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Tigerflagge heiß vor!
Tigerflagge heiß vor!
Tigerflagge heiß vor!
Ebook289 pages

Tigerflagge heiß vor!

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About this ebook

Der Kommandant des Minensuchbootes "M 1" Hans Bartels berichtet von seinen Einsätzen während des Zweiten Weltkrieges. Im August 1939 übernimmt er bei seinem ersten Einsatz mit der 1. Minensuchbootflottille die U-Boot-Sicherung auf dem Weg zum Danziger Hafen. Später zeichnet sich Bartels durch seine Operationen in Norwegen aus, sodass ihm im Mai 1940 das Ritterkreuz verliehen wird. Besonders erfolgreich taten sich Boot und Besatzung bei der Minensuche, Küsten- und Geleitschutz und bei der U-Boot-Jagd in den norwegischen Gewässern hervor. Anerkennend trug ihnen das den Ehrennamen "Tiger der Fjorde" ein. Fortan führte "M 1" eine selbst entworfene Tigerflagge.
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateJun 20, 2018
ISBN9783746735139
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    Tigerflagge heiß vor! - Hans Bartels

    Tigerflagge heiß vor!

    Ritterkreuzträger

    Kapitänleutnant

    Hans Bartels

    erzählt.

    _______

    Erstmals erschienen im:

    Deutscher Heimatverlag Ernst Bieseking,

    Bielefeld, 1941

    __________

    Vollständig überarbeitete Ausgabe.

    Ungekürzte Fassung.

    © 2018 Klarwelt-Verlag

    ISBN: 978-3-96559-141-7

    www.klarweltverlag.de

    Aus Dankbarkeit

    meinen prächtigen Männern für

    ihren selbstlosen Einsatz und

    tapferen Kampf um Großdeutschlands

    Ehre und Freiheit

    Hans Bartels.

    Kapitänleutnant

    Von den kühnen Taten unserer kleinen Kriegsfahrzeuge bei der Eroberung und Sicherung Norwegens ist in der Öffentlichkeit erst wenig bekanntgeworden.

    Deshalb begrüße ich es, dass in diesem Buch die Unternehmungen eines Minensuchbootes geschildert werden, welches durch kühne Planung und unermüdliche Einsatzbereitschaft von Kommandant und Besatzung hervorragende Erfolge erzielt hat.

    Möge es dazu beitragen, im deutschen Volk – vor allem in der Jugend – die Begeisterung für die Seefahrt zu vertiefen und das Verständnis für die wichtigen Aufgaben unserer Kleinkriegsfahrzeuge zu fördern.

    Großadmiral

    Oberbefehlshaber der Kriegsmarine.

    Inhaltsverzeichnis

    Titel

    Der erste Einsatz

    Der erste U-Boots-Alarm

    Eine kuriose Spur.

    Die Westerplatte fällt.

    Ein „Riesenerfolg".

    Das Silbenrätsel.

    Flugzeuge in Seenot.

    Ein harter Winter.

    Es tut sich was.

    Der Befehl des Führers.

    Kurs nordwärts.

    Auftrag ausgeführt.

    Notsignal an Backbord.

    Maschinenschaden.

    Das erste selbständige Unternehmen.

    Der erste Geleitdienst.

    Stavanger wird befestigt.

    Der Herr Konsul ist verreist.

    Dynamit.

    Die neue Hafensperre.

    Neun englische Bomber.

    Secret Service.

    Ein ganzer Geleitzug wird geschnappt.

    In Stavanger brennt es.

    Eine vorbildliche Kiellinie.

    Kampf um Dirdal.

    Die „Bremse" ist aufgebrummt.

    Ein U-Boots-Angriff.

    Der Kampf im Hardangerfjord.

    Der größte Streich.

    Generalüberholung.

    Ein großer Augenblick.

    Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt.

    Abschied von „M 1".

    Arbeit noch und noch.

    Die ersten Verluste.

    Die Geburt der „Zwerge".

    Poesie und Prosa.

    Glück muß man haben.

    - - und der Segen kommt von oben.

