Johannes Christian Lenz
By epubli
()
About this ebook
Related to Johannes Christian Lenz
Related ebooks
Der betende Engel: Kriminalgeschichten aus der DDR Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsApril in Stein Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWollen wir uns vertragen? Aber der alte Zorn bleibt!: Czy chcemy sie pogodzic? Jednak dawna zadra pozostaje! Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKosmopolen: Essays Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBerühmt sein ist nichts: Marie von Ebner-Eschenbach - Eine Biographie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIm Spiegel der Geschichte: Was berühmte Menschen erlebten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie 77 Romane von Konrad Salik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTodeszeit: Ein Fontane-Krimi Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin Sohn aus gutem Hause: Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKapplers Hut: Die Enthüllung eines SS-Offiziers Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKurt Sontheimers Republik Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGötterdämmerung: Polit-Thriller Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMarlowe und die Geliebte von Lope de Vega: Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerfolgung und Verstrickung: Hitlers Helfer in Leer - Studie zur Rolle der Kommunen und ihrer Führungskräfte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMarcel Reich-Ranicki: und die Frankfurter Allgemeine Zeitung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWas der Tag mir zuträgt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMörderische Metropole Berlin: Authentische Fälle Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Tunnel: Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAustrian Psycho Jack Unterweger Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsBerlin, Berlin...wo führste mir noch hin: Berliner Begegnungen aus fünf Jahrzehnten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWer die Butter hat, wird frech: Anekdoten über Kurt Tucholsky Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMalefizkrott Rating: 4 out of 5 stars4/5Tödlicher Klüngel: Drei Köln Krimis Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVerehrte Denker: Porträts nach Begegnungen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMimenmord Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDes Nachts gehn wir im Kreis Rating: 4 out of 5 stars4/5Der Schatz im Aasee: Die ganze Wahrheit. Nach den Aufzeichnungen von Jaap van Hofstraat Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie verlorene Bibliothek: Autobiographie einer Kultur Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Tod in Venedig von Thomas Mann (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Politics For You
Das Zeitalter der Einsamkeit: Über die Kraft der Verbindung in einer zerfaserten Welt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFremdbestimmt: 120 Jahre Lügen und Täuschung Rating: 4 out of 5 stars4/5KALTES Denken, WARMES Denken: Über den Gegensatz von Macht und Empathie Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Bedürfnis nach Kooperation: Graphic Novel Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWas ist deutsch?: Elemente unserer Identität Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Krieg im Dunkeln: Die wahre Macht der Geheimdienste. Wie CIA, Mossad, MI6, BND und andere Nachrichtendienste die Welt regieren. Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGenderismus: Der Masterplan für die geschlechtslose Gesellschaft Rating: 2 out of 5 stars2/5Erfolgsfaktor Zufall: Wie wir Ungewissheit und unerwartete Ereignisse für uns nutzen können Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJFK - Staatsstreich in Amerika Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIch bleibe eine Tochter des Lichts: Meine Flucht aus den Fängen der IS-Terroristen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKeine Macht der Moral!: Politik jenseits von Gut und Böse Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsStreiten? Unbedingt!: Ein persönliches Plädoyer Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAngst und Macht: Herrschaftstechniken der Angsterzeugung in kapitalistischen Demokratien Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTrump: The Art of the Deal Rating: 3 out of 5 stars3/5Alles, was Sie über Energiesparen wissen müssen: Erklärungen und Tipps vom Energiesparkommissar Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGnadenlos Deutsch: Fünf Dossiers Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAntisemitismus in der Sprache: Warum es auf die Wortwahl ankommt Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKognitive Kriegsführung: Neueste Manipulationstechniken als Waffengattung der NATO Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGeorge Friedman: Der Sturm vor der Ruhe: Amerikas Spaltung, die heraufziehende Krise und der folgende Triumph Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNaher Osten 01: Themenzusammenfassung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Diktatur der Demokraten: Warum ohne Recht kein Staat zu machen ist Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAlles, was Sie wissen sollten, Ihnen aber nie jemand erzählt hat Rating: 3 out of 5 stars3/5Die Antwort Rating: 1 out of 5 stars1/5Psychologie der Massen Rating: 4 out of 5 stars4/5Rassismus und kulturelle Identität: Ausgewählte Schriften 2 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Überfall - Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion: Ein SPIEGEL E-Book Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer nächste große Krieg: Hintergründe und Analysen zur medial-politischen Hetze gegen Russland Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas Guttenberg-Dossier: Das Wirken transatlantischer Netzwerke und ihre Einflussnahme auf deutsche Eliten Rating: 1 out of 5 stars1/5Der Gesellschaftsvertrag: Die Grundsätze des Staatsrechtes: Prinzipien des politischen Rechtes Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Johannes Christian Lenz
0 ratings0 reviews
Book preview
Johannes Christian Lenz - epubli
Das Buch
Am 19. Januar 1790 wird der Schlächter Geselle Johannes Christian Lenz in Berlin auf der Richtstätte des Königl. Hofgerichts, dem Rabenstein, weit vor dem Oranienburger Tor von unter gerädert und aufs Rad geflochten. Diese drakonische Strafe wurde in Berlin zum vorletzten mal ausgeführt. 50 bis 60 Tausend Menschen sollen nach Augenzeugenberichten der Hinrichtung beigewohnt haben. Die größte bisher beobachtete Menschenmenge bei so einem Ereignis.
