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Um die Welt: Die besten Reise-Reportagen der Augsburger Allgemeinen
Um die Welt: Die besten Reise-Reportagen der Augsburger Allgemeinen
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Ebook436 pages3 hours

Um die Welt: Die besten Reise-Reportagen der Augsburger Allgemeinen

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About this ebook

Lassen Sie sich mitnehmen zu einer Reise um die Welt: Zu einer Safari in den Süden Afrikas, zu einer Bootstour durch Schweden, nach New York oder nach Tokio, zum Angeln in die Karibik oder zum Wandern in die Alpen. Die Redakteure der Augsburger Allgemeinen berichten in diesem Buch aus allen Erdteilen, haben interessante Menschen getroffen und viele Einblicke in fremde Kulturen gewonnen. Sie erzählen in 44 spannenden Reportage, illustriert mit vielen tollen Fotos, von der Faszination des Reisens.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateSep 21, 2015
ISBN9783737567107
Um die Welt: Die besten Reise-Reportagen der Augsburger Allgemeinen

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    Um die Welt - Augsburger Allgemeine

    Beschreibung: C:\Users\zuendtan\Desktop\eBook Um die Welt\Schmutztitel.jpg

    Impressum

    VERLAG

    © 2015 Presse-Druck- und Verlags-GmbH

    Curt-Frenzel-Straße 2

    86167 Augsburg

    www.presse-druck.de

    IDEE | KONZEPT | REDAKTION

    Doris Wegner

    AUTOREN

    Birgit Müller-Bardorff, Gloria Geißler-Brems, Norbert Eibel, Florian Eisele, Jasmin Fischer, Oliver Helmstädter, Ronald Hinzpeter, Cordula Homann, Ute Krogull, Andrea Kümpfbeck, Ulf Lippmann, Manuela Mayr, Richard Mayr, Nicole Prestle, Josef Reitmayer, Stephanie Sartor, Stefanie Sayle, Matthias Schalla, Tobias Schaumann, Sarah Schierack, Monika Schmich, Michael Schreiner, Wolfgang Schütz, Karin Seibold, Lilo Solcher, Lea Thies, Rudi Wais, Doris Wegner, Matthias Zimmermann, Miriam Zissler

    PROJEKTMANAGEMENT

    Andreas Schmutterer (Ltg.), Sabine Mayr, Andreas Zündt

    LAYOUT | SATZ

    Sonja Löffler, Medienzentrum Augsburg GmbH

    BILDER

    Siehe Bildnachweis

    PRODUKTION

    epubli GmbH, Prinzessinnenstraße 20, 10969 Berlin

    AUFLAGE | JAHR

    1. Auflage 2015

    ISBN

    978-3-7375-6710-7

    Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise sowie Verbreitung durch Film, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Alle Angaben im Buch Stand September 2014. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden.

    Vorwort

    Liebe Leserinnen und liebe Leser,

    warum nur tun wir uns das eigentlich immer wieder an? Das mühselige Kofferpacken, die viel zu engen Flugzeuge, die überfüllten Autobahn-Raststätten. Die Antwort ist ganz einfach: Weil uns Entdeckungen und neue Erfahrungen locken. Weil wir uns selbst ein Bild von der Welt machen wollen und weil wir Reise für Reise ein bisschen mehr von ihr begreifen möchten.

    Für den Reiz des Neuen nehmen wir alle Unannehmlichkeiten in Kauf. Denn wir wissen, danach sind unserer Neugierde kaum Grenzen gesetzt, werden uns Erlebnisse und Begegnungen geschenkt, von denen wir noch lange erzählen werden. Sich auf etwas Neues, vielleicht auch Ungeplantes einlassen, das macht die Faszination des Reisen aus, genauso wie das gute Gefühl den Horizont erweitert zu haben.

    Und dafür muss es nicht nur in die Ferne gehen. Die Schönheit der Welt entdecken, ohne die Augen vor den Problemen und Nöten in anderen Ländern zu verschließen, auf andere Menschen zugehen … Das haben unsere Reporter getan. Sie haben in allen Erdteilen dieser Welt Geschichten aufgeschrieben, die Sie nun in diesem Buch nachlesen können, begleitet von vielen tollen Fotos. Lassen Sie sich einfach mitnehmen von Kontinent zu Kontinent.

