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Abrechnung in London
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Ebook176 pages2 hours

Abrechnung in London

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About this ebook

Ob laut und brutal mit einer Kugel oder leise und kalt mit einem Messer, auch Gift tötet – nur heimtückischer und schleichend, aber nicht zwingend langsamer! Doch ganz gleich wie, ist die Art der Ausführung stets Ausdruck der Mentalität des Mörders.
Im Kaiserreich China wurde den chinesischen Herrschern bei deren Ableben eine große Perle in den Mund gelegt. Vielleicht wusste der Täter davon, als er seine Opfer mit kostbaren Perlencolliers ›beschenkte‹ … Auf jeden Fall unterbricht er die Monotonie und Alltagssicherheit der Londoner High Society.
Als Mrs. Dorseys Halsschmuck mit den schwarzen Perlen verschwindet, engagiert sie Colin Bradley, der kurz darauf über eine erste Leiche stolpert!
LanguageDeutsch
Publisherepubli
Release dateAug 24, 2018
ISBN9783746756400
Abrechnung in London

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    Book preview

    Abrechnung in London - Thomas Riedel

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    Abrechnung in London

    Kriminalroman

    Thomas Riedel

    Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.de abrufbar

    2. Auflage (überarbeitet)

    Cover- und Buchgestaltung:

    © 2019 Susann Smith & Thomas Riedel

    Cover- und Buchgrafiken:

    © Depositphotos.com

    Impressum

    Copyright: © 2019 Thomas Riedel

    Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    ISBN siehe letzte Seite des Buchblocks

    »Mord: Die Tötung eines

    Menschen durch einen anderen.

    Es gibt vier Arten von Mord:

    verbrecherischen, entschuldbaren,

    gerechtfertigten und rühmlichen,

    doch dem Ermordeten ist es egal,

    welcher Art er zum Opfer fiel

    - die Klassifizierung ist nur

    zum Nutzen der Juristen da.«

    Ambrose Gwinnet Bierce (1842-1914)

    Depositphotos_100818988_original.jpg

    1

    London, 1926

    Die milchige, zweiflammige Deckenleuchte warf nur ein spärliches Licht über den ovalen Tisch und die Gruppe hochlehniger Stühle, die um ihn herumstanden, während der Rest des Zimmers im Halbdunkel lag, aus dem sich die anderen Möbelstücke nur in schemenhaften Umrissen abhoben. Trotz der heißen Sommernacht waren die beiden Fenster geschlossen, und der starke, süßlich intensive Geruch von Sommerjasmin vermischte sich mit der abgestandenen Luft im Raum zu einer atemraubenden Atmosphäre. Dieser Eindruck wurde noch durch die drückende, tiefe Stille verstärkt, in die nur der ferne Verkehrslärm der Innenstadt wie das schwache Summen eines Insektes eindrang.

    Colin Bradley stand schon eine Weile neben der schmalen Tür, durch die er gekommen war. Suchend huschte sein Blick durch das Zimmer, das in seiner Stille und Leere wahrhaftig etwas Unheimliches hatte.

    Seine rechte Hand umspannte die Luger, eine achtschüssige P08, die er für alle Fälle bereithielt, denn noch wusste er nicht, warum ihn ein Unbekannter, der ihm seinen Namen absolut nicht nennen wollte, in dieses Haus gerufen hatte. Das vornehme zweistöckige Gebäude gehörte dem bekannten Arzt und Psychiater Andrew Dorsey, dessen Gattin Amanda, ihn am Morgen mit der diskreten Wiederbeschaffung eines abhanden gekommenen, kostbaren Perlencolliers beauftragt hatte. Dies war eigentlich auch der Grund, weshalb er dem mysteriösen Anruf des Fremden sofort gefolgt war. Hier hoffte er Anhaltspunkte für seine Arbeit an diesem Auftrag zu finden.

    Routinemäßig durchsuchte er das Zimmer. Dabei näherte er sich einem Bambusgitter, von dessen grünem Rankengewirr sich weiße Blüten wie riesige Schneeflocken abhoben und einen verwirrenden, süßen Duft ausströmten. Bradley warf einen Blick durch eine winzige Lücke im Lianengewirr – und stutzte plötzlich. Mit zwei Sätzen umrundete er das Gitter, riss einen Taftvorhang zur Seite, dessen Laufrollen etwas hakten, und blickte auf eine hart an der Wand stehende, mausgraue Couch nieder, die nun ebenfalls im milchigen Lichtschein der Deckenlampe erschien.

    Lang ausgestreckt lag die Gestalt einer jungen Frau auf der Chaiselongue. Wie in einem Krampf hatten sich ihre schmalen Finger in den weichen roten Plüsch verkrallt. Ihre ängstlichen, dunklen Augen stachen gleich matt-glänzenden Onyxsteinen aus ihrem wächsernen, von blauschwarzen Haaren umrahmten Gesicht hervor, und ihr glasiger Blick war gegen die mattgrün erscheinende Decke gerichtet. Das hochgeschlossene nachtblaue Kleid, das ihre knabenhafte Figur umschloss, gab der Szene einen fast weihevollen Akzent.

