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Clarissa und Fiete III
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Clarissa und Fiete III

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About this ebook

Clarissa und Fiete machen beide ein sehr gutes Abitur mit allen nur erdenklichen Berufsaussichten, die beiden gehen aber ihren schon seit Langem verfolgten Berufswünschen nach: Clarissa wird Tierärztin und Fiete Elektroingenieur.
Bei Clarissa wird der Hang zur Veterinärmedizin auf Süderland geweckt, als sie durch den Kontakt zu den Seehunden dort ihre Tierliebe entdeckt, und bei Fiete ist der Wunsch, Elektroingenieur zu werden, gar nicht so ohne Weiteres herleitbar, vielleicht ist es einfach nur der Wunsch, etwas Technisches zu machen.
Sie ziehen in Hannover in eine Altbauwohnung, die sie über Beziehungen von Clarissas Vater bekommen und fangen dort ein gemeinsames Leben an.
Sie arrangieren sich schnell mit den begrenzten finanziellen Verhältnissen und managen ihr Leben gut.
Clarissa beendet als Erste ihr Studium und fasst den Entschluss, ihren Doktor zu machen.
Fiete wird dann auch fertig und überlegt für kurze Zeit, auch einen Doktor in seinem Fach zu machen, lässt das Vorhaben aber wieder sausen, weil das für ihn weitere mindestens drei Jahre an der Hochschule bedeutet hätte.
Er fängt einen Job bei E.ON an, um zu Geld zu kommen und riecht zum ersten Mal in die Berufswelt hinein.
Fiete macht seine Arbeit so gut, dass er seine Chefs überzeugen kann, auch ist sein Hochschulabschluss sehr gut.
Er wird mit der Aussicht auf einen Abteilungsleiterposten auf die Lofoten geschickt, wo er ein Windkraftwerk errichten soll.
Diese auf 4 Monate bemessene Zeit der Trennung von Clarissa und Fiete ist gleichsam die Zeit der Bewährung, die 3 Windtürme stehen für die Beziehung zwischen Clarissa und Fiete, und Fiete baut an ihnen sehr erfolgreich.
Nach anfänglichen Ressentiments Fietes gegenüber der hohen Verantwortung und den abweisenden Lofoten wendet sich sein Einsatz zum Guten, er wird von seinen Mitarbeitern als Chef akzeptiert und lernt auch die Lofoten lieben.
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateOct 8, 2015
ISBN9783738042948
Clarissa und Fiete III

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    Book preview

    Clarissa und Fiete III - Hans Müller-Jüngst

    Berufsstart

    Clarissa und Fiete absolvierten ihr Studium fast zur gleichen Zeit, Fiete hatte noch ein Kolloquium vor sich, als Clarissa ihr Examen schon in der Tasche hatte. Bei Clarissa war während des Studiums der Wunsch gereift, im Anschluss an ihr Examen eine Doktorarbeit zu schreiben, sie hatte ein gutes Examen gemacht, sodass sie schnell einen Doktorvater fand, sie würde weitere zwei Jahre brauchen, bis sie ihren Doktor hätte. Fiete hatte auch einen guten Abschluss gemacht und kurze Zeit überlegt, auch seinen Doktor zu machen, den Gedanken aber wieder fallen gelassen, zumal er in Elektrotechnik mit zwei Jahren ganz sicher nicht hingekommen wäre.

