Discover millions of ebooks, audiobooks, and so much more with a free trial

Only $11.99/month after trial. Cancel anytime.

Professor Hicks erklärt das Higgs-Teilchen: Der Skandalroman um das Higgs-Teilchen
Professor Hicks erklärt das Higgs-Teilchen: Der Skandalroman um das Higgs-Teilchen
Professor Hicks erklärt das Higgs-Teilchen: Der Skandalroman um das Higgs-Teilchen
Ebook214 pages2 hours

Professor Hicks erklärt das Higgs-Teilchen: Der Skandalroman um das Higgs-Teilchen

Rating: 0 out of 5 stars

()

Read preview

About this ebook

Higgs-Teilchen = Gottesteilchen?
John Ullmann lässt Professor Hicks darauf eine umfassende Antwort in populärer Form geben.
Die Rahmenhandlung im Slapstick-Stil bringt dem Leser die großen physikalischen Theorien der modernen Physik, die Relativitätstheorie und Quantentheorie, in unterhaltsamer und verständlicher Form näher.
Wer glaubt ein modernes Weltbild zu haben, der kommt an Professor Hicks nicht vorbei.
Unterhaltsam, amüsant, überraschend und hochgradig informativ und aktuell. Ein Meisterwerk des Infotainment.

Professor Hicks erklärt in seinem Vorlesungen, Briefen und Gesprächen die Bedeutung des Higgs-Teilchens als letztes, noch fehlendes Teichen im magischen Baukasten der Materie und der Welt.
Er führt seine Zuhörer und Leser in populärer Form in die geheimnisvolle Welt der Quanten ein und zeigt, dass deren Prinzipien auch in der Chemie, der Biologie, der Ökonomie, der Gesellschaft und selbst in der Musik grundlegende Gültigkeit besitzen.
Die hochphilosophische und physikalische Thematik wird durch die zwischenmenschlichen Querelen der Insassen von Professor Hicks` Institut für interdisziplinäre Forschung zur unterhaltsamen Burleske.
Ein Wettlauf zwischen ihm, seinem Studienfreund, Professor Mischt, und seinem Assistenten, Dr. Fitzroy, um Anerkennung und Lorbeeren für ihre wissenschaftliche Arbeit endet in einer unerwarteten Überraschung für alle Beteiligten und den Leser.
Schauplatz der Handlung sind die berühmten und berüchtigten Orte der romantischen Studentenstadt Heidelberg.
Wer glaubt, ein Weltbild der Moderne zu haben, der kommt nicht an Professor Hicks Erklärung des Higgs-Teichens vorbei.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateJan 14, 2015
ISBN9783737523929
Professor Hicks erklärt das Higgs-Teilchen: Der Skandalroman um das Higgs-Teilchen

Read more from John Ullmann

Related to Professor Hicks erklärt das Higgs-Teilchen

Related ebooks

General Fiction For You

View More

Related articles

Reviews for Professor Hicks erklärt das Higgs-Teilchen

Rating: 0 out of 5 stars
0 ratings

0 ratings0 reviews

What did you think?

Tap to rate

Review must be at least 10 words

    Book preview

    Professor Hicks erklärt das Higgs-Teilchen - John Ullmann

    „Also das müssen Sie gelesen haben. Da geht`s ja zu wie im Affenstall im Institut für undisziplinierte Forschung von Professor Albert Hicks.

    Bei dem hocken sie drin, die Weibsleut und hören sich seine Philosophie der interdisziplinären Prinzipen der Relativitätstheorie und Quantentheorie von der Physik über die Biologie und Ökonomie bis zur Musik an. Das ist ja jetzt modern.

    Fun und Spaß mit Professor Hicks und dem Higgs-Teilchen.

    Und dann noch sein Assistent, der Dr. Fitzroy, der Chaot.

    Also wissen Sie hm, hm, kann ich da nur sagen."

