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Die Rettung der Welt: Trilogie Band 1: Die Macht
Die Rettung der Welt: Trilogie Band 1: Die Macht
Die Rettung der Welt: Trilogie Band 1: Die Macht
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Die Rettung der Welt: Trilogie Band 1: Die Macht

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About this ebook

Was passiert, wenn ein billionenreicher Unternehmer und
Erfinder sich auf die Rettung der Welt stürzt? Im Jahre 2022,
an seinem 50. Geburtstag, beschließt Roderich Cue, der
reichste Mann der Welt, dieses Wagnis. Und da es
mehr als viel zu tun gibt auf unserem Planeten, angefangen
vom Umweltschutz mit Klimawandel über Armut und Analphabetentum, bis hin zur passiven Demokratie mit ihren Sozialsystemen, bringt er gleich sein komplettes Unternehmen in diese Sache ein. Dabei setzt er alles konsequent auf eine Karte, denn eine Vielzahl von Nicht-Regierungs-Organisationen tummelt sich
bereits auf diesem Gebiet. Mit Greenpeace als bekanntestem Vertreter, neben vielen Tausenden anderer Entwicklungs- und Hilfsorganisationen staatlicher, kirchlicher und privater Herkunft.
Gleichzeitig stehen große Gegenkräfte seinem Vorhaben im Weg. Und während deren Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft mit aller Macht versuchen, den Helden an seinem Vorhaben zu hindern, scheint die Glaubwürdigkeit seines Rettungsplans in der Öffentlichkeit prompt zu schwinden. Selbst seine eigenen Zweifel wachsen, als bestimmte Gruppierungen mit Lügen und Intrigen versehen auch vor tätlichen Angriffen nicht zurückschrecken.
Doch Roderich Cue, unterstützt von treuen Gefährten und der attraktiven Psychologin und Umweltaktivistin Thora Masters, gibt nicht auf. Nicht das System der Wirtschaft ist das Problem, so seine feste Überzeugung, sondern allein der Mensch mit seinem Denken, seinen Werten und seiner mangelnden
Konsequenz. Es ist eine lange und dornige Strecke der Erkenntnis und des Bewusstseinswandels, die Roderich Cue zurücklegen muss, um sein Ziel zu
erreichen. Auf einem Weg allerdings, der auch von zunehmenden Erfolgen, Bestätigungen und letztlich von der allumfassenden Kraft von Liebe und
Vertrauen geprägt ist...
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateOct 6, 2014
ISBN9783737510462
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    Die Rettung der Welt - Rudolf Müller

    Prolog 1

    Von Engeln umringt schaute Gott ratlos hinab auf die Erde.

    „Der blaue Planet liegt im Argen" sprach er und seine Stimme hallte hinaus bis zu den entferntesten Planeten.

    „Armut, Krankheit, Krieg, Kriminalität, Egoismus und Hedonismus verderben ihn. Was haben meine Kinder nur aus ihrer Welt gemacht, nachdem ich sie aus dem Paradies warf? Viele Propheten habe ich ihnen gesandt, sie haben sich vermehrt und sich die Erde untertan gemacht ohne sich geistig zu entwickeln."

    Da erhob ein Engel seine hohe Stimme.

    „Die Menschen wissen nicht mehr, was sie tun sollen. Vielen geht es schlecht und wenige leben in Saus und Braus, meist auch ohne dabei glücklich zu sein."

    Und Gott sprach weiter „Soll ich etwas Neues ausprobieren?"

    „Ja, erwiderte der Engel „denn so kann es nicht weitergehen.

    „Dann mache ich dieses Mal einen Unternehmer mit unbegrenzten Mitteln zum Vorbild und wir schauen uns an, was er daraus macht."

    „Und warum lässt du nicht mal ein Paar antreten? fragte ein anderer Engel. „Die Menschen denken immer noch, dass Gott ein Mann sei, da alle Propheten Männer waren und viele Religionen in deinem Namen die Frauen unterdrücken.