    Eine Weile verharrte Bradley regungslos. Er versuchte sich jede Einzelheit einzuprägen, während sein Verstand nach Zusammenhängen suchte. Was ist hier vorgefallen? Ist sie einen natürlichen Tod gestorben? Aber daran wollte er nicht wirklich glauben, denn der Ausdruck von Angst, Schrecken und Grauen in ihrem Gesicht ließ ihn auf einen gewaltsam herbeigeführten Tod schließen. Der Fremde! Sein Anruf!, schoss es ihm durch den Kopf. Hat er davon gewusst? Ist er der Täter? Wenn ja, warum rief er mich an, warum nicht den Yard? Oder liegt ein Suizid vor … ein Unfall vielleicht?

    So sehr er sich auch bemühte, Spuren von Gewaltanwendung bei ihr festzustellen – er fand nichts, was darauf hätte schließen lassen. Suchend sah er sich um. Über der Lehne eines Stuhls bemerkte er eine zusammengelegte Tagesdecke. Er faltete sie auseinander, legte sie über die Tote und machte sich daran, systematisch nach Spuren zu suchen, die einen Lichtblick in diese mysteriöse Sache zu bringen vermochten.

    Bradley steckte seine Parabellum-Pistole in das Schulterholster zurück. Aus einem ihm unerfindlichen Grund musste er in diesem Augenblick an die Bezeichnung ›Parabellum‹ denken, die sich vom lateinischen Ausspruch ›si vis pacem para bellum‹ ableitete – ›Wenn du Frieden willst, bereitete dich auf den Krieg vor.‹ Dann leuchtete er mit seiner Taschenlampe, Inch um Inch, die im Dunkel liegende Umgebung des Kanapees ab. Der Lichtkegel fiel auf Zierschränkchen und Blumenkübel, einige Regale und zwei Bücherborde. Alles stand ordentlich an seinem Platz und nichts ergab einen Anhaltspunkt dafür, dass hier jemand gewaltsam eingedrungen war.

    Er schritt hinüber zum Telefon, das er auf einem Tischchen bemerkt hatte, um die Mordkommission von Scotland Yard anzurufen. Als er dabei in einem Aschenbecher auf dem Mahagonitischchen eine halbgerauchte Zigarette bemerkte, pfiff er kurz leise durch die Zähne, denn unmittelbar daneben lag ein Zigarettenetui. Er hob das Behältnis mit einem Taschentuch an und betrachtete es eingehend: Das Etui war aus Silber, was an der Reihe der Punzierungen eindeutig zu erkennen war. Der ungekrönte Leopard, zeigte an, dass es in London gefertigt worden war. Der Buchstabe wies auf das Jahr 1836 hin, und der Löwe bezeugte den Feingehalt von 925/1000. Es folgten noch die Stempelungen ›RG mit Krone‹, für den damaligen Hoflieferanten Robert Garrad und die Steuermarke Georg III. Viel interessanter aber waren die eingravierten Initialen und die Jahreszahl in der rechten, unteren Ecke: ›A.D. 1923‹.

    Als er das Behältnis öffnete, sah er, dass es mit Zigaretten gefüllt war; nur eine fehlte. Er verglich die Beschriftung des Stummels im Aschenbecher mit der der Zigaretten im Etui. Es war die gleiche Sorte: ›Abdulla Cigarettes – The Flower of Virgina‹. Er nahm die Kippe auf und legte sie in das Etui, das er in der Jackettasche verschwinden ließ.

    Eine männermordende Sorte, so eine filterlose ›Abdulla‹. Die verträgt nur eine gut trainierte Lunge, überlegte er. Es erscheint mir sehr unwahrscheinlich, dass dieses Mädchen dieses Kraut geraucht hat, … auch würde sie sicher eine Zigarettenspitze benutzt haben. Der Raucher muss ein Mann gewesen sein ... hm, ist noch feucht am Stummel. ›A.D.‹ vielleicht? Wer aber ist ›A.D.‹? Allerdings ist es ein antikes Etui und die Initialen müssen nicht stimmen. Möglicherweise sind es auch keine Initialen und es steht einfach nur für ›anno Domini‹? Wenn es aber doch Andrew Dorsey gehört, dann muss er hier gewesen sein … und wenn dem so ist …

    Er wagte nicht weiter zu denken, griff nach dem Hörer und bemerkte neben dem Telefon einen Zettel. Er nahm ihn an sich. In flotter Handschrift hatte jemand mit Bleistift eine Adresse darauf geschrieben: ›Bradley, Private Investigator, London, Victoria Road, Phone: …

    Die Schrift einer Frau, dachte Bradley, und steckte den Zettel ein. Durch diesen Fund angeregt, suchte er mit einer solchen Intensität weiter, dass er darüber seine Absicht, das Yard anzurufen, vergaß.

