Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Drei Könige: Bruderkriege
Drei Könige: Bruderkriege
Drei Könige: Bruderkriege
Ebook451 pages4 hours

Drei Könige: Bruderkriege

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Drei Königsbrüder führen Scheinkriege gegeneinander, um die eigene Bevölkerung, welche von Hungersnöten bedroht ist, hinter's Licht zu führen und gleichzeitig zu dezimieren, so daß die nach den Kriegen geschrumpfte Bevölkerung den eigenen Herrscher weiterhin respektiert und verehrt und die Schuld an der Misere den vorgeblichen ausländischen Feinden gibt. Charaktereigenschaften der drei Königsbrüder werden beschrieben, - insbesondere der moralische Abstieg des Jüngsten, Eberhard, der durch Trunk (später durch Haschischessen und sexuelle Ausschweifungen) vom lustigen Schwerenöter zum Psychopathen wird. FSK: Ab 18
Edition Pocket
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateDec 3, 2017
ISBN9783745062137
Drei Könige: Bruderkriege
Author

Bernd Michael Grosch

Der Autor, Bernd Michael Grosch, geboren 1954 in Rheinland-Pfalz, sieht sich als eine Art 'Weltenbummler', der bereits 1973, im Alter von 18 Jahren zum ersten mal Deutschland verließ, um einen Gutteil der Erde und ihrer Bewohner kennenzulernen und fast neun Jahre in Indien zu leben. Die so gemachten Erfahrungen wurden zum Teil in mehreren Büchern verarbeitet. Seit März 2009 lebt der Autor wieder in Deutschland.

Read more from Bernd Michael Grosch

Related to Drei Könige

Related ebooks

Action & Adventure Fiction For You

View More

Related articles

Related categories

Reviews for Drei Könige

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Drei Könige - Bernd Michael Grosch

    Drei Könige

    Bruderkriege

    Titel

    Titel - 1

    Titel - 2

    Titel - 3

    Titel - 4

    Titel - 5

    Titel - 6

    Titel - 7

    Titel - 8

    Titel - 9

    Titel - 10

    Titel - 11

    Titel - 12

    Bruderkriege

    von

    B. Mich. Grosch

    Copyright © 2010 Bernd Michael Grosch

    Überarbeitete Neuauflage 2017

    Umschlaggestaltung: Bernd Michael Grosch

    Alle Rechte beim Autoren.

    Ludwig-Zellerstr. 24

    83395 Freilassing

    bmg@b-mich-grosch.de

    Publisher: epubli ein Service der

    neopubli GmbH, Berlin

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

    in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

    Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Widmung

    Gewidmet sei dies Buch all Jenen, die sich nicht blenden und einschüchtern lassen von verbrecherischen Machenschaften unverantwortlicher Machthaber und Politiker.

    Titel

    Die Anfänge

    In alter Zeit lebten drei Brüder, welche nach dem Tode ihrer Eltern beschlossen, in die Welt hinauszuziehen, um dort ihr Glück zu versuchen.

    Die Drei waren intelligent und äußerst beredt, so dass es ihnen ein Leichtes war, eine Gefolgschaft um sich zu versammeln, welche dazu gedacht war, den Dreien späterhin gute Dienste zu leisten.

    Gemeinsam zogen sie gegen Osten, um ein Land zu finden, welches fruchtbar und nur wenig besiedelt war. Dies Unterfangen war nicht ganz ohne Schwierigkeiten zu bewältigen, denn fruchtbares Land bedeutete Reichtum und die bereits dort Ansässigen waren nur wenig geneigt, ihre eigenen Ansprüche so mir nichts, dir nichts, aufzugeben.

    So musste denn überall, wo Überredungskünste versagten, die Waffengewalt ein Einlenken erzwingen und schon bald waren die Drei mit ihrem Gefolge allerorten bekannt und gefürchtet...

    Der greise König des neuentdeckten Landes lebte fernab in seinem Schloss und hatte den Eindringlingen nichts entgegenzusetzen.

    Schon lange konnte er sich nicht mehr um sein Reich kümmern, da er nicht nur altersschwach, sondern auch in geistiger Hinsicht hochgradig senil geworden. Aus diesem Grunde gab es nur noch wenige Getreue, welche an seiner Seite ausharrten, so dass sich das riesige Reich bald schon in Händen der drei Brüder befand.