    Stumm schaute Gott weiter auf den blauen Planeten und sprach dann:

    „So sei es also. Ein Mann und eine Frau übernehmen die Aufgabe, die Welt zu retten. Doch müssen sie sich erst finden."

    Und alle Engel sangen im Chor in solch hellem Klang, dass das Universum noch einmal so stark erstrahlte.

    „Halleluja, Halleluja…."

    Prolog 2

    Der Brennpunkt

    2013, Afrika

    Es war die kälteste Zeit des Jahres, als Manga sich um Latifa sorgte. Das Kind, das so gerne mit seinen Steinen, Knöpfen und Pflanzen spielte, die es immer wieder neu anordnete, liebevoll ansprach und ihnen Namen gab, lag seit drei Tagen apathisch auf der kleinen Bastmatte. Und während Manga mechanisch die Fliegen verscheuchte, die immer wieder auf Latifa zu landen versuchten, dachte sie an Ogondo, der viele Jahre in der Stadt am großen See verbracht hatte. Der ihr von den vielen Krankheiten erzählte, die mit den Fliegen ins Haus kommen würden, wo diese doch in Wirklichkeit von den bösen Geistern kamen, die die Schamanin des Dorfes schon so oft vertrieben hatte. Auch wenn das gestrige Ritual wirkungslos geblieben war.

    Die siebenjährige Latifa stöhnte und ihre Mutter dachte an die beiden anderen Kinder, die bereits auf ähnliche Weise erkrankt und dann gestorben waren. Dabei spürte sie zwei Dinge, die sie begleiteten, solange sie sich erinnern konnte - Angst und Hunger. Ihre Augen streiften durch die kreisrunde Hütte, zur Feuerstelle, in der sich noch Glut befand. Von etwas Erde bedeckt war sie für eine Mahlzeit kaum noch gut. Aber was konnte sie zubereiten? Ohne Feuerholz, das die anderen entkräfteten Kinder heute nicht sammeln konnten und aus einem Mehlsack, der leer war...

    Ein Mädchen und ein Junge, beide älter als Latifa, saßen mit zwei kleineren Kindern unter dem Fensterloch, das so wenig von der kühleren Luft hereinließ. Das jüngste Baby trug Manga auf dem Rücken. Es war sehr dünn und bekam kaum Nahrung aus einer Brust, die viel zu wenig Milch produzierte. Magoma, der Vater und Ernährer der Familie, bearbeitete den kargen Acker in der Nähe, auf dem nur Mais wuchs. Er schlug sie oft, und dass er sich tagsüber kaum blicken ließ, bedauerte niemand. Die einzigen zwei Hühner, die durch ihre Eier noch zum Leben beigetragen hatten, waren vor einigen Tagen aufgegessen worden.

    „Die weiß angezogenen Menschen in den Steinhäusern haben immer zu essen" hauchte Latifa und sah sie mit flehenden, rotgeschwollenen Augen an.

    Manga nahm das Kind, das kaum mehr wog als ihr Baby auf ihrem Rücken, in die Arme und traf eine Entscheidung.

    „Pass auf die Kleinen auf, sagte sie zur älteren Tochter. „Ich gehe in die Station, vielleicht kann ich dort etwas zu essen und Heilung für deine Schwester bekommen. Dein Bruder wird mich begleiten.

    Das Mädchen nickte müde und Manga gab ihr das Baby. Sie verließen die aus getrocknetem Kot, Lehm und Wasser gebaute Hütte, die inmitten der kargen Vegetation ihre unendliche Traurigkeit widerzuspiegeln schien.

