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Im Wesentlichen Nichts
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eBook188 Seiten2 Stunden

Im Wesentlichen Nichts

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Über dieses E-Book

Ein Angestellter auf Abwegen, eine Generation im Gefühlschaos, das Morgenland, Drogensucht und eine als Türkin verkleidete Putzfrau, die in Wahrheit Erdenwächterin ist. Zwischen Kutterscholle in Kalifornien, rheinischen Brauhäusern und Wüstenstille entspinnt sich eine temporeiche Geschichte, die von den Dingen am Wegesrand erzählt. Vor allem von der Liebe … Dr. Michael Thalken (epa): "Dem Autor gelingt "eine gewisse Leichtigkeit des Erzählens, die den Leser sogleich gefangen nimmt und ihn nicht wieder loslässt, bis er ans Ende dieses 171-seitigen Romans angelangt ist. - Alles in Allem ein weiteres lesenswertes Buch von Markus Saga."
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum18. März 2019
ISBN9783748521631
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    Buchvorschau

    Im Wesentlichen Nichts - Markus Saga

    Markus Saga

    Im Wesentlichen Nichts

    Im Wesentlichen Nichts

    Markus Saga

    published by: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    Copyright: © 2019 Markus Saga

    Cover & Konvertierung: Sabine Abels | www.e-book-erstellung.de

    Die Liebe ist geduldig und freundlich.

    Sie kennt keinen Neid, keine Selbstsucht,

    sie prahlt nicht und ist nicht überheblich.

    Liebe ist weder verletzend

    noch auf sich selbst bedacht,

    weder reizbar noch nachtragend.

    Sie freut sich nicht am Unrecht,

    sondern freut sich, wenn die Wahrheit siegt.

    Diese Liebe erträgt alles, sie glaubt alles,

    sie hofft alles und hält allem stand.

    Die Liebe hört niemals auf.

    1. Kor. 13, 4-8

    Für Katharina. Du machst den Unterschied.

    Inhalt

    Teil I — Einige Monate vorher

    Was soll das alles hier?

    Kutterscholle in Kalifornien

    Jesuslatschen

    Teil II — Jahreswendezeit

    Glückskekse lügen!

    Falschparker aus dem Meer

    Liebe, verwickelt

    Teil III — Ein kurzer Sommer

    Gimme High five

    Schwanzlurche, Bongos, Ämter

    Der Bodenschläfer

    Persisches Sprichwort

    Teil IV — Nach der Kälte

    Kellerkinder und die Liebe

    Familienbande

    Eins

    Erzähler

    Ich heiße Martin. Zugegeben kein sonderlich spektakulärer Name, aber mein Leben war das auch nicht. Jedenfalls nicht, bis ich meinen Namensvetter getroffen habe. Ganz recht, es gibt zwei von uns. Warum ausgerechnet ich euch diese Geschichte erzähle? Wahrscheinlich, weil ich verrückt genug bin, dass ihr mir glaubt. Denn es geschehen ein paar überaus merkwürdige Dinge in diesem Buch. Wenn ich die nicht selber irgendwie mitbekommen hätte, dann würde ich sie wahrscheinlich für Blödsinn halten. Es wird übrigens eine ganze Zeit lang dauern, bis ich mich wieder zu Wort melde. Erst mal kriegt ihr es mit meinem Namensvetter zu tun. Und mit einem Traum, den er schon viel früher hatte. Bevor die ganze Sache wirklich losging.

