 2 Wer keine Angst hat, braucht auch keinen Mut.
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Am nächsten Tag vermisst Frederik sein Lesebuch in der Schule. Sein Verdacht fällt auf Daniel, nur er kann es genommen zu haben, schließlich gehört er zur fahrenden Zunft, vor der man sich in Acht nehmen muss. Auch die Mitschüler glauben es und Egon, Frederiks impulsiver, kräftiger Freund, stellt sich nach dem Unterricht Daniel in den Weg und fordert ihn auf, Frederiks Buch unverzüglich herauszurücken. Daniel holt Lehrer Hauser, der dafür sorgt, dass er unbehelligt heimlaufen kann. Trotz des peinlichen Vorfalls arbeiten die Freunde weiterhin auf der Achterbahn, denn Frederik braucht das Geld für ein neues Schulbuch. Anderntags stellt sich heraus, dass nicht Daniel, sondern Vroni, Frederiks Tischnachbarin, das Buch genommen hat, weil sie enttäuscht war, dass sich Daniel nur mit den anderen Kindern abgab. Bevor der Rummel weiterzieht, lädt Daniel die ganze Klasse zu einer Freifahrt auf der Achterbahn ein, was große Begeisterung auslöst. Frederik aber wird bewusst, dass er Höhenangst hat. Als sich dann am letzten Tag auf der Achterbahn ein kleiner Hund in einen der Wagen verirrt, rettet ihn Frederik und erleidet dabei Todesängste.
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Book preview
Der Junge mit der Achterbahn - Hannelore Deinert
Im Tal der Erdmänner 2
3. Teil Der Junge mit der Achterbahn.
In Gadernheim gastierte diese Woche ein großer Vergnügungspark. Paul, Egon und ich standen an diesem Sonntagnachmittag vor der Achterbahn und beobachteten die Wagen, die mit ihren kreischenden Insassen zuerst steil in die Höhe stiegen, dann im halsbrecherischen Tempo durch mehrere Spiralen abwärtssausten, um dann wieder aufzusteigen und durch einige Spiralen rasend schließlich wieder bei der Ausgangsrampe zu landen, wo den reichlich benommenen Fahrgästen beim Aussteigen geholfen wurde, damit andere ihren Platz einnehmen konnten.
Aus Lautsprechern klang laute Schlagermusik und in kurzen Abständen lud eine Männerstimme zum Mitfahren ein: „Zögern sie nicht, meine Herrschaften, steigen Sie ein und erleben Sie den ultimativen Kick!", erscholl es weithin vernehmbar.
Im Kassenhäuschen saß ein Junge, ungefähr so alt wie wir, und verkaufte Fahrtickets.
„Der kann bestimmt oft Achterbahn fahren", vermutete Egon neidisch.
Wir studierten die Preisliste neben dem Kassenfenster.
Eine Fahrt 3Euro, drei Fahrten 8 Euro, stand darauf. Schade, das war zu viel für uns, andererseits war mir schon vom Zuschauen übel geworden.
Wir schlenderten zum Autoskooter. Dort kostete eine Fahrt 2 Euro und drei Fahrten 4 Euro 50. Das war okay, wir kauften für 4 Euro 50 drei Fahrten und jeder suchte sich flugs einen freien Skooter. Wir ahnten zwar dunkel, dass das nicht im Sinne des Betreibers war, aber weil sein Gehilfe, der normalerweise die Chips einsammelte, gerade mit ineinander verkeilten Skootern beschäftigt war, konnten wir einander ungestört verfolgen, blockieren und rammen und hatten unseren Spaß dabei.
Danach schauten wir noch ein Weilchen dem Spektakel zu, wanderten schließlich an den Buden vorbei und kauften uns zu guter Letzt jeder für 50 Cent Zuckerwatte.
Abends im Bett fiel mir siedeheiß ein, dass ich vergessen hatte im Lesebuch den Absatz auf Seite 22 zu lesen. Oh, Mann, bei Lehrer Hausers Talent säumige Hausaufgabenmacher zielsicher herauszupicken, konnte ich mir das nicht erlauben.
Ich knipste also die Nachttischlampe an, holte das Lesebuch aus dem Ranzen, griff mir ein Blatt und einen Kuli und hockte mich damit wieder ins Bett, um entspannt den entsprechenden Absatz durchlesen und dabei unklare Worte notieren zu können. Gut möglich, dass Lehrer Hauser Morgen danach fragen wird, jedenfalls war es besser, sich darauf vorzubereiten. Schließlich muss man ja auch an die Noten denken, oder?