    Am strahlend blauen Himmel stand die Sonne, die alles verbrannte, wenn nicht ab und zu etwas Regen fiel oder Wasser aus den wenigen Brunnen geholt werden konnte. Sie hatte von fruchtbareren Plätzen gehört und von den Menschen dort, die weitere Ansiedler durch ihre Krieger abwehrten. Ihre älteste Tochter lief täglich eine Stunde zum Brunnen. Danach sammelte sie mit ihrem Bruder das Holz für die Feuerstelle. Eine Schule gab es hier nicht und bald würde sie das Alter erreichen, in dem die Schamanin sie beschneiden würde. Manga war selbst beschnitten und hatte immer darunter gelitten. Zwar hatte Ogondo ihr gesagt, dass Beschneidungen von der Regierung verboten seien, doch hatte sie nur eine verschwommene Vorstellung von einer Regierung. Wer konnte schon eine höhere Autorität haben, als der Dorfälteste und sein Rat?

    „Nun, Manga, wie sieht es heute mit der Kleinen aus? Gestern war doch die Schamanin da?" fragte ihre Nachbarin im Vorbeigehen, doch Manga konnte nur schwach antworten.

    „Ich gehe in die Station der Weißen, dort wird man uns helfen."

    Viele Stunden wanderten sie in glühender Hitze und wechselten sich beim Tragen von Latifa ab. Als die Station am Horizont auftauchte, schien die Sonne noch immer gnadenlos, doch das eckige, aus großen Hölzern gebaute Gebäude, gab ihr allein durch seinen Anblick etwas an Kraft zurück. Eine kleine Holztreppe führte auf eine Veranda, auf der eine Afrikanerin ihr entgegenkam und sie in ihrer Sprache anredete. Sanft strich sie über Latifas heißen Kopf.

    „Was ist mit ihr?"

    „Seit einigen Tagen ist sie kaum ansprechbar und spricht fast nur noch im Traum. Sie ist mein kleiner Augenstern und hat mir gezeigt, dass ich hierher gehen soll."

    Die Frau nahm ihr das Kind behutsam aus dem Arm.

    „Kommt herein, vermutlich ist es Malaria. Wir können ihr helfen, sie ist so schwach."

    In einem weiß gekalkten Raum, durch den ein kühler Windhauch wehte, deutete die Frau auf eine Holzbank.

    „Setzt euch hier hin, ich bringe euch etwas zu essen. Der Doktor wird sich das Kind anschauen."

    Manga schüttelte den Kopf.

    „Ich will dabei sein, wenn der weiße Schamane meine Latifa heilt. Solange will ich nichts essen."

    Sie befahl ihrem Sohn zu warten und folgte der schwarzen Frau bis zur dritten Tür, durch die ein großer blonder Mann in weißer Kleidung sie zu sich winkte. Eine weiße Frau mit langen schwarz-roten Haaren und einer leuchtend bunten Bluse lächelte Manga an. Sie nahm der schwarzen Helferin das kranke Kind ab, bettete es auf eine Liege und führte ihm einen durchsichtigen Stab in den Mund. Während der Arzt zwei Knöpfe mit Schnüren, die in eine Metallplatte mündeten, in seine Ohren steckte, hielt sie Latifas Hand als wolle sie ihr Kraft geben. Langsam führte der Arzt die Metallplatte über Rücken und Brust des Mädchens, öffnete ihre Augen indem er die Lider herunterzog und nahm ihr den Stab aus dem Mund. Die freundliche weiße Frau schaute darauf und sagte etwas in fremder Sprache.

    Nachdem der weiße Mann ein kleines Rohr aus Metall, das sehr spitz aussah, aus einem Behältnis an der Wand genommen hatte, griff er sanft nach dem Arm des Kindes.

    „Was tut er da?" fragte Manga ihre Landsmännin.

    „Er gibt ihr die Spritze gegen Malaria. Sie muss hierbleiben, weil sie das eine Woche lang jeden Tag benötigt. Dann wird sie leben. Wir werden ihr ein Bett und zu essen geben. Du kannst beruhigt sein."

    Der Mann stach ihrer geliebten Latifa in den Oberarm. Manga kniete sich vor Latifa und nahm ihre Hand. Der Doktor sagte etwas, was die schwarze Frau übersetzte:

    „Du kannst nach Hause gehen. Wir werden deine Tochter hier pflegen. In einer Woche kommst du wieder und holst sie ab."

