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Furcht und Ekel. Das Privatleben glücklicher Leute
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Ebook87 pages56 minutes

Furcht und Ekel. Das Privatleben glücklicher Leute

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Warum finden Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit immer wieder geistige Nahrung und Aktionsraum in der deutschen Gesellschaft? Dirk Laucke ist dieser Frage nachgegangen und nennt im Ergebnis sein Stück nicht zufällig Furcht und Ekel. In Analogie mit den Stückvorgängern Furcht und Elend des Dritten Reiches von Bertolt Brecht (Titel der amerikanischen Fassung von 1945: "The Private Life of the Master Race") und Furcht und Hoffnung der BRD von Franz Xaver Kroetz demonstriert Dirk Laucke eine schonungslose Bestandsaufnahme der geistig-ideologischen Verfassung quer durch die sozialen Schichten, und er lässt dabei auch das Schulsystem und den Theaterbetrieb nicht aus.
Basierend auf Augenzeugenberichten und Zeitungsnotizen entstand eine Collage aus 22 einzelnen Szenen. Einige Charaktere kommen dabei öfter vor, wie zum Beispiel Danny, Rille und Micha, drei Jugendliche aus einem sozialen Brennpunkt. Sie finden sich zu einem brutalen Rachefeldzug gegen den Ex von Michas Freundin zusammen, der angeblich ihren Sohn missbraucht hat… In einer anderen berichtet eine Journalistin über das Schicksal eines immer aufs Neue diskriminierten Roma, eine weitere zeigt den scheiternden Versuch, eine Gegendemonstration zu einem Nazi-Fackelzug zu mobilisieren... – Entstanden ist eine Studie über die gefährliche Kontinuität rechten Denkens in deutschen Köpfen vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Verwerfungen.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateAug 2, 2018
ISBN9783746747651
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    Furcht und Ekel. Das Privatleben glücklicher Leute - Dirk Laucke

    1. Abfertigung / Der Verrat

    Flughafengeräusche. Karl und Meret mit Handgepäck.

    MERET Jetzt ist es eh zu spät.

    KARL Meine, meine-- Ich hatte doch meine Brille nicht mal auf.

    MERET Jetzt sind sie drin, durch die Sicherheitsschleuse. Tschüss.

    KARL Wie sollte ich ohne meine Brille-- Ich kann nicht mal Auto fahren. Wie sollte ich erkennen, was da los ist? Es ging ja auch dermaßen schnell. Er kam rein, hat mich angesehen und hat sich in der Kabine versteckt. Ich / am Händewaschen.

    MERET Er hat was?

    KARL Die kommen rein: Ist hier ein Afrikaner rein?

    MERET Er hat dich angesehen?

    KARL Was spielt das für eine Rolle? Was sollte ich machen? Ist hier ein Afrikaner rein? - Afrikaner? Es war ein Reflex. Ich hab hin gesehen, zu der Kabine. Nur hingesehen. Gesagt hab ich nichts.

    Pause.

    KARL Gesagt hab ich nichts. Soll ich mir ein Verfahren einhandeln, Verhinderung der Amtsausübung. Warum tun denn all die andern Leute nichts? Wie sie ihn da raus gezerrt haben - das haben doch alle gesehen. Wie sie ihm den Motorradhelm aufgesetzt haben. Hundert Zeugen.

    MERET Wozu ein Motorradhelm?

    KARL Aber ich soll was sagen? Ich hab an unseren Koffer gedacht. Warum ich?

    MERET Damit er sich nicht selber den Schädel aufschlägt, oder was? Wir melden das mit dem Koffer. Die schicken ihn nach Hause.

    KARL Und wenn er weg ist? Ich brauch die Brille, Meret.

    MERET Wenn. Ist er nicht. Werden wir sehen.

    KARL Witzig.

    Pause.

    KARL Was hab ich dir getan? Wenn du so mutig bist, du hast doch noch Zeit, du kannst doch noch hingehen. Mach einen Appell. Beschwer dich. Los, Revolte. Mach doch was.

    MERET Hab ich was gesagt?