Johannes Christion Lenz hatte um die Geisterstunde vom 13. auf den 14. Juni 1789 die schwer mit Geld beladene Stettiner Post auf ihrem Wege von Oranienburgs nach Berlin bei Birkenwerder beraubt und hierzu alle drei Begleiter ohne Gegenwehr ermorden können. Wie konnte das geschehen? - Leo Kaceem wiedererzählt und ergänzt die Geschichte auf der Basis der damaliger Berichterstattung, analysiert die Gerichtsaussagen und rekonstruiert den Weg des Mörders für die acht Wochen, die zwischen Tat und Gefangennahme lagen. Hierzu schlüpft er in die Rolle des ungewöhnlichen Volksschreibers Tlantlaquatlapatli. Er enthüllt nebenbei auch eine mögliche Bedeutung dieses nahezu unaussprechlichen Pseudonyms und lässt im Abschlusskapitel den Volksschreiber mit seiner selbstgeschriebenen Vita zu Wort kommen.
Der Autor
Leo Kaceem, 1944 in Danzig geboren, ist analytischer Chemiker und lebt in Köln und Berlin. „Den Dingen auf den Grund zu gehen, eine freie Übersetzung der auf Vergil zurückgehende Redewendung: „... rerum cognoscere causas ...
, war sein tägliches Streben im Berufsleben. Nun, im Unruhestand, hat er mit diesem Sachbuch seine Profession auf ein historisches Kapitalverbrechen gelenkt. Sein Erstlingswerk.
Johannes Christian Lenz
Mörder und Straßen-Räuber
leo kaceem
Johannes Christian Lenz
Leo Kaceem
Copyright: © 2012 Leo Kaceem
published by: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-8442-3950-8
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für Meine Frau
zum Dank für ihre
unendliche Geduld
Wahrheit zeuget immer Feinde;
Heucheln' niemahls echte Freunde.
Tlantlaquatlapatli
Inhalt
Vorwort 9
Einleitung 12
Das Rätsel des Pseudonyms 15
Endlich 17
Monsieur Nebenstaub 24
Traiteur Ollmütz 27
In der Hausvoigtei 29
Volks-Urtheile 34
Leben und Taten 37
Mord und Totschlag 40
Ausspähung 44
Gefangennehmung 48
Untersuchung 53
Die wahre Tat 67
Bewegungsprofil 71
Der Fluchtweg 74
Eine Analyse 81
Lenz singt 88
Ein Mittäter? 91
Das Urteil 93
Lenz macht sein Testament 96
Das Ende naht 96
Tag der Vergeltung 98
Der Schinderweg 100
Voyeure & Geschäftemacher 105
Die Hinrichtung 107
Volksgedränge 108
Schlechte Sicht & Lange Finger 110
Volksaberglauben 111
Lenz auf dem Rade 116
Arme Sünder Liedlein 118
Moritaten Lied 121
Weitere Sünder Liedlein 127
Andere Schriften 132
Lenz war kein verhärteter Bösewicht 140
Der Endzweck öffentlicher Strafen 142
Das Testament 148
Redouten Späße mit Lenz 149
Der Nächste bitte! 153
Der runde Hut 158
Späte Besuche 166
Die Ende der Geschichte 168
Das Ende des Rabensteins 169
Tlantlaquatlapatli 171
Heinrich Wilhelm Seyfried 174
Pflichten eines Schriftstellers 179
Papagei mag ich nie seyn 194
Zu guter Lenzt 202
Verzeichnis der verwendeten Artikel 207
Vorwort
Tlantlaquatlapatli
unter diesem Pseudonym verbirgt sich Ende des 18. Jahrhunderts Heinrich Wilhelm Seyfried (1755-1800), ein literarisches Universalgenie. Er ist auch eine kritische spöttische Schreiberseele, die als Autor und Herausgeber in der periodisch erschienenen Zeitung, der Chronic von Berlin, Klatsch, Kultur- und Tages-Nachrichten aus Berlin vermeldet. Heute würden wir sie als kulturelle Wochenzeitschrift mit aktuellen Beiträgen aus dem Berliner Leben bezeichnen. So manche merkwürdige Geschichte hat er aufgespießt, veröffentlicht und kommentiert, aber auch rein journalistische Berichterstattung betrieben. Nur um diese geht es (meistens) in diesem Buch!