    „Bitte gebt ihr zu essen" sagte Manga zu ihr, bevor sie aufstand und langsam nach draußen ging. Die weiße Frau kam ihr jetzt nach und gab ihr ein Päckchen mit Mehl und Brot sowie Süßigkeiten. Ihre Worte verstand sie dabei allerdings nicht - Manga fiel vor ihr auf die Knie und bedankte sich.

    Das Orakel

    30. Juli 2022, Landhaus, Roderich Cue

    Mein ockergelbes Entspannungszimmer wirkte seltsam und unwirklich. Die pastellfarbenen Wände, die Möbel und der herrliche Blick durch die weit geöffnete Terrassentür waren mir noch nie so zerbrechlich und sterblich erschienen wie in diesem Augenblick. Ob man es mir ansah? Gaben die Eröffnungen der vergangenen Tage mir einen betroffenen Gesichtsausdruck oder konnte ich es verstecken? Offensichtlich nicht, denn als ich langsam in Richtung des hellroten Sofas ging, begrüßte Madame Theresa mich dort mit einem Blick, der eher auf das Erste schließen ließ.

    Sie war eine zierliche Frau mit schulterlangen rotbraunen Locken, und in ihrem schwarzen mit Pailletten und Stickereien besetzten Kleid wirkte sie jünger, als sie in Wirklichkeit sein mochte. Lächelnd streckte sie mir ihre mit bunten Armreifen und einer Vielzahl von Ringen versehene Hand entgegen.

    „Schön Sie kennen zu lernen, Madame Teresa. Ich habe schon viel von Ihnen gehört", begrüßte ich sie, bemüht, ihr Lächeln zu erwidern. Sie hielt meine Hand einen Moment lang bevor sie antwortete.

    „Ganz meinerseits, Herr Cue. Ich danke Ihnen für die Einladung."

    Trotz der Vorbehalte, die viele ihrer Arbeit gegenüber hegten, galt sie auch in kritischen Kreisen als Frau mit hoher Kompetenz. Und als ob sie meine Gedanken lesen konnte, sprach sie weiter, bevor ich etwas erwidern konnte.

    „Sie können mir vertrauen, Herr Cue. Was ist Ihr persönliches Anliegen für diese Sitzung?"

    Schwerfälliger als sonst ließ ich mich in den ihr gegenüber stehenden Sessel fallen, lockerte meine Krawatte und betrachtete den Stapel Karten, der auf dem runden Teakholztisch lag. Obwohl ich ihr vertraute, beschloss ich, zunächst nicht zu viel zu sagen. Ich wollte herausfinden, ob und wo sich bei ihr seherische Kräfte und geschickte Psychologie voneinander absetzten.

    „Mein heutiger 50. Geburtstag ist auch die Schwelle zu einer neuen Etappe meines Lebens, begann ich und stellte dabei fest, dass es mit eher schwacher Stimme geschah. „Ich habe viel erreicht, Ruhm, Macht, Einfluss, Geld und gesunde Kinder natürlich. Meine Mitarbeiter sind kompetent und führungsstark und, auch wenn meine Ehe daran zerbrochen ist, ich arbeite gerne.

    Während sie mir aufmerksam und liebevoll in die Augen schaute, spürte ich, wie mein Herz klopfte.

    „Ich möchte, dass Sie mir sagen, was Sie für meine neue Etappe sehen und fühlen. Ob der jetzige Zeitpunkt der richtige ist und wo Gefahren lauern?"

    Nach einer kurzen Pause nahm sie ein Blatt Papier und las davon ab:

    „Ich habe ein detailliertes Geburtshoroskop für Sie erstellt. Roderich Siegfried Cue, geboren in Kassel, Löwe mit Aszendent Schütze, richtig? Der Mond ist im Skorpion…."

    Mit geschlossenen Augen mischte sie langsam die Karten für mich, den reichsten und einflussreichsten Menschen des Planeten. Es schien eine Art Trance zu sein, in die sie hineinglitt und die auch auf mich übergriff. Zumindest merkte ich, wie alle Anspannungen des Vormittags in den Hintergrund traten, einschließlich der schockierenden Nachricht der letzten Tage. Sie hielt mir einen Kartenfächer hin.