    Prof. Dr. R. Mischt

    *

    Zweite, verbesserte und geänderte Auflage, Schriesheim 2014

    Impressum

    Professor Hicks erklärt das Higgs-Teilchen

    Der Skandalroman um das Gottesteilchen

    John Ullmann

    published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    Copyright: © 2015 John Ullmann

    ISBN 978-3-7375-2392-9

    Professor Hicks` Modellbaukasten der Materie

    und Sparlinek der Dozentenschreck

    Der Hörsaal war zum Bersten gefüllt. Einige Zuhörer saßen auf den Treppenstufen und sogar auf den Fensterbänken.  Das schon frühlingshafte Wetter hatte bei den Anwesenden einen leichten Schweißgeruch erzeugt, der von den Düften der unterschiedlichsten Deos und Parfüms durchsetzt war, die wahrscheinlich hauptsächlich von den überwiegend weiblichen Zuhörern ausgingen, deren Blicke Professor Hicks während seines Vortrags immerwährend leicht verwirrten und irritierten. 

    Professor Hicks fühlte sich im Umgang mit dem anderen Geschlecht immer etwas unsicher und verlegen,  obwohl er mit seiner verbalen Anschmiegsamkeit sofort ein gutes Echo bei allen Frauen vorfand und dabei seine Theorien geradezu einschmeichelnd vortragen konnte, ohne die Zuhörerinnen damit zu langweilen. Und damit schien er tatsächlich die Herzen der Frauen für seine exponierte kosmologische Theorie zu erobern, wie es die überwältigende Anzahl der Studentinnen hier im Hörsaal zeigte.  

    Während Professor Hicks von eher unauffälliger und taktierender Art war, aber diesen gewissen diplomatischen, adlig noblessen Charme des feinen älteren Herrn alter Schule besaß, war sein Assistent und Heißsporn Dr. Fitzroy von ganz anderem Naturell. So spöttelte er unter Kollegen im Hinblick auf seinen Chef gern, dass es wohl an der Zeit wäre, ihm den Schüchternheits- und Verlegenheitspreis zu verleihen.

    Er gehörte zu jenen Spezies der Sprücheklopfer, die über ihre eigenen Witzchen unbändig  lachen können und zwar umso mehr,  je öder und hohler diese sind. Hinter seinem vordergründig witzigen und jovialen Getue, verbarg  sich seine arrogante Grundhaltung, die ihn im Umgang mit anderen  auch schnell bissig werden ließ, indem er die Schwachstellen für sozialen Spott seiner Mitmenschen erkannte und  sofort gezielt in diese Kerbe schlug.

    Bevor er sich noch mit Professor Hicks auf seine lockere Art über die große Anzahl der Zuhörerinnen unterhielt, hatte er  sein Augenmerk bedächtig lange auf einige auffallend reizende Studentinnen gerichtet.

    „Ein paar heiße Puppen haben Sie da im Auditorium sitzen. Jetzt machen uns die Weiber sogar in der Physik die Vorherrschaft streitig. Aber das gefällt mir. Da kommt Leben in die Bude. Ja, Frauen kommen langsam aber gewaltig. Mich wundert nur, dass die ausgerechnet bei Ihnen erscheinen, Sie mit Ihren verstaubten Ansichten von vorgestern und Ihrer sachlichen Contenance."

    „Es muss nicht jeder gleich so vordergründig und zügellos wie Sie sein, wie Sie mit Ihrem übertriebenen Temperament und Ihrer überspannten Art. Und wenn wir schon bei dem Thema sind, Herr Fitzroy, Sie sollten mit ihren sexuellen Äußerungen vorsichtig sein und hier keine Sexismusdebatte eröffnen. Das wäre nicht so günstig. Mit Ihrem albernen und vorgetäuschten Machogetue sind wohl eher Sie als ich von vorgestern.

    Beim Friseur habe ich im letzten Spiegel gelesen, dass die Forscher einstimmig zu dem Ergebnis gekommen sind, dass Mädchen von Geburt an prinzipiell genauso viel Interesse an Technik haben wie Jungen. Mädchen könnten auch genauso gut Mathe wie Physik. Sie würden sich bloß  davor etwas mehr fürchten und würden von Mitmenschen und Medien von klein auf darauf konditioniert, dass Autos, Roboter und Festplatten eher für Jungs seien.

    Die Geschlechterklischees bekommt man nur schwer aus den Köpfen. Die Mädchen müssen auf diese Dinge angesprochen werden, bevor geschlechtsstereotypische Zuschreibungen und Kompetenzerwartungen sich verfestigt haben.

    Man muss deshalb den Frauen den sanften Einstieg in die Physik ermöglichen. Wenn erst einmal ein bestimmter Pool an Frauen in den physikalischen Instituten präsent ist, dann zieht das weitere an. Das ist eben einmal die Gesetzmäßigkeit der Eigendynamik der Massen, ganz gleich ob Frauen oder Männer. Wir sind eben alle nur Menschen und folgen unserer inneren Gesetzmäßigkeit des Herdentriebs.