    Boten wurden ausgesandt, um überall bekanntzumachen, dass der Alte König abgesetzt sei und nun ein neuer Herrscher das Land regiere.

    Von überall wurden die Dorfältesten befohlen, um zu hören, was der neue König ihnen mitzuteilen hatte.

    Urs, der Älteste der Brüder, war von riesiger Gestalt und besaß Bärenkräfte; er sprach zu den Angekommenen:

    „Sofern ihr vernünftig euch verhaltet und die geringen Abgaben zahlt, welche ich von euch fordere, so soll es euch künftig an nichts fehlen. Ihr habt selbst erfahren, dass euch der frühere König nicht im Geringsten beschützen konnte.

    Das Reich braucht eine starke Hand, um erfolgreich regiert zu werden und es vor Eindringlingen zu schützen. Ich werde ein starkes Heer aufstellen, welches auch euch beschützen wird, so dass ihr in Ruhe und Frieden euer Land bestellen könnt. Geht nach Hause und teilt Allen mit, was ich euch kundgetan habe und seid versichert, dass ich euch nicht allzu sehr knechten oder auspressen werde."

    Diese Rede gefiel den Ältesten und sie eilten nach Hause, um zu erzählen, dass der neue König ein vernünftiger Mann sei und man unbesorgt in die Zukunft blicken könne.

    König Urs ernannte Minister sowie Berater, sandte Boten in die alte Heimat, um von dort noch mehr Krieger und Bauern zu ihm zu bringen, welche sich in seinem neugegründeten Reich ansiedeln sollten.

    Die Schatzkammer des abgedankten Königs war wohl gefüllt, so dass bald ein großes Heer bereitstand, um weitere Länder zu erobern, denn auch die beiden Brüder – Wolf und der Jüngste, Eberhard – sollten ihre eigenen Reiche erhalten und regieren.

    „Seid vernünftig und verhaltet euch weise, forderte König Urs, „bekämpft nicht die Bauern und zerstört nicht, was ihr später besitzen wollt. Bekämpft die feindlichen Krieger und nehmt Diejenigen, welche die Waffen strecken, in eure Reihen auf.

    Die Heerführer hatten verstanden und der Marsch begann...

    Lange währte der Kampf; schwer hatten es die Brüder mit ihren Mannen, denn die Feinde erwiesen sich als stark und kampferprobt, doch am Ende mussten zwei weitere Könige abdanken und sich in die Hände der Sieger begeben....

    Zufrieden nahmen Wolf und Eberhard ihre neugewonnenen Reiche in Besitz und schickten Boten zu ihrem zurück gebliebenen Bruder, um Diesem die gute Botschaft zu überbringen.

    Dessen Reich war mittlerweile gefestigt und Urs eilte herbei, um seine Brüder zu ihrem Sieg zu beglückwünschen. – Auch Deren Schatzkammern waren wohlgefüllt, so dass erneut Boten ausgesandt werden konnten, um aus der Alten Heimat Bauern und Krieger zu bringen.

    Auch wurden wieder die Dorfältesten und Stammesführer bestellt, um ihnen die gleichen Sachverhalte nahezubringen, wie es seinerzeit auch in Ursens Reich geschehen.

    Ein großes Fest wurde abgehalten und auch die Bevölkerung war aufgefordert, auf Kosten der drei Könige zu essen, trinken und fröhlich zu sein. Weizen und

    Bier waren allerorten verteilt worden, so dass die Menschen der drei Länder gerne bereit waren, ihre Herrscher hochleben zu lassen.

    Die Brüder selbst feierten eine ganze Woche und beglückwünschten sich immer wieder zu ihren Erfolgen, bevor sie sich endlich trennten, damit Jeder in seinem eigenen Reich seinen Aufgaben nachkommen möge.

    Die Jahre verstrichen und die drei Könige regierten weise, so dass die jeweilige Bevölkerung keinerlei Gründe fand, mit ihren Herrschern unzufrieden zu sein.

    Die beiden älteren Brüder nahmen sich, Einer nach dem Anderen, eine Gemahlin und wieder war die Freude im ganzen Lande groß, da das Volk erneut einen Grund hatte, ausgelassen zu feiern...