    Gestapo an Bord.

    Ein Zwerg geht auf die Reise.

    Rückblick und Ausblick.

    Für Ehre – Recht und Freiheit

    Der erste Einsatz

    „Beide Maschinen – Stopp! Langsam tauchen vor uns aus der nachtschwarzen Dunkelheit die Umrisse eines großen deutschen Kriegsschiffes auf. Es ist das Linienschiff „Schleswig-Holstein. Völlig abgeblendet liegt es weit draußen in der mittleren Ostsee und wartet auf uns. Wir sind am Ziel unserer nächtlichen, streng geheim gehaltenen Fahrt. Vorsichtig schiebt sich die 1. Minensuchflottille zu beiden Seiten an den ruhig im Wasser liegenden Koloss heran. Auf den Decks unserer M-Boote stehen dichtgedrängt einsatzmäßig ausgerüstete Stoßtrupps der Marine-Artillerie. Wir haben sie in der vergangenen Nacht in Memel eingeschifft und uns tagsüber draußen auf See weitab jeden Schiffsverkehrs aufgehalten. Kein fremdes Fahrzeug hat uns gesehen. Jetzt sollen die Männer an das Linienschiff abgegeben werden.

    Niemand weiß, wozu. Wohl haben wir seit zwei Tagen den Mobilmachungszustand. Der Pole wird von Tag zu Tag dreister. Englands Freibrief hat ihm den letzten Rest von Vernunft genommen. Der Beginn einer kriegerischen Auseinandersetzung mit diesem kümmerlichen Staat ist nur noch eine Frage von Stunden. Noch aber ist kein Schuss gefallen. Noch herrscht offiziell Friede. Die Kräfte aber sind nicht müßig. Alle Vorbereitungen für einen schlagartigen Einsatz der deutschen Wehrmacht geschehen daher in aller Stille.

    Dieses Gebot überträgt sich auch auf die Marine-Stoßtrupps. Lautlos verlassen sie die M-Boote und steigen an Deck des ehrwürdigen Veteranen. Nur das Scharren ihrer Stiefel und das Klappern der Waffen und Stahlhelme ist zu hören. Sonst herrscht geisterhafte Lautlosigkeit.

    Eine Stunde später nimmt die „Schleswig-Holstein" mit östlichem Kurs Fahrt auf. Die M-Flottille übernimmt dabei die U-Boot-Sicherung. Dem Polen ist zuzutrauen, dass er ohne formelle Eröffnung der Feindseligkeiten ein deutsches Kriegsschiff torpediert. Zwar besitzt er außer einigen alten Torpedo- und Kanonenbooten nur vier neuere Zerstörer und fünf U-Boote. Es wird aber damit gerechnet, dass ihm der Engländer noch in diesen Tagen eine der zugesagten Unterstützungen in Form von einigen Schnell- und Unterseebooten zukommen lässt. Vorsicht ist also in jedem Fall geboten. –

    Die Fahrt verläuft jedoch ohne Zwischenfall. Im Morgengrauen nimmt ein Schlepper vor Zoppot das Linienschiff auf, um es in den Danziger Hafen zu geleiten. Sämtliche Marine-Artilleristen sind dabei unter Deck verschwunden. Der Pole soll die deutsche Absicht, die kurz zuvor in Danzig aufgestellten Heimwehrregimenter bei der Verteidigung ihrer Stadt wirksam zu unterstützen, nicht ahnen. Die Sturmkompanie geht dort in der Nacht von Bord. Wir aber werden an der Hafeneinfahrt mit Dank entlassen und können nach unserem Stützpunkt Pillau zurückkehren.