    Wie sie sehen, so scheint meine philosophisch ausgerichtete Physik bei den Frauen auf mehr Interesse zu stoßen als ihr neumoderner Computerschnickschnack", parierte Professor Hicks die übliche zu erwartende Breitseite  seines Assistenten gleich vorweg und setzte noch einen oben drauf.

    „Ich gehe bei der Konzeption meiner Vorlesungen eben nicht nur von den trockenen wissenschaftlichen Grundsätzen der spröden Sachlichkeit und langweiligen formalen Richtigkeit bis zum letzten Komma aus, sondern ich gehe vom Lustprinzip aus."

    „Sie und Lustprinzip, also Herr Hicks, da lachen ja die Hühner, bei Ihrer geistigen Verbalerotik à la Platon."

    „Sie verstehen natürlich unter dem Lustprinzip nur Ihr spezielles Lustprinzip. Ich dagegen rede hier vom allgemeinen Lustprinzip. Einstein meinte einmal, dass die Masse nur über das Rückenmark denkt, höher reicht`s nicht. Doch ich bin davon überzeugt, dass gerade bei den jungen Leuten, und hier insbesondere bei den jungen Frauen, das Denken und Fühlen, im Gegensatz zu Ihnen, Herr Fitzroy, und vielen jungen Männern, auch vom Kopf ausgeht.

    Frauen sind überdies zäher und verfolgen ihre Ziele beständiger als Männer. Darauf basiert das Konzept meiner Vorlesung. Und der Erfolg gibt mir Recht, wie Sie sehen. Geben Sie`s zu, Sie sind doch nur neidisch."

    Und noch bevor Dr. Fitzroy ihm Kontra geben konnte, wandte sich Professor Hicks seinem Rednerpult zu, während sich Dr. Fitzroy auf seinen freigehaltenen Stammplatz im Plenum in der ersten Reihe vor dem Rednerpult hinsetzte.

    *

    Nachdem Professor Hicks seine Unterlagen für seinen Vortrag zurechtgelegt und seine Lesebrille aufgesetzt hatte, begann er mit seinem Vortrag.

    „Sehr geehrte Kommilitoninnen und Kommilitonen, es freut mich außerordentlich, dass Sie so zahlreich zu meiner Vorlesung „Die Erklärung des Higgs-Teilchens und der magische Baukasten der Materie" erschienen sind. Und ich hoffe, dass ich hier Ihren großen Erwartungen an meine Vorlesung gerecht werden kann.

    Der Nachweis des Higgs-Teilchens mit Hilfe des

    LHC-Teilchenbeschleunigers am CERN in Genf, das in den Gazetten auch gerne als Gottesteilchen betitelt wird, hat natürlich in der breiten Öffentlichkeit ein großes Interesse an der Teilchenphysik geweckt, was sehr erfreulich ist. Und ich will Ihnen im Verlauf meines Kollegs hier aufzeigen und beweisen, dass die Kenntnis der Prinzipien der Teilchenphysik und damit der Quantentheorie uns nicht nur das Higgs-Teilchen erklären kann, sondern uns auch ermöglicht, den Aufbau der gesamten  Welt, des Kosmos oder Universums, wie Sie es auch nennen mögen, zu verstehen. Und das ist schon eine ganze Menge."

    Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf den Mündern der Zuhörer.

    Professor Hicks nahm noch einen kleinen Schluck Wasser aus dem bereitgestellten Glas und fuhr dann mit seinem Vortrag fort.

    „Die Frage nach dem Ursprung der Welt und damit unseres Daseins berührt uns natürlich zutiefst und beschäftigte bereits alle unsere Vorfahren. Oft wird behauptet, dass es die Religion und die Kunst seien, die den Menschen von allen anderen Wesen dieses Planeten unterscheiden und damit sein geistiges Bewusstsein. Doch unser Bewusstsein ist an unsere körperliche und damit materielle Existenz gebunden.  

    „MENS AGITAT MOLEM, der Geist bewegt die Welt, so steht es im Logo der hiesigen Rhein-Neckar-Zeitung.

    „Meist ist es der Ungeist", warf der Student Sparlinek, der in der ersten Reihe saß, vorlaut ein und  erntete damit lauthals Gelächter, insbesondere von jenen Hörern, die lediglich einmal Sparlinek in live erleben wollten.