    Nur Eberhard, der Jüngste, wollte sich mit dem Heiraten noch etwas Zeit lassen; war er doch erst vierundzwanzig Jahre alt und hatte sich noch nicht ’ausgetobt, ́ wie er lachend zu sagen pflegte. –

    *

    Titel

    Die Brüder

    Eberhard war ein lustiger Kerl und stets zu einem Späßchen bereit.

    So hatte er beispielsweise einen Berater, dessen Angewohnheit es war, sich mit der Rechten seinen langen, weißen Bart zu streichen, bevor er eine ihm gestellte Frage beantwortete.

    Der übermütige Eberhard bestrich sich deshalb eines Tages seine Handfläche mit einer trockenen, grünen Farbe, rief sämtliche Berater zu sich – und als Letzten eben jenen Weißbärtigen. Diesem reichte er bei seiner Ankunft die Hand und stellte ihm gleichzeitig eine recht komplizierte Frage.

    Wie es seine Angewohnheit war, strich sich der Alte auch nun ausgiebig seinen wallenden Bart und man kann sich die Freude der Anwesenden vorstellen, als der Ahnungslose mit einemmal mit leuchtend grünem Barte vor ihnen stand !

    Ein anderes Mal wollte Eberhard, mit kleinem Gefolge über einen Marktplatz reitend, vor einem Bauern, welcher Eier zum Verkauf anbot, sein Pferd zügeln und Diesen beschuldigen, des Königs Hose gestohlen zu haben und selbige nun zu tragen...!

    Der arme Bauer stand wie vom Donner gerührt vor seinem Herrn und wusste vor Schreck keine Erwiderung zu finden. – Auf die Aufforderung des Königs, ihm sofort seine Hose zurückzugeben, zog der Bauer geschwind sein zerschlissenes Beinkleid aus, um dieses dem Spaßvogel zitternd entgegenzuhalten...

    Welch ein Gelächter sich auf dem Marktplatz erhob, da der Bauer nun mit nichts anderem bekleidet, als nur seinem langen Hemd, vor seinem Herrscher stand!

    Nachdem man genug gelacht hatte, reichte der gutmütige Eberhard dem Bauern die Hose zurück und schenkte ihm noch eine Goldmünze dazu.

    Nun war es auch an dem Bäuerlein, sich über des Königs Besuch auf dem Markt zu freuen und gerne hätte er wohl jeden Tag sich seines Beinkleides entledigt, um ein solches Goldstück wieder zu erhalten.

    Auch stieg Eberhard gerne den Mädchen hinterher; doch war Eine allzu leicht bereit, so wollte er schnell das Interesse verlieren. – Er liebte das Umwerben, der Fraulichkeit schmeicheln und nahm auch gerne einmal eine Abfuhr in Kauf....

    Groß und schlank war Eberhard. Die hellbraunen Locken fielen ihm bis auf die Schultern und er konnte mit seinem ebenmäßigen Gesicht und der lustigen Art den Mädchen schon gefallen; nicht nur als König ....

    Bruder Wolf war der geborene Krieger. – Er stritt und trank gerne; liebte die Jagd und das Fischen. Drei Jahre älter als Eberhard, trug Wolf einen wilden, struppigen Bart und Niemand hätte die Beiden ihrer äußeren Erscheinung nach, für Brüder halten mögen.

    Wolf war reizbar, doch nicht jähzornig. Kam es zu einem Streit, so hatte er sich schnell wieder abreagiert und blieb der Gegner fair im Kampf, so wollte Wolf Diesen sogar anerkennend loben und ihm wohl gar die Hand reichen.

    Seiner Frau sowie Freunden war Wolf ein treuer Gefährte; er verabscheute Betrug und Lüge ebenso, wie Feigheit und Hinterlist.

    Machte Jemand einen groben Fehler; etwa bei der Ausführung eines Befehls, so wollte der König ihm gern verzeihen, sofern der Betreffende dazu stand – und nicht versuchte, sich reinzuwaschen. Ebenso gab er eigene Fehler unumwunden zu; welcher Wesenszug in nicht geringem Maße dazu beitrug, dass Wolf beliebt war bei Ministern sowie Untertanen.

