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Die Suche: Geschichten und Reflexionen
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Die Suche: Geschichten und Reflexionen
Ebook169 pages1 hour

Die Suche: Geschichten und Reflexionen

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About this ebook

Der Band "Die Suche" enthält neben einer größeren Anzahl mehr oder weniger kurzer Geschichten eine kleinere Sammlung von Kurzessays.
Die Titelgeschichte handelt von der Suche eines Affen, die der Autor zu verschiedenen Bewusstseinsstufen der "Phänomenologie des Geistes" in Beziehung setzt. Außer dem Motiv der Suche finden sich in den Geschichten noch viele andere Motive, worunter vor allem den Motiven der Gewalt, der Beziehungsprobleme zwischen Mann und Frau und der Auswirkungen des modernen Berufslebens auf den Einzelnen eine besondere Bedeutung zukommt.
Alle in dem Band zusammengefassten Geschichten haben ihr Modell an Fabeln im Sinne von Günther Anders. Als "umgedrehte Allegorien" übersetzen diese, wie er sagt, keine "Einsicht in ein Bild", sondern vielmehr "ein Bild in eine Einsicht". So hat der Autor des vorliegenden Bandes etwa in seiner Geschichte "Prüfung" das Bild eines Philosophen in Bedrängnis zu deuten versucht.
Um Einsichten geht es auch in den Kurzessays. Im Gegensatz zu den Geschichten sollen hier jedoch die Einsichten durch Reflexionen auf allgemeine Begriffe wie Denken, Zuhören oder Liebe gewonnen werden. Der Autor lässt sich dabei von der Überzeugung leiten, dass solche Reflexionen einem helfen können, auch bestimmte konkrete Phänomene besser zu verstehen.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateFeb 2, 2017
ISBN9783741889028
Die Suche: Geschichten und Reflexionen
Author

Robert Korn

Robert Korn ist ein Autor, der vor allem Gedichte, Geschichten und Essays schreibt.

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    Book preview

    Die Suche - Robert Korn

    Robert Korn

    Die Suche

    Geschichten

    und Reflexionen

    Imprint

    Robert Korn

    Die Suche

    © 2017 Robert Korn

    Erschienen bei www.epubli.de, ein Service der neopubli GmbH, Berlin

    Cover: Erik Kinting | www.buchlektorat.net

    Konvertierung: Sabine Abels | www.e-book-erstellung.de

    Inhalt

    Doch!

    Der Wolf und das Schaf

    Der Angler

    Fragen

    Bänderriss

    Aufstieg

    Lebewohl

    Leck

    Absturz

    Musik

    Nicht noch einmal

    Allein

    Die Feder und der Knopf

    Und ging weiter

    Der 500-Euro-Schein

    Briefwechsel

    Konferenz

    Ein Experiment

    Aufgebracht

    Tagebuch

    Doch!

    Änderung

    Fälle

    Die Suche

    Sinnliche Gewissheit

    Wahrnehmung

    Verstand

    Begierde

    Herrschaft und Knechtschaft

    Allgemeinheit des Selbstbewusstseins

    Stoizismus

    Skeptizismus

    Vernunft

    Der Geist

    Eingriff

    Enttäuscht

    Entrückt

    Aufgewühlt

    Beglückt

    Neugierig

    Unruhig

    Gefangen

    Abgründig

    Froh

    Plötzlich

    Amüsiert

    Hilfreich

    Dankbar

    Negativ

    Träume

    Nicht entflammbar

    Neonfarben

    Berührung

    Entspannung

    Aufdringlich

    Verwandlung

    Prüfung

    Gedankenschritte

    Denken

    Selbstdenken

    Liebe zum Denken

    Kommunikation

    Zuhören

    Lesen

    Schreiben

    Lernen

    Geduld

    Moral

    Schule

    Langeweile

    Konsumismus

    Selbstmotivation

    Nihilismus

    Stimmung

    Spielen

    Liebe

    Doch!

    Geschichten

    Günther Anders

    „Denn die Fabelfreude ist eine Zwillingsschwester der mathematischen Freude, die im einzelnen Kreise die Gesetze aller Kreise überhaupt genießt: auch sie besteht im Genuss der Idee."

    Der Wolf und das Schaf

    Das Schaf ging auf einen Fluss zu, um daraus zu trinken. Da sah es plötzlich, wie sich weiter oberhalb auch ein Wolf dem Wasser näherte. Als es seinen ersten Schreck überwunden hatte, versuchte es, sich unauffällig zu entfernen.

    Doch schon nach wenigen Schritten hörte es den Wolf wütend schreien: Nie wollt ihr etwas mit uns zu tun haben!

    Das Schaf fuhr heftig zusammen und fing an zu rennen. Es wusste: der Wolf und seinesgleichen hatten schon viele seiner Artgenossen gerissen.

