Deutschland 20/17: Wein - Krampf
Von Josef Göbel
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Über dieses E-Book
Beeinflusst durch die immerwährende Propaganda und verunsichert durch die mediale Berichterstattung, verliert Josef Göbel allmählich die Fähigkeit der eigenen Meinungsbildung. - Aufkeimende Ängste, innere Unzufriedenheit, eine vermutete Laktoseintoleranz, sowie ein selbstdiagnostizierter Burnout, führen bei Josef zu einer absurden Wahrnehmung.
Vielleicht liegt es an der gewissen Ähnlichkeit seines Namens, zu einer eher unangenehmen Persönlichkeit, die ihm den Besucher beschert.
Bis dahin sozusagen führerlos unterwegs,zumindest was seine Wahlentscheidung angeht; und das im Schicksalswahljahr 2017, wo es gilt, das christliche Abendland zu verteidigen, fasst er nun den Entschluss, selbst aktiv zu werden.
Sämtliche Voraussetzungen, um erfolgreich politisch gestalten zu können, sind scheinbar vorhanden.
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Buchvorschau
Deutschland 20/17 - Josef Göbel
Prolog
Hallo, hier ist Raumzeit XXL. Aus der Unendlichkeit des Universums grüßt euer ALL - gegenwärtiges Informationsprogramm.
Die aktuelle Vorhersage: es bleibt weiterhin schwerelos; Gravitationen befinden sich im Normalzustand, somit ist gewohntes Abhängen möglich; zeitweilig ist mit starken Sonnenwinden zu rechnen, die in einigen Galaxien zu Beeinträchtigungen führen können.
Allgemeine Kollisionsgefahr: normal.
Soeben erreicht uns die Mitteilung unseres Kometenschweifs: Achtung, auf Grund des bevorstehenden Brückentages ist im beliebten Ausflugsgebiet Milky Way mit einer erhöhten Dichte zu rechen. Zwei transneptunische Objekte kollidierten bereits und gasen seitdem ziellos vor sich hin.
Uns liegt eine aktuelle Suchmeldung vor: Venus vermisst zwei ihrer unehelichen Kinder. Die Vermutung liegt nahe, dass sie sich in einem Schwarzen Loch versteckt halten.
Danger - Danger - Danger- Allgemeiner Warnhinweis:
Eine unansehliche Eisen-Nickel-Legierung, identifiziert als Nummer 88, hat seine ursprüngliche Laufbahn verlassen und geht gezielt auf Konfrontationskurs. Beachtet bitte, dass es sich bei 88 um ein hochkonzentriertes Aggressionsmaterial handelt. Haltet deshalb Abstand zu 88, und wir halten euch auf dem Laufen…..
Hallo, hier ist Raumzeit XXL, wir bitten, die zeitweilig aufgetretenen sphärischen Störungen zu entschuldigen. Von dem urplötzlichen Knall blieben auch wir leider nicht verschont.
Was jedoch ist zwischenzeitlich geschehen? - Der hässliche Zwerg 88 ist verschwunden und stattdessen können wir ein neues Planetenmitglied willkommen heißen.
Auf den ersten Blick hin, ein außergewöhnlich hübsches neues Mitglied. Lasst uns eure Meinung dazu hören.
Hier meldet sich schon ein Planet, der nicht genannt werden möchte; und, wie ist deine Meinung zu unserem Neuen? >der müllt uns den ganzen Raum voll<.
Hallo, hier ist Raumzeit XXL. Aus der Unendlichkeit des Universums grüßt euch euer ALL- gegenwärtiges Informationsprogramm. Wie die Lichtjahre doch vergehen. Zahllos gingen eure Meldungen zu dem neuen Planeten bei uns ein. Und, wenn ihr ehrlich seid, manchmal war auch etwas Eifersucht mit im Spiel.
Heute wollen wir jedoch nicht weitere Meinungen von euch zu dem Planeten hören, sondern wir wollen euch über Planet Erde, wie er sich selbst nennt, informieren:
Das damals konzentrierte Ausgangsmaterial von 88, glaubte die Raumkommission auf Grund der gewaltigen Kollision, als zerstört. Wie sich jedoch herausstellte, lag es jedoch nur
verborgen und wurde, nach Erdzeit, im Jahre 1889 bei Ausgrabungen in Braunau am Inn freigesetzt. Dieses braune Aggressionsmaterial, wissenschaftliche Bezeichnung BA88, infizierte nicht nur einen an den Ausgrabungen Beteiligten massiv, sondern sorgt seitdem als Virus für erdumspannende Verbreitung. Daher der Rat an unsere Zuhörer: umkreist die Laufbahn unseres neuen Planeten mit gehörigem Abstand, denn es kann jederzeit zu einer gewaltigen Verpuffung kommen.