    Hier beginnen die letzten Vorbereitungen für den kriegsmäßigen Einsatz. In einer Kommandantensitzung beim Flottillenchef wird die Lage besprochen. Die Aufgaben der deutschen Seekriegsführung im Allgemeinen und die der Minensuch- und Minenräumverbände im Besonderen werden festgelegt. Jeder Kommandant erhält genaue Anweisung über den Einsatz seines Fahrzeuges. Eine allgemeine Post- und Urlaubssperre für alle fahrenden Verbände wird erlassen. Niemand darf mehr an Land, kein Brief darf mehr in die Heimat abgehen. Es scheint nun also doch ernst zu werden. Als ich auf mein Boot, „M 1, zurückkehre und die Offiziersmesse betrete, werde ich von allen Seiten erwartungsvoll angesehen. Dass seit Tagen etwas „in der Luft liegt, ist allgemein bekannt. Nicht umsonst werden täglich Tausende von Reservisten eingezogen. Gerüchte mannigfacher Art schwirren umher. Aber niemand weiß etwas Bestimmtes. Nun soll ich endlich Klarheit bringen.

    „Meine Herren, wir dürfen uns auf allerlei Beschäftigung und Abwechslung gefasst machen. Der Pole bekommt etwas aufs Fell!" Aus den Gesichtern meiner Offiziere lese ich, dass sie mit meinen Worten nur zum Teil zufrieden sind. Ich habe ihnen ja eigentlich auch nichts Neues erzählt. Sie möchten nun gerne Einzelheiten wissen. Aber selbst seinem Ersten Offizier gegenüber, der seine rechte Hand ist, muss ein Kommandant schweigen. Und mein erster Wachoffizier, Leutnant z. See B., ist ein vernünftiger Mensch. Er fragt nicht, sondern wartet in Ruhe auf die Dinge, die da kommen werden.

    „Lassen Sie das Boot gefechtsbereit machen, Scherry! Dieser Befehl genügt ihm. Ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann. „Scherry ist eigentlich nur ein Spitzname. Es sein in die Cocktail-Sprache umgewandelter Familienname. Dass er sich diesen vom ganzen Offizierskorps der Flottille lächelnd gefallen lässt, kennzeichnet seinen humorvollen Charakter. Er ist überhaupt ein prachtvoller Kerl, was sich besonders in den kommenden Kampftagen zeigt. „Scherry" ist also jetzt der Mann, der an Bord überall und gleichzeitig seine Nase in alle Dinge steckt, der allen unnötigen Ballast von Bord schickt, für die Proviant- und Geräteübernahme sorgt, der hartherzig jeden Anlandgeh-Schein verweigert und alles, was aus dem M-Boot Beine hat, in Bewegung bringt. Mit einem Wort: er ist der für den kriegsmäßigen Zustand des Schiffes verantwortliche Offizier. Ohne eine solche rechte Hand stände jeder Kriegsschiffkommandant auf verlorenem Posten.

    Die nächsten Tage sind mit diesen Vorbereitungen angefüllt. Die Maschinen werden noch einmal gründlich überholt, Übungsfahrten gemacht und abwechselnd, mit „M 3" die U-Boots-Sicherung auf Pillau-Reede übernommen. Aber noch immer herrscht der Vorkriegszustand.

    Am 30. August kommt die erste Meldung über eine vorbereitende Aktion der Polen. Ihre drei Zerstörer „Grom, „Blyscawina und „Burza" sind mit Kurs England aus Gdingen in See gegangen. An Bord befindet sich der größte Teil des polnischen Staatsgoldes. Die Brüder bringen also bereits ihren Schatz in Sicherheit. Wahrscheinlich ahnen sie schon, was ihnen in den nächsten Tagen blüht.

    Teile der deutschen Seestreitkräfte heften sich an ihre Fersen. Mehr als einmal haben die Verfolger die enteilenden polnischen Zerstörer prachtvoll in der Visierlinie ihrer Torpedos. Leider dürfen sie aber nicht auf bewussten Knopf drücken, denn noch ist der Krieg nicht ausgebrochen. Als dann endlich die Meldung von dem Einmarsch in Polen kommt, befinden sich die Zerstörer bereits in englischen Hoheitsgewässern. Schade! Auf dem Grunde der Nordsee würde das polnische Gold weniger Unheil anrichten, als in den Stahlkammern der Bank von London.