    KARL Hast du nicht, aber mir zum Vorwurf / machen

    wollen--

    MERET Mich hat er nicht angesehen. Du hättest ihn decken können. Aber du kuschst vor allem, was eine--

    KARL Pscht.

    MERET Pscht mich nicht an, du du du--

    KARL Sags. Und du kannst alleine nach Hause fahren.

    Meret beißt sich auf die Lippe bis es blutet.

    2. Kinderkino I

    Schulhof. Lautes Gerangel, Kindergeschrei. Kind 1 spielt mit seinem Handy. Kind 2 kickt mit dem Fußball.

    KIND 1 Kuck dir mal die Fotze an, die lässt sich von fünfzehn Männern ficken. Oh, Mann, ich würd auch gern mal so eine Hure ficken.

    Kind 2 hört auf Ball zu spielen.

    KIND 1 Kuck.

    Kind 2 fängt wieder an, Ball zu spielen.

    KIND 1 (lacht) Bohaha, Alteeer--

    Kind 2 schielt zum Handy. Es lacht mit.

    3. Silber I / Dienst am Volke

    Halle Silberhöhe, 2007. Imbiss. Rille und Danny essen Döner.

    RILLE Hastu die gesehn Aller und du sachst, wir bleim zu Hause hocken. Is doch geil hier, Junge. Is doch geiler als ständig da drinne zu hocken un sich eine Schnur nach der annern in die Nase zu knerrn. Bissel Drehfleischzeuch. Und abgesehn davon kriechtma gleichma auchma n bisschen was von der Landschaft mit, sachmama, geile Mülfs unsoweiter. Schmeckt wo nich.

    DANNY Doch.

    RILLE Ziehste dann fürne Flunsche, aller Fotzerich.

    DANNY Zieh ich ne Flunsche.

    RILLE Zuviel Zwiebel oder was.

    DANNY Is mein Gesicht, Junge, kann mir kein anderes leisten.

    RILLE Schmeckts nach Alis Nillenkäse.

    DANNY Mehmed.

    RILLE Mir doch bockwurstich, wie Ali sein Nillenkäse nennt, Aller, Aas. Mülf auf zwölf. Apropopo Appelpo. Sprich Micha nicht auf seine Alte an, der hat Beef mit der.

    DANNY Katrin.

    RILLE Was ne echt geile Mülf is, Aller, wenn du mich frachst, aber psst.

    DANNY Wo stecktn der überhaupt.

    RILLE Die Mülf liecht dem Fotzerich inn Ohrn, seitdem ihr Ex zurück is und ein auf Vaterschaftsansprüche macht. Aufm Klo. Kuck dir den Arsch an, Junge. Siehste von Weitem, dass der hart is wien Gummiball. Die kriecht ne Laola. Biste dabei. Gestern hatsen wieder angefunkt-- Scheiße, Aas, Ali, hab ich doch gesacht ohne Knoflocken.

    DANNY Warum hat die Mülf ihrn Ex angefunkt.

    RILLE Nich ihrn Ex, Aas, wie dumm bistu denn, Aller. Micha. Die hat Micha angefunkt und ihm irgendwas gesteckt und seitdem isser fotzoid schlecht gelaunt. Laolo in drei. Biste nun dabei oder nich. Drei--

    DANNY Haste ma dadran gedacht, dein Ausdruck n Tick zurück zu schrauben.

    RILLE Zwei. Was fürn Ausdruck, Junge, verdirb mir ja nich, die Mülf, Aas. Eins.

    OOOAAAAAAHHH - was is, mach mit - HEEEEEY! Taub oder was. Sowieso alles Fotzen, Junge.

    DANNY Das meine ich.

    RILLE Frigide Pottsau, die Alte. Was meinste.

    DANNY Die hatte n Wanst dabei.

    RILLE Isses meiner. Einmal anner Studentin geleckt und schon haste Diplom oder was.

    DANNY Mein ich nich, Aas.

    RILLE Vergiss die doch. Die wollte sowieso nüscht von dir.

    DANNY Was ich meine is, kuck dir die Wänster doch an. Solln die mit ihrn Dreijahren oder wie alt die sind, sollen die da ständig nur F-Wörter in ihren zarten

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