Der halve Hahn
Guten Tag,
du befindest dich auf Asone´, deinem asozialen Netzwerk. Für den Zugang zu der geschlossenen Benutzergruppe >angewandte Kriminalität<, benötigen wir dein Passwort und deine Kontonummer. Nenne vorab deine Wunschsparte; du hast folgende Auswahlmöglichkeiten: Politik, Religion, andere kriminelle Vereinigungen.
Danke für deine Auswahl. Du hast Politik gewählt. Zu diesem Thema können wir dir Zweimillionen- siebenhundertfünfundachtzigtausend-Sechshundertvierundzwanzig weitere Auswahlmöglichkeiten anbieten. Bitte entscheide dich jetzt.
Danke, du hast dich für -Ersatzmutti gesucht - entschieden.
Bis die fällige Gebühr, für deine späteren Abfragen, auf unserem Konto eingegangen ist,
unterhalten wir dich mit einem Werbeblock unseres Hauptsponsors, den Vereinigten Chemie-und Großkonzernen, kurz: Kotz-Ko. Du hast jederzeit die Möglichkeit, den Werbeblock durch eine Bestellung zu unterbrechen.
Hallo - hier ist Kotz-Ko - wir bringen Gesunde in´s Schleudern. - Durch die Platzierung unseres neuen Mittels am Markt, können wir nun den Krankheitszustand ganzer Bevölkerungsgruppen gezielt steuern. Glyph-Orange, die Allzweckwaffe. Nutze die Chance zum Erwerb eines Aktienpaketes. Wenn….
Hallo, hier ist Asone´, dein asoziales Netzwerk. Dein Passwort wurde zwischenzeitlich
identifiziert: Guten Tag, mein Führer
Zwischen deiner ersten Anmeldung und dem heutigen Anfrageversuch liegen:
-Null weitere Anfragen und zwei Währungsreformen-
Leider war es uns bislang nicht möglich, die erforderliche Gebühr einzuziehen.
Angezeigte Fehlermeldung: Reichsmark blockieren die Leitungen.
Wir versuchen nun erneut, den Betrag von 500 Euro unserem Konto gutschreiben zu lassen.
Bis dahin unterhalten wir dich mit….
Hallo, hier ist Kotz-Ko; nur wir haben bereits heute die Medikamente, für die es noch keine
Krankheit gibt. Vorbeugen ist allemal besser als gesund bleiben.
Hallo, mein Führer, hier ist Asone´, dein asoziales Netzwerk. Der Betrag von 500 Euro wurde unserem Konto gutgeschrieben. Wähle nun aus der strengvertraulichen Liste der
nachstehenden Identifikationsnummern deinen Kandidaten.
Danke, Mein Führer. Deine Auswahl war erfolgreich, die Identifikationsnummer konnte
zugeordnet werden. Du kannst nun mit deiner Abfrage beginnen:
Wie ist sein Name? --Josef Göbel;
Was für ein Jahrgang? --1968;
Welchen Schulabschluss? --Realschule;
Sein Bildungsstand? --nach heutigem Maßstab hochbegabt;
Wo ist sein Wohnort? --nahe rheinischer Großstadt;
Was ist sein Beruf? --Fotograf und Werbefachmann;
Der Familienstand? --soeben geschieden;
Kinder? --Zwillinge, Tim und Jonas, 18 Jahre alt, Abiturienten;
Wie hoch ist sein Jahreseinkommen-netto? --etwa achtzigtausend Euro;
Sind weitere Vermögenswerte vorhanden? --bezahlte Eigentumswohnung von 150 qm;
Auslandskonten? --negativ, keine Meldung über Steuerflucht;
Wie ist sein betriebswirtschaftlicher Bildungsstand? --gering, kommt allen gesetzlichen Auflagen nach;
Welche asoziale Schröpfungsprognose steht an? --da ist noch Einiges zu holen;
Welchen Hobbys geht er nach? --Scheidungsgrund >Pussymuschi<;
Sind Schwächen sichtbar? --latente Abstiegsängste, sowie ausgeprägte Bügelphobie;
Wie lautet sein Lieblingssatz? --wenn ich was zu sagen hätte;
Die politische Gesinnung? --nicht identifizierbar; unterliegt starken Wechselgefühlen, je nach Informationslage;
Mit welcher Tendenz? --extrem rechts, bis hin zu extrem links, wobei extrem mittig dominiert;
Allg. soziale Einstufung? --normale Stimmungsschwankungen eines gutmütigen Wutbürgers, nutzt das Recht der freien Meinungsäußerung ;
Hallo, Mein Führer. Hier ist Asone´, dein asoziales Netzwerk. Wir hoffen, deine Anfragen
ausreichend beantwortet zu haben. Zwischenzeitlich liegt uns von Kotz-Ko die Antwort zu
deiner getätigten Bestellung vor: >Für die ermittelte Altersgruppe steht Viagra leider erst im
Jahre 2525 zur Verfügung. Eine erneute Bestellung bitten wir zeitnah aufzugeben<.