    Reisen Sie mit uns „Um die Welt". Nach Südafrika und nach Schweden, nach New York und Tokio, zum Angeln in die Karibik und zum Wandern in die Alpen. Und vielleicht finden Sie ja auch Inspiration für Ihr nächstes Reiseziel. Es gibt jede Menge zu entdecken – vor allem in diesem Buch …

    Ihre Doris Wegner

    Redakteurin, Reise-Journal Augsburger Allgemeine

    Beschreibung: C:\Users\zuendtan\Desktop\eBook Um die Welt\Editorial.jpg

    Inhalt

    EUROPA

    Deutschland

    Watt ’ne Wanderung

    Deutschland

    Im Burgenland

    Deutschland | Österreich | Italien

    Eine Familie geht an ihre Grenzen

    Deutschland | Österreich

    Auf den Spuren des weißen Goldes

    Österreich

    Und jetzt ich!

    Slowakei

    Ein Ufo in der Stadt

    Schweiz

    Kaminfeger – ein Unglück

    Italien

    Im Land der Motoren

    Montenegro

    Schöne Unbekannte

    Griechenland

    Die Stadt der guten Hoffnung

    Portugal

    In aller Ruhe

    Frankreich

    Der Weg zu den verschwundenen Dörfern

    England

    Hauszelt mit Badewanne

    Schweden

    Kanal toll

    Norwegen

    Die Jagd nach dem Polarlicht

    Russland

    Wenn es Nacht wird in St. Petersburg

    AFRIKA

    Marokko

    Die Gassen von Fès

    Tunesien

    Das Licht Afrikas

    Tansania

    Beim König der Löwen

    Südafrika | Johannesburg

    Das Schmuddelkind hat sich rausgeputzt

    Südafrika | Kapstadt

    Die Kunst der Verwandlung

    ASIEN

    Vietnam

    Nah am Wasser gebaut

    China | Hongkong

    Die „Supercity"

    Kambodscha

    Schwieriges Erbe

    Thailand

    Ida im Land der goldenen Buddhas

    Japan | Tokio

    Nicht zu fassen

    Indonesien

    Zwischen den Welten

    Indien

    Der Sound des Lebens

    Abu Dhabi

    Wenn Geld Tradition frisst

    AUSTRALIEN

    Australien

    Der Berg ruft

    Australien

    Kangaroo Island

    Lord Howe

    Australiens Juwel

    AMERIKA

    USA | New York

    Legenden, Geld und Pappkartons

    USA | Missouri

    Der Geist von Jesse James

    USA | North Carolina

    Rauschen durch den Blätterwald

    USA | Mississippi

    Im Delta des Blues

    Kanada

    Weiße Riesen

    Kanada

    Such dir deine eigene Spur

    Kuba

    Cuba libre

    Karibik

    Jede Menge Wind

    Bahamas

    Der alte Mann und kein Fisch

    Peru

    Machu Picchu

    Brasilien

    Was für ein Waljahr

    Grönland

    Unter Null

    Beschreibung: C:\Users\zuendtan\Desktop\eBook Um die Welt\Europa.jpg

    Deutschland

    Watt ’ne Wanderung

    Beschreibung: C:\Users\zuendtan\Desktop\eBook Um die Welt\Aufmacher Watt.jpg

    Das Wattenmeer der Nordsee ist rund 9000 Quadratkilometer groß. Genug Platz für eine Wanderung.