    Eines Tages hatte Wolfens Gemahlin einen goldenen Ring vermisst. Einer der Minister hatte dem König zugetragen, dass ein anderer Minister den Ring gestohlen habe.

    Wolf ließ sämtliche Minister an seine Tafel rufen und ihnen Wein servieren.

    Nachdem Alle den ersten Schluck getrunken hatten, stellte der König die Frage nach dem vermissten Ring. –

    Keiner der Anwesenden gab zu, dass er Etwas mit dem Verschwinden des Schmuckstückes zu tun habe. Wolf, den Weinbecher noch in der Rechten, wies mit dem Zeigefinger seiner Linken auf den vermeintlichen Dieb:

    „Er hat den Ring gestohlen! Entkleidet ihn all seiner Würden und werft ihn hinaus !"

    Der Befehl wurde unverzüglich befolgt. –

    Wochen später stellte sich heraus, dass der betreffende Ring nur verlegt ward ... Wolf raste vor Wut !

    Wieder ließ er die Minister zusammenrufen und erläuterte den Sachverhalt. –

    Dann verlangte er nach seinem Schwert. Dies wurde gebracht und die schreckensbleichen Minister mussten hilflos zusehen, wie der König mit dem Schwerte den eigenen Zeigefinger, mit welchem er auf den Unschuldigen gewiesen, abhieb !

    Dem Verleumder aber ließ Wolf den Kopf abschlagen. Darauf befahl er, den zu Unrecht Bestraften zu holen und vor ihn zu bringen. – Als Jener erschien, setzte Wolf ihn wieder in Amt und Würden und erbat auf dem Knie Dessen Verzeihung....

    Urs – der Bär – war zwei Jahre vor seinem Bruder Wolf geboren und somit der Älteste der Brüder. Ging man nach seinem Äußeren, so schien er ein Mann von schierer Gewalt. Dies allerdings wollte den wahren Sachverhalt keineswegs treffen.

    Urs war wahrlich ein wahrer Riese von Statur; mit seiner Faust konnte er einem Gegner die Hirnschale mit einem Schlage zertrümmern, dennoch war er intelligent und im Grunde gutmütig und eine Seele von Mensch.

    Er konnte essen und trinken bis zur Besinnungslosigkeit, doch war er bei einer Arbeit, so erledigte er diese bis zum Ende, ohne auf Hunger oder Durst zu achten. Nichtsdestotrotz erwartete er das Gleiche nicht von seinen Ministern oder anderen Untergebenen; verständig genug, wollte er Jenen erlauben, eine Pause einzulegen, um sich auszuruhen und zu stärken. Er selbst jedoch arbeitete unverdrossen weiter.

    Behaart am ganzen Leibe, mochte er tatsächlich wirken wie ein Bär. – Er liebte es, mit bloßem Oberkörper an der Esse zu stehen und dem Hufschmied mit dem schweren Hammer zur Hand zu gehen, oder mit der großen Axt Holz zu spalten. –

    Einmal ward der Hufschmied von einem besonders störrischen Pferd getreten, so dass Jener seine liebe Mühe hatte, die begonnene Arbeit zu beenden und dem Ross das letzte, noch fehlende, Eisen aufzunageln.

    Urs packte das Pferd kurzerhand am Halse, warf es zu Boden und der Schmied konnte mit seiner Arbeit fortfahren....

    Seiner Gemahlin war Urs ein zärtlicher Beschützer und treusorgender Ehemann, der keinerlei außerehelichen Eskapaden kannte. – Urs hatte ein offenes Ohr für die Nöte seiner Untertanen, denen er, sollte dies sich als notwendig erweisen, auch einmal die jährlichen Abgaben erlassen oder vermindern wollte.

    Den Bären trug Ursen’s Reich als Wappentier – und es war verboten, ihn zu jagen oder zu treiben.

    *

    Dreimal im Jahr trafen sich die drei Brüder zur Feier der Gründung des jeweiligen Reiches.

    Mit großem Pomp wurden die Brüder dann von ihrem Gastgeber empfangen, um sie und ihr Gefolge zu bewirten.