Der Schreiber bewahrt sich immer eine gehörige Distanz zur gerade gängigen öffentlichen Meinung. Seine kritisch moralisierenden Bemerkungen fixieren sich nicht zu selten auch auf seine schreibende Konkurrenz, der er hin und wieder ein bisschen nervend Wahrheitsverfälschung bzw. ungenaue Berichterstattung vorwirft. Davon ist er aber an manchen Stellen auch nicht ganz frei. Seine Person erschien mir so interessant, dass ich sie am Schluss dieses Buches, sozusagen als Buch am Buch, gesondert beleuchte. Hier ist Raum für Anmerkungen und Analysen zu seiner Berliner Schaffensperiode. Der schon über 120 Jahre alten Biografie von E. Mentzel (1892) stelle ich seine Selbstbetrachtungen gegenüber, die er von Zeit zu Zeit in seiner Zeitung veröffentlicht hat.
Die Person Seyfried hat weit mehr geleistet, als hier kurz abgerissen wird. Das über sie nicht mehr bekannt ist, mag auch an seinen Artikeln aus dem Berliner Alltag liegen, die von entsprechender Seite heute sicher als ausländerfeindlich und antisemitisch charakterisiert werden würden. „Pollaken" und Juden sind häufiger, auch zusammen, in mehr oder weniger kritischen oder spaßig gemeinten Glossen abgehandelt. Wer kann sich heute noch in die damaligen Verhältnisse einer schnell wachsenden Großstadt wie Berlin versetzen, geschweige denn in die Lebensbedingungen dieser Zeit.
Mit einem ersten Bericht über die Verhaftung des Straßenräubers und Mörders Johannes Christian Lenz, zehn Wochen nach der Tat, beginnt eine realitätsnahe Fortsetzungsgeschichte. Sie enthält neben der Schilderung des Tathergangs wörtliche Wiedergaben seiner Aussagen aus Vernehmungsprotokollen. Sie erzählt von seinen Ausreden und Ablenkungsmanövern bei der Schuldzuweisung und beleuchtet auch die Person des Mörders in seinem Umfeld. Die Berichterstattung endet im April des Folgejahres, also drei Monate nach der unter fast chaotischen Randbedingungen erfolgten Hinrichtung des Mörders.
Solange hat dieser Kriminalfall die Berliner in Aufregung gehalten, solange konnte man die auf das Rad geflochtenen Reste des Johannes Christian Lenz auf der „Hoch"-Gerichtsplatz noch besichtigen. Sein Mordtaten waren seinerzeit weit über die Stadt Berlin und die Landesgrenzen Preußens hinaus bekannt geworden und Chronisten aus der Mitte der letzten dreißiger Jahre berichten, dass der Fall noch bis Ende des 19. Jahrhunderts mehrfach Erwähnung fand.
Von Tlantlaquatlapatlis Zeitung sind die Bände, die mir hier als Vorlage dienten, gelegentlich und vereinzelt auf dem antiquarischen Buchmarkt zu finden, das Exemplar für etwa 250 €! Zitat aus dem Internet: … Die komplett wohl nie aufzufindende Zeitschrift erschien in 12 Bänden bis 1792. Der Herausgeber und Verfasser Heinrich Wilhelm Seyfried, aus Frankfurt stammender Schauspieler und Vielschreiber, bietet hier ein klassisches Beispiel für die Winkelblätterliteratur
, mit hämisch vorgetragenen Klatschgeschichten und entsprechenden Theaternachrichten …
Gut charakterisiert!
Einleitung
Das Extrabuch
Bei meinen Recherchen zu einem umfangreichen historischen Roman zitierte ich gerade aus einer privaten Ortschronik von 1936 einen Hinweis auf einen schrecklichen Mordfall, der sich 1789 zwischen Oranienburg und Birkenwerder, nahe der nördlichen Berlin Stadtgrenze im sog. Barnimer Land ereignet hatte.
Berichtet wurde, dass die Postkutsche auf ihrem Wege von Spandau nach Oranienburg, mit sechs Pferden bespannt war, um vom Havelufer bei Henningsdorf den Sandberg nach Stolpe hinaufzukommen. Sie wurde mit vier Mann Besatzung schwer bewacht. (Leo Kaceem, Stolpe-2, Der Tod des Försters, epubli, ISBN 978-3-8442-3588-3)
Diese Bewachung war eine direkte Folge eines damaligen Post-Straßenraubes, der etwa um Mitternacht von Sonnabend auf Sonntag zwischen dem 13. zum 14. Juni, 1789 nördlich von Berlin zwischen Oranienburg und der Berliner Stadtgrenze geschah. Die drei Postbegleiter starben. Der Täter und Mörder wurde später gefangen und in Berlin gerädert.