    Das Meer ist mal wieder weg, die Sonne steht tief, endlich Ruhe. Auf der Insel Spiekeroog gelten Fahrräder als „Stressfaktor", Urlauber sind damit einfach zu schnell unterwegs. Am besten geht man hier den Herbst ganz langsam an

    Von Manuela Mayr

    „Genieße das Meer", hatte ein Kollege vor der Abreise gesagt. Das Meer. Die ewige Sehnsucht. Wild bewegt wie der Atlantik oder sanft gewellt wie die Adria – wie wird sie sein, die Nordsee, bei unserer ersten Begegnung? Silbergrau und glatt wie Eis hat sie sich vor Wilhelmshaven ausgebreitet. Kein Lüftchen rührt im Dämmerlicht des frühen Abends an der spiegelblanken Wasserfläche im Hafenbecken. Kein Laut stört das Einschlummern des warmen, klaren Herbsttages.

    Über Nacht wandelt sich das Bild. Wolken sind aufgezogen. Es nieselt leicht. Vielleicht ist sie ja heute zu erleben, die stürmische See, von der immer erzählt wird – in Neuharlingersiel, dem Ziel unserer ersten Ausflugsfahrt. Im Hafen sieht es nicht danach aus. Der alte Fischer aus Bronze, der dem Gast den Hintern entgegenstreckt, blickt stoisch aufs trübe Wasser. Ruhig wie ein Dorfteich, umgeben von spitzgiebeligen bunten Häuschen, liegt es da. Die Masten der Boote an der Kaimauer stehen kerzengerade. Da wogt nichts, da schwankt nichts.

    Aber immerhin ist ein Pegel erreicht, der die Überfahrt nach Spiekeroog erlaubt.

    Bei Ebbe geht das nicht. Da kann man durch das Watt in vier Stunden zur Insel hinüberwandern, natürlich nur unter fachkundiger Führung. Denn wer auf eigene Faust loszieht, riskiert, plötzlich von der Flut mitgerissen zu werden. Vor Jahren ist es einer Urlauberfamilie so ergangen, erzählt Susanne Mäntele, die Sprecherin des Nordseeheilbads Neuharlingersiel. Als das Wasser kam, klammerten sich die unerfahrenen Wattwanderer an Tonnen, die die Fahrrinne für die Schiffe markieren, und wurden in letzter Minute gerettet.

    Auf Spiekeroog sind selbst Fahrräder zu schnell

    Aber wir haben ja einen professionellen Wattführer dabei. Frank Hensel kennt das Geschäft seit zwölf Jahren. Der junge Mann mit dem blonden Pferdeschwanz weiß, in welchem Zeitfenster der Meeresboden vor den Ostfriesischen Inseln gefahrlos erkundet werden kann. Der Gezeitenrhythmus von Hoch- und Niedrigwasser, der sich zweimal täglich wiederholt und im Laufe des Jahres verschiebt, bestimmt den Tagesablauf an der Küste. Jetzt, am Vormittag, ist Flut. Die „Gorch Fock" legt ab. Im Zickzackkurs steuert Wilhelm Jakob seinen Kutter durch die mit Bäumchen gekennzeichnete Fahrrinne. Ihr Verlauf ändert sich mit der Zeit, weil die Sedimente im Watt vom Auf und Ab der Strömung permanent umgelagert werden, erzählt der Kapitän. Etwa um drei Kilometer habe er sich von 1998 bis 2004 verschoben.

    Eigentlich ist Jakob Küstenfischer, schon in der siebten Generation. Aber mittlerweile fährt der 60-Jährige notgedrungen nur noch Touristen. Weil er auf seinem Kutter keine Kühlmöglichkeit hat, darf er keine Krabben mehr vermarkten. Aber er fischt trotzdem. Und er beweist, dass das hier ein richtiges Meer ist, auch wenn sich das Schleppnetz nur wenige Meter tief auf den Grund senkt. Schon nach wenigen Minuten hievt er die Beweisstücke in die Höhe: Krebse und kleine Fische sind ins Netz gegangen. An Bord stehen Bottiche voll Wasser bereit, um die Beute aufzunehmen. Jetzt ist Frank Hensel in seinem Element. Er hat Umweltwissenschaften studiert und ist Spezialist für den Lebensraum Wattenmeer, das im Jahr 2009 zum Weltnaturerbe erklärt wurde.

    Beschreibung: C:\Users\zuendtan\Desktop\eBook Um die Welt\Seehunde Watt.jpg

    Seehunde auf der Sandbank. Für ein Sonnenbad genügt ihnen auch trübes Licht.

