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Einsamkeit: Die Erlösung
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Ebook60 pages56 minutes

Einsamkeit: Die Erlösung

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Der Fürst von Tränenfels - ein Name, mit dem er sich nie identifizieren konnte. Einsam und gequält von seinen düsteren Gedanken und seinem sinnlosen Dasein , wartet er auf das Ende. Mit seinem treuen Freund als Begleiter, macht er sich auf die Suche nach der Erlösung...
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateFeb 15, 2020
ISBN9783750224872
Einsamkeit: Die Erlösung

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    Einsamkeit - Bogdan Muntean

    a

    ...der Sturm hat etwas nachgelassen. Mein trauriger Blick wandert über das verwüstete Land. Ausgerissene Bäume, alte, eingestürzte Dächer und Überflutungen hat der lang ersehnte Regen mitgebracht. Man hat ihn vorausgesagt, man hat uns davor gewarnt. Die Worte der Weisen wurden aber wie so oft zuvor in den Wind geschlagen. Hinter dem trockenen Fenster der alten viktorianischen Burg, mit ihren symmetrischen Verzierungen, fühle ich mich in meiner Kammer sicher und beschützt. Schwarze Gestalten laufen umher, suchen Schutz vor den großen Regentropfen, vor umherfliegenden Ästen und Ziegeln. Ein greller Blitz zuckt am Himmel und ich sehe ein einsames Pferd, das sich vor dem Wald in Todesangst aufbäumt. Wieder habe ich mit offenen Augen geträumt. Wieder habe ich mich dabei erwischt, wie ich der kalten, düsteren Realität entflohen bin. Sowas darf nicht mehr passieren. Tagträumereien sind gefährlich, wie ich am eigenen Leib erfahren musste. Ich weiß nur allzu gut wohin das führt... Am Ende hat man sich wieder nur etwas vorgemacht und steht entmutigt und niedergeschlagen vor den Trümmern seiner Visionen dar. Nein! Ich darf das nicht mehr machen... nie mehr! Ich muss lernen, in der Realität zu leben, auch wenn ich dafür den Schutz, Geborgenheit und das Versprechen der Phantasie einbüße. Langsam mache ich einige Schritte vom Fenster zurück. Ein heller Blitz zuckt ganz in der Nähe. Die Hunde werden aufgeschreckt und wimmern in ihren Zwingern. Der grollende Donner, der seine lamentierende Antwort so deutlich zum Ausdruck bringt, lässt auch nicht lange auf sich warten und macht seinem Ärger, in einem gewaltigen Aufschrei, der den Boden erzittern lässt, Luft. „Die Hunde!" schießt es mir plötzlich durch den Kopf. Ich gehe die alte Wendeltreppe hinunter um nach ihnen zu sehen. An den Ecken der Dächer haben die wasserspeienden, steinernen Gargoyles Fluten gebildet, die sich wie ein endlos anhaltendes, trauriges Lied ihren Weg durch die feuchte Erde bahnen. Zielstrebig laufe ich zum Ostflügel der Burg wo die Zwinger sind. Blitze zucken heftig am Himmel und der Wind heult klagend, als er mit aller Kraft über das Land peitscht. Der Sturm sammelt sich wieder und prasselt mit Entschlossenheit nieder.

    Ein schauriges Schauspiel bietet sich mir, als ich das Gebäude im Osten erreiche. Das Wasser hat den Zwinger eingenommen. Ein großer Teil des Gebäudes wurde weggespült und das Dach hält sich gerade noch so an einem Balken. Wie ein Titan aus der Mythologie, der die Welt auf seinen Schultern hält, stützt dieser Balken die ganze Konstruktion. Unaufhaltsam frisst sich die Flut durch die Erde und droht, das Dach in jedem Moment niederzureißen. Ich vergesse alles um mich herum und stürze mich wie wahnsinnig geworden ins Wasser. Die Strömung reißt mich ins Innere des Gebäudes. Es gelingt mir kaum, mich an etwas festzuhalten, um der enormen Kraft des Wassers zu trotzen. Die Fackeln sind längst erloschen. Meine Augen können sich nur schwer an die Dunkelheit gewöhnen. Nur ab und zu, wenn ein Blitz den Himmel spaltet, kann ich ein paar Umrisse, die wie schemenhafte Gestalten aussehen, erkennen. Meine Hand greift verzweifelt nach irgendetwas, woran sie sich festhalten kann. Plötzlich spüre ich nasses Fell. In der Dunkelheit klammere ich mich mit beiden Armen daran fest und ziehe es zu mir. Ich spüre Augen und Zähne. Wahrscheinlich wird es einer meiner treuen Hunde sein, der dem schlechten Wetter zum Opfer gefallen ist.

    Plötzlich wird der Raum erhellt und für den Bruchteil einer Sekunde erkenne ich große gelbe Augen und scharfe Reißzähne. Mein schmerzlicher Aufschrei wird vom Donner übertönt und lässt mich mit meinem Elend alleine. Verzweifelt kämpfe ich gegen das steigende Wasser. Ich halte das Tier mit den Zähnen fest und greife wie wild um mich. Ein lauter Knall durchbricht das monotone, hypnotische Plätschern der Regentropfen. Die linke Schulter schmerzt. Ich fühle, wie warmes Blut aus ihr strömt, als ich fortgespült werde.

    Ich wache auf… der Regen ist vorbei… Wie lange war ich jetzt bewusstlos? Und was wichtiger ist... warum lebe ich noch? In der ganzen Zeit, in der ich auf Gottes Erde wandere, habe ich schon einige Male dem Tod ins Angesicht geblickt. Ich habe mir sehnsüchtigst gewünscht, dass die Dame mit der Sense mich holen kommt, doch dem war nicht so. Immer wieder geschah etwas, was mich an diesem verfluchten Leben gebunden hielt. Diesmal war es auch nicht anders. Ich versuche, meine Gedanken zu sammeln. Mein Blick fällt auf die Blutlache, in der ich liege. Es ist mein eigenes. Die über Jahre gesammelten Anatomiekenntnisse sagen mir, dass ich an Blutleere sterben hätte müssen. Und nun bin ich wieder bei vollem Bewusstsein und versuche aufzustehen. Als ich ein paar Schritte gehe, überfallen mich wieder meine schwarzen Gedanken. Langsam kommen die Erinnerungen wieder. Der Zwinger, dann nasses Fell und Zähne... Wahrscheinlich war das

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