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Höllische Tage: Hauptkommissar Pytliks dritter Fall
Höllische Tage: Hauptkommissar Pytliks dritter Fall
Höllische Tage: Hauptkommissar Pytliks dritter Fall
Ebook181 pages2 hours

Höllische Tage: Hauptkommissar Pytliks dritter Fall

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Der Jahrhundertsommer 2003 hat die Menschen im ganzen Land unter Kontrolle. Wochenlange Hitze hat auch im Landkreis Kronach dazu geführt, dass der Alltag mehr und mehr zur Qual wird. Das alljährliche Freischießen in der Cranach-Stadt steht vor der Tür und die Vorbereitungen laufen. Für Franz Pytlik rückt das wichtigste Volksfest des Jahres plötzlich in den Hintergrund. Ein unsichtbarer Gegner fordert den Kronacher Ermittler heraus. Nachdem der Hauptkommissar dem Unbekannten zunächst keine Bedeutung beimisst, macht dieser schnell seine brutale Entschlossenheit deutlich. Für Pytlik beginnen höllische Tage.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateOct 20, 2012
ISBN9783844236545
Höllische Tage: Hauptkommissar Pytliks dritter Fall

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    Höllische Tage - Carlo Fehn

    Carlo Fehn

    Höllische Tage

    Höllische Tage - Hauptkommissar Pytliks dritter Fall

    Carlo Fehn

    published by: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    Copyright: © 2012 Verlag Carlo Fehn

    ISBN 978-3-8442-3654-5

    Der Jahrhundertsommer 2003 hat die Menschen im ganzen Land unter Kontrolle. Wochenlange Hitze hat auch im Landkreis Kronach dazu geführt, dass der Alltag mehr und mehr zur Qual wird. Das alljährliche Freischießen in der Cranach-Stadt steht vor der Tür und die Vorbereitungen laufen.

    Für Franz Pytlik rückt das wichtigste Volksfest des Jahres plötzlich in den Hintergrund. Ein unsichtbarer Gegner fordert den Kronacher Ermittler heraus. Nachdem der Hauptkommissar dem Unbekannten zunächst keine Bedeutung beimisst, macht dieser schnell seine brutale Entschlossenheit deutlich. Für Pytlik beginnen höllische Tage.

    Freitag, 15. August 2003, 8:45 Uhr

    Der klebrige Schweißfilm auf seinem Körper war ihm zuwider, das dünne Bettlaken am Fußende hatte er die ganze Nacht nicht gebraucht. Die erbarmungslose Hitze, die schon wochenlang das Land und die Bewohner lähmte, ging ihrem Höhepunkt entgegen. Nicht einmal jetzt konnte Pytlik die Gedanken an diesen infernalen Sommer und die Ereignisse der letzten Tage ruhen lassen. Nicht einmal jetzt, als er - die Hände hinter seinem Kopf im Kissen vergraben - knapp oberhalb seiner Bauchkante diesen makellosen Körper in die Dusche flanieren sah. Ein Körper, den er so nicht erwartet, ja nicht einmal erhofft hatte. Weil er bisher immer nur seine Gedanken hatte spielen lassen, jedes Mal, wenn sie ihm mit ihrer korrekt-eisigen, aber auch faszinierenden und betörenden Art gegenüberstand und sein lautloses - weil sinnloses - Werben um einen gemeinsamen Abend ignoriert hatte. Da verschwand sie und nur wenige Augenblicke später, als der Hauptkommissar das sanfte Plätschern der Wassertropfen hörte, spürte er schon wieder die Sehnsucht nach diesen wilden Bewegungen und diesem weichen Fleisch, das ihm in den vergangenen Stunden nie dagewesene Glücksmomente beschert hatte. Pytlik konnte sich nicht daran erinnern, jemals so guten Sex gehabt zu haben. Was war das, fragte er sich, legte den Kopf zur Seite und setzte seine Gedanken fort. Was sollte das werden? Er hatte nicht gedacht, dass die gemeinsame Bierprobe auf dem Kronacher Freischießen so enden würde. Gut, dass er den Tag freigenommen hatte. Im nächsten Augenblick schlief er wieder ein.

    14 Tage vorher, Freitag, 1. August 2003

    Pytlik verließ - wie fast immer - gegen halb acht seine Doppelhaushälfte in der Rhodter Straße. Irgendwie schien es ihm selbst so, als hätte er nur widerwillig seine beiden Füße vor die Tür gesetzt. Es hatte in den Tagen zuvor kein Thema gegeben, das in allen Medien mehr diskutiert worden war, als der bisherige Sommer und das, was nun noch kommen sollte. Der Hauptkommissar war beileibe keiner, der vor Wärme und Sonnenstrahlen davonlief, das Jahr 2003 würde selbst er jedoch später als klimatisch anstrengend bezeichnen.