    Sie waren beide glücklich über ihren Studienabschluss und gaben in ihrer Wohnung eine Party, zu der sie alle Bekannten einluden, auch Hedda und Hauke und Frauke und Thomas, die beiden Paare existierten immer noch und waren glücklich miteinander, auch seinen Bruder Jan und Clarissas Schwester Isolde hatte Fiete eingeladen. Hedda und Hauke waren auch in Hannover und studierten Lehramt für die Sekundarstufe II, Frauke und Thomas waren beide in Bremen und studierten irgendwelche technischen Studiengänge. Die Party war sehr lustig, jeder hatte etwas zu essen mitgebracht, das Übliche eben, Kartoffel-, Reis- und Nudelsalat, Frikadellen und tolle Nachtische von Tiramisu bis Panna Cotta, es gab natürlich auch Alkohol, nicht nur Bier, man trank auch Wein und Cocktails. Zu vorgerückter Stunde wurde auch getanzt, aber alle merkten, dass sie zu laut wurden, nicht, dass sich die Nachbarn beschwert hätten, die hatten Clarissa und Fiete vorher informiert, unter der Lautstärke litten einfach die Gespräche, die man miteinander führen wollte. Viele der Partygäste standen im Examen oder hatten auch gerade ihren Abschluss gemacht, für sie gab es jedenfalls auch einen Grund zu feiern. Hedda und Hauke wollten nach ihrem Ersten Staatsexamen eine Referendariatsstelle am gleichen Studienseminar antreten, deshalb wollten sie vorher heiraten, damit ihre Chance, an einen gemeinsamen Ausbildungsort zu kommen, stieg.

    Clarissa und Fiete wären selbstverständlich zur Hochzeit eingeladen und könnte sich schon einmal nach einem Geschenk umsehen, sagte Hauke, er schätzte, dass die Hochzeit innerhalb der nächsten sechs Wochen stattfände. Für alle Hochschulabsolventen stellte sich die Aufgabe, sich nach einem Job umzusehen, für Fiete bot es sich an, zumindest für eine Übergangszeit zu E.ON zu gehen, er müsste weiterhin Geldeinkünfte haben, sein BAFöG liefe zum nächsten Ersten aus. Fiete wusste, dass der E.ON-Konzern nicht unumstritten war, er betrieb zusammen mit Vattenfall Kernkraftwerke und ging damit offensiv an die Öffentlichkeit. Kernkraftwerke wie „Krümel und „Brokdorf waren alt und hatten schon eine Menge an Störfällen zu verzeichnen, die vor der öffentlichen Kontrolle durch die Medien allerdings weitestgehend verborgen geblieben waren. Die vor nicht allzu langer Zeit vom Bundeskabinett beschlossene Laufzeitverlängerung stieß bei vielen sauer auf, sie war im Grunde unverantwortlich, niemand machte sich doch wirklich klar, was ein GAU in Deutschland bedeutet hätte, der große Unfall in Tschernobyl im Jahre 1986 war längst vergessen. Fiete würde gegen die Machtinteressen der Konzerngiganten vorzugehen versuchen, wenngleich er wusste, dass seine Möglichkeiten als Einzelner da eher beschränkt waren. Er wollte bei E.ON ja auch nur temporär beschäftigt sein, um sich finanziell über Wasser halten zu können.

    Er sprach am Folgetag einfach bei einem relativ untergeordneten Mitarbeiter von E.ON vor und bekam tatsächlich einen Job.

    „Sie müssen in einer Arbeitsgruppe, die mit der publikumswirksamen Veröffentlichung von Aktivitäten im Bereich Windenergie zu tun hat, die Computerarbeit erledigen", sagte man ihm dort. Der Job war auf zwei Monate begrenzt, man hatte Fiete in Aussicht gestellt, dass man ihn nach Ablauf dieser Zeit möglicherweise eine unbefristete Anstellung geben würde, man war von seinem Examen sehr angetan. Clarissa stieg später in ihr Promotionsstudium ein, sie bekam eine halbe Stelle als Assistentin und musste in der Woche ein Seminar halten, dafür bekam sie 1400 Euro brutto, die zwar keine Riesensumme waren, sie kamen zusammen aber auf 2300 Euro nach Abzug aller Abgaben. Sie waren es ja über Jahre hinweg gewohnt gewesen, mit wenig Geld auszukommen. Fiete wurde während seiner Tätigkeit bei E.ON von vornherein klar, dass seine und die Arbeit des Teams, in dem er arbeitete, nur dazu herhalten sollte, E.ON in der Öffentlichkeit reinzuwaschen und als sauberen Energiekonzern erscheinen zu lassen. Auf der Windenergie wurde neben der Sonnenenergie gerade herumgeritten, die Windkraftwerke, die in Offshore-Parks in der Nordsee gebaut worden waren, waren die Vorzeigeobjekte der Republik, es wurde mit Windenergie in Deutschland gerade so viel Strom erzeugt, dass er sieben Prozent des Bruttostromverbrauchs deckte.