    Dr. Fitzroy, der drei Sitze weiter saß, und schon beim ersten Anblick des Studenten Sparlinek spöttisch grinste, schüttelte abfällig den Kopf. Der sichtbar hochgewichtige und angeblich hochbegabte  Student Sparlinek mit der dicken Brille und den ultraweiten Flatterjeans war an der ganzen Uni bekannt für seine spontanen Zwischenrufe in den Vorlesungen.

    Zweifellos erblickte Dr. Fitzroy in ihm auch einen Rivalen für das ihm bisher allein zustehende Privileg für angeblich witzige Zwischenbemerkungen in Professor Hicks` Vorträgen.

    Doch auch Professor Hicks hatte bereits von Sparlinek, dem Dozentenschreck, gehört und nahm dessen Zwischenruf geschickt in seine Rede  auf und konterte amüsiert: „Ja, da haben Sie gleich ein gutes Beispiel dafür abgegeben. Und wie Sie sehen, bewegt Ihr Ungeist hier ihre Kommilitonen zum Lachen.

    Aber lassen Sie mich jetzt wieder vom Ungeist zum Geist zurückkommen. Der Geist kann also die Materie, aus der die Welt eben einmal besteht, nur lenken, er kann sie nicht bewegen. Nicht der Glaube kann Berge versetzen, sondern der Gläubige. Wunder, wenn es sie gibt, sind selten, ansonsten wären es keine. Darauf sollte man sich nur im äußersten Notfall verlassen, wenn nichts anderes mehr hilft. Der Geist mag die Materie lenken und leiten, aber er bewegt sie nicht. 

    Mit dem Menschen trat zum ersten Male in der uns bekannten Weltgeschichte ein Wesen auf, das sich, von seinem Standpunkt physisch und geistig lösen kann, sich über sich selbst und die Welt Gedanken machen kann, und das die Frage nach dem Wie, Was und Warum der Erscheinungen der Welt stellen kann. Und diese Fragen beantwortet die Naturwissenschaft, deren praktisches Ergebnis die Technik ist.

    Als Kinder haben wir die Spielzeuge auseinander genommen, um zu sehen wie das Ganze funktioniert. Dann waren sie allerdings kaputt. Doch man kannte nun den Mechanismus und konnte, wenn man geschickt war, das Ganze wieder aus seinen Einzelteilen zusammenfügen und ganz neue, ähnliche Dinge konstruieren und bauen. Das war die Geburtsstunde des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts der Menschheit, von dem wir heute alle profitieren. Und sicher hat auch der daraus resultierende wissenschaftliche Fortschritt wie jede Sache einen positiven wie auch negativen Effekt.

    Gewiss kann die Naturwissenschaft den Sinn der Welt und unseres Daseins nicht beantworten, aber sie kann beschreiben, wie das alles funktioniert, wie die Welt sich entwickelt. Ob es den Urknall wirklich gab, wie die Kosmologen annehmen, das ist die große und letzte Frage der Physik. Wenn es den Urknall wirklich gegeben hat, dann erhebt sich die Frage, was denn vor dem Urknall war. Vielleicht gibt es den ewigen Kreislauf des Welttheaters durch den Übergang der Endimplosion in die Urexplosion, wie ich meine, oder das Universum kommt aus dem Nichts und verschwindet im Nichts.

    Stellen Sie sich einmal das Unmögliche vor, nämlich, dass es die Menschen und damit auch Sie und mich gar nicht gäbe. Dann würde niemand fragen, wozu das ganze Spektakel da draußen im Weltall mit den zahllosen Galaxien und Sternen, unserer Sonne und Erde, wozu dieser ganze Aufwand und worauf das Ganze letztendlich hinauslaufen soll?

    Doch die Welt existierte auch vor dem Erscheinen des Menschen und sie wird auch nach dem Erscheinen des Menschen weiterhin noch bestehen.

