Konversionen und andere Gesinnungsstörungen Band III: Ganz Juden, ganz Deutsche, ganz Philosophen
Von Gesine Palmer
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Buchvorschau
Konversionen und andere Gesinnungsstörungen Band III - Gesine Palmer
Konversionen und andere Gesinnungsstörungen
Zur bleibenden Relevanz des jüdischen Denkens nach Hermann Cohen und Franz Rosenzweig
Gesine Palmer
Band 3
Ganz Juden, ganz Deutsche, Ganz Philosophen
Konversionen und andere Gesinnungsstörungen
Zur bleibenden Relevanz des jüdischen Denkens nach Hermann Cohen und Franz Rosenzweig
Gesine Palmer
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur Ausgabe in Einzelbänden
Impressum:
Vorwort zum dritten Band
Kapitel 5 Das Jüdische als Methode bei Hermann Cohen und Franz Rosenzweig
I. Warum gegen Weber?
II. Bund und Offenbarung
III. Heilige Reste und Zionismus
IV. Wissenschaft, Religion, Liturgie und Recht
Kapitel 6 „In hundert Jahren hat die Welt wieder eine Form und wir wieder ein Gesetz". Rosenzweigs Polemik zu Gesetz und Liebe53
I. Das Ende des Ersten Weltkriegs und Rosenzweigs Absage an die Geschichte der Historiker
II. Probleme mit dem Gesetz der Liebe
III. Noch einmal: Eine Form für die Welt, ein Gesetz für uns
IV.Gesamtinhaltsverzeichnis
Vorwort zur Ausgabe in Einzelbänden
Das im eigentlichen Vorwort und in der Einleitung (Bd. I) konzipierte Buch soll und wird als ein ganzes erscheinen. Um aber denjenigen unter seinen potentiellen Leserinnen und Lesern schnell und günstig die Möglichkeit zu bieten, einzelne Kapitel zu erwerben, werden zunächst jeweils zwei Kapitel zu Einzelbänden zusammengefasst und im einfachsten Self-Publishing-Verfahren als E-Book und als Broschüre publiziert. Am Ende jedes Bandes gibt es ein Inhaltsverzeichnis des gesamten Manuskripts.
Berlin, im Oktober 2015, Gesine Palmer
Impressum:
Copyright: Gesine Palmer 2015
Vertrieb: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-7487-7
Vorwort zum dritten Band
In den beiden ersten Bänden wurde vorbereitet, was hier nun als ausgesprochenes Vorhaben der beiden Philosophen diskutiert wird: ein ganz jüdisches, ganz deutsches, ganz philosophisches Denken. Ob, und wenn ja, wie das möglich sei, wurde zu ihrer Zeit immer wieder gefragt. Es lohnt sich noch heute, ihr nachzugehen. Wenn und sofern religiöse Traditionen am Denken teilhaben, werden sie nicht nur einzelne Meinungen über einzelne Gegenstände formen, sondern auch den Weg, auf dem das Denken voranschreitet, eigentümlich oder „eigenartig (wie Cohen das ausdrückt) entwerfen. Sofern aber die Philosophie immer Verallgemeinerbarkeit ihrer Fragen, Methoden und Ergebnisse voraussetzen und auch anstreben muss, müssten theoretisch alle Philosophien, unabhängig von der Tradition, in der ein Philosophierender verwurzelt ist, zu gleichen Ergebnissen kommen, und zwar auf stets – mehr oder weniger – gleiche Weise. Wer sich im Fahrwasser einer Mehrheitsgesellschaft bewegt, mag die an dieser Stelle aufbrechenden Widersprüche weniger schroff empfinden als der in der Minderheitskultur oder sonst marginalisiert Lebende. Hermann Cohen und Franz Rosenzweig aber, die ganz Juden, ganz Deutsche und ganz Philosophen waren, haben sie scharf gestellt. Die beiden Kapitel dieses Bandes stellen vor, wie beide Philosophen sich am Problem des bleibenden Widerspruchs abarbeiten (denn beiden galt als sicher, dass Hegel, der dieses Problem bereits erkannt hatte, mit der Idee, es einer Aufhebung zuzuführen, in den Stillstand strebte). Kapitel 5, „Das Jüdische als Methode bei Hermann Cohen und Franz Rosenzweig
, betrachtet vor allem das Theorem des „Rests als den herausragenden Beitrag ihres Denkens zur allgemeinen Philosophie. Kapitel 6, „’In hundert Jahren hat die Welt wieder eine Ordnung und wir wieder ein Gesetz’. Rosenzweigs Polemik zu Gesetz und Liebe
prüft die Tauglichkeit der Vorerwägungen am Lebensdrama des Philosophen.
Kapitel 5 Das Jüdische als Methode bei Hermann Cohen und Franz Rosenzweig
Man hat nach den vorangegangenen Kapiteln vielleicht schon die Voraussetzungen dafür, zu verstehen, was Rosenzweig mit seinem den Titel dieses Kapitels formulierenden Ausspruch gemeint haben kann, mit dem er sich von Max Weber und seiner Religionssoziologie des Judentums abgrenzt. In einem Brief an Hans Ehrenberg vom September 1921 schrieb er: „Ich bin so wenig Spezialist für Judaica wie Max Weber (das Jüdische ist meine Methode, nicht mein Gegenstand)".¹