Ich notierte mir also das eine oder andere Wort auf das Blatt, zum Beispiel diskriminieren. So wie ich es gern bei schwierigen Wörtern tat, zerlegte ich es in Silben, dis-krimi-nieren, hm, das musste was mit Krimis zu tun haben, nahm ich an. Das Blatt ließ ich in der Seite 22 liegen, als Merkblatt sozusagen.
Oh, Mann, da war plötzlich ein feiner Kulistrich rechts oben auf Seite 22. Ich stand auf und versuchte ihn auf dem Schreibtisch vorsichtig wegzuradieren. Aber durchs Radieren wurde es nur noch schlimmer.
„Na, ja, beruhigte ich mich. „Der Strich ist wirklich sehr fein und noch dazu oben im Rand und nicht etwa in der Schrift.
Ich kuschelte mich endgültig in die Kissen und schlief schnell ein.
Am nächsten Morgen beim Frühstück wünschte sich meine Schwester Lina wieder einmal einen Hund, so einen, wie ihre Freundin Micha einen hatte.
„Wir haben doch wegen der Mäuse Katzen, wurde sie auch heute von Mama belehrt, „und Katzen mögen keine Hunde.
Nur dass unsere Katzen eigenwillige Jäger und keine Schmusetiere waren, das erwähnte sie natürlich nicht. Außerdem gab es ja auch Jagdhunde, die man auf Mäuse abrichten könnte, oder? Allerdings, da musste ich Papa recht geben, der meinte, dass unsere Tiger einen Hund nicht gerade willkommen heißen würden.
Papa hatte es eilig, er war nervös, denn heute sollte im Rathaus bekannt gegeben werden, welcher der Architektenentwürfe für die neue Mehrzweckhalle angenommen worden ist, wir hofften mit Papa natürlich, dass es sein Entwurf sein würde, denn das wäre für ihn als zugezogener Architekt ein guter Einstieg in diese Region gewesen.
Als Mama mein Pausenbrot im Ranzen verstaute, vermisste sie mein Lesebuch. „Ach, so, fiel mir ein, „das liegt noch in meinem Zimmer.
Ich lief hinauf, holte es und stopfte es in meinen Ranzen.
Dann wurde es Zeit, um mit Lina hinauf zur Landstraße zu laufen, wo wir an der Haltestelle in den Schulbus steigen konnten, der uns nach Gadernheim in die Gesamtschule bringen würde.
An diesem Montagmorgen wartete auf uns, der Klasse 4a, eine Überraschung. Der Junge, den wir gestern in der Achterbahn Kasse gesehen hatten, stand neben Lehrer Hauser und schaute ein wenig unsicher in die Klasse. Er war etwas kleiner als ich und hatte dunkle Locken, die sein hübsches, sonnengebräuntes Gesicht mit den großen, dunklen Augen umrahmten. Er steckte in einem altmodischen Jeansanzug, unübersehbar aus zweiter Hand, was natürlich von meinen Mitschülern registriert wurde, einige kicherten vernehmlich.
Herr Hauser legte dem fremden Jungen aufmunternd die Hand auf die Schulter und sagte:
„Das ist Daniel Bernadott. Seinen Eltern gehört die Achterbahnanlage im Vergnügungspark, der diese Woche in Gadernheim gastiert. Seid bitte freundlich und hilfsbereit zu ihm, damit er, wenn er nächste Woche mit dem Vergnügungspark weiterzieht, einen guten Eindruck von uns und unserer Schule mitnimmt!"
Er wandte sich an Daniel, der ihn ruhig anschaute.
„Neben Frederik und Vroni ist noch ein freier Platz, Daniel", er zeigte auf den leeren Stuhl neben mir. „Da kannst du dich hinsetzen.
Die Tische in unserem Klassenraum waren in U- Form vor dem Lehrerpult und der Tafel aufgestellt. Vroni und ich saßen am letzten Tisch vor dem Lehrerpult, schräg hinter uns befand sich die Tür. Daniel setzte sich neben mich auf den unbesetzten Stuhl.
Während der Stunde wurde er neugierig begutachtet, er