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Im Hexenkessel der Granaten
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Ebook79 pages

Im Hexenkessel der Granaten

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About this ebook

Der Morgen des 11. November 1918 sah die deutschen Soldaten voll gerüstet, um den feindlichen Sturm zu empfangen. Das Schicksal wollte es anders. In den ersten Vormittagsstunden erhalten die Männer verwirrende Nachrichten, die sie anfangs nicht verstanden; Abdankung des Kaisers, Hindenburgs Oberbefehl und dann — Waffenstillstand.
Die letzten Befehle des Krieges wurden erteilt. Die Artillerie schoss aus allen Rohren, als wolle sie nicht eine einzige Granate übrig lassen, die nicht vorher wenigstens noch ein Ziel versucht hätte. Um 11.55 Uhr, so war es vereinbart worden, sollte der letzte Schuss fallen.
Die Melder waren in den Linien und überbrachten den Befehl. Es war alles zu unfassbar, als dass die Soldaten viel Worte hätten verlieren können. Und dann kam die Stunde heran; wie mit einem Schlage verstummte das Feuer, Todesschweigen marterte die Kameraden jählings schlimmer als der Höllenlärm noch eben zuvor.
Und die Deutschen erhoben sich aus den Gräben.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateFeb 14, 2018
ISBN9783745098396
Im Hexenkessel der Granaten

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    Im Hexenkessel der Granaten - Hans Henning Freiherr Grote

    Im Hexenkessel der Granaten

    von

    Hans Henning Freiherr Grote

    _______

    Erstmals erschienen im:

    Hermann Schaffstein Verlag,

    Köln, 1934

    __________

    Vollständig überarbeitete Ausgabe.

    Ungekürzte Fassung.

    © 2018 Klarwelt-Verlag, Leipzig

    ISBN: 978-3-96559-121-9

    www.klarweltverlag.de

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Der deutschen Jugend!

    Patrouillengang im Artois

    Der Maler

    Im Trommelfeuer an der Somme

    Als ich blind geschossen war

    Der Feldwebel

    Die Tauben von Beauregard

    Ein nächtlicher Vormarsch

    Umzingelt

    Das Unsichtbare

    Der letzte Angriff

    Der deutschen Jugend!

    Als das deutsche Volk im August 1914, wahrhaft einig in seinen Stämmen, auszog, um die bedrohte Heimat zu schützen gegen den Ansturm der ganzen Welt, war es in erster Linie seine Jugend, die ihre Leiber den Granaten entgegenwarf. Sie kam von überall her, aus Häusern und Hütten, und fragte nicht nach arm und reich. Unter dem feldgrauen Rock, der alle umschloss, hämmerten die Herzen im gleichen Takt, ging durch das Blut ein einziger Schlag, und er galt nur Deutschland!

    Jugend wurde zum Mann, schier über Nacht. Als auf den Gefilden Flanderns und überall dort, wo deutsche Heere stritten und litten, das mordende Eisen die Jungen des großen Krieges zerschlug, ward in den wenigen Überlebenden, ward in uns das Neue und Große geboren und unterschied sich schon, ohne dass wir im Sturm der Zeit Muße gefunden hätten, groß darüber zu reden und zu deuteln, von den Zielen, für die unsere Väter, die wir ehren, gleich uns ruhmreich gekämpft hatten. In dem Kriegsheer der Jugend und der Freiwilligen wuchs, noch unsichtbar, aus Gemeinschaft und grimmig besiegter Not ein neues Volk, aus ihm wurde die deutsche Nation geboren.

    Der Krieg ging dennoch verloren, und das Heer ward zerschlagen; denn die Heimat, die hinter ihm stehen sollte, verzehrte sich in Irrung und Hader und begriff das Neue nicht.

    Nur die Jugend des Krieges, die an der Front gestanden hatte, ging hin, und jeder an seiner Stelle tat seine Pflicht an dem Werk, das da kommen musste. Schlageter fiel, zum andern Male freiwillig Kämpfer und Rächer für sein Land, das seines Opfers nicht wert schien.