    Traum

    Der Wolf hat ein blaues Fell und dunkelgelbe Augen, die leuchten. Der Weg, auf dem ich gehe, ist steinig. Eigentlich kann ich gar nicht drauf gehen. Die Steine sind viel zu groß und scharfkantig. Die Frau da vorne ist nackt. Ich müsste sie eigentlich auf die Arme nehmen, damit ihre Fußsohlen nicht verletzt werden. Sonst denke ich nichts. Das Tor auf der Hochebene ist offen. Ich sehe alte, sonnengebleichte Steine mit kleinen Rissen drin. Ich trete hindurch und bin alleine. Dann stehe ich vor einem Abgrund. Ich stürze mich hinunter. Statt unten aufzuklatschen, fliege ich. Hoch und tief und weit in den Himmel hinein. Ich kann das einfach so. Szenenwechsel. In der Wüste sitze ich an einem Feuer. Mir gegenüber ein Beduine. Indigoblaues Tuch, schwarze Augen. Das ist die schwärzeste Nacht, die ich jemals gesehen habe. Ich habe ja auch noch nicht viel gesehen. Dann schwimme ich durch ein Meer. Die Sonne über mir, die Luft ist blau. Ich schwimme wie ein Delfin bis zum Horizont. Ein tolles Gefühl. Am Horizont finde ich mich direkt vor der Sonne wieder. Ich stelle ihr eine Frage, die sie mir beantwortet. Sie ist ganz schön hell. Wieder bin ich woanders. Diesmal ist es ein Urwald, durch den ein Fluss fließt. Da sitze ich lange und höre dem Wasser zu. Im Grand Canyon stehe ich auf einer ewig hohen Steinsäule, die sich ganz alleine im Tal befindet. Und wieder fliege ich. Ich bin der König der Lüfte, weil ich weiß, dass ich niemals abstürzen werde. So etwas habe ich noch nie erlebt. Dann ruft mich eine Stimme zurück. Mist, verdammter. Ich will noch nicht und sauge mich fest in meinem Traum wie eine Zecke. Da ruft mich die Stimme schon wieder. Ob ich ihr vertrauen kann? Ich wage es und bin zurück am Tor. Mir gegenüber taucht ein steinernes Standbild auf. Statt da zu thronen, bewegt sich die Gestalt und umarmt mich. Ich finde mich in den Armen meiner Frau wieder und bin ganz überrascht.

    Herr Grünwaldt

    Als ich den Kopf hebe, sehe ich einen flüchtigen Schatten und warte auf eine Reaktion in meinem Hirn. Aber es scheint zu früh für eine Verbindung zu sein und so schließe ich die Augen wieder. Das schmatzende Geräusch irgendwo in der Ferne ist hoffentlich eine Kaffeemaschine, denkt es in mir, während gleichzeitig ein bollernder Tsunami in der Wand explodiert und mein Herz in einen wilden Galopp versetzt. Was um Himmels willen …? Da setzt mein Gehirn schlagartig wieder ein und mir wird übel bei dem Gedanken, was in der letzten Nacht wohl passiert sein mag. Das jedenfalls ist nicht meine Wohnung. Die Matratze, die mich beherbergt, schwimmt inmitten eines Meeres aus Dosen, Einkaufstüten, Klamotten, Zeitschriften und Zigarettenschachteln vor dem Tsunami davon. Die Bettwäsche immerhin ist aus Satin und dunkellila. Ich bin also wenigstens bei einer Frau gelandet. Das Bollern aus der Wand wird leiser und ich drehe meinen Kopf in Richtung der kaffeeduftenden Küche, aus der sonst leider nichts weiter zu vernehmen ist. Dann wuchte ich meinen gepeinigten Körper ans andere Ende der Matratze und durchsuche die leeren Schachteln auf dem Boden nach einer Zigarette, werde allerdings nicht fündig. Enttäuscht stehe ich auf, stolpere über meine Hose in Richtung eines arg ramponierten Holztisches, auf dem neben Asti Spumante und mehreren Feuerzeugen eine Probierpackung Drum liegt, aus der ich mir mit steifen Fingern eine Fluppe bastele. Nach den ersten Zügen betrachte ich mein Umfeld näher, vor allem die Skyline aus zernagten Gründerzeitvillen jenseits des schlierigen Fensters, aus dem mir ein paar verlorene Sonnenstrahlen entgegenkommen. Die Plastikuhr an der Wand zeigt fast halb eins und der Zeiger wandert unaufhörlich weiter.

    „Kaffee?"