    Fiete war von Anfang an nicht ganz wohl in seiner Haut, als er in seinem Arbeitsteam die Werbetrommel für E.ON rühren sollte, er wusste, dass E.ON einen großen Teil seiner Umsätze aus dem Betrieb von Kernkraftwerken realisierte, und Kernkraftwerke hatten in weiten Teilen der Bevölkerung zu Recht keine Lobby. Sie suggerierten eine Sicherheit und Sauberkeit bei der Energiegewinnung, die so nicht existierte. Hauptkritikpunkt an der Stromerzeugung aus Kernenergie war, neben den immer wieder auftretenden Störfällen, deren Erscheinen kaum einmal veröffentlicht wurde, vor allem die Entsorgung der abgebrannten Brennstäbe und sonstigen Atommülls. Die Diskussion um mögliche Endlager für radioaktive Abfälle in einem Salzstock bei Gorleben war immer noch in vollem Gang und erhitzte die Gemüter besonders der direkt Betroffenen, es gab immer wieder Demonstrationen gegen die Verfrachtung von Atommüll nach Gorleben, sei es nun gegen die Atommülltransporte vom nordfranzösischen La Hague oder sei es gegen die Lagerung anderen Atommülls. Fiete machte in seiner Arbeitsgruppe keinen Hehl aus seiner Haltung, er hatte seine Mitarbeiter im Prinzip auf seiner Seite, die rührten sich aber nicht aus Angst um ihren Job. Clarissa und Fiete fuhren nur noch selten nach Süderland, der Heimatinsel Fietes, und wenn, nahmen sie sich einige Tage Zeit, um einen Kurzurlaub dort zu verbringen.

    Sie hatten immer noch kein Auto, weil der Unterhalt eines Autos einfach zu teuer war, sie fuhren mit dem Zug bis Nordhafen, das war erschwinglich und ausgesprochen bequem. Clarissa hatte Semesterferien und löste sich für eineinhalb Wochen von ihrer Dissertation, wie auch Fiete zwei Wochen Urlaub genommen hatte, das Wetter war herrlich es war sommerlich warm. Sie fuhren nach Braunschweig, um zusammen mit Clarissas Eltern und Isolde, die sich in einem Lehramtsstudium befand und einen netten Kommilitonen zum Freund hatte, nach Süderland zu reisen. Da sie sechs Personen waren, käme eine Fahrt mit einem Kleinbus für alle am günstigsten, so die Überlegung, sie liehen sich also in Braunschweig einen Kleinbus, packten ihr Gepäck hinein und fuhren mit ihm nach Nordhafen, wo sie auf dem Riesenparkplatz parkten, wie sie das früher schon immer getan hatten. Sie liefen zur Fähre und sahen, dass die „Süderland I" inzwischen ein modernes Fahrgastschiff geworden war, sie gingen an Bord und gesellten sich zu einer immensen Fülle an Touristen, die alle auf Süderland Urlaub machen wollten. Clarissa musste daran denken, wie sie vor nunmehr zwölf Jahren das erste Mal nach Süderland gekommen war, damals war sie als Kind mit ihren Eltern dorthin gefahren, ihre Schwester Isolde und sie waren ganz begeistert von dem Gedanken, zur Nordsee zu fahren und hatten sich die Insel Süderland ausgesucht. Das war der schönste Urlaub, den die Kinder bis dahin in ihrem Leben gemacht hatten, und auch ihre Eltern waren sehr angetan von dem erholsamen Urlaub.