    Bei solcher Gelegenheit – diesmal war Wolf der Gastgeber – gab es des Mittags zum Mahle, nebst anderen Köstlichkeiten, einen riesigen Fisch, welchen der Koch des Wolf nach allen Regeln der Kunst zubereitet hatte. So hatte er es verstanden, die Gräten zu entfernen,

    ohne den Fisch dabei sichtbar zu verletzen. Jedermann lobte daher den Koch in Dessen Abwesenheit über den Grünen Klee.

    Eberhard jedoch ließ nach Jenem schicken und setzte bei dessen Eintreffen seine strengste Miene auf.

    „Was hast du uns da zubereitet, fuhr er den Koch an, welcher den Eberhard noch nicht kannte, „sage mir, worum es sich hierbei handelt !

    Verunsichert, gab der Koch zur Antwort :

    „Es ist ein Flussfisch, mein Herr. Unsere eigenen Leute haben ihn gefangen und mir zur Zubereitung für Euch übergeben."

    Eberhard runzelte die Stirn.

    „Ein Fisch, sagst du ? Ein Fisch soll es sein ? Willst du uns etwa betrügen ?"

    Verwirrt blickte der Ärmste in die Runde.

    „Ich verstehe Euch nicht, Herr", stammelte er dann.

    „Du sollst mich gleich verstehen, versprach Eberhard und erhob sich, „hat ein Fisch nicht Gräten in seinem Inneren ?

    „Die Gräten habe ich entfernt, Herr, jammerte der Koch, „damit sie Euch nicht etwa im Halse steckenbleiben und Euch schaden können.

    Eberhard stemmte die Fäuste in die Seiten.

    „So, die Gräten hast du also entfernt ! Was hast du damit getan ?"

    Der Koch begann zu zittern.

    „Ich habe sie zusammen mit dem übrigen Abfall weggeworfen, Herr."

    „Geh’ und hole mir die Gräten, bis zum letzten Stück, donnerte Eberhard, „ich brauche sie, um mir nach dem Essen die Zähne damit zu reinigen ! Sollte mittlerweile ein Schwein sie gefressen haben, so bringe mir das Schwein. – Wage nicht, ohne die Gräten zurückzukehren !

    Damit war der Ärmste entlassen. –

    Man tat sich weiter an Essen und Trinken gütlich, bis nach geraumer Zeit der Koch gemeldet wurde. Man ließ ihn herein – und er trat mit vielen Verbeugungen und Entschuldigungen vor Eberhard und wies Diesem die gereinigten Fischgräten auf einem silbernen Tablett vor.

    „Hier bringe ich Euch die verlangten Gräten, Herr."

    „Bist du auch sicher, dass keine einzige der Gräten abhanden gekommen ist ? Es würde zu deinem Nachteil sein !"

    „Ja Herr, ich bin sicher. Ich habe sie eigens gezählt; es fehlt bestimmt keine."

    „Das ist gut, sagte Eberhard und lachte, „gehe zum Schatzmeister meines Bruders und lass’ dir die dreifache Menge des Gewichtes dieser Gräten in Gold ausbezahlen, denn du bist ein vorzüglicher Koch !

    Alle brachen in dröhnendes Gelächter aus – und König Wolf versicherte dem Koch, dass dies schon seine Richtigkeit habe und der Koch sich die Summe ausbezahlen lassen möge.

    Mit glücklich-erstauntem Gesicht zog der Beschenkte von Hinnen und lange noch konnte er das Gelächter der Zurückgebliebenen hören.

    Der nächste Besuch fand im Schloss des Urs statt – und nachdem den Begrüßungsformalitäten Genüge getan war, sandte wiederum Eberhard nach dem Leibkoch des Hausherrn.

    - Erstaunt sahen sich die beiden Brüder des Eberhard an; hatte man doch noch gar nicht zur Tafel gebeten.

    Der Koch erschien und Eberhard drückte ihm zwei Goldstücke in die Hand.

    „Dies dafür, weil du meine Frau Schwägerin so gut zu verpflegen weißt. Sie hat an Gewicht zugenommen, seit ich sie zum letzten mal sah", fügte er augenzwinkernd hinzu.

    Urs brach in dröhnendes Gelächter aus.

    „Dies Lob gebührt alleine mir – und nicht dem Koch; du hast die Goldstücke dem Falschen geschenkt !"

    Die Gemahlin des Urs war Guter Hoffnung – und der Schalk hatte dies sofort erkannt.