    Hensel hält eine stattliche Strandkrabbe mit zwei unterschiedlich großen Scheren hoch. Die eine hatte sie wohl im Kampf verloren, und die wächst jetzt nach, sagt er. Auch eine Schwimmkrabbe mit abgeflachten Hinterbeinen ist dabei, und natürlich Langschwanzkrabben, auch Garnelen genannt. Man kennt sie von den Krabbenbrötchen. Im vorderen Teil des Kutters wird ein ganzes Sieb voll davon in siedend heißes Wasser getaucht – für den kleinen Hunger zwischendurch. Der Fang im Bottich ist allerdings nicht zum Essen bestimmt. Alle Anschauungsobjekte werden wieder freigelassen – der kleine Dorsch mit den silbernen Schuppen, die winzige Scholle, der stachelige Seeskorpion mit dem furchterregend aufgerissenen Maul, der Steinpicker und der Seestern, der die Miesmuscheln auf dem Wattboden knackt.

    Draußen auf dem Wasser lenken jetzt größere Tiere die Aufmerksamkeit auf sich: Seehunde nehmen auf einer Sandbank ihr Sonnenbad. Auch wenn das Licht nur gedämpft durch den Dunstschleier dringt, bauen die Robben so ihren lebensnotwendigen Vitamin-D-Spiegel auf. Von dem herannahenden Kutter lassen sie sich nicht stören. Noch ein kleines Stück tuckert das Boot weiter, und Spiekeroog, die grüne Insel, ist erreicht. Auf der Salzwiese hinter dem Hafen grasen Islandpferde, hinter dem Deich weiden Schafe und dazwischen erstreckt sich ein langer gepflasterter Weg. Von nun an wird zu Fuß gegangen. Drei Autos gibt es auf der Insel – eines für die Feuerwehr, zwei für den Rettungsdienst – und ein Dienstfahrrad für den Polizisten.

    Ansonsten rollen hier vor allem zweirädrige Gepäckwagen. Mit Vorhängeschlössern gesichert stehen sie an der Schiffsanlegestelle für die Hotel- und Pensionsgäste breit. Wer ein Fahrrad mitbringt, zahlt extra. „Ein Fahrrad ist ein Stressfaktor", sagt Patrick Kösters, der Tourismuschef der Kurverwaltung. So schalten eben alle einen Gang zurück. Man sieht es den Urlaubern an, die gemächlich an Vorgärten und Veranden vorbeispazieren oder auf den Terrassen der Lokale an ihrem Ostfriesentee nippen: entspannte Gesichter, verwöhnt von frischer Luft, Sonne, Sauna und Massagen und erfüllt von Naturerlebnissen.

    Endlich da: dieses Nordseegefühl …

    Es ist später Nachmittag, als wir zur Wattwanderung aufbrechen. Die Sonne steht tief, die Landschaft wirkt milchig überzogen, weich und weit. Das Meer ist weg, doch es hat in Bodenvertiefungen Pfützen und Wasseradern hinterlassen – kleine Priele, gesäumt von Pflanzenteppichen oder einzelnen Büscheln in Grün, Beige, Hellgrau und Rostrot. Auf einer Wiese in Hafennähe bückt sich Frank Hensel nach vertrocknetem Strandflieder. Im Juli habe der violett geblüht, sagt er. Wie die Strandaster und der Strandwermut, der früher als Absinth getrunken wurde, toleriert er die regelmäßigen Salzwasserduschen.

    Ein unwirtlicher Lebensraum, der im Herbst Pausenplatz von Millionen Zugvögeln ist. Weit draußen fressen sie sich das Fett für die Reise in ihre Brutgebiete an. Austernfischer, Sandregenpfeifer, Meerstrandläufer, Ringelgänse, Eiderenten, Rotschenkel – die Liste der Arten, die im Sand und im Schlick ihre Nahrung finden, ist lang. Ihre Schnäbel sind so geformt, dass sie das für sie passende Getier perfekt erreichen. Der Wattführer braucht dafür eine Stechgabel. Mit nackten Füßen spürt er, wo Herzmuscheln stecken. 28 Stück findet er auf einem Quadratdezimeter. Wenn es wärmer wäre, würden sie sich mit ihrem Grabefuß wieder einbuddeln. Aber jetzt im Herbst sind sie träge und stellen sich tot.