    Wolfshasser seid ihr!, tönte der Wolf wieder. Das Schaf reckte seinen Kopf jetzt ganz nach vorn. Mit seinen Hinterläufen stieß es sich noch stärker ab als vorher. Warum konnte es nur nicht hoch bis in den Himmel fliegen?

    Ihr solltet euch schämen!, empörte sich der Wolf weiter. In dem Augenblick, wo er es fast eingeholt hatte, schlug das Schaf einen Haken. Doch es half ihm nichts. Direkt hinter ihm fing der Wolf wieder an zu brüllen. Feige seid ihr auch!

    Plötzlich durchzuckte das Schaf ein wilder Schmerz. Der Wolf riss ihm mit den Zähnen ein Büschel Haare aus. Laut aufschreiend, änderte es noch einmal die Richtung. Gerade noch rechtzeitig sprang es in einem hohen Bogen in den Fluss. Kaum am anderen Ufer angekommen, brach es bewusstlos zusammen. Der Wolf war ihm vor lauter Wasserscheu nicht gefolgt. Als das Schaf schließlich aus der Ohnmacht erwacht war, hörte es wieder die Stimme seines Feindes. Wolfshasser seid ihr!, schrie er zu dem Schaf hinüber.

    Da sprang es mit einem Mal so heftig hoch, dass seine Hufe auf den Steinen laut aufschlugen. Ja, schrie es mit Schaum vor der Schnauze, ich hasse euch alle, der Blitz soll euch erschlagen!

    Was ich gesagt habe, sagte der Wolf kühl, warf seinen Kopf nach hinten und ging langsam davon.

    Der Angler

    Die Schnur spannte sich erneut. Sofort beugte sich der Angler vor. Mit einem Ruck zog er an seiner Angel einen weiteren Fisch aus dem Wasser. Drei Fische, sagte er sich, sind genug.

    Als er sich zum Gehen wandte, hielt er plötzlich inne. Nicht weit von ihm entfernt schwammen im Meer viele Federn. Sie waren weiß und hatten jeweils einen schwarzen Punkt in der Mitte.

    Mit einem Mal erinnerte er sich wieder an ein lautes Geräusch. Er hatte es genau in dem Moment gehört, als er den letzten Fisch geangelt hatte.

    Vielleicht, so dachte er, ist eine Kiste mit Vogelfedern von einem Schiff herabgefallen. Doch schon kurz darauf zweifelte er an seiner eigenen Vermutung. Im Meer vor ihm sah er nämlich nichts, was sie hätte bestätigen können.

    Er ging nun rasch nach Hause. Trotz der späten Stunde schien die Sonne immer noch heiß. Als er die drei Fische schließlich gebraten und gegessen hatte, setzte er sich auf eine Bank vor seinem Haus.

    Erst jetzt dachte er wieder an die weißen Federn mit den schwarzen Punkten. Vielleicht, fuhr es ihm mit einem Mal durch den Kopf, hatten sie mit dem Aufprall auf dem Wasser auch gar nichts zu tun. Sie könnten ebenso, setze er an und stockte.

    Auf dem Weg vor ihm sah er zwei Männer, die einen jungen Mann auf einer Bahre trugen. Sein Körper war stark gerötet.

    Ertrunken, sagte einer der beiden Männer, nachdem der Angler zu ihnen gegangen war. Auf seine Frage: Wie? fingen beide plötzlich an zu grinsen. Verwirrt sah er sie an. Ein Kind, sagten sie, habe behauptet, er sei vom Himmel gefallen. Als der Angler das hörte, grinste auch er.

    Doch schon im nächsten Augenblick wurde seine Miene wieder ernst. Er sah einen weiteren Mann den Weg hinaufkommen. Hinter sich her zog er zwei Gebilde, die aussahen wie große Vogelschwingen. Sie waren zum Teil beschädigt.

    Der Angler staunte noch mehr, als er sie von nahem sah. Ihre Federn waren weiß und hatten jeweils einen schwarzen Punkt in der Mitte. Wo er die Gestelle gefunden habe? An den Armen des Ertrunkenen, antwortete ihm der Mann. Langsam ging der Angler wieder zu seinem Haus zurück.

    Einige Zeit später sah er auf dem Grund des Meeres etwas Helles leuchten. Eine Riesenperle!, rief er und sprang ins Meer.

    Tief unten im Wasser erschrak er plötzlich heftig. Statt der Perle erblickte er den Kopf des Ertrunkenen. Ihm war, als schaute dieser ihn fragend an.

    Fragen

    Was ist Philosophie? Wie sie darauf komme, fragte ich sie überrascht. Sie hielt eine Anzeige hoch und las: Unsere Philosophie heißt Sicherheit! Nein!, erklärte ich. Echte Philosophie ist eher das Gegenteil davon.

