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Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und andere bilanzielle Fehler
Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und andere bilanzielle Fehler
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Ebook618 pages5 hours

Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und andere bilanzielle Fehler

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About this ebook

Wenn Prospekte gedruckt werden sollen, fällt die Wortwahl oft leicht. Wohlklingende Bezeichnungen umschreiben Konzepte und Wörter wie Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität werden uns beinahe täglich um die Ohren geworfen. Doch ist das, was wir verstehen sollen und oftmals bereitwillig verstehen wollen, auch die Realität? Was steckt hinter diesen und ähnlichen Begriffen? Sind wir kritisch genug und reicht es aus, wenn Andere uns zeigen, dass sie Verantwortung übernehmen? Wo stehen wir in diesem System und was ist unsere Verantwortung? Welche Rolle spielt eigentlich unser Verständnis über die Dinge? Was bedeutet es, bewusst zu leben?
LanguageDeutsch
Publisherneobooks
Release dateAug 20, 2019
ISBN9783748558897
Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und andere bilanzielle Fehler
Author

Marc Lindner

Seit 9 Jahren schreibe ich Bücher. Mein Erstlingswerk, ein Fantasyroman, liegt in der Schublade. Seitdem habe ich zwei gesellschaftskritische Novellen in einem Werk „Busfahrt“ und „Zur tanzenden Kegel“ veröffentlicht. Während meines Studiums zum Wirtschaftingenieur Fachrichtung Maschinenbau habe ich den Roman „Flucht aus dem Morgengrauen“ geschrieben. Heute arbeite ich in einem Bauingenieurbüro und bin teilweise für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. Zu meiner Tätigkeit gehören Vorträge über Fehlentwicklungen beim sogenannten „nachhaltigen“ Bauen und dementsprechende Artikel für die Presse zu verfassen. In diesem Zusammenhang habe ich das Buch mit dem Titel „Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und andere bilanzielle Fehler“ verfasst.

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    Nachhaltigkeit, CO2-Neutralität und andere bilanzielle Fehler - Marc Lindner

    Table of Contents

    Einführung

    Nachhaltigkeit

    2.1. Herkunft

    2.2. Aspekte

    Erläuterungen

    3.1. Exergie

    3.2. Externe Effekte

    3.3. Synergieeffekte

    3.4. Skaleneffekte

    3.5. Lerneffekte

    3.6. Grenzkosten/Nutzen

    3.7. Opportunitätskosten

    3.8. Kosteneffizienz und Gewinnmaximierung

    3.9. Risiko- und Zeitpräferenz

    3.10. Reboundeffekt

    3.11. Bilanzgrenzen

    3.12. Bauherrenproblem

    3.13. Logische Verknüpfungen

    3.14. Steuerelemente des Staates

    3.15. Funktionsfähige Märkte

    3.16. Bruttoinlandsprodukt

    3.17. Unternehmensethik

    3.18. Merit-Order und Merit-Order-Effekt

    Aspekte

    4.1. Potenziale

    4.2.  Energie sparen

    4.3. CO2-Neutralität

    4.4. Recycling

    4.5. Ökologisches Bauen

    4.6. Versorgungssicherheit

    Technologien

    5.1. Erneuerbare Energien

    5.2. Kraftwärmekopplung

    5.3. Wärmepumpen

    5.4. Holzheizungen

    Kritisch betrachtete Aspekte

    6.1. Energiepass

    6.2. Sensibilisierung

    6.3. Subventionen

    6.4. Fernwärmenetze

    6.5. Arbeitsplätze

    6.6. Gutschriftverfahren

    6.7. Parameteroptimierung

    Konzepte

    7.1. Smart Grids

    7.2. Subventionen und Steuern

    7.3. Ergebnisorientierte Vorgaben

    Schlusswort

    Glossar

    Einführung

    Nachhaltigkeit ist ein Begriff, welcher zusehends leichtfertig und meist auch leichtgläubig verwendet wird. Oft ist damit eine zukunftsweisende Entwicklung oder die Nachahmung eines, den Menschen bequem und einfach erscheinenden Trends gemeint.

    In Präsentationen oder in politischen Aussagen wird gerne auf die Aspekte der Nachhaltigkeit hingewiesen. Dabei wird oft der soziale Aspekt besonders hervorgehoben, ohne dass dieser, abgesehen von der namentlichen Erwähnung, im Konzept wiederzufinden ist.