Wir danken für deinen Besuch auf Asone´, dem asozialen Netzwerk.
„Werbeagentur Göbel Experience, guten Tag, was kann ich für sie tun? - Hallo! - Hallo! - Ist da
jemand?"
„Joseph, bist du es?"
„Ja, hier ist die Werbeagentur von Josef Göbel; mit wem spreche ich denn bitte?"
„Ach so, doch nicht. Hätte mich auch gewundert", dringt eine überaus markante Stimme aus
dem Hörer.
„Ich denke, ich weiß mit wem ich spreche, habe Ihre Stimme erst kürzlich gehört", entgegnet
Josef Göbel. „Es scheint jedoch, dass sie mich verwechseln. Ich schreibe mich nämlich nicht mit
„ph, sondern nur mit einem „f
. Auch mein Nachname schreibt sich etwas anders", versucht
er den Irrtum aufzuklären.
„Ja-ja, mein Feldtelefon ist ein älteres Modell, da sind derartige Nuancen nicht sehr gut
herauszuhören."
„Wie dem auch sei, zunächst einmal guten Tag Herr ….", bemüht sich Josef das Gespräch zu
ordnen.
„Keine Namen bitte, wir wissen nicht, wer alles zuhört", unterbricht die markante Stimme
jedoch. „Begrüßen sie mich einfach mit HH, dann wissen wir wer gemeint ist."
„Haha, das ist gut", kann Josef sein Lachen nur schwer unterdrücken.
„Was für eine überflüssige Bemerkung; natürlich ist das gut, ein ganzes Volk fand das gut."
„Sie verstehen mich miss, HH, äh, Herr H. Ich wollte mit meinem haha lediglich kundtun, dass
ich lache."
„Wenn sie meinen, dass eine anständige deutsche Begrüßung und somit das mir gewidmete
HH zum Lachen ist, dann werde ich persönlich dafür Sorge tragen, dass Ihnen in Zukunft das
Lachen vergeht."
„Nun verstehen sie mich abermals miss, Herr H.", entgegnet Josef rasch, um Friedfertigkeit
bemüht, „Ich wollte mit meinem haha lediglich freundlich aussagen, dass ich HH gut finde;
und haha deshalb in der Form nur, weil ich nicht annehme, dass unser Gespräch belauscht
wird und Ihre Sorge somit unbegründet ist" stammelt er unbeholfen dahin.
„So so, dann will ich ihnen mal abnehmen, dass ihr haha nicht auf mein HH bezogen war. Aber,
Herr Goebbels, sind sie…"
„Göbel, verbessert Josef rasch, „Göbel, Herr H; einfach nur Göbel, mit „ö
, einem einfachen B
und stets ohne S".
„Ohne S S", wiederholt die raue Stimme zweimal den von Josef erwähnten Buchstaben, „kann
ich mir kaum vorstellen; aber sie werden ja wissen, wie sie heißen. Doch, lassen sie mich
fortfahren und unterbrechen sie mich nicht wieder, ich vergesse die letze Zeit immer recht
schnell."
„Sie haben die zurückliegende Zeit vergessen?", fragt Josef ungläubig nach und beißt sich im
gleichen Moment auf die Lippen, da er wieder unterbrochen hat.
„Quatsch", dringt mir die herrische Stimme aus dem Hörer an´s Ohr, „wie könnte ich die beste
Zeit meines Lebens vergessen haben. Aber, was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja, glauben sie
ernsthaft, unser Gespräch wird nicht abgehört? Auch wenn die meisten Mitarbeiter der
bekannten Dienste durchaus noch auf meiner Seite sind, bin ich mir da nicht gänzlich sicher.
Deshalb sitze ich auf der Toilette im ICE und telefoniere mit ihnen."
„Sie sind in einem Zug? Daher das seltsame Geräusch im Hintergrund" stellt Josef fest.
„Ja, sie können sich allerdings kein Bild davon machen, wie mir die teils sinnlose Hin- und
Herfahrerei auf das Gemüt schlägt. Ständig befinde ich mich an Orten, wo ich eigentlich nicht
hin will. Aber die Technik dieser Züge, einfach hervorragend. Soetwas hätte mir zu meiner
aktiven Zeit zur Verfügung stehen müssen."
