Die schönen Seiten des Winters
By Sarah Smit
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About this ebook
Sie liebt Weihnachten.
Mina setzt alles daran, ihn umzustimmen.
Wird es ihr gelingen?
Dieser Roman ist für Jugendliche und junge Erwachsene und ist in 24 Kapitel eingeteilt, die man wie ein Adventskalender lesen kann. Mit Mina und Jannik kann man gemeinsam die Vorweihnachtszeit miterleben und genießen.
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Book preview
Die schönen Seiten des Winters - Sarah Smit
Die schönen Seiten des Winters
Die schönen Seiten des Winters
1.Dezember
2. Dezember
3.Dezember
4.Dezember
5.Dezember
6.Dezember
7 . Dezember
8.Dezember
9.Dezember
10.Dezember
11.Dezember
12.Dezember
13. Dezember
14.Dezember
15.Dezember
16.Dezember
17.Dezember
18.Dezember
19.Dezember
20.Dezember
21.Dezember
22.Dezember
23.Dezember
24.Dezember
Epilog
Danksagung
Sarah Smit
Die schönen Seiten des
Winters
Impressum:
© Sarah Smit, 2017
Alle Rechte vorbehalten
Titelbild: Annika Gehrt
Umschlaggestaltung: Sarah Smit
Dies ist ein fiktiver Roman. Namen, Charaktere und Handlung sind frei erfunden. Übereinstimmungen sind rein zufällig.
Für mein Krümel
1.Dezember
Ich konnte es kaum glauben! In nur 23 Tagen war schon Heiligabend. Die Zeit rannte nur so davon. Obwohl es noch drei Wochen waren und ich noch regelmäßig zur Schule musste, waren genau diese 23 Tage immer etwas ganz Besonderes für mich. Das lag bestimmt an der Vorfreude. Heute war der erste Dezember und ein Dienstag. Da meine Familie keine Zeit oder Lust hatte etwas mit mir zu unternehmen, wollte ich meinem besten Freund Jannik einen Besuch abstatten. Meistens war es so, dass er hier bei mir rumhing, doch heute wollte er wegen der Kälte das Haus nicht verlassen. Ich wusste einfach nicht, was sein Problem war, denn so kalt war es noch gar nicht. Ich zog mir meine Winterstiefel, meine Mütze und meine Handschuhe an und wickelte mir meinen Schal um den Hals, den meine Mutter extra für mich gestrickt hatte.
„Ich bin bei Jannik!", rief ich durchs Haus.
Als ich, wie üblich, keine Reaktion darauf bekam, verließ ich das Haus und machte mich auf dem Weg zu ihm. Es war etwas kälter geworden, daher umklammerte ich meinen Oberkörper mit meinen Armen. Somit ging kaum etwas an Wärme verloren und die Kälte kam nicht herein. Ich hatte es von mir aus nicht weit zu Jannik. Nach weniger als zwanzig Minuten konnte ich schon an seiner Haustür klingeln. Ich musste einige Sekunden warten, bis Jannik mir die Tür öffnete. Er stand in einem dicken Wollpullover, eine sehr kuschelig aussehenden Jogginghosen und selbstgestrickten Socken vor mir.
„Du hast dich also wirklich in die Kälte getraut", stellte Jannik fest und sah mich stolz an.
„Warum auch nicht? Ich mag den Dezember und will auch nicht den ganzen Tag im Haus sitzen, nur weil es kälter geworden ist. Es sind immerhin nur noch 23 Tage bis Heiligabend."
„Können wir Weihnachten nicht dieses Jahr ausfallen lassen?", fragte Jannik, während er mich ins Haus ließ.
Er stellte mir jedes Jahr diese Frage und ich konnte wie jedes Jahr nur eins darauf antworten. „Es ist doch nur einmal im Jahr, also stell dich mal bitte nicht so an, du Weihnachtsmuffel. Ich verdrehte meine Augen, als ich das sagte. „Ich mag Weihnachten und die Vorweihnachtszeit eben nicht. Ich kann sehr gut darauf verzichten.
„Was stört dich denn bitte so daran?", fragte ich ihn.