    Der ökologische Aspekt wiederum – gerne als Umweltschutz bezeichnet, beschränkt sich häufig auf einzelne, einfach zu visualisierende Maßnahmen, die dem gesamten Vorhaben die notwendige grüne Farbe verleihen. Fleißig wird Ökostrom eingekauft, Erdgas mit 1 % realem „Biogas" salonfähig vertrieben und um den letzten Skeptikern zu zeigen, dass schonungslos an die Umwelt gedacht wird, spazieren wir in die Wälder und schlagen tonnenweise Holz heraus, um es in einem wildromantischen Pelletfeuer zu verheizen und uns gegenseitig auf die Schulter zu klopfen. Umweltschutz ist doch so leicht.

    Wir leben in einer Zeit, die sich wandelt. Wir werden mit neuen Begriffen konfrontiert und müssen lernen, mit diesen umzugehen. Es ist wichtig, dass wir verstehen, was hinter diesen Aussagen steht und wo manche uns versuchen zu täuschen. Vielleicht würde vieles sinnvoller gestaltet werden, wenn wir als Konsumenten wüssten, dass grün angestrichene Plakate letztendlich nur aus Farbe bestehen und vor allem anderen dazu dienen, die wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen zu schützen. Die zugegebenermaßen wenig versteckte Kritik, die in dieser Aussage steckt, gilt nicht den Unternehmen – deren Handeln ist seit jeher der Rationalität und der Logik verschrieben. Und das zurecht. Nein, die Kritik gilt der Leichtgläubigkeit und der Bequemlichkeit. Wir alle wissen, dass wir etwas ändern müssen, wir stehen voller Tatendrang auf und sehen: Ach, sieh her, die machen doch schon. Ja, dann ist doch alles in Ordnung. Es sind nicht die Unternehmen, die handeln müssen – es ist der Mensch aus Fleisch und Blut und nicht die juristische Person. Wir haben von Geburtswegen Augen, Ohren und Verstand. Aber wir müssen noch lernen zu sehen, zu hören und zu verstehen.

    Dieses Werk beruft sich nicht auf Vollständigkeit und soll auch keine wissenschaftliche Lektüre darstellen. Vielmehr versucht es, Missverständnisse zu beleuchten und das Interesse zu wecken, sich mit der Wandlung unserer Gesellschaft zu beschäftigen und als alternativlos postulierte Handlungen kritisch zu hinterfragen. Ich möchte Ansätze aufzeigen, welche bei der Auseinandersetzung mit wohlklingenden populistischen Aussagen helfen. Zudem sollen ebendiese Ansätze dazu dienen, „nachhaltiges Strohfeuer von zukunftsweisenden Konzepten zu unterscheiden. Dazu erscheint es sinnvoll, unterschiedliche Perspektiven wahrzunehmen, Begriffe zu definieren und nüchtern zu betrachten. Denn oft sind Nuancen mitentscheidend. Es muss unterschieden werden zwischen „richtig und „unter gewissen Bedingungen richtig". System- und Bilanzierungsgrenzen werden häufig aus Bequemlichkeit ausgeblendet, sodass das gewünschte Ergebnis auch richtig erscheint. Deshalb werde ich versuchen, in diesem Buch einzelne Elemente genauer zu beleuchten und gleichzeitig, das System als Ganzes zu betrachten.

    Bevor im Folgenden unser Bemühen nach oder unser Verständnis von Nachhaltigkeit hinterfragt wird, erscheint es sinnvoll den Begriff der Nachhaltigkeit als solchen zu definieren.

    Generell beschreibt Nachhaltigkeit einen Zustand, der es ermöglicht, unsere Bedürfnisse zu erfüllen, ohne die Möglichkeit zukünftiger Generationen zu beschneiden, deren Bedürfnisse zu erfüllen¹. In dieser Definition wird die zentrale Rolle des Menschen deutlich. Unterschieden wird häufig zwischen ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. Wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, dann meinen wir damit die Bedürfnisse der Menschen, ohne dabei räumlich oder zeitlich zu differenzieren. Es geht somit um jeden Menschen, der jetzt oder in Zukunft auf diesem Planeten lebt.

    Nachhaltigkeit ist ein Sammelbegriff für verschiedenste Aspekte und meint nicht mehr und nicht weniger als sämtliche Chancengleichheit eines jeden Individuums, ungeachtet dessen, ob er bereits geboren ist oder nicht.

    Vielen mag nun unangenehm sein, dass dem Begriff durch diese Darstellung ein wenig an Charme verloren geht. Doch durch die nüchterne Betrachtung kann es einfacher erscheinen, etwas Distanz zu dem Begriff der Nachhaltigkeit zu gewinnen und einen davon abhalten, ihn leichtfertig zu gebrauchen. Bezeichnen wir für einen Augenblick Nachhaltigkeit als die egoistische Forderung der Menschheit, ihren Lebensstandard auf einem möglichst hohen Niveau dauerhaft zu halten. Diese auf den Menschen reduzierte Formulierung zwingt uns, darüber nachzudenken, was wir als Grundlage unseres Lebensstandards betrachten und wie wir unsere Bedürfnisse definieren wollen.