    Die Religion macht es sich mit der Entstehung der Welt  recht leicht, sie bezieht ihre Weisheiten aus ihren heiligen Schriften. In der Bibel steht, dass Gott die Welt in sechs Tagen erschuf und, dass er sich dann am siebten Tage davon ausruhen musste. Das mag vor 2000  Jahren genügt haben, denn viel mehr, wussten die Menschen damals nicht über die Entstehung der Welt, als dass es sie gibt und sie folglich entstehen und vergehen muss, wie wir selbst, denn der Mensch geht bei solchen Überlegungen gerne von sich selbst aus.  Wenn in Urzeiten der Blitz vom Himmel niederging,  dann glaubte man, dass dies der Zorn der Götter sei. Heute wissen wir, dass dies lediglich auf die elektrischen Entladungen der Atmosphäre zurückzuführen ist. Und auf der Beherrschung des elektrischen Stroms beruht eine Vielfalt unserer heutigen selbstverständlichen Annehmlichkeiten, wie der Waschmaschine, des Kühlschranks, des Telefons und des Fernsehers, ganz zu schweigen vom Computer und dem Handy oder was es da noch so alles gibt.

    Angenommen, die Welt sei von Gott geschaffen, so bleibt dennoch für den aufgeklärten, sprich selbstdenkenden Menschen, die Frage nach ihrem Bauplan offen. Schon die alten Griechen kamen auf die Idee, dass man die Vielfalt der Welt auf Allgemeines,

    Grundsätzliches und Elementares zurückführen könne. So kamen sie auf die Annahme der sogenannten Urstoffe Erde, Wasser, Feuer und Luft, aus denen sämtliche Stoffe aus Mischungen dieser vier Elemente bestehen sollten. Und schließlich, so nahm man an, sollten auch diese vier Elemente auf einen einzigen Ur-Stoff zurückzuführen sein. Diesen einzigen Ur-Stoff, einem seit Ewigkeit existierenden, unzerstörbaren, unbestimmten und unterschiedslosen Weltstoff nannten sie Materie von lateinisch „materia prima". Heute jedoch wissen wir, dass es nicht vier Elemente sind, sondern 92 natürliche Elemente, die aus ihren spezifischen Atomen bestehen und, dass die Atome selbst aus Elektronen, Protonen und Neutronen bestehen und es schließlich das Higgs-Teilchen sein soll, das den Teilchen die Masse verleiht. Und aus diesen Elementen des Baukastens der Materie bauen uns heute die Chemiker all diese Stoffe

    zusammen, die wir uns wünschen, und in Zukunft werden die Genetiker sogar die Lebewesen nach ihrem Willen aus ihrem genetischen Baukasten nach ihrem Gutdünken neu zusammenbauen. Inwieweit es dabei zu Überraschungen oder Enttäuschungen oder gar Bedrohungen kommt, das wird die Zukunft uns zeigen.

    Und damit sind wir bereits beim Thema meiner Vorlesung. Um die Wirkungsweise solcher mit unseren menschlichen Sinnen nicht direkt wahrnehmbaren und komplexen Systemen wie Atome Moleküle und Gene zu verstehen, müssen wir uns ein Modell davon machen. Ein Modell ist eine auf das Wesentliche vereinfachte Darstellung der Wirklichkeit. Und unser Modell für den Nachbau der Welt ist der magische Baukasten der Materie. Dieser Modellbaukasten der Materie enthält als  kleinste Bausteinchen die Elementarteilchen, in dem eben das Higgs-Teilchen noch gefehlt hat. 

    Der Begriff Baukasten mag Sie sofort verstören, ja er mag Ihnen als lächerlich erscheinen, da Sie zunächst an den Baukasten in den Kinderzimmern denken, wie er zumindest zu meiner Kindheit dort noch anzutreffen war. Doch das Weltgeschehen basiert trotzdem auf dem Modellbaukasten der Materie, den wir jedoch psychisch ablehnen, da es stets ein unangenehmes Gefühl in uns verursacht, dass die Welt und auch wir selbst sozusagen nur das Ergebnis eines raumzeitlichen Puzzle-Spiels sein sollten. Das berührt uns natürlich im Innersten unseres Daseins. Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie jetzt sagen, dass der Mensch nicht nur eine Maschine ist, aber er ist eben auch eine Maschine. Greifen Sie sich einmal an Ihre Brust, was Sie dort schlagen hören ist Ihr Herz. Dieses, Ihr Herz, ist physikalisch-technisch betrachtet nichts anderes als eine Pumpe, so wie die Kraftstoffpumpe in Ihrem Auto, mit dem Sie hierhergekommen sind. Und so wie der KFZ-Mechaniker eine kaputte Kraftstoffpumpe im

    Enjoying the preview?
    Page 1 of 1