„Ich weiß auch nicht. Am schlimmsten ist es, dass es im September schon Weihnachtssüßigkeiten gibt, die in der ersten Zeit einfach am besten schmecken und man zu Weihnachten einfach keinen Hunger mehr darauf hat. Dann fangen sie auch gleichzeitig schon um die Zeit damit an, Weihnachtsmusik im Radio zu spielen und jeder meint, genau dann anzufangen, Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Das macht die ganze Vorfreude darauf kaputt. Es wird zudem kalt und irgendwann fängt es auch noch an zu schneien. Das nervt mich eben!"
Ich konnte nicht anders und musste grinsen. „Du hast irgendwie was von dem Grinch. Dir fehlt nur noch die grüne Farbe." Jannik streckte mir die Zunge heraus und wir mussten beide lachen. Dann schaffte ich es endlich aus meiner Winterjacke, meinen Handschuhen, meiner Mütze und meinem Schal, da schlug Jannik vor Tee für uns zu kochen. Ich nickte ihm zufrieden zu und folgte ihm in die Küche.
Während er das Wasser für unseren Tee aufsetzte, machte ich es mir auf einem der Küchenstühle gemütlich. Es war mollig warm in der Wohnung und es duftete im ganzen Haus nach Zimt. Ich liebte den Duft von diesem Gewürz und das verstärkte meine Weihnachtsvorfreude noch viel mehr.
„Ich kann einfach nicht verstehen, was du an Weihnachten nicht magst. Das ist immerhin das Fest der Liebe", stellte ich verwundert klar.
„Ich habe dir doch an der Tür schon gesagt, was mich so daran nervt", antwortete Jannik abgehackt, der gerade das Wasser in zwei Tassen goss und mir meine Tasse mit Teebeutel in die Hand drückte. Er schien nicht weiter darüber reden zu wollen und ich gab mich ausnahmsweise mal geschlagen. Zumindest für einen kurzen Augenblick.
Hier duftet es voll nach Zimt, sagte ich zufrieden und atmete den Duft tief ein. „Ich liebe dieses Gewürz.
„Meine Mutter hat einen Apfelkuchen gebacken. Wenn du willst kannst du gleich ein Stück essen", schlug Jannik mir vor.
Ich nickte ihm zu und sagte erst mal nichts weiter. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um Jannik doch noch von Weihnachten zu überzeugen. So konnte das ja nicht weiter gehen.
„Du, Jannik?", fing ich mein Gespräch an. Jannik blickte von seinem Tee auf und lächelte mich an. Es war sein spezielles Lächeln, bei dem sich Grübchen um seine Mundwinkel bildeten und das mich jedes Mal zum Lächeln brachte.
„Ich finde es echt blöd, dass du nichts für Weihnachten übrig hast. Ich will das unbedingt ändern! Ich will dir zeigen wie schön Weihnachten sein kann. Was hältst du davon?"
Jannik sah mich entsetzt an und antwortete: „Was ich davon halte willst du wissen? Eigentlich gar nichts! Aber du kannst es gerne mal versuchen. Vielleicht hast du ja Erfolg."
Ich sprang vom Stuhl auf, rannte auf Jannik zu und sprang ihm in die Arme.
„Wir werden so viel Spaß haben! Ich habe ja jetzt 23 Tage und heute fangen wir gleich damit an", sagte ich voller Freude, umarmte ihn ein weiteres Mal und ließ ihn nicht mehr los. Ich atmete seinen Duft ein, und gleich schlug mein Herz schneller. Ich musste mich sofort aus der Umarmung lösen. Nicht dass er das noch merkte.
„Habt ihr eigentlich einen Adventskranz?", fragte ich nach. Ich wusste ja, dass der Rest der Familie auch nicht so von Weihnachten und der Vorweihnachtszeit angetan war.
„Ne, wofür auch?"
„Weil ein Adventskranz einfach zur Vorweihnachtszeit dazu gehört, erklärte ich leicht entsetzt und fügte hinzu: „Ich trinke jetzt meinen Tee aus, besorge die Sachen für einen Adventskranz und dann basteln wir einen. Nachher zünden wir dann gemeinsam die erste Kerze an. Das wird toll!