I. Warum gegen Weber?
Es ist nur eine Bemerkung in Klammern in einem Brief. Sie hat aber eine Entsprechung an signifikanten Stellen der anderen Werke. Im folgenden will ich die Zusammenhänge entwickeln. In der Einleitung zum Zweiten Teil des Stern der Erlösung setzt Rosenzweig sich wie so oft mit der Absolutheit von Hegels System auseinander und kritisiert dessen Eindimensionalität:
„Die Eindimensionalität ist die Form der restlos alles einschließenden Ein- und Allheit des Wissens. Die immer vielheitliche Erscheinung des Seins ist absolut in jener Einheit des Absoluten aufgelöst; soll ein Inhalt eine besonders hervorgehobene Stellung einnehmen, wie es der Glaube für seinen Inhalt beansprucht, so kann das in diesem System nur eine sein: die des Prinzips, das als Methode das System selbst zur Einheit zusammenschließt; und eben diese Stellung wird dem Glaubensinhalt im Hegelschen System zugestanden. Soll von diesem Gipfel noch ein Schritt weiter geschehen, ohne zum Sturz in den Abgrund zu führen, so müssen die Grundlagen verrückt werden; es muss ein neuer Begriff von Philosophie aufkommen."²
Man darf also davon ausgehen, dass Rosenzweig in seinem Hinweis auf das Jüdische, das seine Methode sei, sehr bewusst gehegte Gedanken aus der Arbeit des Stern auf sein späteres Nachdenken über das Judentum im Kontext der Religionswissenschaft Weberscher Prägung übertragen hat. Liest man beide Stellen zusammen, ist die Wendung durchaus abstrahierbar und universalisierbar. Christentum als Methode, Mutterschaft als Methode³, Sozialismus als Methode, es lassen sich viele Inhalte denken, die sich durch Methodisierung absolut setzen. Dagegen setzte Rosenzweig – neben seinen vielen Vertauschungen der Verhältnisse zwischen Judentum und Christentum im Stern – in der Auseinandersetzung mit Weber nun die Vertauschung von Expertentum und dem Gegenstand des Expertentums. Und er tat dies mit Hilfe einer Verteidigung des Rests. Je weiter er sich in sein eigenes neues Sprachdenken mit der dazu gehörenden Struktur des unmittelbaren Dialogs hinein gedacht hatte, je mehr wir als heutige Leser mit diesen Strukturen arbeiten, desto deutlicher wird der Satz, der hier auf der Beziehungsebene mit zu hören ist. Rosenzweig, der ja wusste, wie Weber die Spezialisierung und das Fachmenschentum als das Schicksal der modernen Gesellschaft beschrieben hatte, stellte sich dem protestantischen Kollegen in den Weg und sagte: Ich bin kein Spezialist. Du übrigens auch nicht. Du kannst versuchen, mit deiner säkularisierten methodischen Lebensführung zu sezieren, was ich mir als jüdische „Restidentität⁴ gerade noch so erhalten habe – aber womöglich guckt dein Gegenstand zurück. Womöglich ist die Methode ganz auf meiner Seite. Womöglich sehe ich damit genauer als du. Vermutlich sagte Rosenzweig nicht einmal „womöglich
. Er ging vielmehr davon aus, dass es sich genau so verhalte. Andernfalls hätte er kaum an anderer Stelle die Sittlichkeit berufen, um seine fundamentale Differenz zum Denken Webers auszudrücken:
„Gestern bei Rickert – ich merkte wieder wie grundunsittlich (Hans hatte wirklich einfach simpel recht, Max Weber abzuschreiben) auch schon ein bloßes Gespräch mit so jemandem mit dem man nicht sprechen kann wirkt."⁵
Unsittlich wird das Sprechen mit „Leuten wie Rickert oder Weber – sofern es sich nicht nur um irgendeinen Antisemitismus oder eine akademische Herablassung gegenüber dem jungen Kollegen handelte – ihm erschienen sein, seit er selbst sich von dem ergriffen fühlte, was er das „Wunder der Offenbarung
nannte. Da der Inhalt der Offenbarung für Rosenzweig wesentlich Bewegung war und die Beziehungen der offenbarten Wirklichkeit von Gott, Welt und Mensch zueinander betraf, wird ihm das Verschieben von Festgestelltem in den Reden Webers über die methodische Lebensführung und andere „Fakten oder „Typen
religionssoziologischer Beschreibung ebenso wie in Rickerts Reden über die rationalen und irrationalen Gegenstände der Erkenntnis seit der Arbeit am Stern als eine zurückgebliebene und stillstellende Abtötung alles dessen, worüber sie sprachen und worüber er nunmehr ganz anders zu sprechen sich angewöhnt hatte, erschienen sein.⁶ Ich will ein wenig ins Detail gehen.
Als Rosenzweig den Satz über das Jüdische als Methode schrieb, ging er nach eigener Auskunft „mit einem Aufsatz über Max Webers Judenbuch schwanger".⁷ Wenn für Max Weber „die methodische Lebensführung das Merkmal des Protestantismus ist, für das er Vorstufen und Gegensätze in anderen religiösen Systemen sieht, dann bleibt natürlich für ihn die jeweilige Religion (und mit ihr alles, was in den verschiedenen Säkularisierungen aus ihr wird), ein „Gegenstand
, den er seinerseits mit etwas traktiert, was wohl eine Methode genannt werden könnte. Ein Konjunktiv, der so gar nicht zu halten ist: Es wurde und wird ja Methode genannt. Für die Religionswissenschaft hat Hans G. Kippenberg aus der Religionssoziologie heraus eine Methode der Religionspragmatik entwickelt. Deren Ziel ist es erklärtermaßen, dem immer gleichen „krampfhafte[n] Versuch…, Religion unabhängig von Ideologie, ihr Wesen unabhängig