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Echtes Gulasch: und andere Geschichten
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Ebook134 pages1 hour

Echtes Gulasch: und andere Geschichten

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About this ebook

Skurrile Geschichten, schwärzlicher Humor, Abgründe und lichte Höhen. Von Mutters Reise zum Gulasch, über eine zauberhafte Begegnung mit einer Hexe, zur bitterbösen Geschichte vom Nachlass, Tod eines Rauchers, Aufruhr im Kirchenschiff und der Begegnung mit einer Fliege. Unterhaltsames und Verwunderliches.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateNov 11, 2011
ISBN9783844213096
Echtes Gulasch: und andere Geschichten

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    Book preview

    Echtes Gulasch - Peter J. Gnad

    Echtes Gulasch

    und andere Geschichten

    von Peter J. Gnad

    Erweiterte Fassung

    published by:  epubli GmbH, Berlin,

    www.epubli.de

    ISBN 978-3-8442-1309-6

    Copyright: © 2011 Peter J. Gnad

    Umschlaggestaltung, Illustrationen, Fotos vom Autor selbst.

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, ohne Zustimmung des Verlages und des Autors, ist unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

    Peter J. Gnad - 1950 geboren, aufgewachsen in Graz, Österreich. Lebte in den USA und Deutschland. Journalist, Autor, Fotograf, Musiker, Regisseur, Film, Fernsehen. Das gesuchte Abenteuer des Lebens erfolgreich gefunden. Ohne jegliche Langeweile, zwar mit Verletzungen und zurückbleibenden Narben, aber ohne den Wunsch auch nur Teile davon nicht erlebt zu haben. 

    Bücher:

    Querverkehrt

    Echtes Gulasch

    bin in Afghanistan

    Kreiss-Lauf

    Echtes Gulasch

    Also pass' auf, du kannst dich doch noch an den Franzl erinnern, oder? Weißt' schon, der Schwule aus Wien, der Bühnenarchitekt oder was er war - an der Staatsoper. Jetzt ist er ja schon in Pension. Teresa sagen seine Freund' zu ihm...

    Meine Mutter muss ihre Erzählung abbrechen, ihr Oberkörper wird von konvulsivischen Zuckungen heimgesucht, sie lacht, was ihr Bauchmuskel bereit ist herzugeben. Sie ist ein Kapitel für sich in dieser Geschichte, weil ihre Art zu erzählen wesentlichen Anteil an der Bildhaftigkeit des Geschehens hat. Meine Mutter kann nämlich nicht erzählen. Man sagt, an ihr sei eine Schauspielerin verloren gegangen, aber ich glaube das nicht. Sie wäre nicht gut gewesen auf der Bühne, wäre entweder jedes Mal vor Schmerz mitgestorben oder hätte sich bei jeder zu erzielenden Pointe schon vorher in die Hosen gemacht. Was sie übrigens, wenn sie einen Witz erzählt bekam, des Öfteren androhte - als ob es nicht ihre Hosen wären. Gleichgültig, ob sie einen Witz erzählt bekam, oder ob sie selbst einen Scherz machte. Oft kam sie nicht einmal bis zum Ende, weil diverse Lachkrämpfe allen Erzählfluss zerstörten und manchmal vergaß sie sogar die Pointe.

    Eigentlich heißt er ja Franzl, aber alle seine Freunde sagen Teresa zu ihm, vollständig Teresa von Connersreuth, weil er ja eigentlich eine DAME ist... Naja und man weiß ja, wie das ist, der Zirkel der Leute ist ja sehr, wie soll man sagen, äh, geschlossen. Da sind ja auch nur wenige Nichteingeweihte zugelassen. Ich bin eine der seltenen Ausnahmen... Naja schau, wann immer ich in Wien bin und in die Oper will, geh ich zum Franzl, wohne bei ihm und er verschafft mir auch noch die Karten. Naja, ich mein', es ist alles wirklich ganz herzlich und freundschaftlich. Er ist ja wirklich ein ganz lieber Kerl. Weißt', intelligent, witzig, gebildet, hat Manieren, ein echter Gentleman. Nur etwas gibt's, da spinnt er ganz ordentlich und kräftig. Er ist knauserig bis dorthinaus, geizig, manchmal richtig kleinkariert, wenn's darum geht in der Straßenbahn schwarz zu fahren oder sonst irgendjemand, um eine Lächerlichkeit herunterzuhandeln, nötigenfalls auch zu betrügen. Auf der anderen Seite ist er ein guter Mensch, geht an keinem Bettler vorbei ohne was dazulassen, meist sehr großzügig, er spendet auch an Hilfsorganisationen. Aber wenn's ums Fahrgeld in der Straßenbahn geht, fallen alle Hemmungen... Na, jedenfalls... Nein... es geht nicht...