Ich erkannte an Janniks Gesichtsausdruck, dass er eigentlich keine Lust dazu hatte und er es wirklich nur mir zuliebe tat. Das rechnete ich ihm auch wirklich hoch an. Ich trank meinen Tee schnell auf, zog mir meine Sachen über, um draußen nicht zu erfrieren und sprintete los. Ich wollte in unserem Keller nachsehen, ob wir noch etwas an Weihnachtsdekoration übrig hatten, um bei Jannik zuhause zumindest ein wenig Weihnachtsstimmung zu verbreiten. Ich wurde auch fündig, packte alles zusammen was Jannik und ich gebrauchen könnten und war daraufhin auch schon wieder auf dem Weg zu meinem besten Freund. Ich freute mich riesig darauf, noch einen Adventskranz zu basteln und zu gestalten. Ich liebte es sehr, kreativ zu sein.
Mit einer vollen Kiste mit Weihnachtsdekoration stand ich nach ungefähr zwanzig Minuten erneut vor Janniks Haustür und versuchte den Klingelknopf zu betätigen. Es war gar nicht mal so einfach, denn ich wollte die Kiste nicht abstellen. Doch bevor ich nur in die Nähe des Klingelknopfes kam, hatte Jannik die Haustür schon geöffnet und stand grinsend vor mir.
„Na, schaffst du es alleine, oder soll ich dir irgendwie helfen?"
Ich drückte Jannik die Kiste in die Hand, schummelte mich an ihm vorbei und rief, während ich in die Küche ging: „Danke Jannik!"
Er kam nur wenige Sekunden nach mir in die Küche.
„Du bist echt ein Schatz", zog ich ihn auf und er streckte mir die Zunge heraus.Das war irgendwie normal zwischen uns. Wie beste Freunde sich nun mal ab und zu neckten.
Jannik stellte die Kiste vor mir ab und ich packte ein Teil nach dem anderen aus, bis der ganze Tisch komplett bedeckt und die Kiste vollständig leer war. Alles was sich auf dem Tisch befand war relativ frisches Tannengrün, Kerzen in den verschiedensten Farben, bunte Schleifen, Weihnachtskugeln und noch viel mehr Dekorationszeug.
Ich drückte Jannik ein Gerüst in die Hand und erklärte ihm, dass er darum das Tannengrün wickeln sollte. Er nickte mir zu und fing an meine Anweisungen zu befolgen. Dafür nahm er den Ring in die Hand und versuchte das Tannengrün um diesen zu wickeln. Leise hörte ich ihn fluchen, da der Draht mit dem man es band und die Nadeln ständig in seine Finger piksen mussten. Lauter fluchte er jedoch, als er fast fertig war und nicht so aussah, wie er es sich vermutlich vorgestellt hatte. Nachdem er das Tannengrün herum gewickelt hatte, sah er sich das Ergebnis genau an und ich konnte Enttäuschung in seinen Augen sehen.
„Versuch es doch einmal neu umzuwickeln. Diesmal aber vielleicht ein bisschen fester, schlug ich vor und fügte noch hinzu: „Es wird nicht perfekt aussehen, aber zumindest schon mal etwas besser. Ich helfe dir auch, wenn du möchtest.
Jannik sah mich begeistert an und nickte mir zu. Ich setzte mich näher zu ihm, nahm ihm den Ring ab und wickelte das Tannengrün wieder ab, um es von neuem herum zu binden. Nur etwas fester, als Jannik es zuvor gemacht hatte.
Nachdem ich fertig war, musterte Jannik meinen Kranz. Er schien zufriedener zu sein, als mit seinem Versuch.
„Und jetzt?", fragte er, nachdem ich ihm den fertigen Kranz in die Hand gedrückt hatte.
„Jetzt kommen die vier Kerzen und die Dekoration auf das Tannengrün. Du kannst dir natürlich aussuchen, was du drauf haben möchtest", erklärte ich ihm.
Jannik wählte hellblaue Kerzen, dazu hielt er den Kranz sehr schlicht. Ein paar weiße Eiskristalle in unterschiedlichen Formen klemmte er an das Tannengrün und befand seinen Kranz dann für fertig. Gemeinsam begutachteten wir unseren zusammen gewürfelten Adventskranz. Ich sah auf Janniks Gesicht ein Lächeln aufblitzen, das er jedoch nie zugeben würde.
