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WIDERSTAND UND BEFREIUNG 1934 - 1945: Zeitzeugen berichten
WIDERSTAND UND BEFREIUNG 1934 - 1945: Zeitzeugen berichten
WIDERSTAND UND BEFREIUNG 1934 - 1945: Zeitzeugen berichten
Ebook127 pages1 hour

WIDERSTAND UND BEFREIUNG 1934 - 1945: Zeitzeugen berichten

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Anlässlich der 65sten Wiederkehr der Befreiung Österreichs vom Faschismus erzählen elf kommunistische Widerstandskämpferinnen und -kämpfer in ihren Erinnerungen von ihrem Kampf gegen den Faschismus und für ein unabhängiges Österreich.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateNov 16, 2013
ISBN9783847661825
WIDERSTAND UND BEFREIUNG 1934 - 1945: Zeitzeugen berichten

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    WIDERSTAND UND BEFREIUNG 1934 - 1945 - Charlotte Rombach

    Widerstand und Befreiung

    1934-1945

    Gefördert vom Bundesverband österreichischer AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus (KZ-Verband/VdA)

    Tribüne für die Wahrheit

    Interviews von Charlotte Rombach

    Einleitung

    Anlässlich der 65sten Wiederkehr der Befreiung Österreichs vom Faschismus erzählen uns elf kommunistische Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer in ihren Erinnerungen von ihrem Kampf gegen den Faschismus und ihrem mutigen Eintreten für ein unabhängiges Österreich. Sie waren Mitglieder des Komsomol der UdSSR (WLKSM) und des Kommunistischen Jugendverbandes Österreichs (KJVÖ).

    Die meisten von ihnen kämpften in Wien, Karl Flanner in Wiener Neustadt. Alexander Bergelson und Margareta Kaminek waren in den Reihen der Roten Armee Teilnehmer am Zweiten Weltkrieg. Rudolf Spirik nahm als Mitglied des Ersten Österreichischen Freiheitsbataillons am Jugoslawischen Befreiungskrieg teil und Johann Scheichenberger kämpfte als Partisan auf der Koralm (Steiermark) gegen die Deutsche Wehrmacht.

    In den folgenden Interviews wird deutlich, was diese Menschen, beseelt von einer Idee, geleistet haben. Widerstand gegen den Faschismus war für sie selbstverständlich, wurde als Pflicht angesehen, obwohl er lebensgefährlich war. Diese Personen waren bereit, im Kampf gegen den Faschismus sogar ihr Leben zu opfern. Sie hatten immer ein freies Österreich vor Augen und waren überzeugt vom Sieg der Roten Armee.

    Die Rote Armee befreite Anfang April 1945 das Burgenland, danach Wiener Neustadt, von wo sie vom 5. April an aus verschiedenen Richtungen in Wien einmarschierte und die faschistischen Truppen zerschlug. Ihre Infanterie war schon vor der Oper, als noch SS-Bataillone im Prater zusammen gezogen wurden und kleine Nazi-Gruppen über dem Donaukanal den Rotarmisten schwere Kämpfe lieferten. Offiziell war Wien am 13. April frei (allein hier fielen 18.000 sowjetische Soldaten). Danach befreiten die Rotarmisten Niederösterreich und das Oberösterreichische Mühlviertel, die Briten, Franzosen und Amerikaner im Laufe des April den Westen und Süden Österreichs. Am 27. April verfügte die Zweite Republik Österreich bereits über eine Provisorische Regierung. Am 8. Mai 1945 kapitulierte Hitlerdeutschland, damit war der Zweite Weltkrieg beendet. Das Ergebnis des vom Verbrecher Hitler, seinem engsten Kreis und seiner Generalität ausgerufenen „Dritten Reiches waren 55 bis 60 Millionen Tote (davon 26,6 Millionen Sowjetbürger [1]), zerbombte Städte, dem Erdboden gleichgemachte Dörfer und Industriegebiete, ganze Landstriche „verbrannter Erde, über sechs Millionen in den Konzentrationslagern der Nazimachthaber vergaste, von den SS-Wachmannschaften erschlagene, dem Hungertod preisgegebene und bei Zwangsarbeit umgekommene Juden und politische Gegner des Faschismus. „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg" wurde zur Devise der Überlebenden. Aber die faschistischen Kräfte wurden nicht gänzlich vernichtet, sie zogen Nachfolger, Neonazi heran. Heute sind die gleichen Kräfte, die dem Faschismus zur Macht verholfen haben, wieder aktiv.