Am Tage der Tat rettete sich Captain Bligh von der Bounty nach 48 Tagen Irrfahrt mit 18 Getreuen in der Südsee an Land. Er hatte rund 5800 km auf dem Wasser zurückgelegt. Der zweifelhafte Akteur meiner Geschichte legte nach seiner Mordtat bis zu seiner Gefangennehmung in vergleichbarer Zeit vielleicht 470 km zurück, allerdings allein und weitgehend zu Fuß. Während die Einen gerettet ins Leben zurückkehrten, führte der Weg für den Anderen in den Tod, zur Seelenrettung! ? ...
Wie es sich heute geziemt, recherchiert man zu solchen Zufallsfunden im Internet. „Geziemt, ist nur ein Beispiel altmodischer Sprachformulierungen. Diese gefallen mir zusehends nach der wochenlangen Beschäftigung mit alten Texten. Sie schleichen sich nun gerne, von mir auch befördert, in meinen Schreibstil ein. Letztens fing ich in einer Grußkarte an „thun
und „That" in alter Schreibweise zu verwenden ohne diesen Irrthum zu bemerken!
Ich bin vom Internet begeistert, das ein Universum an Informations- und mittelbaren Aktions-Möglichkeiten geschaffen hat. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste all die gelesene Literatur mit Postkutschen-Reisen durch verschiedene deutsche Staaten, Bibliotheken und Universitäten sichten, ggf. sogar einen bayrischen Grenzübergang nehmen...
Für die Textaufarbeitung wurde übrigens die Originalliteratur eingescannt und mittels der russischen Texterkennungssoftware ABBYY FineReader®online, unter Nutzung der sehr guten Frakturschrift-Variante transkribiert.
Der Eingangs erwähnte Autor mit dem unaussprechlichen Namen sprengte mit seinem Fleißwerk schnell den Rahmen des kurzen Zitats, das in meinem historischen Roman „Stolpe-2" vorgesehen war. Durch die intensive Beschäftigung mit seinen Berichten tat sich für mich eine neue Welt auf: das 19. Jahrhundert nach Friedrich dem Großen, die Romantik, das Biedermeier, die Restauration und die Ankündigung einer neuen, in anderer Weise schrecklichen Zeit.
Ich selbst war beim Lesen der alten Nachrichten und der hautnahen Schilderungen von H.W. Seyfried alias Tlantlaquatlapatli aufgerüttelt. War doch der Mörder damals dicht vor meinem derzeitigen Domizil vorbeigegangen. Die ganze Mordgeschichte ereignete sich also praktisch vor meiner Berliner Haustür, wie man Geschehnisse in der Nähe des Wohnorts umgangssprachlich beschreibt. Ich war an vielen Stellen, an denen der Täter Johannes Christian Lenz gegangen ist, ja auch gemordet hatte, schon gewesen – ohne – das dessen böser Geist über mich gekommen wäre.
Jetzt aber, beim Lesen, war es passiert. Meine inzwischen angeeigneten Kenntnisse und das analytische Interesse an diesem Kapitalverbrechen zwingen mich gerade dazu, dieses Wissen den Menschen unseres Jahrhunderts weiterzuvermitteln, die Geschichte aus den alten Quellen hervorzuholen, noch einmal aufleben zu lassen. Und so ist aus dem anfänglich kurzen Zitat nun eine Mordgeschichte als eigenständiges Druckwerk erwachsen. Es wird seine Leser finden, denn Mord und Totschlag haben schon immer einen besonderen Reiz ausgeübt. Um dem Leser den Abstand zu den damaligen Ereignissen etwas überwinden zu helfen, nein, eigentlich, um nicht immer diesen unaussprechlichen Namen selbst aussprechen zu müssen, habe ich die Schilderungen in Ich-Form abgefasst.
Auf mich hat es vorab einen besonderen Reiz ausgeübt zu erfahren, wie Seyfried sein ungewöhnliches Pseudonym Tlantlaquatlapatli konstruiert haben könnte. Was es bedeuten möge. Er muss es mit Hintergedanken entworfen haben, sonst käme er nicht auf solch einen Zungenbrecher. Natürlich wollte er auffallen. Klappern gehört zum Handwerk
Lehnen Sie sich also zurück und folgen Sie meinen verschrobenen Gedanken und Analysen - die Moritat kann noch ein bisschen warten:
Das Rätsel des Pseudonyms
Die B-Sprache und ein paar L's zuviel?
Als kleiner Junge besuchten meine Schwester und ich einmal Bekannte meines Vaters aus der Kriegszeit. Diese hatten drei Kinder, die sich einen Spaß daraus machten, sich untereinander in der sog.