    Der erste U-Boots-Alarm

    In der Nacht vom 31. 8. zum 1. 9. Gehen die deutschen Seestreitkräfte bei ruhigem Wetter und hellem Mondschein auf die befohlenen Anfangspositionen. Der Krieg gegen Polen beginnt. „M 1 und „M 3 erhalten Befehl, in der Danziger Bucht zwischen den einen großen Bogen um Hela bildenden deutschen Zerstörern und der polnischen Küste auf U-Boots-Jagd zu gehen.

    An Bord unseres M-Bootes herrscht die gespannte, erwartungsvolle Stimmung, wie sie unter allen Besatzungen der deutschen Kriegsschiffe in diesen Tagen zu finden ist. Die Männer fiebern förmlich dem ersten Zusammentreffen mit dem Gegner entgegen.

    Man vermag kaum noch den an Ausgelassenheit grenzenden Übermut zu bändigen. Die Begeisterung für Deutschlands Kampf um Freiheit und Ehre schlägt wahre Wellen. Und dennoch sehen wir uns Stunde um Stunde um unsere Erwartungen betrogen. Die See ist weit und glatt, fast so hell wie im Lande der Mitternachtssonne, und die Sicht ausgezeichnet. Von einem angreifenden polnischen Zerstörer oder U-Boot ist aber trotz größter Anstrengung nichts zu entdecken.

    Man soll jedoch die Nacht nicht vor dem Tage loben. Um 3.47 Uhr in der Frühe gibt es den ersten, langerwarteten U-Boots-Alarm.

    Ein Ausguckposten hat ein in 2000 Meter Entfernung über Wasser fahrendes Unterseeboot entdeckt. Aber auch der Gegner hat uns sogleich erspäht. Er verschwindet rasch nach unten. Da sich nach der letzten erhaltenen Meldung in der östlichen Ostsee südlich einer bestimmten Linie kein deutsches U-Boot aufhält, muss es ein Pole sein.

    Zusammen mit der „M 3" wird sogleich die Jagd aufgenommen. Mit höchster Maschinenkraft laufen wir auf das eben weggetauchte U-Boot zu. Da wir aber unserer Sache nicht ganz sicher sind und inzwischen in der Dunkelheit das Sehrohr aus den Augen verloren haben, müssen wir noch friedensmäßig vorgehen und warten.

    Es kommt jetzt darauf an, ob das verschwundene U-Boot wieder auftaucht oder unter Wasser zu entkommen sucht. Im letzteren Falle ist es ein Pole. Gespannt suchen wir mit unseren Gläsern die Wasserfläche ab. Die Männer an den Geschützen stehen gefechtsbereit. Sie warten nur noch auf den Feuerbefehl. Wasserbomben liegen klar zum Abwurf. Die Spannung an Bord wächst mit jeder Sekunde. Eifrig wird nach der verräterischen Blasenbahn eines abgeschossenen Torpedos Ausschau gehalten. Vielleicht versucht er ja noch im letzten Augenblick, uns einen beizupuhlen.

    Da – in etwa 1000 Meter Entfernung steigen plötzlich die Umrisse eines U-Boot-Turmes aus dem Wasser. – Also doch ein deutsches Boot? – Während wir den Abstand verringern und den Gegner nicht aus der Visierlinie unserer Geschütze lassen, geht „M 3" längsseits, um die Nationalität des Unbekannten zu ergründen.

    Wenige Minuten später kommt ein Morsespruch durch die Nacht: „Deutsches U-Boot!" – Wir haben uns zu früh gefreut. Fast ärgerlich drehen wir ab. Ein geknacktes polnisches U-Boot wäre fast ein zu schöner Anfangserfolg für uns gewesen. –