    Hier setzte der zweite Lachsturm ein, der die Fortsetzung der Geschichte neuerlich verwehte.

    Eines Abends hat er gesagt, 'weißt was Grete, morgen lad' mir uns alle meine Freund' ein... zu an gscheit'n Gulasch. Was Ordentliches, sodass auch alle satt wern', meine Freund'... Und dass ich keine Angst haben bräuchte, weil, naja, äh, die wollen ja nix von Frauen, weißt eh! Und dazu hat er ang'fangen ganz verschämt mit seinen Augendeckeln zu klimpern. 'Ein richtiges Gulasch. Ich, oder vielmehr WIR gehen zusammen einkaufen... 'Naja gut, ich mag ja Gulasch, ein echtes; also bin ich halt mit ihm einkaufen gegangen... Da schleppt der mich von Metzger zu Metzger. Und des passt ihm nicht und das Nächste auch nicht, und so weiter, und so weiter, nix is ihm recht, bis endlich die G'schäfte alle zu g'macht haben. Kauft ER schließlich im letzten Supermarkt, den letzten Dreck zusammen, dass mir schon ganz schlecht g'worden ist beim Zuschauen. Ich hab ihn dann gerade noch überreden können, seinem Herzen doch einen Stoß zu geben und auch noch ein bisserl gutes Fleisch zu kaufen... Du kannst dir das nicht vorstellen... Zu Hause hat er dann gesagt, 'So, dann hilfst mir jetzt aber schon auch noch weiter', hat mir gezeigt, wo ich alles finde und teilt mich glatt zum Zwiebelschneiden ein, Salat waschen, die niederen Dienste halt. Er selbst packt das Fleisch aus, wetzt das Messer und richtet die Gewürze her... Pffffff... Sie lacht wieder los.

    Mutter!!

    Darum hat er sich richtig gedrängelt. 'Das Fleisch schneide schon ich, darum brauchst dich nicht kümmern!' Zu dem Zeitpunkt hab ich das natürlich noch nicht verstanden, wer konnte das auch ahnen, warte jetzt kommt's!

    Ein wahres Furioso von Lachsturm fegte über meine Mutter hinweg.

    Mutter, bitte komm' zur Sache...!

    Dann hab' ich bemerkt, dass er das Fleisch in zwei Häufchen aufteilt, ein kleineres und ein größeres, dachte mir aber nichts dabei, beschäftigte mich weiter mit dem Gemüse. Franzl schiebt den größeren Haufen vom Schneidebrett in einen großen Topf um es mit dem nun schon glasigen Zwiebel anzubraten. Ich dachte mir noch immer nichts... Nun aber der blanke Wahnsinn... Da geht der Franzl aus der Küche und kommt mit dem Nähzeug wieder zurück - der kleine Fleischhaufen liegt noch immer auf dem Schneidebrett – er nimmt eine dicke Nadel und fängt an jedes einzelne Stück Gulaschfleisch - ich hab dann gesehen, dass es natürlich das MAGERE war - auf einer Art Sattlergarn aufzufädeln. Also ganz genau durchstechen, nachziehen, das nächste Stückerl und das nächste, sodass letztlich alle Fleischstückerln aneinanderhängen. Die zwei losen Enden verknotet, der Ring auf Reißfestigkeit überprüft, wirft er das Ganze in den Topf, zu dem anderen, darin bereits bruzzelnden Fleisch. Ich hab einigermaßen verständnislos zug'schaut, kannst dir ja vorstellen. Inzwischen hat es an der Tür geläutet und ich bin aufmachen gegangen - seine Freunde. Ich hab mich dann mit denen bekannt gemacht, ein bisserl getratscht, waren alle gaaanz liebe Leute!

