Die Mutter der Macht. Ein Mensch namens Mao Tse-tung.: Zweiter Band: Ein Guerillero wird Staatsmann
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Ein Guerillero und ein Witwer.
Guerillakrieg führen, heißt Kleinkrieg führen. Wobei die Verniedlichungsform die Tatsachen nicht trifft, denn der Kleinkrieg, den die Guerilla führt oder wie sie meint, ihn zu führen gezwungen ist, ist oft furchtbarer und grausamer als der große, der erklärte und offizielle Krieg zweier oder mehrerer Großmächte.
Es ist die besondere Art der Kriegsführung des Guerillakrieges, des Kleinkrieges oder des asymmetrischen Krieges, den meist eine randständige Minderheit gegen die offiziellen Inhaber der Staatsmacht führt, die diesen Krieg furchtbar erscheinen lässt.
Er vollzieht sich außerhalb völkerrechtlicher Normen und Regularien, wie sie gewöhnlich für Kombattanten gelten. Es gibt keine Kriegsgefangenen und kein Rotes Kreuz, das sich um die Verwundeten beider Seiten kümmert. Der Umgang mit gefangenen Gegnern vollzieht sich außerhalb akzeptabler Normen, denn meist werden keine Gefangenen gemacht und wenn doch, so lediglich, um sie zu foltern.
Immer hat ein Guerillakrieg mit der Empörung von Aufständischen zu tun, die in der Minderheit und schlecht ausgerüstet sind, die sich als Opfer fühlen und die nun keine andere Möglichkeit sehen, ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen, als in die Illegalität zu gehen und dort zur Waffe zu greifen.
Immer kämpfen die Guerilleros in kleinen, in paramilitärischen Einheiten, auf die die offizielle Propaganda der Machthaber mit besonderer Verachtung blickt.
Sie kämpfen als Freischärler oder als Partisanen.
Sie kämpfen im Untergrund, im verdeckten Einsatz hinter den feindlichen Linien, inmitten des gegnerischen Territoriums. Sie sprechen dieselbe Muttersprache wie ihr Gegner, den sie mit der Waffe in der Hand bekämpfen und von dem sie selbst nicht die geringste Gnade und Menschlichkeit zu erwarten haben.
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Die Mutter der Macht. Ein Mensch namens Mao Tse-tung. - Ralph Ardnassak
I
„Der Revolutionär schwimmt im Volk wie ein Fisch im Wasser."
Mao Tse-tung
Aus dem Volksschullehrer, dem Familienvater und dem Ehemann Mao Tse-tung war nun also ein Guerillero geworden.
Ein Guerillero und ein Witwer.
Guerillakrieg führen, heißt Kleinkrieg führen. Wobei die Verniedlichungsform die Tatsachen nicht trifft, denn der Kleinkrieg, den die Guerilla führt oder wie sie meint, ihn zu führen gezwungen ist, ist oft furchtbarer und grausamer als der große, der erklärte und offizielle Krieg zweier oder mehrerer Großmächte.
Es ist die besondere Art der Kriegsführung des Guerillakrieges, des Kleinkrieges oder des asymmetrischen Krieges, den meist eine randständige Minderheit gegen die offiziellen Inhaber der Staatsmacht führt, die diesen Krieg furchtbar erscheinen lässt.
Er vollzieht sich außerhalb völkerrechtlicher Normen und Regularien, wie sie gewöhnlich für Kombattanten gelten. Es gibt keine Kriegsgefangenen und kein Rotes Kreuz, das sich um die Verwundeten beider Seiten kümmert. Der Umgang mit gefangenen Gegnern vollzieht sich außerhalb akzeptabler Normen, denn meist werden keine Gefangenen gemacht und wenn doch, so lediglich, um sie zu foltern.
Immer hat ein Guerillakrieg mit der Empörung von Aufständischen zu tun, die in der Minderheit und schlecht ausgerüstet sind, die sich als Opfer fühlen und die nun keine andere Möglichkeit sehen, ihrem Anliegen Gehör zu verschaffen, als in die Illegalität zu gehen und dort zur Waffe zu greifen.
Immer kämpfen die Guerilleros in kleinen, in paramilitärischen Einheiten, auf die die offizielle Propaganda der Machthaber mit besonderer Verachtung blickt.
Sie kämpfen als Freischärler oder als Partisanen.
Sie kämpfen im Untergrund, im verdeckten Einsatz hinter den feindlichen Linien, inmitten des gegnerischen Territoriums. Sie sprechen dieselbe Muttersprache wie ihr Gegner, den sie mit der Waffe in der Hand bekämpfen und von dem sie selbst nicht die geringste Gnade und Menschlichkeit zu erwarten haben.