    Kaum haben wir unseren alten Kurs wieder aufgenommen, als von Danzig her schwerer Geschützdonner zu uns herüberdringt. Die „Schleswig-Holstein" beschießt die Westerplatte. Sie macht damit die von den Polen widerrechtlich dort angelegten Bunker und Artilleriestellungen für die Marinestoßtrupps sturmreif. Durch die Gläser können wir trotz des leichten Morgennebels deutlich die Sprengwolken der einschlagenden Granaten erkennen. Salve auf Salve kracht dort nieder und zerhämmert in Sekundenschnelle, was der Pole in jahrelanger heimlicher Arbeit entgegen den vertraglichen Bestimmungen dort aufgebaut hat. Nach sechs Minuten verstummt plötzlich das Trommelfeuer. Wahrscheinlich geht jetzt die Sturmkompanie zum Angriff über. Am liebsten wären wir mit dabei. Es juckt uns förmlich in den Fingern, den Polen die hundertfältigen Verbrechen, die sie an den wehrlosen Volksdeutschen begangen haben, zu vergelten.

    Unsere M-Boote haben aber eine andere Aufgabe. Wir müssen den U-Boot-Schutz der Schweren Seestreitkräfte übernehmen. Noch wissen wir nicht, wo der Pole mit seinen U-Booten geblieben ist. Jeden Augenblick kann eines von ihnen hinterrücks in Erscheinung treten. Es gilt daher, die Augen aufzuhalten und ständig die See nach verdächtigen Anzeichen abzusuchen.

    Wieweit der Sturm auf die Westerplatte glückt, können wir nicht sehen. Kurze Zeit später beobachten wir jedoch einige Stukas, die die polnischen Befestigungen unter ihren Bombenhagel nehmen. Der erste Vorstoß scheint also missglückt und der Widerstand der Polen doch zäher als erwartet Zu sein. Hierbei wird – wie wir später erfahren – der polnische Minenleger „Gryf", der mehr als dreihundert Minen an Bord hat, von einer Bombe schwer getroffen. Einem Glücksumstand ist es zu verdanken, dass er dabei nicht in tausend Stücke auseinanderfliegt. Die übrigen Bombeneinschläge sitzen, soweit wir es beobachten können, haargenau in den Widerstandsnestern. Im Vertrauen darauf, dass unsere Kameraden von der Marine-Artillerie im Verein mit den Geschützen des Linienschiffes ihre Aufgabe meistern werden, gehen wir unseren eigenen Aufgaben nach.

    Eine kuriose Spur.

    Die Frage, wo die polnischen U-Boote geblieben sind, lässt mir keine Ruhe. Stehen sie überhaupt noch in der Ostsee? Dann können sie eigentlich nur in dem polnischen Kriegshafen Gdingen oder in einem der kleinen, längs der Außenküste der langgestreckten, schmalen Halbinsel Hela liegenden Häfen stecken. Einer dieser in Frage kommenden Orte ist der kleine Hafen Großendorf. Diesen Hafen werden wir einmal unter die Lupe nehmen.

    In einer mondhellen Nacht pirschen wir uns bis dicht an das Hafenbecken von Großendorf heran. Alle Gläser treten in Tätigkeit. Im Hafen ist aber nirgends der Schattenriss eines polnischen U-Boots zu entdecken. „Ausgekniffen!" meint mein II. W.O., Fähnrich z. See Sch., lakonisch. Er wird vom Offizierskorps an Bord nur stets bei seinem Vornamen Edmund genannt. Auch an Land regt sich nichts. Polnische Batteriestellungen sind nirgendwo auszumachen. Die Polen sind also tatsächlich mit dem Ausbau der Halbinsel Hela noch längst nicht fertig. Und dabei wollen sie in drei Tagen in Berlin einmarschieren? O ihr einfältigen Pinsel! – Durch F. T. mache ich meinem Flottillenchef Meldung von unseren Beobachtungen. Ich hätte es lieber nicht tun sollen. Denn als am Nachmittag das Führerboot mit dem Flottillenchef vor Großendorf erscheint, um sich von der Richtigkeit meiner Meldung zu überzeugen, bekommt es von Land aus plötzliches Artilleriefeuer. Die Polen sind erst am Vormittag mit der Aufstellung ihrer fahrbaren Batterie fertig geworden. –

    Als Antwort auf meine neugierige Suche nach den polnischen U-Booten erhalte ich in der Nacht zum 2. September die Meldung, dass in der Nähe der Halbinsel Hela ein deutscher Zerstörer von einem feindlichen Unterseeboot angegriffen worden sei. Der Angriff konnte zwar abgewehrt, das U-Boot jedoch nicht vernichtet werden.

