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Kleines Schach-Museum: Eine neue Systematik und Nomenklatur der Mattbilder
Kleines Schach-Museum: Eine neue Systematik und Nomenklatur der Mattbilder
Kleines Schach-Museum: Eine neue Systematik und Nomenklatur der Mattbilder
Ebook348 pages51 minutes

Kleines Schach-Museum: Eine neue Systematik und Nomenklatur der Mattbilder

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In Teil 1 und 2 der Reihe "Kleines Schach-Museum" wurde eine neuartige Systematik und nomenklatorische Erfassung von Mattbildern vorgestellt. Der vorgelegte Teil 3 schließt diese Zusammenstellung ab, indem auch der unentschiedene Partieabschluss durch Patt oder Dauerschach einer versuchsweisen Systematisierung unterzogen wird. Es wird gezeigt, dass eine Feinsystematik wie bei den Mattbildern hier nicht durchführbar ist, so dass sich lediglich drei Hauptgruppen von Pattstellungen und zwei Hauptgruppen von Dauerschachkonstellationen unterscheiden lassen. Die umfangreiche Beispielsammlung für die genannten Gruppen wurde aber trotzdem in einer Weise vorgenommen, dass sie die Mustererkennung des Spielers positiv beeinflussen könnte.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateJan 19, 2017
ISBN9783741884894
Kleines Schach-Museum: Eine neue Systematik und Nomenklatur der Mattbilder

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    Book preview

    Kleines Schach-Museum - Mirko Czentovic

    Eckpatt (EP)

    Betrachtet man nur den pattzusetzenden König, so ist das Eckfeld ein günstiges, müssen doch nur drei Felder unzugänglich sein. Aber selbstverständlich hängt alles von der Beweglichkeit der sonst noch auf dem Brett befindlichen Steine ab.

    Das Patt ist in seiner Bedeutung als „realer Faktor der Verteidigung" (Awerbach 1983) hervorzuheben: die verlustgefährdete Seite lässt den Gegner Steine derart schlagen oder blockieren, dass sie selbst schlussendlich Patt gesetzt wird. Aber natürlich gibt es auch Situationen, in denen die Patt setzende Partei die Rolle des Verteidigers spielt – am häufigsten wohl in Endspielen wie dem folgenden:

    Diagr. 3: Lehrbuchstellung (Schwarz am Zug)

    springer-eckpatt.png

    Weiß am Zug würde diese Position gewinnen, während Schwarz aufgrund der Pattmöglichkeit Remis hält:

    1… Kd4-e5

    Bringt den König auf den Weg zum Feld c7.

    2.Kc6-b7 Ke5-d6

    3.Kb7xa8 Kd6-c7 Patt (Diagr. 4)

    Dies ist die einfachste und eine für das praktische Spiel sicherlich wichtigste Pattkonstellation.

    Diagr. 4: Lehrbuchstellung (EP)

    eckpatt.png

    Aus der Sicht des Verteidigers, der selbst Patt gesetzt werden will, ist die Wirkung vieler gegnerischer Angriffsfiguren potentiell von Vorteil. Bei der Eckstellung des Königs reichen oft aber auch wenige Figurenwirkungen aus, um die Kontrolle der drei möglichen Fluchtfelder zu herzustellen. Wir beginnen mit einem Beispiel, in dem hauptsächlich Dame und Läufer den König in der Ecke einschließen – genauer gesagt, handelt es sich um einen seitdem oft abgedruckten Fall von „Pattblindheit":

    Diagr. 5: Bannik – Ivkov, Rijeka 1963 (Schwarz am Zug)

    bannik1.png

    In Verluststellung zog Schwarz

    1… h7-h6,

    was den Anziehenden keineswegs misstrauisch machte:

    2.Le3xh6 Se6-f4!

    3.Lh6xf4??

    Unbegreiflicherweise stolpert Weiß in die Pattfalle. Glatt gewonnen hätte 3.Db1! Se2+ 4.Kf1, denn das von Golz/Keres angegebene 4… Sc3: 5.De1 Se4 ist nach 6.f3 hoffnungslos, und auch 4…De4 5.De1 Df3 6.Dd1 Sg3+ 7.Ke1 Dh1+ 8.Kd2 Se4+ 9.Kc1 führt letztendlich zu nichts (Krogius).

    3… De6-e1+

    Jetzt hat Schwarz die freie Auswahl, wie er sich seiner letzten beweglichen Figur entledigen will.