Sie kämpfen den sogenannten Jagdkampf. Der Jagdkampf ist eine besondere Art der Gefechtshandlung, bei der es darum geht, den Feind aufzuklären, ihn abzunutzen, indem man ihn ständig und überraschend aus dem Hinterhalt angreift, ihn zu stören, zu täuschen und zu verunsichern, so dass er sich auf eigenem Territorium nicht mehr sicher fühlen kann und gezwungen ist, zu verstärkten Sicherungsmaßnahmen über zu gehen.
Der Jagdkampf bindet feindliche Kräfte in ihrem eigenen rückwärtigen Raum.
Die Guerilleros können beim Jagdkampf leicht sehr tief in das Hinterland eines Feindes eindringen, um dort durch geeignete Maßnahmen Feindkräfte zu binden, die ein Mehrfaches der eigenen Kampfstärke ausmachen.
Der Jagdkampf erfordert die Kenntnis der Techniken des Verbergens und des Angriffs aus dem Hinterhalt. Er besteht in einem ständigen Wechsel der Tätigkeiten Bewegung, Angriff, Verbergen.
Alle Bewegungen der Guerilleros müssen verdeckt erfolgen. Die Gegebenheiten des Geländes müssen in jedem Moment zur Tarnung und zum Verbergen ausgenutzt werden.
Überraschend müssen immer wieder Angriffe erfolgen. Dies geschieht grundsätzlich in zwei Gefechtsarten: entweder als Handstreich oder als Attacke aus dem Hinterhalt nach vorangegangener verdeckter Bereitstellung.
Der Handstreich ist ein überraschender Überfall, keine geplante Operation.
Er ist lediglich ein erkundeter Angriff, bei dem Feindkräfte und gegnerische Objekte kurz erkundet und dann überfallen werden.
Der Handstreich kann von allen mobilen und infanteristischen Truppen ausgeführt werden.
Immer muss er aus der Bewegung der Guerillaeinheit heraus ausgeführt werden, da seine beiden Erfolgsfaktoren das Überraschungsmoment und die schlagartige Durchführung sind.
Der Handstreich gewährleistet auch den militärischen Erfolg zahlenmäßig und ausrüstungstechnisch weit unterlegener Guerillakräfte.
Er wird ausgeführt, um die zeitliche und räumliche Überlegenheit über den Feind herzustellen und ihn zu vernichten oder ihm schwerste Verluste zuzufügen und sich dann sofort wieder von ihm zu lösen, ehe er überhaupt dazu in der Lage ist, zur organisierten Gegenwehr über zu gehen.
Vor der Durchführung jedes Handstreiches ist die Guerillagruppe, welche ihn ausführen soll, zu teilen: in Deckungsgruppe und in Sturmgruppe.
Die Sturmausgangsstellung des Handstreichs muss durch mindestens eine Deckungsgruppe gesichert werden.
Schusssektoren und deren Grenzen sind exakt zuzuweisen und zu benennen, um nicht in den Wirkungsbereich der eigenen Feuerwaffen zu geraten.
Beim Handstreich soll zunächst ein Feuerschlag auf den Gegner selbst oder auf gegnerische Objekte mit den jeweils zur Verfügung stehenden Feuerwaffen erfolgen. In der Folge ist dann durch gezieltes Feuer auf die Einbruchsstelle die Zuführung von feindlichen Kräften in jedem Fall zu verhindern.
Dann hat die Sturmgruppe die Einbruchsstelle zu nehmen, Feindkräfte durch Sturmfeuer zu vernichten oder zumindest niederzuhalten. Dazu muss die ganze Feuerkraft der Guerillaeinheit, auch unter Ausnutzung mitgeführter Handgranaten, ausgenutzt werden. Gegnerische Drahthindernisse sind zu Durchtrennen und zu beseitigen, nachdem sie aufgeklärt worden sind.
Ist der Einbruch vollzogen, kann die Deckungsgruppe der Guerilla nachgezogen werden.
Gegnerische Teilziele können nun genommen, gegnerische Einrichtungen durch Sprengung oder Beschuss unbrauchbar gemacht werden.
Nach der Ausführung des Handstreiches zieht sich die Guerillaeinheit auf den vorher festgelegten Sammelpunkt zurück.
Da mit gegnerischen Vergeltungs-, zumindest jedoch mit Aufklärungsaktionen zu rechnen ist, soll die Guerillaeinheit nach der Durchführung des Handstreiches möglichst ein sicheres Versteck aufsuchen.
Beim Hinterhalt lauert die Guerillaeinheit im Verborgenen auf den Gegner.
Sie lauert dem Gegner auf, um ihn dann aus dem Hinterhalt heraus zu bekämpfen.
Erfolgsfaktoren für den Hinterhalt sind das Überraschungsmoment und die Tarnung.
Der Hinterhalt empfiehlt sich in der Anwendung auf den sich bewegenden Feind, beispielsweise auf gegnerische Transportkolonnen.