    65 Jahre nach der Befreiung Österreichs vom Hitler-Faschismus erstarken sie wieder in Österreich, Neonazi und Rechtsextreme sind sogar in Gemeinde-, Landes- und Parlamentsorganen vertreten. Ihr rassistisches Auftreten, ihre aggressiven Ausfälle gegen Antifaschisten werden von den Medien, der Polizei und den Politikern verharmlost bzw. sogar geduldet. Allein von 2007 bis 2008 hat sich die Zahl der rechtsextremen Straftaten verdoppelt, nämlich von 400 auf 800.

    Die FPÖ ist deutschnational und rechtsextrem eingestellt, sie tritt rassistisch auf, der RFJ agiert in ihrem Schlepptau, die Neue Volkspartei (NVP) präsentiert sich ebenfalls offen faschistisch, verstößt laufend gegen das in Österreich geltende NS-Verbotsgesetz und ist Anlaufstelle für Neonazi. Ihre soziale Demagogie verführt viele Menschen, darunter vor allem Jugendliche, die auch erschreckend wenig über Hitler, die Hintergründe des Zweiten Weltkriegs, des Faschismus und seine Gefahren wissen. Hier ist Aufklärung dringend notwendig. Aufklärung über die verbrecherischen Ziele und die Ideologie des Nationalsozialismus, die vor allem aus Rassenhass, Antisemitismus, Antikommunismus und großdeutschem Nationalismus bestand.

    Auch Widerstand ist notwendig. Vor allem gilt es, den Anfängen zu wehren. Antifaschismus ist ein übergreifendes Gebot humanistischer Gesinnung. Es gab Einzelpersonen, kleinere und größere Gruppen in Österreich, die Widerstand sowohl in den Jahren 1933 bis 1938 gegen den Austrofaschismus, als auch von 1938 bis 1945 gegen den Hitler-Faschismus leisteten. Sie bestanden aus linken Gruppen wie der KPÖ, dem KJV, der SPÖ, der SAJ, den Revolutionären Sozialisten sowie aus Katholiken, Bürgerlichen, den Jehovas usw. Aber nur die KPÖ führte in der Illegalität einen organisierten Widerstandskampf mit dem Ziel der Wiedererrichtung eines freien, unabhängigen Österreich. Sie hatte auch die meisten Opfer zu beklagen – 2200 Kommunistinnen und Kommunisten wurden in Österreich vom Naziregime hingerichtet.

    Es ist für uns befremdlich, dass man deutsche Widerstandskämpfer, wie die Geschwister Scholl (obwohl wir ihren Mut anerkennen) im Parlament ehrt, den bürgerlichen Widerstand Österreichs regelmäßig erwähnt – aber den österreichischen kommunistischen Widerstand und seine Opfer (viele junge Mitglieder des KJV wurden geköpft) von offizieller Seite unterschlägt.

    Allen, die an dieser Broschüre mit gearbeitet haben, ist der Wunsch gemeinsam, vor allem jugendlichen Leserinnen und Lesern durch ihre persönlichen Erinnerungen an eine schreckliche, grausame Zeit die Notwendigkeit des Widerstands gegen den auf kommenden Faschismus in Österreich zu vermitteln.

    ***

    Alexander Bergelson: Der Feind muss vernichtet werden

    Alexander (Iljitsch) Bergelson wurde im Jahre 1922 in der Kleinstadt Nowograd-Wolynsk im Gebiet Schitomir, Ukraine, geboren. Er ist Veteran des Zweiten Weltkriegs, den Hitler zum totalen Krieg gegen „die jüdischbolschewistische Gefahr" erklärte. A. Bergelson war einer der 500.000 Soldaten jüdischer Nationalität in der Roten Armee, die gegen die Wehrmacht kämpften.

    Frage: Alexander, Sie nahmen aktiv als Soldat der Roten Armee am Großen Vaterländischen Krieg teil. Erzählen Sie bitte davon.

    Am 9. Mai 1941 wurde ich zur Roten Armee einberufen und kam in das 1. Artillerie-Luftabwehr-Bataillon der Flakabwehr, wo ich bis zum Kriegsanfang in einem besonderen Ausbildungskurs mit anderen Rekruten eingeschult wurde. Nur acht der 38 jungen Rekruten meines Zuges überlebten den Krieg.