    Welcome sunshine, murmelte er leise, fast schon resignierend, als er sein Fahrrad aus dem Carport holte und sich gemächlich auf den Sattel setzte, den Helm bereits festgezurrt. Er würde auch heute durch das Gelände der Landesgartenschau fahren, bloß nicht zu schnell, immerhin hatte das Thermometer schon deutlich über 20 Grad angezeigt. Nach wenigen Metern Fahrt nahm er im Augenwinkel einen hellen Schatten und leichte, dumpfe Geräusche wahr, die er nach einem spontanen Blick nach rechts sogleich zuzuordnen wusste. Die neue Nachbarin, drei Häuser weiter, links gegenüber, räumte die letzten Kartons vor die Haustür, wo sauber gestapelt bereits die Überreste des Umzugs auf Entsorgung warteten. Es hatte sich bisher noch nicht die Gelegenheit ergeben, mit der gutaussehenden Frau zu sprechen. Zu froh war er jedes Mal, wenn er aus dem Präsidium nach Hause gekommen war und sich abends in seinem Garten in ein schattiges Plätzchen legen konnte, anstatt die Aus- und Einräumarbeiten der Umzugshelfer und der neuen Hauseigentümerin zu unterbrechen.

    Ach, Entschuldigung! Herr Pytlik?

    Der Hauptkommissar war einigermaßen überrascht, als die in einen weißen Jogginganzug gekleidete Frau plötzlich in einer Art Hilferuf auf sich aufmerksam machte und mit einer winkenden Handbewegung seine Aufmerksamkeit gewonnen hatte. Pytlik zog beide Bremshebel an seinem Trekkingrad und lenkte seinen Drahtesel langsam auf den Gehweg vor dem Anwesen der Brünetten, die verlegen lächelnd an die kniehoch und sauber geschnittene Hecke gekommen war. Nun sah er sie das erste Mal aus unmittelbarer Nähe und es gefiel ihm, was er sah. Das braune Haar hatte einen leicht rötlichen Stich, das sehr weibliche Gesicht mit der gepflegten, hellen Haut und das sympathische Lächeln ließen seine eher missmutige Stimmung etwas verschwinden. Er stand da wie ein Teenager, der sich von einem Mädchen verabschiedete, mit dem er gerade beim Picknick gewesen war, es dort nicht geschafft hatte, sie zu küssen und jetzt vergeblich darauf wartete, dass sie zum Abschied die Initiative ergreifen würde. Beide Hände am Lenker, die Beine rechts und links der Querstange. Sie hatte ihn anscheinend kurz gedanklich gefesselt, dann machte er sich aber zumindest daran, seinen Helm abzunehmen, während sie ihre strahlend weißen Zähne präsentierte, leicht außer Atem.

    Guten Morgen! Angelika Küppers. Ich bin die neue Nachbarin - sozusagen. War ja sicherlich nicht zu übersehen die letzten Tage.

    Pytlik spürte einen warmen Händedruck und versuchte gleichzeitig die ersten Worte dieser Frau irgendwie zu deuten: ...sozusagen... - ...sicherlich nicht zu übersehen.... Was meinte sie damit? Hieß das: Du hättest dich ruhig schon mal blicken lassen können, Blödmann und fragen, ob ich Hilfe brauchen kann. Du hast doch sicherlich schon bemerkt, dass hier kein Mann rumläuft, der augenscheinlich zu mir gehört. Denn du hast doch bestimmt von deinem Küchenfenster aus verfolgt, wie die Umzugsfirma und ich hier in den letzten Tagen geschuftet haben. Für uns war das Wetter übrigens auch nicht angenehmer.

    Sie sind der Polizist, oder? Ich habe mich schon ein bisschen informiert. Die Merkels - ist das richtig? - und die Frau, äh, Porzel, nein Porzig, ja, Porzig, heißt sie. Mit denen habe ich schon geredet. Nette Leute, ich glaube, ich werde mich hier richtig wohlfühlen. Aber entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie nicht überfahren, Sie müssen ja sicherlich auch ins Büro.

    Das musste Pytlik tatsächlich, aber außer der weiteren Vorbereitung auf das bevorstehende Freischießen schob er im Moment eine eher ruhige Kugel.