    „Wählen Sie bitte 10 Karten!"

    Ich zog, sie mischte noch einmal und legte die Karten danach in Form eines Kreuzes auf dem kleinen Tisch aus. Nach einer Weile begann sie mit Ausführungen über meine Herkunft und meinen Aufstieg in Wirtschaft und Gesellschaft, was sicherlich leicht aus Presseberichten zu entnehmen war. Sie wusste aber auch, wie sehr ich als kleiner Junge unter Ungerechtigkeiten gelitten hatte und mir Sorgen um die Beziehung meiner Eltern machte. Dass ich bei meinen ersten großen Erfindungen nächtelang wegen möglicher Begleitschäden von etablierten Unternehmen nicht schlafen konnte und, dass meine beiden Kinder keine Anstalten machten, in meine Fußstapfen zu treten und Verantwortung im weitverzweigten Firmenimperium zu übernehmen.

    Doch erst ihre Ausführungen über meine Zukunft versetzten mich in wirkliches Erstaunen. Hatte sie mein Redekonzept von heute Abend gelesen? Von meinen Kompensationsgedanken alles wieder gut zu machen, was ich mit harten Bandagen und Rücksichtslosigkeiten bisher angerichtet hatte? Dass ich vom Saulus zum Paulus gereift war? Unmöglich, denn das alles lag im Tresor und selbst engste Mitarbeiter wie Zoltan, David und meine Sekretärin Meng Li wussten davon nichts.

    Madame Teresa schüttelte sanft den Kopf.

    „Das wird Ihnen niemand abnehmen, sagte sie zu meiner Überraschung. „Die Medien werden Sie verdächtigen, nach noch mehr Macht zu streben. So wie der normale Bürger am Stammtisch auch.

    Sie zeigte auf die Karte DER TEUFEL mit dem weißen Bergziegenbock.

    „Es ist ein wichtiger Mensch in Ihrer Nähe, der Ihnen nicht folgen wird. Passen Sie gut auf, er wird zur Gefahr werden. Wer das ist, ist nicht erkennbar."

    Dann deutete sie auf die Karte der HOHEPRIESTERIN und danach auf DIE LIEBENDEN.

    „Eine neue Frau stößt zu Ihnen. Wie und als was, ist nicht zu sehen. Sie schloss die Augen. „Am Anfang wird es Reibungen geben, aber da ist ganz viel Gefühl, Vertrauen und große Liebe. Diese Frau wird Ihnen wichtige Impulse geben und die Umsetzung Ihres Projektes entscheidend fördern, trotz der auch zu erwartenden Rückschläge.

    Ich stand auf, ging zur Terrassentür und schaute schweigend hinab auf den See, den Wald und die Wiesen, die sich vor mir ausbreiteten. Von unten hörte ich die Stimmen der Gäste, mit denen ich eben schon gefrühstückt hatte. In der Ferne waren dunkle Wolken zu sehen. Kamen sie auf uns zu oder entfernten sie sich? Und als Madame Teresa weiter sprach, erkannte ich, welche symbolische Bedeutung die Wolken besaßen.

    „Hier ist noch eine Karte, die für Ihr weiteres Leben sehr wichtig ist", sagte sie leise und zeigte auf eine Karte mit vier Schwertern und einer Rosenblüte im Mittelpunkt.

    „Es gibt ein Problem mit Ihrer Gesundheit, aber das wissen Sie selbst ja am besten, oder?"

    Ich hatte mich wieder zu ihr umgedreht. Ihre Augen verengten sich, als sie meinen betroffen Gesichtsausdruck sah. Nur mein Leibarzt und Carina, die Leiterin unseres Teams für Medizin, wussten das, so wie ich selbst, seit einigen Tagen. Ich atmete tief ein und fuhr mir mit beiden Händen durchs Haar, bevor ich mich wieder zum Fenster wandte.