    Dennoch durfte der erfreute Koch mit seinen beiden Goldstücken von Dannen ziehen.

    Ursprünglich wollte Urs die Tatsache der zu erwartenden Nachkommenschaft erst an der gemeinsamen Tafel bekanntgeben, doch hatte ihm Eberhards scharfes Auge einen Strich durch diese Rechnung gemacht und so nahmen denn er und seine Gemahlin zwar etwas verfrüht, aber dennoch erfreut, die Glückwünsche der Brüder entgegen.

    Das Fest wurde wie immer ausgelassen und fröhlich begangen. – Der Hofnarr, den Ulf sich hielt, hatte – wie stets, wenn Eberhard anwesend war, einen schweren Stand; denn wer könnte wohl neben dem frischen, unverbrauchten Witz des Eberhard schon bestehen ?

    Besagter Hofnarr war ein erwachsener Mann, doch von zwergenhaftem Wuchs.

    Er war kein Narr im eigentlichen Sinne, sondern zeigte sich gar klug und gerissen. Seine Haut war runzlig und von dunkler, verwitterter Farbe. Fahrensleute hatten ihn dem König für teures Geld verkauft. Urs konnte sich Dessen fremdländischen Namen nicht merken – und nannte ihn kurzerhand um in ’Ulf. ́

    An Eltern konnte Ulf sich nicht erinnern; seit er denken konnte, befand er sich in Händen von Fahrensleuten und Schaustellern.

    Wahre Freunde hatte der Zwerg nie gekannt; er war stets nur Mittel zum Zweck gewesen. – Wie einen tanzenden Bären oder Affen hatte man ihn vorgeführt und zur Schau gestellt. –

    Wurde man Seiner überdrüssig, so verkaufte man ihn oder tauschte ihn gegen eine andere Attraktion ein.

    So blieb er, obwohl stets in größerer Gesellschaft, doch alleine und einsam mit sich und seinen Gedanken....

    Er trainierte sein Gehirn. – Er übte sich in logischem Denken und stärkte das Vermögen seiner Erinnerung. – Zahlen lernte er zu schreiben und mit ihnen umzugehen. Danach erfuhr er die Kunst, gesprochene Worte in geschriebene Zeichen umzusetzen.

    Mit der Zeit hätte er nach weltlichen Begriffen als kluger und gelehrter Mann gegolten; doch blieb er weiterhin der Zwerg, über den man sich mokierte und amüsierte. – Er schien sich in einer Welt zu befinden, in der nur Größe geachtet wurde; körperliche Größe, nicht die des Geistes....

    Titel

    Der Berater

    Endlich kam der Zwerg zu Urs – und zum ersten mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, ernst genommen zu werden. – Obzwar selbst riesig von Gestalt sowie mit übermäßigen Geistesgaben ausgestattet, schien der König die Fähigkeiten des Zwerges nicht nur erkannt zu haben, sondern diese auch anzuerkennen.

    Freilich wollte auch er unterhalten sein, doch beschränkte sich dies überwiegend auf Erzählungen lustiger und außergewöhnlicher Geschehnisse aus aller Welt.

    Saß man mit des Königs engerem Gefolge an der Tafel, so

    führte der Zwerg nichtsdestotrotz seine Kunststücke vor und versuchte, die Gäste durch Grimassen und allerlei Blödsinn bei guter Laune zu halten. – War er jedoch alleine mit dem König, wollten Beide ernsthafte Gespräche führen und Fragen der Politik erörtern.

    Urs zeigte sich interessiert an Allem, was der belesene Zwerg ihm nahe zu bringen vermochte; sei es Mathematik oder die zauberhafte Kunst des Lesens und Schreibens – und mit der Zeit wurde Ulf vom bloßen Hofnarren zum Geheimen Berater des Königs.

    Ulf bewohnte seine eigenen Gemächer und hatte gar einen Diener, welcher ihm aufzuwarten hatte.

    Im Geheimen hatte der König Befehl erlassen, nach einer ebensolchen Zwergin Ausschau zu halten und eventuell herbeizuschaffen, auf dass Ulf eine Gefährtin bekäme...

    Die Festlichkeiten In Ursens Schloss hatten ihr Ende gefunden; die Besucher waren abgereist – und der Alltag kehrte wieder ein.