    Die Frage kommt von schräg hinter meinem Kopf und ist rauer als die rissige Tapete daneben. Sie gehört zu einer blond gefärbten Dauerwelle, die feucht über schmalen Schultern endet. Ich grinse zurück und vergesse zu antworten, weswegen sich die Augenbrauen meiner Gastgeberin fragend nach oben in die sonnenbankgegerbte Stirn ziehen. Sie trägt ein langes One-Shoulder-Shirt über ansehnlichen Brüsten, viel Gold an den Fingern und nackte Beine. Die Füße stecken in pinken High Heels und der Kaffee ist gut. Bevor ich wieder draußen auf der Straße stehe, hat sie sogar einmal gelacht. Wenn auch nur, als ich mich mit Martin vorstelle und sie nach ihrem Namen frage. Ich weiß so gerade noch, in welcher Gegend wir letzte Nacht gestrandet sind und schlingere zur nächsten Straßenbahnhaltestelle. Das Fragezeichen, ob noch Wochenende ist, verfliegt mit immer mehr hastigen Beinen, Aktentaschen und Einkaufstüten, die meinen Heimweg kreuzen. Als endlich warmes Wasser über meinen Körper läuft und die Klamotten sicher in der Wäsche verstaut sind, kehrt etwas mehr Erinnerung an den verlorenen Abend zurück. Nichts davon bleibt. Aus den Resten im Kühlschrank stelle ich mir ein Frühstück zusammen und nehme ein paar der Glückspillen, die mein Arzt mir unlängst gegen die Bitterkeit in meinem Herzen verschrieben hat. Dann lege ich mich nackt ins Bett und bin bereit zu sterben.

    Teil I

    Einige Monate vorher

    Was soll das alles hier?

    Herr Grünwaldt

    Die Petunien blicken mich vorwurfsvoll an. So als ob sie sagen wollten: „Siehst du, das hast du jetzt davon." Ich habe eben keinen grünen Daumen. Ob die Klematis sich mit der Passionsblume verträgt, ist auch noch nicht ausgemacht. Das war Margas Revier. Punkt, Aus, Ende. Bevor sie den Garten angelegt hat, gab es hier nur Gestrüpp und Unkraut, so weit das Auge blickte. Da hat sie drin gewütet. Als es mit uns bergab ging auch. Fuck.

    Im Radio läuft wieder so ein Mist. Die Moderatorin ist krampfhaft bemüht, lustig zu sein. Die Show heißt „Schmier mir eine". Es geht um Brötchen. Ich schlage besser die Zeitung auf, auch wenn da immer weniger Interessantes drin steht. Ich bin ein Fossil und kann eh nichts dran ändern. Die Todesanzeigen werden jetzt auch schon bunt und die Einschläge kommen heute besonders nahe: 1956 hier geboren und in Washington D.C. gestorben, 1958 (im Nachbarort), 1959 und ein Künstler, 1961 (!) mit einer zusätzlichen Anzeige seines Arbeitgebers, 1963 (!!), und eine Frau schießt mit 1969 sogar deutlich über das Ziel hinaus. Was bitte ist denn bloß los?