    Warm genug ist es dagegen für die pazifischen Austern. Feinschmeckerlokale haben sie eingeschleppt, als sie die importierten Muscheln in Körben ins Wasser tauchten, um sie frisch zu halten. Die Migranten fühlen sich wohl – dem Klimawandel sei Dank. Manche Wattwanderer kommen nur ihretwegen, um sie an Ort und Stelle zu knacken und zu schlürfen. Den Sekt haben sie im Rucksack dabei, erzählt Hensel. Allmählich senkt sich Dunkelheit herab. Wir müssen zurück. Und dann heißt es warten, bis die Flut kommt. Zum frühestmöglichen Zeitpunkt steigen wir dann eine lange Leiter hinab in den Kutter. So tief liegt er im Hafen. Langsam und vorsichtig steuert der Kapitän ihn in Richtung Festland. Wer zur falschen Zeit kommt, muss das Meer an der Nordsee regelrecht suchen. Gut, dass es Flugzeuge gibt. In Harle heben sie ab, allerdings nicht nach Spiekeroog, denn dort gibt es keinen Flugplatz. Aber nach Baltrum die kleinste der sieben ostfriesischen Inseln.

    Beschreibung: C:\Users\zuendtan\Desktop\eBook Um die Welt\Spiekeroog.jpg

    Spiekeroog, die Insel der passionierten Fußgänger. Fahrräder gelten hier als zu „hektisch".

    Aus der Luft ist es tags darauf endlich zu sehen, das offene Meer – wild und rau, mit Schaumkronen auf den Wellenkämmen. Davor liegt das Watt in herbstliche Farben getaucht. „Das ist unser Indian Summer", sagt der Pilot der Cessna. Der Mann ist ein Routinier. Sanft setzt er die Maschine auf der nur 360 Meter kurzen Landebahn auf und bremst sie gefühlvoll ab. Draußen ist Schluss mit der weichen Tour. Der Wind wühlt die Haare durcheinander. Karen Kammer, die Leiterin des Nationalparkhauses auf Baltrum, hat sich mit einer Mütze gewappnet. Über die Dünen führt sie uns in den Ort mit den strengen Backsteinhäusern, vorbei an Hecken voller Kartoffelrosen mit dicken roten Hagebutten.

    Dieses Nordsee-Gefühl stellt sich ein. Das Gefühl, der Naturgewalt ausgesetzt zu sein wie die karge Insel selbst. Zweigeteilt war sie schon einmal durch eine Sturmflut im Jahre 1720, an der Westseite hat sie viereinhalb Kilometer Land eingebüßt. Massive Steinschwellen, sogenannte Buhnen, schützen sie jetzt vor dem weiteren Abbröckeln.

    Kurz informiert:

    Info: www.die-nordsee.de

    Geodaten: 53°46'20.2N 7°44'15.8E (Spiekeroog), Google Maps

    Gesundheit: Bei Lungenerkrankungen hilft das heilsame Klima der Nordsee. Der Schlick des Watts wird für Thalasobehandlungen genutzt.

    Nicht verpassen: Barfuß über den Meeresboden gehen und die Konsistenz des Watts spüren, sich eine Reflexzonenmassage der Fußsohlen in freier Natur gönnen und dabei in Bewegung sein.

    Besonderheiten: Das Wattenmeer der Nordsee ist eine rund 9.000 Quadratkilometer große, 450 Kilometer lange und bis zu 40 Kilometer breite Landschaft zwischen Dänemark im Nordosten und Niederlande im Südwesten. Den bei Niedrigwasser freiliegenden Grund der Nordsee bezeichnet man als Watt. Fast das gesamte Wattenmeer steht unter Naturschutz. Der deutsche Teil ist – außer den großen, als Schifffahrtsrouten richtigen Flussmündungen – als Nationalpark geschützt. Seit 2009 zählt das gesamte Watt zum Weltnaturerbe.