„Halt deinen Adventskranz mal hoch. Ich würde gerne ein Foto machen", erklärte ich. Ich machte das Foto und ließ diesen Moment kurz auf mich wirken. Ich hatte ihm zum Lächeln gebracht mit etwas Weihnachtlichem. Jetzt hatte ich noch genau 23 Tage Zeit, um ihn noch weiter zu überzeugen.
„Bei uns zuhause würden wir jetzt die erste Kerze anzünden und singen aber ich will dich nicht sofort verschrecken, daher bitte ich dich einfach nur darum, die Kerze anzuzünden", bat ich ihn und lächelte dabei.
„Das ist wirklich sehr nett von dir, Mina", zog Jannik mich auf.
„Noch wirst du verschont. In drei Wochen sieht das dann schon ganz anders aus, das verspreche ich dir", kündigte ich ihm an.
Jannik grinste und ich schmolz fast dahin. So lächeln kann nur mein bester Freund.
Er zog ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche und zündete eine der Kerzen an. Ich setzte mich vor dem Adventskranz und beobachtete, wie die erste Kerze vor sich hin brannte.
Obwohl ich Janniks Blick auf mir spürte, konnte ich einfach nicht damit aufhören die Kerze anzusehen, was auch daran lag, dass ich Jannik gerade einfach nicht ansehen konnte. Ich wusste, dass er lächelte und wenn ich das sehen würde, würde mein Herz wieder wie wild schlagen, das hatte ich im Gefühl. Oder lag das wirklich nur an der Vorweihnachtszeit? Vielleicht hatte mein Körper einfach so eine Phase. Man verliebte sich ja nicht einfach so in seinen besten Freund, oder?
„Du bist einfach verrückt", sagte Jannik irgendwann und lachte. Dabei strich er sich durch seine dunkelblonden kurzen Haare.
„Warum das denn?", wollte ich wissen.
„Weil ich keinen Menschen außer dir kenne, der so von Weihnachten besessen ist", antwortete er ehrlich.
„Ist das jetzt so schlimm?", fragte ich und sah ihn entsetzt an.
„Nein, weil das doch irgendwie einer der Gründe ist, warum ich dich so gern habe und du meine beste Freundin bist. Das ändert aber trotzdem nichts daran, dass ich Weihnachten nicht ausstehen kann und bestimmt auch niemals mögen werde."
„Das werden wir ja noch sehen!", erwiderte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
Jetzt fing er noch lauter an zu lachen, aber ich wusste, dass ich Recht haben würde. Das hatte ich so im Gefühl.
„Ich werde das übergebliebene Zeug jetzt zusammen packen und mich auf den Weg nach Hause machen. Morgen ist ja auch wieder Schule. Holst du mich ab?"
Jannik nickte. „Wie immer um 7:00 Uhr?", fragte er mich, während ich die Kerze ausblies und den Küchentisch von meinem Dekokram befreite.
„Ja und sei bitte pünktlich", antwortete ich.
„Ich bin doch immer pünktlich, das solltest du doch wohl am besten wissen."
Ich zwinkerte ihm zu, ging in den Flur, zog mir meine Winterklamotten an und wollte gerade gehen, da packte ich Jannik am Arm und fragte: „Hast du nicht noch etwas vergessen?"
„Ach ja… ich kleines Dummerchen. Jetzt hätte ich doch fast die Kiste vergessen." Ich wollte gerade in die Küche um sie zu holen, da packte mich Jannik erneut am Arm und zog mich zurück.
„Was sollte ich denn sonst noch vergessen haben?", fragte ich verwundert nach, doch Jannik antwortete darauf nicht, sondern zog mich an sich und umarmte mich ganz fest. Für einen kurzen Augenblick war ich so erschrocken, dass mein Herz kurz ausfiel und mir das Denken schwer fiel. Ich sollte mich vielleicht etwas auf meine Zehenspitzen stellen, damit ich wieder Luft bekam, denn Jannik erdrückte mich fast. Zudem konnte ich den Duft von seinem Aftershave noch viel intensiver einatmen.
Was dachte ich da eigentlich? Was tat ich nur? Ich musste raus. Und das so schnell wie möglich.
„Du erdrückst mich", sagte ich und schnappte nach Luft.
„Ich will nur dass du weißt, dass du mir verdammt wichtig bist." Ich gab ihm einen Kuss auf die Wange, damit er wusste, dass er mir auch wichtig ist. Dann schaffte ich es mich aus dieser Umarmung zu lösen.