    Zwei Monate später kam Kunde zum König, dass eine Zwergin gefunden sei. – Diese zähle etwa fünfundzwanzig Sommer und sei trotz ihrer Kleinwüchsigkeit als überaus hübsch, ja geradezu reizvoll anzusehen. Sie befände sich im Hause eines Kaufmannes, der die Zwergin kürzlich erst von Fahrensleuten erstanden habe.

    Jener Kaufmann sei um keinen Preis gewillt, sich von seinem Schatz, welchen er eifersüchtig hüte, zu trennen. Er habe verlauten lassen, dass selbst der König nicht die Mittel besäße, dieses Kleinod von ihm zu erstehen.

    Urs lachte gutmütig ob dieser Frechheit des reichen Kaufmannes, ließ Erkundigungen über den von Jenem gezahlten Preis einziehen und legte dann die doppelte Summe jenes Preises in Gold in einen großen Sack. – Zuoberst in jenen Sack aber kam der große Hammer seines Schmiedes.

    „Bestellt dem Kaufmann, sprach Urs, „dass sich zuunterst in diesem Sack der Kaufpreis für die Zwergin befindet. – Das Obere aber sei mein Argument für den Unwilligen, sich dennoch von seinem Spielzeug zu trennen.

    Gemeinsam mit den Boten wurde auch der kräftige Schmied geschickt, welcher Auftrag hatte, im Falle einer neuerlichen Weigerung sein 'Argument ́ eindrücklich zu gebrauchen.

    - Bald schon kehrten die Abgesandten zurück und erstatteten ihrem König lachend Bericht.

    Der Kaufmann hatte – angesichts des Hammer schwingenden Schmiedes – darauf verzichtet, weitere Argumente zu fordern und ihnen die tatsächlich äußerst hübsche Zwergin überlassen.

    Urs ließ die junge Frau zu sich bringen und musste eingestehen, dass dieses zierliche, elfenartige Wesen fast zu schade war, um es dem eher plump wirkenden und um Vieles älteren Urs zu überlassen.

    Doch was sollte ich riesiger Kerl wohl mit solch einem Püppchen beginnen ? Ich würde es zweifellos zerdrücken oder zerbrechen; abgesehen davon, dass meine Frau Gemahlin mir wohl ein wenig angenehmes Lied singen würde, sollte ich es wagen, mich damit selbst zu beschenken.

    Urs ließ seinen Schneider rufen, um Order zu erteilen, für die 'Elfe ́ mehrere kleidsame Gewänder anzufertigen, welche ihrer Schönheit würdig wären. –

    Danach wurde der ahnungslose Ulf gerufen, um seine zukünftige Gefährtin kennenzulernen.

    Der König schickte alle Anwesenden – bis auf die Neuangekommene sowie Ulf – davon, um mit den beiden Zwergen alleine sich unterhalten zu können.

    „Nun Ulf, was sagst du; wäre dies eine rechte Ehefrau für dich ?"

    Zweifelnd blickte der schwärzliche Zwerg auf die zarte, weißhäutige Gestalt der Elfe.

    „Ihr treibt gewiss Euren Scherz mit mir, Herr. Womit hätte ich ein solches Geschenk wohl verdient ?"

    „Sei nicht zu bescheiden, entgegnete Urs ungehalten, „sag’ mir nur, ob sie dir gefällt oder nicht !

    „Sie ist wunderschön, schwärmte der Zwerg, „zu gerne würde ich sie behalten, falls dies wirklich Euer Ernst und Wille ist.

    „Es ist mein Wille, versicherte der König, „in einer Woche werdet ihr Hochzeit halten – und ich werde unverzüglich Befehl erlassen, alles dafür vorzubereiten.

    Dies wurde getan – und die schweigsame Zwergin wurde einstweilen in einem der Gemächer des Königs untergebracht, denn Ulf sollte sie erst am Tage der Hochzeit wieder zu Gesicht bekommen.

    Die notwendigen Vorbereitungen wurden getroffen; Spielleute und Gaukler waren bestellt, die Gäste zu unterhalten. Der Leibkoch des Königs selbst war bestimmt, das Beste aus Küche und Vorratsräumen zuzubereiten und servieren zu lassen.