    Sie hatte etwas gesehen, bei dem es um mein Überleben ging. Obwohl ich auf meinen Reisen um die Welt immer alle Malaria-Schutzvorkehrungen getroffen hatte, war es ausgerechnet die seltene Variante der Anopheles-Mücke gewesen, die meine Chance auf ein langes Leben, ich plante 130 Jahre, zurzeit brutal minimierte. Ein Anflug von Tränen stieg in mir auf, als ich die Stimme von Madame Teresa hörte.

    „Sie haben viel Kraft und das Schicksal hat Ihnen alles Notwendige für die Aufgaben mitgegeben, die jetzt zu lösen sind. Gehen Sie hin und verkünden Sie Ihren Auftrag, Gott wird mit Ihnen sein. Und auch in Momenten der größten Einsamkeit werden Sie wissen, was zu tun ist."

    Als sie aufstand fiel ihr Blick auf das hinter ihr hängende Bild mit der Flussmündung. Sie hielt einen Moment inne. Dann sagte sie:

    „Ich fühle eine Bedeutung in diesem Bild. Welche das ist, werden Sie wissen, wenn es an der Zeit ist. Aber das scheint noch weit in der Zukunft zu liegen."

    Als sie den Raum verlassen hatte betrachtete ich noch lange das Bild, das in überwiegend gelben und roten Tönen gemalt war. Die Landschaft war karg und das Wasser des Meeres nahm nur einen geringen Platz ein, es wurde größtenteils durch Wolken verdeckt. Da mein Kopf schwirrte, entschloss ich mich für ein kurzes meditatives Training. Mir wurde deutlich, wie sehr Madame Teresa mich in meinem Vorhaben bestärkt hatte. Ich hatte den Termin mit der Wahrsagerin nur aufgrund des Drängens meines Bruders angenommen, als sein Geburtstagsgeschenk, aber nun war ich doch etwas dankbar dafür.

    „Ich werde schaffen, was ich mir vorgenommen habe", sagte ich leise zu mir selbst.

    Der Gästeparcours

    30. Juli 2022, Landhaus, Paola Reli

    Auf der dem Landhaus gegenüberliegenden Seite des Sees drängten sich die Menschen unter Zeltdächern und Sonnenschirmen, die in der letzten Stunde mit verschiedenen Verkehrsmitteln eingetroffen waren. Schon einige Minuten hatte ich das Haus im Blick gehabt und dort erschien nun fast pünktlich unser verehrter Chef Roderich auf der Terrasse. Er stieg aufs Podium, packte die Handgriffe der Seilbahn und stieß sich ab. Wie ein Paraglider schwebte er das Gefälle hinab, über die kleine Insel hinweg und hinüber zu uns auf dem anderen Seeufer, das von Palmen mit Solarkollektoren an den Wurzeln umsäumt war. Ein Böllerschuss kündigte ihn an und als seine Leibwächter ihn direkt vor mir in Empfang nahmen ertönte ein Hallo aus mehr als 500 Kehlen, begleitet von lautem Klatschen. Siggi stand in seiner üblichen, relativ steifen Kleidung direkt neben mir und ich hörte auch sein lautes „Hallo".

    Von den fast 500 Gästen, die Roderich nach der Frühstücksrunde im Familienkreis und mit den engeren Mitarbeitern neu zu begrüßen hatte, waren rund 100 Mitarbeiter der CUE AG. Sie hatten sich schon Wochen vorher für die Feier beworben, für die wir Quoten, verteilt nach Ländern und Kulturen, geschaffen hatten. Sana, unsere oberste Personalverantwortliche im Vorstand, hatte das mit einer zusätzlichen Zufallsauswahl sehr gerecht organisiert.