    Meine Cousine sah mich verwirrt an. Ich bemühte mich deshalb, mich verständlicher auszudrücken. Ein Philosoph, sagte ich, „zweifelt gerade an dem, was man gewöhnlich für sicher hält."

    Während meine Cousine einen Schritt auf mich zu machte, verengte sie die Augen. Wozu?, fragte sie, soll das gut sein? Scheinsicherheiten, sagte ich, können gefährlich sein.

    Ich sah von meinem Schreibtisch aus, wie sich plötzlich das Gesicht meiner Cousine wieder entspannte. Ja, nickte sie, fragt man sich nicht, ob man den Stoff für die Mathe-Arbeit auch wirklich beherrscht, kann man sie leicht verhauen.

    Mich verblüffte, wie ernsthaft sich meine Cousine mit meinen Antworten auseinandersetzte. Noch vor wenigen Monaten, als sie bei uns in den Ferien zu Besuch gewesen war, hatte sie sich nur für Pferde interessiert.

    Sie zog nun die Tür hinter sich zu und setzte sich auf den Stuhl neben dem Fenster. Wieder blickte sie mich mit halb zugekniffenen Augen an.

    „Wenn, sagte sie, die Philosophie alles anzweifelt, müsste sie sich dann nicht auch selbst in Frage stellen?" Ich gab ihr Recht, fügte jedoch noch hinzu, ein Zweifel könne sich auch als unbegründet herausstellen.

    Meine Cousine erstaunte mich erneut. Sie zeigte sich nicht nur an Philosophie interessiert, sie konnte auch gute Fragen stellen. Woran aber lag es, dass sie sich so sehr verändert hatte?

    An ihrem Gesicht konnte ich erkennen, dass sie wieder angestrengt nachdachte. „Was, fragte sie, „bedeutet das Wort ‚Philosophie‘ eigentlich? Liebe zur Weisheit", sagte ich.

    Bei dem Wort Liebe errötete meine Cousine auf einmal tief. Da tauchte plötzlich in mir ein Gedanke auf: „Vielleicht hat sie sich in jemanden verliebt!"

    Als ich sie darauf ansprach, drehte sie den Kopf abrupt zum Fenster hin. Einen Augenblick später wandte sie sich mir wieder zu.

    Sie bestätigte, was ich vermutet hatte.

    Bänderriss

    Als sie den Flur betrat, stockte ihr kurz der Atem. Zu ihrem Schreck sah sie, dass ihr Freund ihr an Krücken entgegenkam. Dreifacher Bänderriss!, sagte er erbittert.

    Er sei in seiner Firma, erfuhr sie, zu schnell um eine Ecke gebogen und dabei böse gestürzt. Ärmster!, sagte sie und streichelte ihm sanft den Rücken. Doch sie konnte ihn auch hierdurch nicht beruhigen. Zu groß war seine Verärgerung darüber, dass er für die nächsten sechs Wochen krankgeschrieben war.

    Da sie in der Kantine ihrer jeweiligen Firma schon zu Mittag gegessen hatten, aßen sie zum Abendessen nur eine Kleinigkeit.

    Zeit für mich, ins Bett zu gehen, sagte sie gegen zehn. Für mich?, fragte er spitz. Überrascht sah sie ihn an. Kurz vorher hatte er ihr noch angekündigt, er werde heute länger fernsehen.

    Gleich nachdem sie am nächsten Abend die Wohnungstür geöffnet hatte, sah sie ihn schon mit seinen Krücken im Flur stehen. Ihr war, als hätte er dort bereits länger auf sie gewartet. Heute gibt es dein Lieblingsgericht!, rief sie und deutete mit dem Kopf auf ihre Tragetasche. Lachs mit Wildreis!

    Beim Essen erzählte sie, was sie tagsüber im Büro erlebt hatte. Ihr fiel auf, dass er danach nur noch wenig sprach. Warum so einsilbig? „Was, entgegnete er ihr darauf, „kann ein Krüppel wie ich schon erleben.

    Der Ton seiner Antwort gefiel ihr nicht. Dennoch legte sie zart ihre Hand auf die seine. Ihm fehlt die Arbeit, dachte sie. Wenig später bat er sie, ihm morgen ein Wirtschaftsmagazin mitzubringen.

    Während sie am nächsten Abend die Wohnungstür aufschloss, überlief es sie mit einem Mal heiß. Ihr fiel ein, dass sie vergessen hatte, das Magazin zu kaufen.

    Entschuldige!, sagte sie sofort nach der Begrüßung. Bei uns ging heute alles drunter und drüber. Verstehe, erwiderte er höhnisch, die Arbeit geht stets vor.

    "So darfst du nicht mit mir reden. Wie oft hast nicht auch du schon etwas vergessen!" Nichts davon sagte sie. Stattdessen lief sie schell in die Küche und schob geräuschvoll eine gut belegte Pizza in den Backofen.

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