    Das ist endlich ein brauchbarer Hinweis. Diesen Burschen werden wir uns jetzt kaufen. Die ganze Nacht hindurch kreuzen wir im angegebenen Quadrat umher. Niemand denkt an Schlaf. Ein jeder an Bord will dabei sein, wenn wir dem Gegner den Garaus machen. – Hoffentlich finden wir ihn! –

    Bis zum Morgengrauen verläuft die Suche jedoch ergebnislos. Weder „M 1 noch die übrigen Boote der Flottille finden eine Spur. Ist uns der Bursche doch wieder durch die Lappen gegangen? – Da hallt jedoch plötzlich – es ist 6.25 Uhr – ein Ruf vom Ausguck herab: „Torpedolaufbahn an Backbord!

    Im Nu bin ich aus der Messe, in der ich mich gerade zu einem kleinen Morgenimbiss niedergelassen habe, wieder auf der Brücke. Der Wachhabende Offizier hat bereits das Boot hart Steuerbord gedreht. Der Torpedo verfehlt sein Ziel. Mit hoher Fahrt zieht die Blasenbahn an Backbord an uns vorbei. Wir atmen auf. Das ist noch einmal gut gegangen. Von dem U-Boot ist jedoch nirgends etwas zu sehen. Es hat wahrscheinlich, ohne erst das Ergebnis seines Angriffes abzuwarten, schleunigst das Weite gesucht! Mit deutschen Wasserbomben mag es nicht gerne Bekanntschaft machen.

    Während die eine Hälfte der Besatzung noch immer nach dem U-Boot sucht, betrachte ich interessiert die etwas sehr auffällige Blasenbahn des davoneilenden Torpedos. Jetzt stutze ich und auch Scherry schüttelt verwundert den Kopf. Wir haben beide den gleichen Gedanken. „Das ist doch keine Torpedo-Blasenlaufbahn? Die Wasseroberfläche wird dabei in viel zu eigenartigen Formen aufgesprüht. Ich möchte auf ein dicht unter der Wasseroberfläche entlang rauschendes Sehrohr tippen, wenn die Blasenbahn nicht zu breit dafür wäre. Mein Stabsobersteuermann aber ruft hastig aus: „Herr Kaleu! Ein U-Boot, das den Lukendeckel nicht richtig dicht bekommt!

    „Donnerwetter! – Das wäre ein netter Fang! – Alle Mann auf Gefechtsstation! · Beide Maschinen volle Kraft voraus!" Wir jagen der Blasenspur nach und müssen mächtig aufdrehen, um sie einzuholen. Währenddessen stehen die Männer an den Kanonen und zittern förmlich vor Begeisterung. Sie warten jetzt nur noch auf das Auftauchen des U-Bootes. Sekunden später kann es die letzte Fahrt in die Tiefe antreten. –

    Aufmerksam und mit immer wachsendem Erstaunen beobachten wir die Blasenbahn, die mit einer geradezu unheimlicher Geschwindigkeit in schnurgeradem Kurse vor uns dahinzieht. Dabei haben wir alle Mühe, sie einzuholen.

    „Eine solche Geschwindigkeit kann nie und nimmer ein U-Boot entwickeln!" lässt sich jetzt Scherry vernehmen, der das Glas nicht von den Augen nimmt. Auch ich zweifle längst daran, dass wir hier einen der langgesuchten Gegner geschnappt haben. Oder sollte es doch eine bisher streng geheim gehaltene neue Art von Unterseebooten mit einer bedeutend höheren Geschwindigkeit sein? Wenn schon, dann besitzt aber der Pole bestimmt keine solche moderne Waffe. Also müsste es sich hier um etwas anderes handeln. — Schließlich ist das nebensächlich. Wir werden jedenfalls der Sache sogleich

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