    Hierzu zählen dann sicherlich Grundbedürfnisse wie Nahrung, Gesundheit, Sicherheit, aber auch weiterführende Bedürfnisse wie Komfort, Wohnen, Selbstbestimmung, Wohlstand, Erholung und Freizeit. Diese Liste könnte beliebig weitergeführt und gegliedert werden. Auch hier werden wieder die auf die Menschen bezogenen sozialen und ökonomischen Aspekte deutlich, die durch eine egoistisch agierende Menschheit ausreichend abgedeckt sind. Hinzu kommt allerdings eine auf die Umwelt beziehungsweise die naturbezogene ökologische Nachhaltigkeit, die durch die Forderung nach Gesundheit, Energie und Artenvielfalt herrührt. Dabei ist die Artenvielfalt für ein stabiles Ökosystem wichtig und bereichert die Menschheit auf sozialer Ebene. Ausnahmen sind hierbei Menschen, die ein abgekapseltes Stadtleben führen wollen und denen es ausreicht, Tiere im Zoo zu betrachten und sich im besonderen Maße geehrt fühlen, wenn sie darunter auf einem Schild lesen können: Dies ist das letzte Exemplar seiner Art.

    Fassen wir zusammen, dann ist es völlig ausreichend, wenn die Menschheit egoistisch handelt, denn dann ist an alles gedacht. Wenn wir dann unseren Nutzen maximieren wollen, sorgen wir uns gleichzeitig um unsere Umwelt; dazu zählen dann unsere Mitmenschen und deren Nachkommen und auch die Tier- und Pflanzenwelt. Dazu ist es aber wichtig, dass die Menschheit den Nutzen und damit den Wert der Welt für sich erkennt und dadurch scheinbar altruistisch handelt. Ich unterstelle der Menschheit an dieser Stelle Empathie für die sie umgebende sichtbare und nicht sichtbare Welt.²

    Nach Charles Darwins Evolutionstheorie ist eine egoistische Lebensweise aufgrund der bekannten Aussage „survival of the fittest"³ oder „Überleben des am besten Angepassten", für das Überleben einer Spezies durchaus zielführend. Es entsteht die Hoffnung, dass eine egoistisch handelnde Menschheit in einem stabilen Ökosystem resultiert und sich die erzielte Nachhaltigkeit nicht nur auf den Menschen reduziert, sondern sich auf das Gesamtsystem positiv auswirkt. Dabei sind lediglich – und im entscheidenden Maße – zwei Störgrößen vorhanden, die diese Hoffnung illusorisch erscheinen lassen. Denn die Menschheit handelt nicht geschlossen.

    Erstens handeln derzeitige Generationen egoistisch und leben auf Kosten zukünftiger Generationen und zweitens handeln einzelne Individuen egoistisch und streben danach ihren eigenen Nutzen zu maximieren, und nicht den der Gesellschaft.

    Somit kann die Komplexität einer nachhaltigen Welt auf die Problematik der egoistisch handelnden Individuen der Menschheit reduziert werden. Das heißt, alles was wir fertigbringen müssen ist, geschlossen als Menschheit zu handeln. Wir müssen uns als Gesellschaft sehen und die Verantwortung übernehmen, die uns als Individuen einer Gesellschaft zuteil wird. Und das ist das größte und das einzige Problem. Jeder dürfte bereits folgenden Spruch gehört haben.

    Es stehen 1000 Menschen in einem Eck und sagen im Chor: Einer allein kann nichts ändern.

    Nachdem ich aufgezeigt habe, dass wir nicht primär ein Nachhaltigkeitsproblem haben, sondern es letztlich auf ein gesellschaftliches Problem hinausläuft, stelle ich nun einmal die Gegenfrage.

    Müssen wir etwas tun, damit wir Nachhaltigkeit erreichen oder erhalten wir einen nachhaltigen Zustand ganz ohne unser Zutun? Die Frage scheint zunächst verwirrend, wird uns doch von allen Seiten eingetrichtert, dass wir etwas tun müssen.