    Auf einem wuchtigen Büfett stand ein Kristallglasleuchter, der das matte Licht der Deckenleuchte vielfarbig reflektierte. Er trat an das Büfett heran, nahm ein schwarzes, schmales Kästchen an sich, das darauf lag und öffnete es. Das Kästchen war mit zitronengelbem Samt ausgelegt. Auf dem Boden entdeckte er ein Firmenzeichen: ›L.B.‹. Als er sich die Innenseite des Deckels näher ansah, fanden sich in schwarzer Zierschrift die handgeschriebenen Worte ›Liebe Amanda, ich denke immer an Dich – Dein Roger Kensington‹, zu der Mr. Kensington offenbar japanische Tusche verwendet hatte.

    Das ist das Etui in dem sich das Perlenhalsband von Mrs. Dorsey befunden haben muss!, schoss es ihm durch den Kopf. Aber es ist leer! … Und vor allem, wie kommt es hierher? Ich kenne die Tote zwar nicht, aber sie ist bestimmt nicht Amanda Dorsey. Ich glaube eher, dass es sich bei dem toten Mädchen um Mrs. Dorseys Zofe handelt. Wie um seine Vermutung zu untermauern, ließ er seinen Blick noch einmal durch das Zimmer gleiten. Das Zimmer ist einfach nicht von der Eleganz, die ich bei den Dorseys erwarten würde … Die gehören immerhin zur High Society!

    Plötzlich hatte er eine Idee. Schnell begab er sich noch einmal zur Toten hinüber, nahm das Tuch fort, mit dem er sie zuvor bedeckt hatte, so dass er ihren Hals besser sehen konnte. Enttäuscht schüttelte er den Kopf und deckte sie wieder zu Bradley schoss ein Gedanke durch den Kopf Er lief noch einmal zu der Toten hinüber, nahm das Tuch weg, mit dem er sie bedeckt hatte, so dass er ihren Hals sehen konnte.

    Sie trägt keine Halskette! Nachdenklich blieb er eine Weile stehen, dann schritt er wieder zum Telefon, um den vergessenen Anruf nachzuholen. Er wollte gerade zum Hörer greifen, als plötzlich das Licht ausging. Instinktiv reagierte er, duckte sich, schlich auf Zehenspitzen zur Seite und lauschte angestrengt ins Dunkel.

    Sekundenlang dauerte die lauernde, drohende Stille an. Aber Bradley hätte darauf schwören können, dass außer ihm und der Toten noch jemand im Raum war. Seine Vermutung bestätigte sich, als plötzlich ein verhaltenes, unterdrücktes Atmen zu hören war, dem ein behutsames Schleichen folgte und ein leises Schaben auf dem Teppich. Wer auch immer anwesend war, streifte ein Stuhlbein. Leise knarrte ein Schuh. Dann klirrte hauchfein ein Glas, polterte plötzlich, krachte und splitterte! Im gleichen Augenblick drang ein unterdrückter Fluch an Bradleys Ohr.

    Das war der Leuchter auf dem Büfett!, schoss es ihm, beim klirrenden Zerbersten des Glases, durch den Kopf. Sofort schnellte er über den dicken Teppich lautlos auf die Zimmertür zu. Sie war der einzige Ausgang aus dem Raum und genau den galt es schnellstens zu versperren. Vielleicht bringt eine kleine Konversation mit dem Besucher ein wenig Klarheit in die ganze Sache, dachte er.

    Im Vorbeigleiten packte Bradley mit festem Griff einen der Stühle, wirbelte ihn durch die Luft hinüber und warf ihn, etwa einen Yard vor der Tür auf den Boden. Blitzschnell trat er dann einen halben Schritt zurück in die Richtung der Tür, zog seine Luger aus dem Schulterhalfter und brachte sie in Anschlag. Sekunden verstrichen …

    … Er spürte die Nähe des anderen fast körperlich, meinte ihn förmlich berühren zu können und spannte jeden Muskel. Das kurze, ruckweise Atmen des Anderen, verriet ihm, dass langsame Näherkommen.

    Überraschend unterbrach ein lautes Krachen und Poltern die Stille, gefolgt von einem aufgebrachten Fluch. Knapp vor Bradleys Füßen versuchte der Fremde, sich aus den Trümmern des zerbrochenen Stuhles zu befreien und wieder auf die Beine zu kommen, was ihm beachtlich schnell gelang. Plötzlich spürte er den keuchenden Atem des Mannes im Gesicht, und schoss vorbereitet eine linke Gerade gegen ihn ab.

    Es folgte ein Sturz. Direkt darauf kam ein schmerzhafter Fluch des Fremden als Antwort vom Teppich her.

    Bradley hatte schon die Taschenlampe in der Linken, als ihm plötzlich mit einem wuchtigen Schlag das Standbein weggerissen wurde. Er ließ sich auf Kampfsportart nach hinten abrollen. Sein Gegner konnte nicht ahnen, dass er sich mit einem Sparringspartner einließ, der während des Ersten Weltkrieges in einer Spezialeinheit

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