Oft ist der Hinterhalt für die Guerilla die einzige Möglichkeit, um sich im Gefecht gegen einen weit überlegenen Gegner durchsetzen zu können.
Der Ort für den Hinterhalt ist stets so zu wählen, dass die Guerilla selbst in der Deckung agieren kann, während der Feind gezwungen ist, auf freier Fläche zu stehen oder sich zu bewegen.
Günstig ist es, wenn der Feind dabei möglichst wenig Bewegungsspielraum und keine Rückzugsmöglichkeit besitzt.
Der Guerillakampf als spezielle Form der Führung von Kleinkriegen ist meist politisch motiviert.
Er ist die Waffe der Schwachen, der revolutionären oder antikolonialen Kräfte, gegen einen militärisch und militärtechnologisch weit überlegenen Gegner.
Voraussetzung für jeden Guerillakrieg ist die fehlende Hoffnung, drängende politische oder soziale Forderungen mit legitimen Mitteln durchsetzen zu können. Eine günstige Voraussetzung für einen Guerillakrieg ist auch eine feindliche Diktatur.
Jede Guerillagruppe würde in einer offenen Feldschlacht mit diesem Gegner notwendigerweise völlig unterliegen. Daher wählt sie den aussichtsreicheren Guerillakrieg, der jedoch stets mit dem politischen Kampf verknüpft werden muss.
Die Guerilla ist keine konventionelle Armee. Weder in bezug auf verfügbare Ausrüstung und Militärtechnik, noch in bezug auf militärische Ausbildung und Kampferfahrung.
Die Guerilla muss demzufolge kleine und selbständig operierende Kampfeinheiten bilden, die im Hinterland des Gegners agieren und äußerlich nicht als Guerillakämpfer erkennbar sind.
Die Guerilla muss nadelstichartige Operationen durchführen. Sie kann den Gegner nicht vernichten, sie muss ihn hingegen zermürben.
Die Guerilla ist mobil und flexibel und nicht identifizierbar.
Die Guerilla muss ständig in Bewegung bleiben, um dem überlegenen Gegner auszuweichen.
Die Guerilla selbst muss die Entscheidungshoheit darüber behalten, ob, wann, wo und unter welchen Bedingungen und auf welche Weise sie militärisch zuschlägt.
Die beste Basis für die klassische Landguerilla bieten die Berge oder der Dschungel, weil beide Regionen ein geradezu optimales Rückzugsgebiet garantieren.
Immer ist die Guerilla dabei auf die Unterstützung der Landbevölkerung angewiesen. Diese erfolgt in zweierlei Art und Weise: durch Nahrungsmittelspenden und vor allem durch Informationen.
Je größer die politischen und sozialen Missstände, die den Grund für den Guerillakampf darstellen, desto freiwilliger und intensiver gestaltet sich die Unterstützung der Guerilla durch die Bevölkerung.
Fehlt jedoch die Unterstützung der Bevölkerung, so ist der Guerillakampf grundsätzlich zum Scheitern verurteilt.
Es ist jedoch auch möglich und zugleich legitim, dass die Guerilla Unterstützung aus einem anderen Land erhält.
Immer ist der Guerillakampf jedoch ein legitimes Mittel des Kampfes in einem Bürgerkrieg, der aus Verzweiflung und Hilflosigkeit gegen die eigene Regierung geführt wird.
Die Guerilla und weite Teile der Zivilbevölkerung müssen dabei eins sein. Die Zivilbevölkerung oder doch wenigstens ihr größter Teil, unterstützt den Guerillakampf aktiv oder billigt ihn zumindest.
Politische und militärische Ziele müssen im Guerillakampf stets eng miteinander verknüpft sein. Waffen werden aus den Beständen des jeweiligen militärischen Gegners, also von den Regierungstruppen oder aus dem unterstützenden Ausland beschafft.
Ländliche Gebiete bilden Basis und Hauptstützpunkte des Guerillakampfes. Erst in einem sehr weit fortgeschrittenen Stadium werden die Städte zu Orten der militärischen Auseinandersetzung mit dem Gegner.
Die traditionellen Kampfformen regulärer militärischer Einheiten erweisen sich als ungeeignet für den Guerillakrieg. Nur durch irreguläre Formen des bewaffneten Kampfes erweisen sich die Guerillas dem zahlenmäßig und militärtechnisch besser gerüsteten Feind als überlegen.
Der Guerillakrieg ist die traditionelle Kampfesform jeder Art der Befreiungsbewegung.
Die Guerillataktik besteht in ihrem Kern in der Vermeidung der direkten und offenen Auseinandersetzung mit dem Gegner. Der Gegner wird überfallartig und unerwartet attackiert, worauf sich die Guerilla sofort wieder zurück zieht, ehe wirksame militärische Gegenmaßnahmen des Feindes möglich werden.
Den Gegner gezielt treffen, dann sofort den Rückzug antreten. Dies beschreibt die Essenz