    Auch meine Assistentin Jenny, wie immer im dezenten Rock mit Bluse, stand nahe bei mir. Während ich als Leiterin der PR-Abteilung mehr nach Außen agierte, erledigte sie vorzugsweise die Feinarbeit nach Innen. Wir waren beide eine ethnische Mischung: Ihr Vater war Amerikaner und die Mutter Deutsche, während meine Mutter indigene Brasilianerin war und mein Vater ein Deutscher. Durch meine Herkunft lenkte ich mit meinem dunklen Teint, den großen Augen und schwarzen Locken stets die Blicke auf mich, obwohl ich klein und zartgliedrig und immer in Bewegung war. Auch jetzt spürte ich den Drang in mir, musste aber sicher noch zwei Stunden hier direkt bei Roderich verharren und ihm bei der Begrüßung assistieren und ggf. soufflieren. So unscheinbar wie möglich standen die Bodyguards bei uns, deren Chefin Cynthia über Ohrhörer und Mikro mit der Sicherheitszentrale im Haupthaus verbunden war.

    Der endlos scheinende Gratulationsparcours dauerte nur so lang wie geplant. Ich soufflierte Roderich die Namen, die ich auf meinem Display am Handgelenk ablas. Über eine Kamera und einen Computer-Funksensor scannten wir die mit einem RFID-Chip versehenen Namensschilder der Gäste in der Warteschlange. Das war schneller und zuverlässiger, als die mit marktgängiger Software zur Personenerkennung versehenen Handys und Armbandcomputer, die natürlich im Hintergrund zusätzlich liefen.

    Die meisten Gespräche waren eher belanglos, doch einige wenige sind mir dennoch im Gedächtnis geblieben. Etwa die Worte eines Mitarbeiters aus Südafrika, der Roderich sein Präsent mit den Worten überreicht: „In unserem Stamm gilt dieses Schnitzwerk als Vertreiber des Bösen. Mögen Sie es bei Ihren Unternehmungen immer mitnehmen."

    Ein distinguiert gekleideter Mann, Vertreter einer wichtigen Zulieferfirma aus England, gab unserem Chef einen unverpackten faustgroßen Stein und sagte: „Dieser Stein von Stonehenge bringt Sie in Kontakt mit uralter Weisheit." Da ich in den Inhalt von Roderichs Ansprache eingeweiht war, bekam der Stein auch für mich eine Bedeutung.

    Dann war es an der Zeit, dass sich Roderich mit einem speziellen Elektrowagen in Richtung des Hauses bewegte, um dort als Gäste das Ehepaar Clinton sowie Michael Gorbatschow zu empfangen, die auch jetzt noch für höhere Ziele arbeiteten. Ich hatte den Hubschrauber gesehen. So war ich jetzt erlöst und konnte wieder meinem Bewegungsdrang nachgehen und Kontakt mit wichtigen Menschen pflegen. Die Medienvertreter waren erst für später zugelassen und die Pressekonferenz würde ich persönlich leiten. Darauf freute ich mich schon. Auch die Abgebrühtesten davon würden sicher Augen und Ohren öffnen, wenn Roderich ihnen seine Pläne vorstellte. Als Brasilianerin war ich von deren Notwendigkeit überzeugt und schätzte unsere Erfolgsaussichten sehr hoch ein. Es war toll, dass ich nun dafür PR machte. Mein Herz hüpfte bei diesen Gedanken. Der Knaller kam noch. Und ich war mitten drin.

    Die überraschende Ansprache

    30. Juli 2022, Landhaus, Roderich Cue

    Der ovale See glitzerte in der Abendsonne und die kleine Insel mit ihren grünen Büschen spiegelte sich im stillen unbewegten Wasser. Sie stellte den exakten Mittelpunkt meines Grundstücks dar. In der Luft lag der Geruch von Rhododendron, doch das Zwitschern der Vögel, das diesen Ort so magisch machte, war durch die Geräuschkulisse der Gäste so gut wie nicht zu hören. Auf einer Rasenfläche, unter einem großen Zeltdach, stand das in den See hinein gebaute Podium.