    Er gab das Opferzeichen gleich den zwei Millionen Toten des großen Krieges, die nur Toren sinnlos dahingegangen wähnten, er folgte den Kameraden der Front nach als Sinnbild ihres Opfers, das sich an uns heute segensreich erfüllt.

    Denn die deutsche Jugend nahm jenes heilige Zeichen auf und ergriff mit starken Fäusten die Fackel, die über des toten Freiheitskämpfers Grabe leuchtete, und trug sie im harten Kampfe über das dunkle, gepeinigte Land, das ihr Schein erhellen sollte. Nach vierzehn Jahren schlug die große Stunde, da die erwachte Nation aus der Jugend der Front den Retter und Führer erkor.

    So schloss sich der Ring, und in jener Gemeinschaft, die aus dem Blut und einem Willen lebt, treten die Jugend des Weltkriegs und die Jugend einer neuen Zeit Schulter an Schulter zum Marsch in ein herrlicheres Reich an.

    Über ihren Wegen, die ihnen das Schicksal gebietet, halten die Toten des Krieges schirmend die Schilde und mahnen:

    Wagt und opfert wie wir!

    Hans Henning Freiherr Grote

    Patrouillengang im Artois

    Wie ein wilder, aufreizender Traum lag es hinter uns. Irgendwann einmal, als die Sonne glühend heiß brannte und die Felder in gelben Ähren standen, waren wir ausgezogen. Westwärts ging die Fahrt. Wir mussten marschieren und schlugen Schlachten und waren wieder marschiert, durch Tage und Nächte. Wir hatten Siege errungen und den Feind vor uns hergetrieben und glaubten, dass es immer so bleiben würde. Denn uns gehörten Kraft und Mut, hoher Mut, und ein Wille lebte in uns, den wir beseligt als Gnadengeschenk eines Höheren empfanden, der mit uns sein würde alle Zeit.

    Dann war das Unbegreifliche geschehen. Nach heißbestandenem Gefecht, schon nahe der feindlichen Hauptstadt Paris, hatten sie uns den Befehl gesandt: Zurück! Da ließ das Wort, das nicht zu uns zu gehören schien, keinen Widerstand zu, so sehr unsere Herzen auch dagegen aufbegehren mochten. Zwar flüsterte die Hoffnung, dass der befohlene Rückzug nur die Einleitung einer neuen Operation bedeute; aber unsere Glieder waren abgehetzt, hatten das letzte hergegeben für das „Vorwärts!", nun ertrugen sie das andere nur schwer.

    Dann endlich war der Rückmarsch zum Stehen gekommen, der unbegreifliche, der uns Tausende von Gefangenen kostete: die Verwundeten in den Lazaretten, die Erschlafften, Todmüden, denen der plötzliche Umschwung den Willen raubte. Von Flandern längs der Somme und Aisne bis zu den Ebenen von Verdun und den steiltrutzigen Bergkämmen der Vogesen zogen wir den grauen Eisengürtel, um den kalten Winter zu überdauern, und harrten in feuchten Gräben sehnsüchtig eines neuen Frühlings, auf dass ein neuer Vormarsch den Sieg uns zurückgeben möchte, den wir fast schon einmal in Händen gehalten hatten.

    Und dann geschah’s. Eines Tages war ein Trillern vor dem dürftigen Bretterverschlag, darin wir dicht bei dicht hausten. Wie ein Zauberstab berührte uns der süße Laut. Er drang durch den dichten Nebel von Tabaksqualm und sich verflüchtendem Schweiß; er vertrieb den Dunst aus nassgewordenen Uniformröcken, aus feuchtem Schlamm, der an unseren Stiefeln klebte. Widerlicher Geruch, der uns längst zur Gewohnheit geworden war und den wir kaum mehr spürten, zerrann in süße Wolken. Wie ein Duft von Veilchen, Primeln, Anemonen umgaukelte es uns. Damals, als die erste Lerche dicht unserem Graben sich in die Märzlüfte hob, war es, dass wir für einen

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