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Bechstein, Fallensteller, Merowinger und ich
Bechstein, Fallensteller, Merowinger und ich
Bechstein, Fallensteller, Merowinger und ich
Ebook49 pages35 minutes

Bechstein, Fallensteller, Merowinger und ich

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About this ebook

Die berühmtesten Literaturkritiker, die er überhaupt erdenken kann, entwirft der Erzähler im ersten Satz: Bechstein, Fallensteller und Merowinger, ein jeder eine Koryphäe seiner Zunft. Dann erteilt er ihnen den Auftrag, die eigene Geschichte zu rezensieren - eine schwierige Aufgabe, zumal der Erzähler keinen Plan hat und die Kritiker ihm nur widerwillig zur Hand gehen.
Doch ist dies nicht die Geschichte einer Rezension, sondern vor allem die der Adelheid von Thondorf-Bregow und des Holzfällers, die Geschichte einer Liebe, die nie gedacht und nie geschrieben wurde. Mag die Nachwelt beurteilen, warum.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateAug 26, 2012
ISBN9783844223248
Bechstein, Fallensteller, Merowinger und ich

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    Book preview

    Bechstein, Fallensteller, Merowinger und ich - Malte König

    Impressum

    Bechstein, Fallensteller, Merowinger und ich

    Malte König

    Copyright 2012 Malte König

    Umschlagillustration: Caroline Streck

    Drei Männer, 2012

    Copyright 2012 Caroline Streck

    published at epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    ISBN 978-3-8442-2324-8

    I.

    Sagen wir, die drei heißen Bechstein, Fallensteller und Merowinger. Und die Herren sind natürlich nicht irgendwer, sondern die berühmtesten Literaturkritiker, die ich überhaupt erdenken kann. Alle drei erschaffe ich etwa zwei Schritte vor mir, nebeneinander gruppiert, und erteile ihnen den Auftrag, die folgende Geschichte zu rezensieren.

    „Also, auf, meine Herren! Bewegen Sie sich!" sage ich und klatsche in die Hände.

    Bechstein, der bekannteste der drei Kritiker, entpuppt sich als ebenso gelassen und beherrscht, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Während sich die Anderen noch verwirrt in der Geschichte umschauen und eine Definition ihrer selbst suchen, hat der greise Bechstein die Situation bereits erfasst und formuliert seine erste allumfassende Kritik.

    „Mein lieber Autor, spricht er mich in seiner schreckenerregenden Güte an, die schon Generationen von Schriftstellern in den Suff getrieben hat. Eine eindrucksvolle Pause folgt, gerade lang genug, um den Worten eine tiefsinnige Schwere zu verleihen. „Ich bewundere Ihre Kühnheit, junger Freund, und will Ihnen Ihren Leichtsinn verzeihen. Doch kann ich nicht umhin, Sie darauf hinzuweisen, dass es unmöglich ist, eine Geschichte zu besprechen, aus der heraus sich die eigene Existenz begründet. Milde lächelt er mich an. „Sie werfen die Ebenen durcheinander! Was stellen sie sich bloß vor?"

    Schade, fährt es mir durch den Kopf. Bechstein ist nicht der richtige Mann für den Job – zu alt, zu unflexibel, nicht mehr offen für neue Ideen. Stellt außerdem zu viele Fragen. Traurig betrachte ich seine imposante Gestalt.

    Nun gut, es bringt nichts! Ersatzlos streiche ich ihn aus dem Konzept.

    Fallensteller und Merowinger, die bis hierhin geschwiegen haben, ganz damit beschäftigt, blass und gestaltlos in der Gegend herumzustehen, betrachten mit Beklemmung den Platz des verschwundenen Kollegen. Dann kratzt sich Merowinger an der Stirn und löst dort einen Denkprozess aus, der sich den Weg in seinen Zeigefinger sucht. Flugs reißt er ihn in die Höh‘, wo er wild mit einem anderen Finger zu schnipsen beginnt. Mit der Linken weist er wiederholt auf sich, um hastig seiner spontanen Begeisterung Ausdruck zu geben.

    „Tolle Idee! meint der Rezensent. Unbedingt wolle er eine Geschichte besprechen, in der er selbst erfunden worden sei. „Eine wunderbare Erfahrung, heuchelt die Memme so gotterbärmlich schlecht, dass ich überlege, auch ihn gleich wieder auszulöschen.

    Fallensteller hat den unbeobachteten Moment genutzt, um sich die interessantesten und schrulligsten Charaktermerkmale des entschwundenen Kritikerpapstes zu eigen zu machen. Ein Kopf, der nicht lange undefiniert bleiben kann und will, dieser Fallensteller. Mit Verwunderung stelle ich fest, dass er sich in den wenigen Sätzen, die ich seinem Kollegen gewidmet habe, einen Bart, ein fein gewebtes Sakko und eine teure Armbanduhr zugelegt hat.

    Woher, frage ich mich erstaunt. Er gefällt mir.

    Nachdenklich schweigend fährt er sich über das Kinn, als mein allmächtiger Blick ihn streift. Um Zeit zu gewinnen, beginnt er, seine Brille zu putzen.

    Fallensteller

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