    Nach dem Gespräch mit den drei politischen Gästen, die beide auch jetzt noch für die Rettung des Planeten tätig waren, hatte ich mich für meinen abendlichen Auftritt, für den ich mir vom früheren legendären Apple-Chef einiges abgeschaut hatte, umgezogen. Vorher hatte ich auch noch zwei, der für heute avisierten Telefonate angenommen. Eines mit dem amerikanischen Präsidenten, der sich aufmunternd nach meinem Gesundheitszustand und meiner Fitness erkundigte und mir ein Treffen im übernächsten Monat in Aussicht stellte. Das andere mit Generalsekretär Ban Ki Moon, der eine wichtige Rolle in meinen Plänen spielte.

    Nochmals ließ ich die Bemerkungen meiner prominenten Besucher von vorhin Revue passieren. Dabei war vom Misstrauen der Menschen die Rede gewesen und von jenen Gruppen, die von meinem Projekt Nachteile zu erwarten hätten, auch wenn diese zunächst nur eingebildeter Natur seien. Versonnen schaute ich zum Zelt, in dem die meisten Stühle schon besetzt waren. Langsam ging ich hinüber und bevor ich das Podium erklomm, drückte Siggi mir die Hand. In den kleinen runden Gläsern seiner Brille spiegelte sich der See.

    „Sag es Ihnen, flüsterte er, ich stehe voll dahinter." Ja, mein wichtigster Mitarbeiter und persönlicher Freund war ebenfalls von der Richtigkeit meines Plans überzeugt.

    Der Mitarbeiterpodcast kam mir in den Sinn. Er würde zeitgleich über Intranet gesendet werden und obwohl die meisten Informationen identisch mit meiner nun folgenden Ansprache waren, gab es doch einen wichtigen Unterschied: Der Satz über die geplante interne Abstimmung fehlte. Da die Presse etwas Zeit brauchen würde, das herauszufinden, erwarteten wir in den nächsten Tagen noch weitere Schlagzeilen.

    Auf der Leinwand neben mir sah ich mein Konterfei im Großformat. Meine gelbe Hose und das ockerfarbene Hemd vor einer leicht gelben Leinwand, auf die Bilder wie der blaue Planet und rührende Kindergesichter projiziert wurden, sollten meine Worte dramaturgisch unterstreichen und mit Emotionalität aufladen. Dann wurde es absolut still.

    „Liebe Gäste, es berührt mich, dass Sie alle meiner Einladung gefolgt sind", begann ich mit fester Stimme, die mit leichtem Nachhall die Stille durchbrach.

    „Viele von Ihnen hatten einen weiten Weg, oft um den ganzen Planeten, wofür ich mich aufrichtig bedanken möchte. Wenn wir heute ein Fest feiern, mit netten Menschen, Gesprächen und einem großen Buffet, ist das für die meisten von uns nichts Ungewöhnliches. Doch vergessen wir dabei nicht manchmal, dass Millionen Menschen auf diesem Planeten heute Abend hungrig ins Bett gehen? Ohne genug zu trinken und vielfach ohne ein Dach über dem Kopf?"

    An der Stille hatte sich nichts geändert. Alle im großen Auditorium sahen gespannt zu mir auf, viele von ihnen über drahtlose Ohrstecker mit einer der Übersetzungskabinen verbunden. Ohne die Pause zu lang werden zu lassen, fuhr ich fort.

    „Dies zu ändern, habe ich mir für meine kommenden Jahre vorgenommen."

    Ich erinnerte an die Entwicklung meines fast 30 Jahre bestehenden Unternehmens, das zu einem untrennbaren Teil meiner Person geworden war. Dabei würdigte ich besonders Siggi meinen Finanzchef und David aus der Entwicklungsabteilung, die fast von Anfang dazu gehörten. Ich erwähnte einige Erfindungen von mir, die kurz auf der Leinwand erschienen, besonders die bahnbrechende Entwicklung des Chips für die Sprachsteuerung aller Handys und PCs vor rund 10 Jahren, der quasi den Grundstein zum Aufstieg der CUE AG gelegt hatte. Auch das Zahnreinigungsgerät, das zwei Jahre später auf den Markt kam, war heute

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