„Ich muss jetzt aber wirklich los, erklärte ich und fügte noch hinzu: „Sonst wird es noch später und du kennst ja meine Mutter. Ich will nicht, dass sie sich Sorgen um mich macht.
„Soll ich dich nicht lieber nach Hause bringen? Es ist zwar saukalt, aber auch schon verdammt dunkel. Ich will, dass du sicher nach Hause kommst.
Ich schüttelte den Kopf. „Das sind doch nur ein paar Straßen und ich bin auch schon groß. Außerdem habe ich doch mal den Selbstverteidigungskurs gemacht, den mir meine Eltern zum Geburtstag geschenkt haben. Wenn etwas passieren sollte, weiß ich, wie ich mich verteidigen kann. Also mach dir bitte keine Sorgen um mich", antwortete ich.
„Dann melde dich aber bitte eben bei mir, sobald du zuhause angekommen bist", bat Jannik mich. Ich konnte bei seinem besorgten Gesichtsausdruck nur nicken und würde ihm den Gefallen auch tun.
„Ich ruf dich dann kurz an, versprochen!", versprach ich ihm.
Wir umarmten uns noch einmal und dann ging ich. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich erst auf den halben Weg bemerkte, dass ich die Kiste vergessen hatte. Doch noch einmal umdrehen, um sie bei Jannik abzuholen, wollte ich nicht. Das konnte ich auch noch am nächsten Tag machen.
Nachdem ich zuhause angekommen war, wählte ich Janniks Nummer. „Du bist also sicher angekommen", stellte er erleichtert fest, nachdem er an sein Handy gegangen war.
„Ich habe dir doch gesagt, dass mir nichts passieren wird. Und seit wann machst du dir eigentlich solche Sorgen um mich?", fragte ich ihn, denn bisher war er nie so besorgt um mich gewesen. Zumindest nicht so extrem. „Was war nur plötzlich mit Jannik los?
„Ich mache mir doch nur einfach Sorgen um dich. Du bist doch meine beste Freundin", erwiderte Jannik.
„Auf jeden Fall bin ich jetzt zuhause und werde mich gleich noch kurz zu meiner Familie setzen und bei uns die erste Adventskerze anzünden. Die erste Kerze konnten wir letzten Sonntag ja nicht anzünden, weil wir ja nicht zuhause waren. Wir sehen uns ja morgen früh."
„Bis morgen!", verabschiedete sich Jannik und legte auf.
Ich ging in unser Wohnzimmer, wo meine Mutter, mein Vater, mein großer Bruder Rafael und mein kleiner Bruder Luca zusammen am Wohnzimmertisch saßen und „Mensch-ärgere-dich-nicht" spielten.
„Ich bin wieder da!", sagte ich und setzte mich zu ihnen.
„Wir haben schon auf dich gewartet", hörte ich meine Mutter sagen, die daraufhin einen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse trank.
„Entschuldige bitte. Ich war bei Jannik und habe die Zeit total vergessen", gab ich zurück.
Meine Mutter lächelte mich nur an und deutete dann auf das Feuerzeug. Es war schon Tradition, dass ich jedes Jahr die erste Kerze auf dem Adventskranz anzündete. Da wir es dieses ja nicht an dem Tag geschafft hatten, wollten wir es heute nachholen. Sobald die Kerze brannte, erfüllte sich der ganze Raum mit Vanilleduft. Meine Mutter hatte extra Duftkerzen genommen. Ich atmete den süßlichen Duft ein und freute mich nun noch mehr auf die Vorweihnachtszeit und das Weihnachtsfest. Gemeinsam saßen wir alle im Wohnzimmer und sangen die erste Strophe des Adventliedes Wir sagen euch an den lieben Advent .