    Deutschland

    Im Burgenland

    Beschreibung: C:\Users\zuendtan\Desktop\eBook Um die Welt\Aufmacher Burgenland.jpg

    Majestätisch streckt sich der Blaue Turm von Bad Wimpfen dem Himmel entgegen.

    Heimaturlaub: Eintauchen ins Mittelalter links und rechts der traditionsreichen Burgenstraße am Unteren Neckar

    Von Norbert Eibel

    Was für ein Ausblick mitten hinein in eine deutsche Seelenlandschaft, wie sie romantischer kaum sein könnte! Vom 40 Meter hohen Bergfried der Burg Guttenberg auf einem Sporn zwischen Neckar- und Mühlbachtal wandert der Blick ungehindert 360 Grad ins Rund. Mit ihrem mächtigen Turm, den vielen Mauern und Wachtürmen und dem großen Palas grüßt die Festung ins Tal hinunter. Unten schlängelt sich gemächlich der Fluss, an den Hängen ziehen sich Weinreben hinauf, darüber stockt prächtiger Mischwald. Und kaum ein Blickwinkel wird nicht von den Zinnen einer Festung oder eines Schlösschens gekrönt.

    Von seinem Ausguck herunter spricht Burgherr Bernolph Freiherr von Gemmingen-Guttenberg eloquent mit ungekünstelter Noblesse über die Familiengeschichte. 1449 kaufte Vorfahr Hans von Gemmingen, der Reiche genannt, für läppische 6000 rheinische Gulden die Veste, denn Burgen waren damals ein Auslaufmodell. Die Guttenberg wurde in der Stauferzeit um 1200 zur Sicherung der Kaiserpfalz im nahen Bad Wimpfen gebaut. Sie ist eine der wenigen Burganlagen, die in 800 Jahren nie zerstört wurde und noch immer bewohnt ist - in der 17. Generation von der Linie zu Gemmingen-Guttenberg. Drumherum erstrecken sich auch heute noch knapp 400 Hektar Wald, den die eigene Fortverwaltung bewirtschaftet.

    Beschreibung: C:\Users\zuendtan\Desktop\eBook Um die Welt\Bad Wimpfen Burgenland.jpg

    Die Altstadt von Bad Wimpfen thront über dem Neckartal.

    Adel verpflichtet - auch heute noch. Für Freiherr Bernolph bedeutet dies, das kostspielige Anwesen für die nächste Generation zu erhalten und das Burgtor für Besucher zu öffnen. Auf Wunsch bietet er persönliche Führungen durch das Burgmuseum an, wo Schätze aus 550 Jahren Familiengeschichte gezeigt werden. Besonders stolz ist man auf Burg Guttenberg auf die Holzbibliothek: Die 93 Bände, die aussehen wie dicke Bücher, sind eine echte Rarität. In den Kästchen aus Holz werden Blüten und Blätter verschiedener, teils schon längst ausgestorbener Baumarten aufbewahrt. In den Zwingeranlagen der Burg hat die Deutsche Greifenwarte ihren Sitz. Rund 100 Raubvögel, vom Geier über den Adler bis zur Eule, können dort bei Flugvorführungen beobachtet werden.

    Die besterhaltene Kaiserpfalz nördlich der Alpen

    Rund zehn Kilometer südlicher thront die Altstadt von Bad Wimpfen über dem Tal, einer der Höhepunkte auf der Burgenstraße. Ihre Mauern beherbergen die am besten erhaltene Kaiserpfalz nördlich der Alpen. Ein Streifzug durch die verwinkelten Gassen der Stadt, die unter den staufischen Reisekaisern im Mittelalter den Status einer Metropole erlangte, führt zwangsläufig zum höchsten Punkt, dem Blauen Turm, Bollwerk und Wahrzeichen der Stadt. Oben wohnt auf 53 Quadratmetern seit über 15 Jahren Blanca Knodel, Deutschlands einzige Türmerin. 60 Meter über dem Pflaster der Stadt hat sie drei Kinder großgezogen und lebt heute dort mit Klavier, Whirlpool und Hauskater. Die 134 Stufen hinunter nimmt sie nur einmal in der Woche, denn so nah am Himmel ist der schönste Platz, den ich mir vorstellen kann. Auch unten scheint die Zeit stehen geblieben. Denkmalgeschützte Häuser bilden die Kulisse für die sehenswerten Museen der Stadt, das Historische, das Reichsstädtische und das Kirchenhistorische.

