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Inspiration und Intuition
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Ebook141 pages1 hour

Inspiration und Intuition

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About this ebook

Den beiden Kriminalkommissaren Flinker und Birtele wird ein neuer Kollege zugeteilt, der nebenher gerne Bücher schreibt und damit für Verwirrung sorgt. Ermittler, Täter und Opfer unterliegen fatalen Irrtümern. Trotzdem wird der Serienmörder gestoppt, wenn auch auf eine besonders unschöne und illegale Art und Weise. Die Todesfälle am und im idyllischen Fluss Regen im Oberen Bayerischen Wald, sind nicht das, wonach sie aussehen. Und auch bei den Menschen kann man sich trefflich täuschen.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateMar 14, 2020
ISBN9783750292987
Inspiration und Intuition

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    Inspiration und Intuition - Helfried Stockhofe

    Ko

    1

    "Wie wenn in meine offene Hand ein Tropfen hineinfällt. Ein Tropfen so klar und trotzdem aufregend. Ein Tropfen, der seine Form verliert, sich in den Linien der Hand ausbreitet und wartet, was passiert. Ich frage mich, ob ein zweiter Tropfen nachkommt und ob sie sich vereinigen. Oder ist der erste Tropfen bis dahin längst verschwunden, vom warmen Körper aufgesogen. Oder hat er sich in die Luft aufgelöst? Ist mir verloren gegangen. Für immer.

    Jeder, der Zeilen aufs Papier schreibt oder mit Farben eine Geschichte auf eine Leinwand bannt oder sie in Stein meißelt, wird irgendwann gefragt, wie alles beginnt und warum es weitergeht und wie es endet.

    Der Tropfen darf nicht aus großer Höhe fallen, sonst zerstiebt er beim Aufprall. Zurück bleibt zu wenig Wasser auf einer zu großen Hand. Ein Abklatsch, inhaltsleer, kaum zu erkennen und schnell verflogen.

    Die Inspirationsquelle muss dicht bei mir sein. Der Tropfen findet mich. Ich muss ihn nicht suchen. Die meisten Tropfen gehen daneben. Umso mehr, je weiter weg ihr Ursprung ist.

    Wenn der Tropfen nachts im Halbschlaf oder Traum hineinfällt, ist er am Morgen verschwunden und mein Suchen hilft nicht.

    Wie soll ich wissen, wohin seine Reise geht? Auf meiner großen Hand, voller Höhen und Tiefen. Klar, ich kann ihn bewegen, ihm eine Richtung geben, aber mein Einfluss ist begrenzt. Der Tropfen hat ein Eigenleben."

    Mein lieber Ko, du drückst das wieder wunderbar aus, mittels einer schönen Metapher, aber erinnerst du dich nicht, dass du mir vorgeschwärmt hast, wie toll es sei, dass du so viel Macht besitzt ...

    "Na, ja, Macht hab ich nicht gesagt, Alina. ...",

    "Natürlich hast du Macht gesagt. Und es stimmt ja auch: Du als Schriftsteller hast die Macht über deine Romanfiguren, du kannst sie sogar sterben lassen, wenn du willst. Von wegen die Geschichte entwickelt sich von selbst!"

    Aber ich sagte doch eben, dass natürlich auch ich Einfluss darauf nehme!

    "Ja. Und der Tropfen führe ein Eigenleben."

    Okay. Okay. Beides stimmt.

    "Vor allem dein Einfluss! Denn wer ist denn der Empfänger der Inspiration? Das bist doch du! Du wählst doch unbewusst aus, was dich inspiriert! Und der Fluss deines Tropfens wird doch von deinem Bewussten und Unbewussten gesteuert! Von deinem!"

    Warum muss die Psychologin immer so gescheit sein? Sind alle schöpferisch Tätigen unabhängig von außen? Das ist doch Quatsch! Die Inspirationen werden uns doch von außen herangetragen. Eine Tragödie, die passiert, ein Wunder, das geschieht, eine Landschaft, die uns berührt, das meiste, was uns inspiriert, kommt doch von außen! Aber meinetwegen, soll sie Recht behalten.

    Der liebe Ko malt sich seine Welt, wie es ihm gefällt. Kürzlich hat er mir erzählt, dass er seine Bücher nur für sich schreibt und sie dann losschickt wie eine Flaschenpost. Und wenn sie dann irgendwo anstranden, am liebsten an Herzland, dann freue er sich. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Ist er wirklich so intrinsisch motiviert, dass es ihm genügt, einen Roman zu schreiben, der nur ihm gefällt? Ist er glücklich, wenn er nach seinen Maßstäben etwas Schönes geschrieben hat, nur nach seinen Maßstäben? Geistige Onanie fällt mir dazu ein. Und was ist, wenn ein Leser seine Bücher schrecklich findet oder wenigstens banal?