„Damit Sie ungestört telefonieren können?", kann Josef sein aufkommendes Lachen nur
schwer unterdrücken.
„Blödsinn, Goebbels, wegen der Transporte natürlich. Stellen Sie sich nur vor, so ein Zug, dann
bei hochsommerlichen Temperaturen ab gen Osten. Da hätte man sich hinterher mal ganz
schön bei der Bahn oder bei Siemens beschweren können, aber nicht bei mir, wenn Sie
verstehen, was ich meine."
„Ich verstehe was Sie meinen, möchte derartige Bemerkungen aber überhaupt nicht hören."
„Was, Sie können mich nicht hören? Dann werde ich die Toilette mal verlassen; aber mir
schauen die Leute immer so nach, stets fühle ich die Blicke auf mich gerichtet; das nervt."
„Naja, Herr H., dass Ihnen die Leute nachschauen, ist nicht gerade verwunderlich, sie sind kein
alltäglicher Anblick."
„Dabei erkennt mich doch niemand", widerspricht der knarzige Ton; dem Josef sogleich mit
einem „kaum vorstellbar", wiederum widerspricht.
„Aber, Herr H., wie kommen sie zu der Annahme, dass ausgerechnet die Toiletten des ICE
abhörsicher sind?"
„Für sicheres Abhören ist doch der Ronald zuständig. War gut, ihn bei der Bahn unterzubringen."
„Das war Ihr Werk? Weshalb ausgerechnet dieser Typ einen hochdotierten Job bei dem
Unternehmen bekommen hat, frage ich mich beinahe täglich. Muss ja ein besonders
hervorragend ausgebildeter Weichensteller sein."
„Strippenzieher, Göbel, Strippenzieher trifft es besser. So ist das in der Politik. Sie müssen
einfach vorausschauend agieren, um erfolgreich zu sein."
„Erfolgreich? Welchen Vorteil konnte denn das Volk daraus für sich ableiten?"
„Das Volk; wie sind Sie denn drauf? In die Politik geht nur, wer einen gesunden Egoismus mit
sich herumschleppt. Glauben Sie denn ernsthaft, der Koch hat den Job bei Bilfinger
bekommen, weil er sich mit Mörtel auskennt, oder Schröder die Stelle bei Putin, weil er der
schnellste Gasableser ist?"
„Ach, der ist Gasableser? Ich war wirklich im Glauben, der ist Modell für Haarfärbemittel."
„Darum geht es doch gar nicht, Goebbels", faucht die knarzige Stimme durch den Hörer.
„Göbel, Herr H.; aber ungeachtet dessen, wie kann ich ihnen denn nun behilflich sein?"
„Was für eine alberne und überflüssige Frage. Sie haben doch Ihre Visitenkarten ausgelegt.
Nun brauche ich eben eine gute Werbeagentur für mein, wie sagt man heute, für mein come
back."
Josef schluckt mehrmals hörbar, bevor es ihm gelingt darauf einzugehen. „Sie wollen wirklich
zurück in die Politik?, bringt er ungläubig hervor. „Haha, das ist gut.
„Ich sehe, bei ihnen bin ich an der richtigen Stelle. Das HH kommt schon deutlich flüssiger über
ihre Lippen" interpretiert der Gesprächspartner das Haha wieder mal falsch. „Das Weitere
werde ich aber lieber mit ihnen persönlich besprechen. Ich bin bereits auf dem Weg zu Ihnen."
„Sie sind auf dem Weg zu mir? Wann werden Sie da sein?"
„Die Dreißigerjahre des vergangenen Jahrhunderts sind vorbei, guter Mann, wie soll ich Ihnen
jetzt noch genaue Zeiten nennen können; schließlich reise ich mit der Bahn.
„Gut, ich werde einfach warten."
Doch kaum ist das Gespräch beendet, da läutet es bereits an der Wohnungstür. Ohne die
Wechselsprechanlage zu nutzen, ermöglicht Josef mit einem Fingerdruck den Zugang zu dem
gepflegten Hochbau.
>Die Kinder werden etwas vergessen haben<, denkt Josef und lauscht dem schwach zu
vernehmendem Geräusch des Aufzugs. Als es wenige Augenblicke später erneut klingelt, ist er
rasch an der Tür, öffnet sie und weicht zunächst erschreckt zurück, bevor er dann auf die
Restbestände des vor Jahren erlernten Schulenglischs zurückgreift:
„Sorry, Madam, I think you have take the wrong way, the Diakonie ist