    Das Wochenende ist zum Faulenzen da und zum Spaß haben. Ich klettere in meinen Lesesessel, der genau auf den Garten zeigt und blättere in der Beilage. Die müssen ganz schön um ihre Existenz kämpfen. Es gibt zu viele Apps, Blogs und Blubbs. Ich kenne mich da nicht so genau aus, aber es ist auf jeden Fall zuviel. In der Beilage gibt es zum Glück einen interessanten Artikel, denn unter der Eifel rumort es und da bin ich schließlich geboren. Die letzten Ausbrüche der Vulkane liegen zwar mehr als 10.000 Jahre zurück, allerdings ist die Wissenschaft offenbar überzeugt, dass von ihnen noch eine Gefahr ausgeht. Jetzt würde ich gerne Vater anrufen. Lea hat als Kind immer gesagt: „Opa weiß alles. Die Deutsche Vulkanologische Gesellschaft auf ihrem Gebiet wahrscheinlich auch, und in ihrem Memorandum, unterzeichnet von immerhin elf Wissenschaftlern, wird auf das Gefährdungspotenzial hingewiesen. Es gebe deutliche Hinweise darauf, dass sich in der Eifel in 40 bis 100 Kilometern Tiefe ein Bereich befinde, in dem die Temperatur deutlich höher sei als in der Umgebung. Das wiederum sei ein Hinweis für den Aufstieg von Magma aus dem Untergrund. Sagt ein Kölner Professor. Das gefährliche Gebilde heißt im Fachjargon Plume und im schlimmsten Fall droht der Eifel die Wiederholung des Laacher-See-Ereignisses von vor knapp 13.000 Jahren mit dem Ausbruch gigantischer Aschemengen, die alles unter sich begraben. Ich stelle mir den Laden von der alten Rosenke vor, der Halsabschneiderin. Oder besser noch: die Wassongs. Sitzen mit ihren Lästermäulern direkt auf der Plume, wie die mit Kawumm in die Luft geht. Das habt ihr jetzt davon. Ich musste mich bei denen sogar entschuldigen, obwohl die Wassong gelogen hat, nicht ich. Sie hat gesagt, ich bin so verzogen wie meine Mutter. Und dass wir die fette Töle beim Fußball abgeschossen haben, dafür konnte ich nichts. Schon wieder Buße tun. Diesmal musste ich den scheiß Rasen mähen. Bestimmt ein Hektar. Rache war Blutwurst und trug den Namen Carlo. Der gefährlichste Kampfkater vom ganzen Dorf. Die Töle sah danach echt gerupft aus und die Wassong hat fast einen Herzkasper gekriegt. Ach, was waren das herrliche Zeiten! Aber zurück zur Plume. Der Professor sagt, es lässt sich nicht mit 100-prozentiger Sicherheit ausschließen, dass es bereits nächste Woche zu einem Vulkanausbruch in der Eifel kommt. Mit globalen Konsequenzen, wie es scheint. Das geht dann doch zu weit, wenn mein geliebtes Rheinland so den Bach runtergeht. Rosenke hin, Wassong her. Ein paar Zeilen weiter bin ich wieder beruhigt: Es gibt zurzeit keine Anhaltspunkte für einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch, sagt der Professor. Was sich derzeit dort im Untergrund tue, unterscheide sich nicht signifikant von den Aktivitäten in den letzten 50 Jahren. Bis auf einige winzige Beben unlängst, die man nicht so genau einordnen könne. „Irgendetwas hat sich dort im Untergrund getan. Der Mann sollte Politiker werde, so wie der rumeiert, finde ich. Prompt empfiehlt er, die Feuerberge gründlicher und dauerhaft zu überwachen. Forschungsgelder, daher weht also der vulkanische Wind.

    Esther

    Ich hasse dieses Kopftuch. Und dann erst der Kittel. Ich komme mir vor wie unter einer Burka. Die Arme sind mit diesen Gummiüberziehern verunstaltet und statt Pumps trage ich Arbeitsschuhe. Sehr sexy. Am liebsten würde ich den ganzen Kram ausziehen und wegschmeißen. Aber dann würden sie ihre Zungen gar nicht mehr eingeklappt kriegen. Ich seh das ja bei meinen Kolleginnen. Bin gespannt, wann der Erste trotzdem versucht, mich anzumachen. Was ein Pack. Wenn einer versucht, mir unter den Kittel zu greifen, knall ich ihm eine. Verdammtes Geld.

    Herr Grünwaldt

    Nachdem der restliche Sonntag ohne größere Überraschungen vorbei gegangen ist, setze ich mich pünktlich um 07.20 Uhr am nächsten Morgen hinter das Steuer meines C-Klasse Mercedes, um kurze Zeit später den dichten Berufsverkehr auf dem Weg zu meinem Park and Ride-Stellplatz zu verfluchen. Ich sollte mir ein Fahrrad kaufen und die paar Meter bis zum Bahnhof als morgendliches Fitnesstraining nutzen. Zu Fuß dauert es zu lange. Mit dem Fahrrad würde es klappen. Nur den inneren Schweinehund überwinden, das muss doch gehen. Ich denke an meinen Religionslehrer mit den dicken Schweißflecken unter den Achseln. Und diese Helme sehen auch wirklich bescheuert aus.

    Abseits des Pendlergewusels sitzt der Penner mit seiner Rotweintüte auf einer Bank. Kurz nach mir kommen die Bohnenstange mit dem ausgelaugten Alleinerziehendengesicht und der Gartenzwerg mit den Birkenstock-Latschen, der

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