    Die liebe Alina hält mich für egozentrisch. Als ich ihr eine Zitat von Celan nannte, der seine Gedichte als Flaschenpost auf die Reise schickt - eine wunderbare Metapher, stimmt´s? - da meinte sie, dem sei es also nur wichtig, dass ihm selbst seine Gedichte gefallen, was die anderen davon halten, sei dem egal.

    Wenn Menschen kontrovers diskutieren, dann wollen sie nicht auf die Nuancen eingehen. Klar, eine Meinung lässt sich besser kontern, wenn man die Feinheiten ignoriert. Aber von einer Psychologin hätte ich schon erwartet zu erkennen, dass auch Celan erfreut ist, wenn sein Gedicht an Herzland anstrandet, also anderen ans Herz geht, ihr Herz erreicht.

    Andererseits: Vielleicht muss eine Psychologin so sehr auf die anderen fixiert sein, nur deren Gefühle im Blick haben, zumindest, wenn sie, wie Alina, als Psychotherapeutin arbeitet. Das ist ihr Job. Wenn die Schriftstellerei mein Job wäre, müsste ich sicher auch mehr für die LeserIn schreiben, damit sich meine Bücher verkaufen. Was bin ich froh, dass ich mein Geld anderweitig verdiene und mir den Luxus des Egoismus leisten kann.

    2

    Birtele, heute kommt der Neue.

    Ich weiß.

    Begeisterung sieht anders aus!

    Ich weiß.

    Hauptkommissar Flinker war auch nicht sehr erfreut, dass ihm und seinem Kollegen Birtele ein Frischling zugeteilt wurde. Schauen Sie sich den einfach mal an!, hatte man ihn aufgefordert. Wer sonst, wenn nicht Sie, könnte den jungen Kollegen führen!, hatte man ihm ums Maul geschmiert. Flinker befürchtete, er solle den als seinen möglichen Nachfolger aufbauen. Oder der Neue solle ihn beobachten, ob er als Endfünfziger noch gut genug in seinem Beruf wäre.

    Flinker, ich hörte, der ist ein Umsteiger, der hat davor was anderes studiert.

    Ja, Wirtschaft. Irgendwas mit Wirtschaft. Oder war´s Philosophie?

    Birtele grinste. Die Wirtschaft würde er dem Neuen hinreiben. Wirtschaften sterben aus, hier in der Oberpfalz. Philosophen gibt es deswegen auch zu wenige. Aber seine Vermutung war eine andere gewesen: Ich dachte Psychologie. Der kennt doch unsere Alina gut, hörte ich.

    Was Sie nicht alles hören!, erwiderte Flinker.

    Flinker selbst war von Alina auf den Neuen vorbereitet worden. Der sei außerdem auch noch ein Bücherschreiber. Na, das konnte was werden! Flinker dachte an Castle, den Erfolgsschriftsteller in einer amerikanischen Krimiserie, der mit seiner attraktiven Kommissarin seltsame Fälle löst.

    Der schreibt Bücher!, sagte er zu Birtele.

    Was? Bücher? Wie Castle? Offenbar kannte auch Birtele die Serie. Aber was will er dann bei uns? Wir haben keine hübsche Kommissarin!

    Vielleicht steht er auf Kommissare, erwiderte Flinker nüchtern, ohne eine Miene zu verziehen.

    Birtele schwieg. Das konnte natürlich sein. Oder war das nur einer von Flinkers Scherzen? Sein Chef zog ihn ja gerne auf, wenn es um junge Frauen ging. Warum nicht auch bei jungen Männern? Gerechterweise musste Birtele zugestehen, dass Flinker sich in letzter Zeit mit seinen Scherzen über ihn und die Frauen zurückgehalten hatte. Sein Chef hatte doch bemerkt, wie schwer ihm die Trennung von Marie gefallen war. Doch er wollte gar nicht mehr daran denken. Schnee von gestern, sagte er zu sich selbst, wenn ihn die Melancholie überkam.

    Ko war der Neffe irgendeines Kriminalrats. Genaueres wollte man Flinker nicht mitteilen, weil sich der Kriminalrat nicht dem Verdacht der Vetternwirtschaft stellen wollte. Man bat Flinker, seinen Neuen nicht mit Fragen zu löchern.