2. Dezember
Mein Wecker riss mich aus meinem Schlaf. Wirklich unsanft, denn als der Wecker losschrillte, erschrak ich mich so sehr, dass ich aus meinem Bett fiel und auf meinem kalten, harten Laminatboden landete. Ich brauchte unbedingt einen Teppich für mein Zimmer. Eigentlich wäre ich am liebsten sofort wieder ins Bett gegangen uns hätte die Schule geschwänzt, doch ich war irgendwie viel zu aufgeregt. Das könnte daran liegen, dass Jannik hier bald auftauchen würde. Was hatte sich seit gestern nur so plötzlich geändert? Ich freute mich immer riesig, meinen besten Freund zu sehen, hatte aber nie Probleme mit einem schnelleren Herzschlag, weiche Knie und feuchte Hände, sobald ich ihn sah. Genau jetzt bekam ich diese Anzeichen nicht nur, wenn ich ihn sah, sondern auch schon wenn ich nur ganz kurz an ihn dachte. Mein Blick fiel auf meinen Wecker. Wenn er könnte, würde mir dieser sicher jeden Morgen eine Punktzahl geben, für Flug und Landung. Leider fiel ich nämlich jeden Morgen aus dem Bett. Es war schon halb sieben. In einer halben Stunde würde Jannik vor der Haustür stehen: mit zwei Bechern Kaffee, einer Tüte voll mit Muffins und Donuts und einem breitem Grinsen im Gesicht. Und wieder fing mein Körper an verrückt zu spielen. Ich musste unbedingt versuchen so zu reagieren wie immer. Er durfte mir nicht anmerken, dass etwas mit mir nicht stimmte.
Während ich aufstand, überlegte ich, was ich anziehen sollte und wie ich mir meine Haare frisieren könnte. Ein bisschen Makeup könnte heute auch nicht schaden. Ich besaß nicht viel Schminke, da ich nicht so viel davon hielt und es sich für mich immer so unecht anfühlte, wenn ich es auf der Haut hatte. Wie eine Maske eben. Eigentlich hatte ich es nur für besondere Anlässe wie Familienfeiern oder wenn mein Gesicht aussah, als wäre ich gerade mitten in der Pubertät und sich Pickel auf meinem Gesicht ausbreiteten. Dann würde ich mich ohne Makeup nämlich nicht aus dem Haus trauen. Heute jedoch war ein Anlass für etwas Makeup. Ich hatte nämlich so das Gefühl, dass ich heute nicht ohne aus dem Haus gehen sollte. Ich ging auf meinen Kleiderschrank zu und kramte darin herum, bis ich etwas Passendes gefunden hatte: einen grünen langen Pullover (den ich oft auch als Kleid trug), dazu eine schwarze Strumpfhose und dazu grüne Ohrringe. Ich ging ins Bad, bevor Luca oder Rafael dazu die Möglichkeit hatten. Luca war gerade in der Pubertät und brauchte oft länger im Bad als ich. Und Rafael versuchte mich nur damit zu ärgern, indem er sich eine Ewigkeit im Badezimmer einschloss. Ich hatte es noch vor Luca geschafft, der sich darüber ärgerte und trotzig die Treppe herunter stiefelte. Ich zog mich also um, machte mir einen Zopf und schminkte mich dezent. Jetzt nur noch schnell meine Schulsachen in meinen Rucksack packen und ab in die Küche. Doch bis in die Küche schaffte ich es nicht, denn es klingelte plötzlich an der Haustür. Das konnte eigentlich nur Jannik sein und sofort breitete sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht aus.
„Ich geh schon", brüllte ich in den Raum herein, egal ob es jemand hörte oder es irgendwen auch nur im Geringsten interessierte. Kurz bevor ich die Tür öffnete ging ich noch mal in mich und zwang mich nicht zu grinsen. Es fiel mir echt schwer, denn ich freute mich riesig darauf, Jannik jeden Moment vor mir zu haben. Ich holte noch einmal tief Luft und öffnete daraufhin die Tür. Da stand er: mit zwei Kaffeebechern in der einen Hand, eine Tüte voll mit Muffins und Donuts in der anderen Hand und mit einem unglaublich süßen Grinsen auf seinem Gesicht. Sofort bekam ich weiche Knie und mein Herz fing wie wild an zu schlagen. Jannik trug eine braune Jeanshose, die etwas enger anlag, womit er seine durchtrainierten Beine am besten zum Vorschein bringen konnte. Da es draußen eiskalt war, hatte er eine dunkelblaue dicke Winterjacke an. Seine blonden Haare hatte er unter eine graue Mütze gepackt. Einige Strähnen hatten sich doch daraus befreit und hingen ihm in die Stirn. Das