    Rufen wir uns noch einmal in Erinnerung was Nachhaltigkeit bedeutet. Nachhaltig beschreibt nämlich einen Zustand, der bis in alle Ewigkeit⁴ konstant gehalten werden kann. Somit läuft es darauf hinaus, dass wir irgendwann nur so viel konsumieren können (Energie, Nahrung, Material, Gesundheit), wie unserem Ökosystem zugeführt beziehungsweise an Giftstoffen abgebaut werden kann. Dieses Gleichgewicht wird spätestens dann erreicht werden, wenn alle gespeicherten Ressourcen aufgebraucht sind und von unserem anfänglichen Startkapital nichts mehr übrig ist. Dann werden wir nachhaltig leben, leben müssen, da die Natur keine Kredite vergibt. Haben wir bis dahin nicht gelernt mit den zur Verfügung stehenden Potenzialen auszukommen, wird es drei Wege geben, mit denen uns unerbittlich nachhaltiges Leben aufgezwungen wird:

    1) Ein Teil der Menschheit stirbt (Hunger, Krieg, Revolution, Krankheit)

    2) Einige Wenige unterdrücken viele und leben auf deren Kosten

    3) Wir alle müssen in gleichem Maße einen niedrigen Lebensstandard hinnehmen (Rückentwicklung unserer Bedürfnisse)

    Mischformen sind selbstverständlich möglich und wären wahrscheinlich.

    Wenn wir diese drei Möglichkeiten betrachten, fällt gleich auf, dass sich die Dritte nicht einstellen wird. Das wäre Kommunismus mit der Forderung alle sollen es gleich schlecht haben. Ich denke, dass keiner so naiv ist, zu glauben, dass es jemals Kommunismus gegeben hat oder geben wird.

    Die zweite Möglichkeit beschreibt einen Zustand, wie wir ihn derzeit haben; mit den entwickelten Ländern und den Entwicklungsländern und mit einem großen Unterschied zwischen Arm und Reich in den meisten Ländern. Und auch dieser Zustand ist nicht auf Dauer zu halten⁵. Dieses Ungleichgewicht wird willentlich abgeschwächt werden müssen oder aber es wird sich durch Gewalt angleichen und nahtlos in die erste Möglichkeit übergehen.

    Es handelt sich somit bei Nachhaltigkeit um eine Art „Gleichgewicht", welches sich ohne jedes Zutun einstellen wird. Nachhaltigkeit wird für jede Spezies unausweichlich erreicht werden und hat als niedrigstes stabiles Niveau deren vollständiges Aussterben.

    Wenn wir von Nachhaltigkeit sprechen, meinen wir aber nicht jenen erwähnten „stabilen" Zustand auf einem x-beliebigen Niveau, sondern wir meinen den maximal möglichen Nutzen für die Menschheit, der auf Dauer erreicht werden kann. So sind wir erneut bei der bereits erwähnten Forderung der Menschheit, ihren Lebensstandard zu maximieren.

    Hierdurch bleibt von Nachhaltigkeit die notwendige und vollständig ausreichende Bedingung einer einheitlich gesellschaftsorientiert handelnden Menschheit übrig.

    Sollten wir es nicht schaffen, unseren Wohlstand auf Dauer zu maximieren, dann liegt das nicht an den Randbedingungen der Welt, zum Beispiel endlichen Ressourcen, sondern an einer individuell asozial agierenden Menschheit, in der individuelle Nutzenmaximierung nicht zu einem gesellschaftlichen Optimum führt.

    Dies rechtfertigt das Vorhandensein einer übergeordneten Staatsmacht. Dieser obliegt es die Freiheiten einzelner Individuen einzuschränken und die Randbedingungen so zu definieren, dass wenn jedes Individuum seinen eigenen Nutzen maximiert⁶, damit gleichzeitig der Nutzen der Gesellschaft optimiert wird.

    Die Aufgabe des Staates ist es letztendlich, sämtliche externe Kosten mit in das Entscheidungskalkül der Individuen einfließen zu lassen.

    Zunächst werden wir die Potenziale unseres Ökosystems genauer betrachten, wobei der Begriff Nachhaltigkeit in seine Einzelteile zerlegt wird. Wir werden uns mit wichtigen Aspekten, Zusammenhängen und Kenngrößen beschäftigen und diese, wenn notwendig, definieren. Erst dann kann, darauf aufbauend, versucht werden, eine einheitliche Betrachtung zu erarbeiten.

    2.

    Nachhaltigkeit

    Der Begriff stammt ursprünglich aus der Waldwirtschaft und meint, dass nicht mehr Holz geschlagen werden darf, als nachwächst. Erstmals niedergeschrieben wurde der Begriff der Nachhaltigkeit von Hans Carl von Carlowitz in seinem Werk Silvicultura oeconomica von 1713. Dort wird nachhaltig als Synonym von „beständig, „immerwährend und „kontinuierlich" verwendet. Diese Art der Waldbewirtschaftung wurde bereits im Mittelalter mündlich überliefert und wurde ab dem 15. Jahrhundert schriftlich festgehalten, so zum Beispiel in der Forstordnung des Bistums Speyer aus dem Jahr 1442⁷.