    Ich hoffe, die haben alle nichts Schlechtes über den Polizisten erzählt! Pytlik, Franz Pytlik. Ich wohne hier vorne, aber Sie sind ja anscheinend schon bestens informiert. Frau... Küppers, ja?

    Ja, Angelika Küppers. Herr Pytlik, ich wollte Sie nicht lange aufhalten, ich habe eigentlich nur eine kurze Frage: Wissen Sie vielleicht, wo und wie ich diese ganzen Kartons und Verpackungen am besten entsorgen kann? Ich möchte so schnell wie möglich alles weg haben. Sie wissen ja, man schiebt das dann auf und im Winter liegt das Zeug immer noch rum.

    Pytlik wusste, was sie meinte und fragte sich gleichzeitig, ob seine anderen Nachbarn diese Frage nicht auch hätten beantworten können. Sie wollte also einfach nur den Kontakt zu ihm herstellen, kombinierte er und fühlte sich innerlich geschmeichelt.

    Am besten, Sie fahren die Sachen auf den Wertstoffhof. Wenn ich das richtig sehe, ist das Meiste Pappe und Papier, das können Sie dort kostenlos entsorgen.

    Okay. Und wo ist dieser Wertstoffhof?

    Ach so. Es lohnt sich nicht, das zu erklären. Wenn Sie hier neu sind, wäre es wohl das Beste, ich zeige Ihnen den mal. Die haben samstags auch geöffnet. Wenn Sie möchten, fahre ich da morgen früh mit Ihnen hin und Sie laden mich hinterher auf einen Kaffee ein. Ich bin nun mal Ermittler und möchte natürlich auch einiges über Sie wissen.

    Er schickte diesem charmanten Annäherungsversuch ein gekonntes Schmunzeln hinterher, weshalb die Reaktion seines Gegenübers auch spontan erfreut ausfiel.

    Das würden Sie tun? Klasse! Aber wollen wir es dann nicht lieber umgekehrt machen? Sie kommen zum Frühstück und danach machen wir uns an die Arbeit?

    Äh...

    Pytlik war sichtlich überrascht. Nicht, dass Frauen, die ihn offensiv angingen, ihm nicht lieber waren als kleine stumme Mäuschen. Nein, so war es nun wirklich nicht. Allerdings hatte er nach Beendigung seiner letzten Liaison im Anschluss an eine Mordermittlung keine interessante Bekanntschaft mehr gemacht. Kronach war diesbezüglich einfach überschaubar. Insofern erwachte langsam sein Jagdinstikt. Das Gehirn schien dem Tempo aber noch nicht folgen zu können.

    Keine Angst, ich beiße nicht. Ich dachte nur, es wäre vielleicht besser, vor der Arbeit was im Magen zu haben.

    Klar! Pytlik hatte sich gefasst. Dann bin ich morgen - ja wann denn? - so gegen neun bei Ihnen? Ist das okay?

    Super, das freut mich! Mögen Sie Rührei mit Speck? Westfälische Art?

    Aha! Pytlik hatte während der paar kurzen Sätze schon gemerkt, dass diese Angelika Küppers keine von hier - also aus Franken oder Bayern - war. Zu exakt und dialektfrei sprach sie. Westfalen also. Oder war das westfälische Rührei nur eine ihrer Spezialitäten, ohne dass es mit ihrer Herkunft zu tun haben sollte? Egal, dachte er, ich werde es herausfinden.

    Ja, prima. Ich liebe Rührei mit Speck. Mal schauen, ob mich die westfälische Variante überraschen kann.

    Wir werden es sehen. Also dann: Vielen Dank schon mal und lassen Sie die Woche gut ausklingen! Schönen Tag noch!

    Angelika Küppers gab Pytlik die Hand und er schaute ein letztes Mal in ihr freudestrahlendes Gesicht, bevor er sich verabschiedete. Ende dreißig, schätzte er nun, also gut fünfzehn Jahre jünger als er. Was würde sie wohl beruflich machen? War sie womöglich tatsächlich nicht liiert? Kinder? Scheidung - wie bei ihm? Alles Fragen, die sich Pytlik stellte, als er, mit fantastischem Blick auf die Festung Rosenberg, Richtung Innenstadt radelte.

    Er hatte in den letzten Tagen sogar auf seinen obligatorischen Besuch in Müller’s Backhaus verzichtet. Das nervige Wetter hatte ihm den Appetit auf seine geliebten Puddingbrezeln genommen. Beflügelt von der Begegnung mit Angelika Küppers schien nun aber auch dieses Problem behoben zu sein.