    Wer nach so viel Kultur Bewegungsdrang verspürt, dem bietet die Burgenstraße sportliche Alternativen: Eher gemächlich ist eine Bootsfahrt oder Kanutour auf dem Neckar, aktivere Wanderfreunde schnüren ihre Stiefel und nehmen den Neckarsteig unter die Sohlen und auf dem durchgängig beschilderten Radweg lässt sich die Landschaft mit eigener Kraft oder per E-Bike erstrampeln. Die Etappe von Bad Wimpfen nach Neckarzimmern ist besonders sehenswert. Ohne größere Steigungen führt die Route im Tal unterhalb der Weinberge vorbei an Schloss Ehrenberg, Burg Guttenberg, Schloss Horneck und Burg Hornberg. Der Sitz Götz von Berlichingens, dem durch Goethe bekannt gewordenen Ritter mit der eisernen Hand, ist die älteste Festung im Neckartal. Die umgebauten Stallungen werden heute als Hotel-Restaurant genutzt, die eigentliche Veste ist nur mehr Ruine und prächtige Kulisse, die besichtigt werden kann.

    Beschreibung: C:\Users\zuendtan\Desktop\eBook Um die Welt\Burg Hornberg Burgenland.jpg

    Bei der Ruine handelt es sich um die Burg Hornberg am rechten Neckarufer bei Neckarzimmern.

    Wer hungrig oder durstig geworden ist, muss aber nicht den kurzen, aber giftigen Anstieg hinauf zur Burg in Kauf nehmen. Auch unten im Tal gibt es zahlreiche Einkehrmöglichkeiten. Ein lauschiges Plätzchen kennt der Gundelsheimer Stadtführer Armin Englert. Im Weinbau Pavillon der Familie Greiss werden edle Tropfen von den nahen Rebhängen ausgeschenkt. Der Lemberger Weißherbst vom Gundelsheimer Himmelreich ist ein leichter Wein und schmeckt hervorragend zur Winzervesper mit Wurst und Käse. Gehaltvoller ist die Urban-Spätlese, ein trockener Roter aus derselben Lage. Wer sich am Ende der Radtour derart verausgabt hat, für dessen bequemen Rücktransport sorgt die Neckartalbahn.

    Ob zu Fuß, auf zwei oder auf vier Rädern, eine Reise durchs Stauferland am Neckar entlang endet stilecht in Heidelberg, dem stadtgewordenen Synonym für Romantik. Die verwinkelte Altstadt mit ihren Plätzen, der weltbekannten Schlossruine und der Alten Brücke zieht Touristen aus aller Herren Länder an. Wer diesem allzu lauten Treiben in der Hauptstraße, der angeblich längsten Fußgängerzone Deutschlands, überdrüssig geworden ist, findet eine Seitengasse weiter eine Szenerie, die romantische Dichter, Musiker und Maler in ihren Werken heraufbeschworen haben.

    Heidelbergs eigentliche Attraktion ist die Landschaft

    Es empfiehlt  sich, die Bergbahn vom Kornmarkt zum Schloss hinauf zu meiden und die Anlage zu Fuß zu erforschen. Jenseits der klassischen Besucherziele, dem Ottheinrichbau und dem größten Weinfass der Welt  rückt ein Bummel über die Terrassen und angrenzenden Gärten die eigentliche Attraktion in den Mittelpunkt: die Landschaft. Wo der Neckar den Odenwald hinter sich lässt und durch die Rheinebene seiner Mündung zuströmt, ist Heidelberg mit seinen Türmen und

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