    Ko war vielleicht so um die Vierzig, also ein Spätberufener, was die Polizeiarbeit angeht. Er war lässig, aber dennoch wertig gekleidet, mit einem modern zerknitterten hellen Sakko und teuren Jeans. Seine Haare waren schon leicht angegraut, sein Gesicht gebräunt, so als käme er gerade aus einem Urlaub aus südlichen Gefilden zurück. Wenn man genau hinschaute, erkannte man auch an seinen schönen braunen Augen, dass ein fernöstlicher Vorfahr für die Gesichtsfarbe mit verantwortlich war. Ko lächelte, was ihn noch hübscher machte. Birtele erfasste sofort der Neid und auch Flinker musste wieder einmal wegen seiner auffallenden Blässe schlucken.

    Ko, stellte sich der Neue vor. Ich nehme an, wir duzen uns! Grinsend gab er Flinker die Hand, dann auch Birtele, der sich als Joe vorstellte, während Flinker sehr betont seinen Nachnamen genannt hatte.

    Nennen Sie mich Flinker!, sagte der Kommissar. Und mein Kollege ist der Birtele.

    Ko?, fragte Birtele. So wie der Ko aus der Fernsehserie?

    Kenne ich leider nicht, antwortete Ko und sein Grinsen wurde noch ein Stück breiter. "Also Flinker und Birtele - und Sie?"

    Flinker nickte. Das sind wir so gewohnt.

    Willkommen!, sagte Birtele und rang sich ein Lächeln ab. Und Flinker bat den Neuen, sich zu setzen.

    Sie spielen Schach?, fragte Ko, der das Schachtischchen einmal aktenfrei bewundern konnte - vermutlich das letzte Mal. Flinker hatte sich, auf Anraten von Birtele, zu einer Aufräumaktion durchgerungen, um den Neuen nicht gleich mit der gewohnten Unordnung zu schockieren. Auch das Schachtischchen war bei dieser Gelegenheit von dem Aktenstapel befreit worden.

    Ein wenig, erwiderte Flinker, der befürchtete, der Schönling könnte ein gewiefter Schachspieler sein. Birtele spielt auch, ergänzte er in der Hoffnung, damit von seinen eigenen Schachkünsten abzulenken.

    Auch nur ein wenig, sagte Birtele, als ihn Ko anschaute. Auch Birtele hatte gehörig Respekt vor dem Spielvermögen des Neuen.

    Ich kann es leider gar nicht!, bemerkte Ko. Bin froh, wenigstens ein Spielbrett zu erkennen. Ich schreib lieber Bücher. Dabei tippte er mit der rechten Hand auf die beiden Bücher, die unter seinem linken Arm klemmten. Die Kommissare schauten sich an und sagten nichts dazu. Ko erschien ihnen als Angeber und sie wollten seinem Ego nicht mit Nachfragen weitere Nahrung verschaffen.

    Etwas verunsichert bemerkte der Schönling, noch einmal Richtung Schachbrett schauend: Ist wohl wenig los, auf der Dienststelle?

    Flinker, der sofort verstand, dass Ko meinte, er würde täglich mit Birtele zum Zeitvertreib Schach spielen, schüttelte mit dem Kopf. Das Brett haben wir bei einem wichtigen Fall gebraucht. Wir beide spielen hier nicht miteinander.

    Interessant!, sagte Ko. Ein Mord mit dem Schachbrett.

    Nun hatte Flinker keine weitere Lust, die Sache richtig zu stellen. Er zeigte Ko einen kleinen Schreibtisch, der etwas abgerückt an einer Wand stand. Was Besseres kann ich Ihnen nicht anbieten.

    Ist in Ordnung!, entgegnete Ko. "Oder wie ihr Ur-Bayern sagt: Passt scho!"

    Wieder reagierten die Kommissare mit einem gequälten Lächeln auf das breite Grinsen des Neuen. Auf dem leeren Tisch legte er Bücher und ein paar andere persönliche Sachen ab. Der Rest ist noch im Auto.

    Das Telefon klingelte. Flinker nahm den Anruf entgegen. Dann sagte er: "Von wegen wenig los! Ohne weitere Erklärung stand er auf, nickte Birtele zu und ging aus dem Raum. Beim Vorbeigehen am Tisch des Neuen tat er dann doch noch ein wenig interessiert. Passt scho", murmelte er und rollte

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