    Clarissa hatte damals Fiete kennen gelernt und war seit dem mit ihm zusammen. Eigentlich war eine Beziehung, die vom Kindesalter an bestand, ungewöhnlich, die Beziehung von Clarissa und Fiete war aber immer fester geworden. Auch als sie nach Jahren zusammenzogen, tat das ihrer Beziehung keinen Abbruch, im Gegenteil, sie liebten sich, als hätten sie sich gerade erst vor Kurzem kennen gelernt. Isolde und Jasper, wie ihr Freund hieß, waren erst seit einem Jahr zusammen und hatten sich an der Hochschule getroffen, sie waren wie ein frisch verliebtes Pärchen und drückten und küssten sich, wo sie nur konnten. Am Anleger auf Süderland stiegen sie alle in das Inselbähnchen, das mittlerweile auch durch einen modernen Kleinzug ersetzt worden war und fuhren zum Inselbahnhof. Clarissa und Fiete liefen vor zum Kleen-Haus, Frau Kleen stand schon in der Haustür, um die ganze Reisegruppe willkommen zu heißen, sie war alt geworden, ihr Haar war vollständig ergraut. Sie hätte ihre Haare färben lassen können, wie das viele Frauen im reiferen Alter taten, Frau Kleen dachte aber nicht daran, sie wollte das Alter in Würde leben und trug ihre grauen Haare mit Stolz, als wären sie der Lohn für ihr arbeitsreiches Leben.

    Nach der Begrüßung gingen alle ins Haus und trafen in der Stube Herrn Kleen und Oma Stevens, Herr Kleen war siebzig Jahre alt und bewegte sich nur noch, wenn es unbedingt sein musste, oder wenn er seine krankengymnastischen Übungen machen musste, die ihm nach seiner Rückenoperation verordnet worden waren, bei welcher ihm der untere Teil der Wirbelsäule versteift worden war. Aber zur Begrüßung seiner Gäste stand er auf und umarmte die Bubenhäusers und seinen Sohn Fiete, er freute sich, alle zu sehen und forderte sie auf, sich zu setzen. Oma Stevens gab allen die Hand, sie kannte die Bubenhäusers natürlich aus den vergangenen zwölf Jahren, in denen sie jedes Jahr zum Urlaub nach Süderland gekommen waren. Sie ging inzwischen an einem Rollator, mit dem sie gut zurechtkam, sie setzte sich gelegentlich sogar auf die kleine Fläche, die er bot.

    „Mit dem Schlafen müsst Ihr Euch ein wenig behelfen, sagte Frau Kleen, „das wird aber schon gehen, für die Zeit Eures Inselaufenthaltes wird Oma Stevens eines ihrer beiden Zimmer erübrigen, Isolde und Jasper können im früheren Kindergästezimmer schlafen, Clarissa und Fiete schlafen in Fietes Zimmer und die alten Bubenhäusers auf der Klappcouch im Wohnzimmer. Herr Bubenhäuser war seit drei Jahren Pensionär und genoss, genau wie auch Herr Kleen, seinen Ruhestand. Er und seine Frau hatten viel Zeit füreinander und fuhren oft in die Stadt, Herr Bubenhäuser war Mitglied im Heimat- und Verkehrsverein geworden und nahm die ihm damit übertragenen Aufgaben gewissenhaft war, er hatte mit Öffentlichkeitsarbeit zu tun und hielt gelegentlich Vorträge zu den Sehenswürdigkeiten Braunschweigs vor geladenem Publikum.

    Frau Bubenhäuser und Isolde halfen Frau Kleen beim Kaffeekochen, Clarissa und Fiete gingen zu Lorenzen und holten Kuchen und die Freude war riesig, als die beiden den Laden betraten, sie wurden umarmt und auf das Herzlichste begrüßt. Sie mussten bei Lorenzen alles erzählen, was ihnen in der zurückliegenden Zeit widerfahren war. Stolz berichteten sie:

    „Wir haben zwei gute Examina hingelegt." Clarissa sagte, dass sie sich im Promotionsstudium befand und Fiete eine Anstellung bei E.ON hatte. Sie erzählten, dass sie in den nächsten eineinhalb Wochen immer morgens Brötchen holen kämen und sich schon darauf freuten, das würde sie doch sehr an früher erinnern. Sie nahmen den Kuchen und liefen zurück zu Kleens, wo für alle im Hof der Kaffeetisch gedeckt war, Fiete half seiner Oma hinaus und geleitete sie zu ihrem Platz am Tisch, Clarissa hatte den Kuchen auf den Tisch gestellt, sie hatte bei Lorenzen auch an zwei Stücke Buttercreme mit Schokoladen-Sahne gedacht, ihre Lieblingstorte. Jan war auch zu Hause, er kam aus seinem Zimmer nach draußen und begrüßte die Neuankömmlinge. Er war studienhalber in Bremen gelandet und hatte ein Lehramtsstudium für die Sekundarstufe II aufgenommen, er hatte die Fächer Deutsch und Geschichte belegt und noch mindestens zwei Studienjahre vor der Brust.