    Ulf stolzierte umher wie der König in eigener Person. Unbeschreiblich seine Erregung. Er würde heiraten ! Er konnte es selbst noch kaum fassen; er würde wahrhaftig heiraten !

    Zu verdanken hatte er alles seinem König selbst. Dieser hatte ihn emporgehoben und zu seinem Vertrauten gemacht; nun hatte er ihm zu allem Überfluss auch noch eine Frau verschafft ....und welch eine Frau !

    Ulf konnte kaum erwarten, sie endlich in seine Arme zu schließen. Er kannte bisher noch nicht einmal ihren Namen; so beschloss er in seiner Ungeduld, seinen Herrn danach zu fragen.

    Dieser beschäftigte sich gerade, wie so oft, mit dem Schmieden eines Schwertes.

    Auf die Frage des Zwerges legte er den Hammer beiseite, runzelte die Stirn, um endlich zuzugeben:

    „Nach ihrem Namen habe ich bisher nicht gefragt, doch will ich ihr nun den Namen geben, welcher zu ihr passt – Sie soll 'Elfi ́ heißen."

    Damit nahm der König sein Werkzeug wieder auf, um in seiner Beschäftigung fortzufahren.

    Endlich war der ersehnte Tag gekommen; obgleich es sich lediglich um eine Woche Wartezeit gehandelt, erschien diese Zeit dem kleinen Manne gleichwohl wie eine Ewigkeit, welche nimmermehr enden zu wollen schien.

    Mit großem Pomp wurde auch diese Feierlichkeit begangen und der Landesherr hatte keinerlei Kosten oder Mühen gescheut, damit alles zu seiner Zufriedenheit hergerichtet sei.

    Große Tafeln waren aufgestellt, welche einer Unzahl Gästen Platz bieten wollten, die an den folgenden drei Tagen zu bewirten waren.

    Der König selbst hielt die Einführungsrede und kündigte an, dass er in eigener Person das zu vermählende Paar trauen würde.

    Am dritten und letzten Tag des Festes wurden die Beiden endlich Mann und Frau. Ulf verschlug es die Sprache, als er Elfi in ihrem neuen, prächtigen Gewand erblickte. Willig reichte sie ihm die Hand, um sich von ihm vor den König führen zu lassen.

    Eindringlich forderte Dieser Elfi auf, ihrem Gemahl treu zu dienen; Ulf sei zwar, wie auch sie selbst, nur von geringer Statur, doch das Königreich betreffend, sei er ein wahrhaft großer Mann. Von Ulf forderte der Landesherr, seine Elfi stets zu beschützen und ihr ein treusorgender Ehemann zu sein.

    Alle Anwesenden erhoben sich, als der König die Trauungsformel vorsprach, welche von den Beiden wiederholt wurde. – Nun waren der Zwerg und die Elfe ein Paar; stürmischer Beifall ertönte und die Musikanten begannen aufzuspielen.

    Der erste Tanz gebührte dem frisch getrauten Paar; danach tanzten der König und Dessen Gemahlin. Anschließend gratulierten die Gäste in Reihe dem auf den Ehrenplätzen sitzenden Paar.

    Elfi verspürte Herzklopfen. Wie im Traum hatte sie alles Bisherige stumm und gehorsam über sich ergehen lassen. Sie kannte nichts Anderes; man hatte ihr zeitlebens Befehle gegeben, ihr gesagt, was sie tun oder lassen solle. Nun hatte sie den Befehl erhalten, jenen hässlichen, alten Mann zu ehelichen. – Sie hatte auch dies getan....

    Was würde nun folgen ? Würde Ulf sie schlagen – oder würde er sie so behandeln, wie der König von ihm gefordert hatte ?

    Man hatte ihr neue Kleidung aus feinem Tuch geschenkt; man hatte sie gebadet und mit Ölen eingerieben und Niemand hatte über sie gelacht.

    Vielleicht würde ja wirklich ihr Leben nuneinen anderen, besseren Verlauf nehmen. Vielleicht könnte sie hier wirklich die erwünschte Ruhe finden...

    Sogar einen neuen Namen hatte sie erhalten. 'Elfi. ́ Dieser Name gefiel ihr; er klang so geheimnisvoll und liebenswert.

    Ängstlich blickte sie auf

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1