    Der Nachsatz kam mit besonderer Betonung. Sollte nur ja niemand denken, dass SIE etwas gegen Schwule hatte.

    Nein, ganz im Gegenteil, die sind doch interessant... und meistens ja auch recht gutaussehend... wenngleich, naja... hat ja eh keinen Sinn!

    Sie lacht verschämt, wie ein kleines Mädchen, zwinkert mir dabei zu.

    Einmal hab' ich zu ihm gesagt, 'weißt, Franzl, ihr entziehts der Frauenwelt da eine ganze Menge gutaussehender Männer', worauf der Franzl g'sagt hat, 'Grete, du musst des nur umgekehrt sehen, wie viele schöne Männer uns entgehen, wegen euch... Frauen!' - er gebrauchte einen anderen Ausdruck! Naja, ich meine, eigentlich hat er ja auch recht; von seiner Warte aus gesehen...

    Und sie kicherte und gackerte schon wieder los, es ist mühsam.

    Mutter, was war denn nun weiter?

    Ach so ja... das Gulasch, hihihihi... Als ich dann wieder in die Küche komme...

    Die Sätze wurden jetzt nur mehr abgehackt und mühevoll, immer wieder durch heftiges Prusten und Keuchen unterbrochen, hervor gestoßen.

    Steht der Franzl am Herd und rührt im Topffff... nein,...ich kann nicht mehr, ich halt's nicht aus, ich glaub ich mach mich an!

    Da war sie wieder, diese handfeste Drohung an ihre direkte Umwelt.

    Da steht der also am Herd und rührt in seinem Gulasch, ich komme von hinten an ihn heran, sehe ihm über die Schulter hinweg zu, beobachte ihn ein wenig von der Seite und frag' dann so ganz harmlos...

    Hier wäre noch anzumerken, dass meine Mutter nie so ganz harmlos zu fragen pflegte und schon gar nicht, wenn sie es derart betonte.

    "Sag' einmal, Franzl...(eine deutliche Zäsur), wieso hast'n du eigentlich des Fleisch aufg'fadelt...? Schaut der mich ganz groß an, taucht seinen Kochlöffel in das Gulasch und hebt das an dem Faden zusammenhängende Fleisch heraus, hält es grinsend, quasi triumphierend in die Höhe und sagt seelenruhig: 

    Du, äh, das is meine Portion! Da kann ich nachher beim Austeilen besser trennen...

    Meine Mutter baut genüsslich eine Pause ein. Ich schaue sie verständnislos an.

    Da sagt der glatt: 'Schau, das da is für mich! Wenn ich dann austeilen tu, fahr ich einfach mit dem Kochlöffel hinein und tauch' mir meine Portion heraus - Ich hab's noch immer nicht glauben wollen, hab noch einmal nachgefragt - 'Ja, klar' sagt er 'ich bin doch nicht blöd, ich werd' doch net des Beste hergeben... Das Aufg'fadelte ist für mich und der Rest für meine Freund'!.Ich stehe da wie vom Donner gerührt, frage noch einmal nach, will's nicht glauben - Franzl, was sagst' da? Und er sagt: 'Ja, ich mach das immer so, ich geh' mich doch nicht streiten, mit meinen Freunden ! Ich löse das Problem vorher, ganz einfach, pragmatisch! Ist übrigens eine gute Methode, könnt'st dir ruhig auch merken. Meine Erfindung, sollt' ich mir eigentlich auch patentieren lassen !

    Eine neuerliche Kunstpause markierte Mutters wohlüberlegten und etwas nachdenklich gesprochenen Nachsatz.

    Ich hab dann wahrscheinlich auch so blöd dreing'schaut wie du jetzt und nur mehr gesagt: Franzl, manchmal ist es richtig schön, dich als Freund zu haben."

    Mutter schüttelte sich vor Lachen, lief los in Richtung Toilette und ich war vollkommen platt. Ich kann es kaum erwarten, die nächsten erbaulichen Geschichten vom Franzl zu hören. Es lebe das goldige Wienerherz und alle seine Verwandten !

    ENDE

    Im Tal der Hexe

    Schon das Haus allein sah so aus, dass ich es erst mal neugierig umrundete. Es musste sehr alt sein. Die kleinen, mittelalterlichen Luken, die es im unteren Teil aufwies, waren mit großen rostigen,

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