    Sie saßen zu zehnt etwas beengt an einem Tisch auf dem Hof, es ging aber, sie wollten beim nächsten Mal den zweiten Tisch anstellen, Frau Kleen wollte auch wieder ihre Damasttischdecke auflegen. Das hatte sie früher immer an Clarissas Geburtstagen getan, und das sollte aus Erinnerungsgründen wieder geschehen, wenn sie sich zum Kaffee oder zum Essen in den Hof setzten. Nach dem Kaffeetrinken machten die Alten eine Mittagspause und legten sich für eine Stunde hin, die jungen Leute standen auf und liefen über den Strandweg zum Strand, sie hatten ihre Schuhe ausgezogen und genossen es, wenn ihnen der warme Sand durch die Zehen rann. Oben am „Hotel Süderland" blieben sie kurz stehen und Isolde erzählte Jasper, dass sie früher am vor ihnen liegenden Strand einen Strandkorb gemietet hatten. Sie liefen auf den Strand, zogen sich aus und gingen ins Wasser, wo sie sich zuerst abkühlten, denn das Nordseewasser blieb immer ziemlich frisch.

    Isolde erzählte ihrem Freund:

    „Ich habe früher Unmengen an Salzwasser schlucken müssen, bis ich richtig im Wasser war, ich habe mich beinahe übergeben müssen." Mittlerweile liefen sie alle durch die Brandung, die sie früher umgehauen und auf den Sandboden geschmettert hatte und schwammen ein Stück nach draußen. Sie achteten auf Quallen, damit sie nicht mit deren Nesselzellen in Berührung kamen. Anschließend legten sie sich auf ihre Handtücher in die Sonne, Clarissa hatte an Sonnencreme gedacht und rieb alle damit ein. So lagen sie eine Dreiviertelstunde und ließen die Ruhe auf sich wirken, es war nicht unbedingt still, man hörte schon das Möwengeschrei und die Brandung, aber es umgab sie alle völlige Stressfreiheit und Ausgeglichenheit.

    Vom Stand aus liefen sie über die Promenade ins Dorf, es war schon später Nachmittag geworden, und sie mussten daran denken, langsam wieder nach Hause zu laufen, begrüßten aber noch Anna Barkhusen, die sich riesig freute, sie umarmte Clarissa und Isolde und fragte, wie es ihnen ginge. Auch Anna Barkhusen war alt geworden und wollte ihren Laden in Kürze verkaufen, sie ließ jedenfalls so etwas anklingen.

    „Am nächsten Tag kommen wir wieder und werden uns etwas ausführlicher unterhalten, sagte Fiete und sie gingen zu Kleens zurück. Dort hatte man beschlossen, am Abend im Dorf essen zu gehen, niemand wollte Frau Kleen zumuten, für alle zu kochen, wenn gekocht würde, dann wollten alle mithelfen. Herr Bubenhäuser hatte die Spendierhosen an und wollte alle einladen, sie hatten sich auch schon kundig gemacht, ein neues Restaurant im Dorf angerufen und für zehn Personen reserviert. Das Restaurant hieß „Der Deichgraf und hatte auf der Insel einen guten Ruf, es war gut, dass die Alten reserviert hatten, zumal sie zehn Personen waren. Sie setzten sich in den Hof und tranken noch etwas, Isolde erzählte:

    „Ich habe am Stand an früher denken müssen, wie ich dort die Tage im Strandkorb verbracht habe. Am nächsten Tag wollten Bubenhäusers mit Kleens und vielleicht Oma Stevens auch zum Strand, Fiete, Jasper und Jan wollten Oma mit dem Handwagen den Strandweg entlangziehen, denn mit ihrem Rollator käme sie ja dort nicht entlang. Sie machten sich alle frisch und liefen langsam in Richtung Dorf, der „Deichgraf hatte eine schöne Außenterrasse und lag als neu errichtetes Gebäude zwischen Schule und Kirche. Das Haus war in seiner Architektur den übrigen Inselhäusern angepasst und stach nicht besonders hervor, es machte einen gemütlichen Eindruck und überzeugte durch seine einladende Terrasse, von der man einen Blick auf den Dorfplatz und auf Omas altes Haus hatte. Die neuen Wilhelmshavener Besitzer waren gerade da, sie hatten die Kleens und Oma Stevens vor zwei Wochen einmal eingeladen, um ihnen zu zeigen, was aus dem Haus geworden war. Oma Stevens war sehr zufrieden, als sie sah, dass praktisch nur tapeziert und gestrichen, und sonst nichts verändert worden war. Die neuen Besitzer waren sehr nette Menschen, sie waren mitteilsam, sie hatten sich sehr angenehm mit Oma Stevens unterhalten. Im „Deichgrafen" waren auf der Terrasse alle Tische besetzt, Kleens und Bubenhäusers hatte man zwei Tische aneinander geschoben, damit auch alle zehn Esser Platz hatten. Herr Bubenhäuser winkte den Kellner herbei und der nahm die Getränkebestellung auf, bevor er jedem eine Speisekarte hinlegte.

    Clarissa und Fiete schauten auf den Dorfplatz, er lag da wie seit eh und je mit dem Bötchenteich in der Mitte, an dem die Kinder standen und friedlich ihre batteriebetriebenen Schiffchen fahren ließen. Fiete legte seine Hand auf die von Clarissa und drückte sie, er sah ihr in die Augen und Clarissa lächelte ihn an, sie hatte ein so umwerfendes Lächeln wie immer schon, und Fiete war hin und weg. Sie bestellten, mit Ausnahme von Oma Stevens, alle Fleischgerichte, sie nahm die „Fischplatte Deichgraf, und das Essen wurden kurze Zeit später gebracht. Herr Bubenhäuser stand auf und sagte ein paar Worte, er freute sich sehr, einmal wieder mit seiner Frau auf Süderland mit Kleens und Oma Stevens zusammen zu sein, er erhob sein Glas und stieß auf die Gesundheit aller an. Beim Essen wurde kaum geredet, das Essen war ausgezeichnet, der „Deichgraf war eine hervorragende Adresse, sie würden während ihres Inselaufenthaltes mindestens noch einmal zum „Deichgrafen" gehen, so viel stand fest. Nach dem Essen gingen sie auf einen Verdauungsspaziergang auf die Promenade, wohin sie Oma mit ihrem Rollator begleiten konnte, sie war mit ihrer Gehhilfe ganz gut zu Fuß. Am Kurhaus kehrten sie aber um, nachdem sie eine kurze Zeit aufs Meer geschaut hatten und liefen zu Kleens zurück. Oma war lange nicht am Kurhaus gewesen, in Begleitung von anderen lief sie gern eine Strecke, wurde aber schnell müde und war froh, als sie wieder bei Kleens angekommen waren.

    Alle setzten sich noch auf eine Flasche Bier oder ein Glas Wein in den Hof und gingen im Anschluss schlafen, es war zwar erst 22.00 h, sie waren aber müde geworden. Das kannten Clarissa und Isolde noch von früher, zu Beginn früherer Urlaube lagen sie manchmal schon um 21.00 h im Bett, das lag an der Nordsee-Luft, an die man sich immer erst gewöhnen musste, und die einen dermaßen ermüdete, dass man sich eben früh hinlegte. Mit der Zeit gab sich das frühe Schlafengehen wieder, wenn man sich akklimatisiert hatte, aber das dauerte mindestens immer drei Tage. Clarissa und Fiete schiefen schon seit Jahren in Fietes Zimmer, wenn sie auf Süderland waren, Fiete hatte eine „self-inflating" Isomatte, die er neben sein Bett legte und auf der er schlief, Clarissa schlief in seinem Bett. Manchmal legte sie sich noch eine Weile zusammen ins Bett und kuschelten miteinander, anschließend küssten sie sich und Fiete legte sich auf seine Luftmatratze.. Am Morgen liefen Clarissa und Fiete zu Lorenzen und holten für alle Brötchen, sie wurden freundlich im Laden

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