    Es begann der Krieg. Die Deutsche Wehrmacht hatte am 21. Juni 1941 vertragsbrüchig die Sowjetunion überfallen. Ihre Truppen überschritten die polnisch-russische Grenze und griffen in einem Überraschungsangriff unsere Grenztruppen an. Die Angriffe waren so heftig und unerwartet, dass sich unsere Truppen zurück ziehen mussten. Für eine weitere Ausbildung blieb uns also keine Zeit. In höchster Eile wurden wir auf Lastwagen verfrachtet und nach Lwow gebracht. Dort zogen sich unsere Truppen nach heftigem Feindbeschuss weiter zurück. Die erste Schlacht erlebte unser Zug bei Iwano-Frankowsk und wurde dann ins Hinterland Richtung Stalingrad gebracht. Erst in der Stadt Achtyrka (Sumsker Gebiet), erhielten wir unsere Soldatenuniform, Gewehr und Munition. Dort begannen wieder Gefechte mit den Deutschen, bei denen unsere Soldaten unter das Feuer deutscher Flugzeuge kamen und sich wieder zurückziehen mussten.

    Anfang 1942 wurde ich mit der Gruppe meiner Landsleute in Bykowo bei Stalingrad weiter militärisch eingeschult, man rüstete uns mit guten Waffen und warmer Kleidung aus. Danach wurden wir nach einer Umgruppierung in die Nähe von Kursk verlegt, ich kam in die 15. zweifach mit dem Roten Bannerorden ausgezeichnete Sewaschsker Division. Im Kursker Bogen kam es zu schweren, langen Kämpfen, die sich niemand vorstellen kann, der sie nicht selbst erlebt hat, sie waren unbeschreiblich hart und entsetzlich.

    Damals sind sehr viele Kameraden gefallen. Dort war insgesamt eine sehr schwierige Situation. Hier haben unsere Truppen aber schon intensiv angegriffen. Von unserem Schützengraben aus sah ich Luftkämpfe, aber auch schreckliche Kämpfe von Mann zu Mann. Ich hörte, wie die Raketenwerfer, die Katjuschas („Stalinorgeln"), mit konzentriertem Feuer den Feind beschossen – das war eine mächtige Waffe!

    Das erste Mal wurde ich 1942 im Orlower Gebiet verwundet, am Rücken erwischte mich ein Riesensplitter, der sofort, direkt an der Front operiert wurde. Daneben erhielt ich noch viele andere kleine Splitter, im rechten Bein, über dem Auge, im linken Arm, die bis heute in meinem Körper stecken. Danach wurde ich noch zwei Mal 1943 bei Kursk verwundet.

    Anfang 1943 wurden wir in die Westukraine verlegt, wo die Rote Armee wieder angriff. Es kam zu örtlichen Kämpfen, einmal eroberten wir einen Ort von den Deutschen, dann zogen wir uns wieder zurück.

    Im Herbst 1943 griff die Rote Armee in der Ukraine weiter an, und wir kamen auch durch meinen Heimatort Nowograd-Wolynsk. Wie ich später erfuhr, waren meine Eltern damals schon von den deutschen Faschisten erschossen worden.

    Im Frühjahr 1944 nahm der Stab mich und acht weitere junge Soldaten aus der Armee und kommandierte uns zum Studium ab. Wir kamen in die Technische Ingenieur Fachschule in Ramenskoje bei Moskau. Man wählte nämlich noch während der Kriegshandlungen die jüngsten Kader aus unserer 15. Division aus, um sie bereits für die Zeit nach dem Krieg als Fachleute auszubilden. Schon nach einem Monat entließ man mich aus Krankheitsgründen und überstellte mich für drei Monate in die berühmteste Fachschule für Luftfahrt der Ukraine namens A.S. Mjasnikow (in Krasnyj Kut im Gebiet Saratow), wo die besten und bekanntesten Köpfe der sowjetischen Luftfahrt jener Zeit studierten. Meine Aufgabe war es, die Kursanten aus zu bilden, die u.a. bei Scheinluftkämpfen mit Fotokino-Maschinengewehren auf Ziele schossen.

    Den Tag des Sieges über die Hitlerfaschisten, den 8. Mai 1945 feierte ich in der Fachschule für Luftfahrt im Bezirk Komsomol (Gebiet Saratow) im Kreise meiner

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