    4.Kg1-g2 De1-h1+

    Natürlich geht auch 4… Df2:+ usw.

    5.Kg2-g3 Dh1-h3+ (Diagr. 6)

    und Remis wegen 6.Kh3: patt.

    Diagr. 6: Bannik – Ivkov, Rijeka 1963 (Schlussposition, erzwungenes EP)

    bannik2.png

    Im nächsten Beispiel sind es die Fernwirkung der Dame und ein auf die sechste Reihe vorgerückter Bauer, welche zusammen mit einem eigenen Bauern die drei erforderlichen Sperrwirkungen aufbauen und dem Verteidiger die überraschende Rettung ermöglichen:

    Diagr. 7: Danielsson – Lange, Olympiade Helsinki 1952 (Schwarz am Zug)

    danielsson1.png

    In klarer Verluststellung hatte es Lange durch geschicktes Spiel verstanden, die Feinddame wie gewünscht nach d5 zu locken und damit die „Pattkontrolle" um seinen Eckkönig zu installieren. Weiß rechnete hier nur mit 1… Dh4:?? 2.Dg8:+!, doch es kam:

    1… Tg8xg3+!

    Nach 1.Kg3: Dh4:+ „verschießt" Schwarz jetzt freudig seine Dame, ebenso nach 1.fg3: Db2+ usw. Der Partiezug ändert auch nichts:

    2.Kg2-f1 Df6-a1+

    3.Kf1-e2 Tg3-e3+!

    4.Ke2xe3 Da1-c1+

    5.Ke3-f3 Dc1-e3+! (Diagr. 8)

    Dieser Verfolgerin kann man nicht mehr lange ausweichen, daher:

    6.Kf3xe3 patt.

    Die „ewige Verfolgung" bei Pattkonstellationen ist ein widerkehrendes Thema. Ausgeführt von einer Dame, lässt sich das Schlagen und damit das Patt i.d.R. nicht lange vermeiden, während es bei einem Turm als Verfolger oft nicht zu einem erzwungenen Nehmen, dann aber zu Dauerschach kommt. Entsprechende Fälle werden wir weiter unten sehen.

    Diagr. 8: Danielsson – Lange, Olympiade Helsinki 1952 (EP nach 6.Ke3: oder 6.fe3:)

    danielsson2.png

    Kommen wir damit zu Stellungen, in denen allein die Position der Dame ausreicht, um dem König in der Ecke alle drei Fluchtfelder zu nehmen. Sie muss dazu so weit wie möglich am Eckkönig postiert sein, sozusagen „in Springerdistanz zu diesem. Zu sehen war dies unter anderem in jener Partie, auf die angeblich die Rede vom „Pattwitz zurückgeht:

    Diagr. 9: Krautheim – Tröger, Augsburg 1939 (Schwarz am Zug)

    krautheim1.png

    Das Endspiel nach 1…Dg6:? 2.hg6:+ Kg6: wäre hoffnungslos, denn wenn Schwarz sich z.B. hinter seinem Bauern versteckt, kann Weiß seinen König bis nach f7 bringen, dann g5-g6 mit Schach anstreben und anschließend mit dem Läuferopfer Lh6! das Patt vermeiden und gewinnen (vgl. auch Teil 1, Studie von Kling und Horwitz im LKEM-Unterkapitel). Deshalb geschah:

    1… Kh7-h8!

    Ein all zu freundliches Angebot, aber Weiß konnte nicht widerstehen:

    2.Dg6xf7?? g7-g5+! (Diagr. 10)

    Der Bauer kann auf drei verschiedene Weisen geschlagen werden, aber stets wäre es Patt. Andere Züge bringen auch nichts mehr, da der weiße König nur „in Schachdistanz" ausweichen kann bzw. der schwarze Bauer rechtzeitig auf ein Hindernis stößt:

    3.Kh4-h3 g5-g4+ und Patt im nächsten Zug.

    Diagr. 10: Krautheim – Tröger, Augsburg 1939 (Schlussposition, unvermeidbares EP)

    krautheim2.png

    Das Zustandekommen des Patts bei Krautheim-Tröger mag all zu absurd aussehen, aber an der praktischen Relevanz des Motivs gibt es keinen Zweifel, wie die folgende Partie unterstreicht:

    Diagr. 11: Short – Kramnik, Wijk an

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