    ***

    No, Herr Kommissar! Ich hobb fei scho gedocht, mit Ihna wär woss bassierd. Mensch, wo wonn Sie denn die letzten Douch?

    Spätestens jetzt wurde Pytlik bewusst, wie sehr er in der kleinen Bäckereifiliale wohl schon zum Inventar gehörte. Nichtsdestotrotz war ihm die überschwänglich besorgte Begrüßung durch Maria Beierkuhnlein irgendwie peinlich, drehten sich doch alle Anwesenden - ähnlich verzweifelt wie der Polizist, mit permanenten Schweißtropfen im Gesicht kämpfend - zu ihm um und konnten sich die ihm zugedachte Aufmerksamkeit nicht erklären.

    Dess is fei heuer ein richdicher Mördersommer. Ich konn mich nier erinnern, dass ich so woss schonn erlebbd hobb. Ich bin fei richdich schlabb. Irgendwie gehds mer nier so gud.

    Maria Beierkuhnlein hatte den Hauptkommissar wie immer, wenn sie kurz mit ihm ein Pläuschchen halten wollte, an die Seite der Theke gebeten, wo sie hinter der großen Kaffeemaschine ihre gesundheitlichen Bedenken preisgab.

    Irgendwie, ich waaß nedd...

    Gehen Sie lieber zum Arzt, Frau Beierkuhnlein! Gerade in Ihrem Alter sollten Sie damit nicht zu fahrlässig umgehen. Sie haben genügend junge Kolleginnen. Die kommen auch mal ein paar Tage ohne Sie zurecht. Hören Sie auf mich!

    Maria Beierkuhnlein musterte Pytlik ungläubig. Wollte er ihr tatsächlich den Rat geben, zuhause zu bleiben?

    Ja, dess gedd nier! Hier muss Ordnung sei, die brauchen mich!

    Pytlik schmunzelte, nahm seine Tüte mit den geliebten Puddingbrezeln und hob den Zeigefinger.

    Denken Sie darüber nach, Frau Beierkuhnlein! Schönen Tag noch.

    Als er die Bäckerei verlassen hatte, machte er sich kurz Sorgen um die alte Frau, die nun doch schon auf die Siebzig zusteuerte, aber ihre Arbeit einfach zu sehr mochte. Als er mit dem Fahrrad über den Herrenmühlsteg fuhr, hielt er in der Mitte der kleinen Holzbrücke an und blickte nach links und rechts in die Kronach. Der Fluss war zum Flüsschen verkommen, träge schob sich das Wasser an den freiliegenden Steinen vorbei.

    Zwei Minuten später betrat Pytlik die Dienststelle am Kaulanger. Freitage mochte er grundsätzlich. Gerade in Zeiten, in denen keine Ermittlungen stattfanden, bedeutete dies einen frühen Dienstschluss. Die Vorbereitungen für das Schützenfest hatte er gut delegiert, so blieb ihm endlich einmal etwas Zeit für Ablage und allgemeine Bürotätigkeiten. Diese würde er heute relativ rasch am Nachmittag beenden, überlegte er sich. Vielleicht gab es ja zufällig noch etwas, bei dem er seiner neuen Nachbarin behilflich sein könnte. Seine Stimmung war nun, kurz bevor er das Büro im ersten Stock betrat, fast schon ein bisschen euphorisch. Er konnte nicht ahnen, dass ihm in den kommenden Tagen nicht nur der mörderische Sommer alles abverlangen würde.

    ***

    Guten Morgen!

    Pytlik hatte den Oberkörper nach vorne gebeugt und den Kopf nach rechts geneigt, so, als hätte er sich versteckt und würde sich nun wieder zeigen. Die betont begrüßende Handbewegung schien seiner Sekretärin etwas unangebracht. Adelgunde Reif schaute zumindest sehr verdutzt über ihren Schreibtisch zur Tür, erwiderte Pytliks Gruß aber ebenso freundlich, wenn auch mit einem unübersehbaren Runzeln der Stirn. Danach verschwand der Hauptkommissar im Zimmer gegenüber. Nachdem er auch dort ein gutgelauntes Morgen allerseits verkündet hatte, sah er sich wiederum mit zwei merklich überraschten Augenpaaren konfrontiert. Es war einfach nicht die Zeit für gute Laune. Die Menschen waren angeschlagen und die Wetteraussichten

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