    Nachhaltigkeit besteht aus drei Aspekten, die alle gleichzeitig erfüllt sein müssen. Diese nachhaltigen Aspekte sind als Säulen zu verstehen. Wird eine davon vernachlässigt, kann aus den übrigen keine Nachhaltigkeit resultieren.

    Demnach sind die Säulen der Nachhaltigkeit folgende:

    Ökologisch

    Ökonomisch

    Sozial

    Da der Begriff der Nachhaltigkeit oft fahrlässig verwendet wird, versuche ich mich an dieser Stelle von diesem Begriff zu distanzieren und spreche von einem Gleichgewichtszustand. Auch ökonomische, ökologische Aspekte betrachte ich nicht getrennt. Ich fokussiere meine Betrachtungen auf die Gesellschaft als eine Einheit und spreche in ihrem Sinne von Nutzen und Kosten, die sich aus der Erfüllung von unterschiedlichsten Interessen und der Aufwendung unterschiedlichsten Ressourcen ergeben können.

    3.

    Erläuterungen

    Vereinfachungen helfen oft, Dinge zu erklären und greifbar zu machen. Manchmal kann dies aber zu Selbstverständlichkeiten führen, die pauschal angenommen werden und Problematiken verzerren oder vollständig ausblenden. Deshalb ist es wichtig, Begriffe voneinander abzugrenzen beziehungsweise zu definieren oder aber den Leser für deren Bedeutung zu sensibilisieren. Bei den meisten Begriffen kann ich im Rahmen dieses Buches nicht ins Detail gehen, da eine ausführliche Betrachtung selbst ein ganzes Buch füllen würde.

    Exergie ist der Anteil einer Energie, der theoretisch uneingeschränkt in jede andere Energieform umgewandelt werden kann.

    Die allgemeine Verwendung des Begriffes „Energie" stellt eine solche Vereinfachung dar und ist im Alltagsgebrauch auch durchaus zielführend.

    Dennoch sollte in diesem konkreten Zusammenhang das Bewusstsein dafür vorhanden sein, dass Energie nicht gleich Energie ist. Nicht jede Energieform weist die gleiche Qualität auf und ist auch nicht im gleichen Maß nutzbar.

    Dazu ein veranschaulichendes Beispiel:

    Wenn wir elektrischen Strom nutzen, dann kennen wir von unserer Stromrechnung die Einheit kWh. Das entspricht der Energiemenge, die wir erhalten, wenn wir während einer Stunde 1 000 W (= 1 kW) Leistung beanspruchen.

    Diese eine kWh an elektrischem Strom können wir fast uneingeschränkt und verlustarm in jede andere Energieform umwandeln.

    Ein Mixer kann sie in mechanische Energie umwandeln, eine Lampe wandelt den elektrischen Strom in Licht um, während ein Wasserkocher Wärme produziert. Am Ende allerdings wird der Mixer den Teig und den Raum erwärmt haben. Ebenso wird sich die Lichtenergie in Raumwärme umwandeln. Die Tasse Kaffee oder Tee wird abkühlen und den Raum wärmen und/oder befeuchten.

    Dabei gilt für all diese Prozesse jedoch, dass nachdem 1 kWh an elektrischem Strom „verbraucht ist, dem Raum 1 kWh Wärmeenergie zugeführt worden ist. Die Energiemenge wird dabei nicht reduziert, sie wird lediglich in eine andere Energieform umgewandelt. Es ist falsch, wenn behauptet wird, dass Energie verbraucht wird. Wenn wir von Energienutzung sprechen, muss folglich etwas anderes gemeint sein als der „Verbrauch der Energie. Denn laut dem ersten Satz der Thermodynamik kann Energie weder erschafft noch vernichtet werden.

    Wenn wir uns das erwähnte Beispiel  in Darstellung 3-1 ansehen, wird deutlich, dass die Qualität der Energie verändert worden ist. Nicht jede Energieform lässt sich beliebig in andere Energieformen umwandeln.

    Mit dem elektrischen Strom (1 kWh) wäre es ohne weiteres möglich, einen Fernseher zu betreiben. Mit der gleichen Menge an Wärmeenergie des Raumes gestaltet sich dies weitaus schwieriger – theoretisch ist Wärmeenergie solange „nutzbar", solange sie auf einem höheren Temperaturniveau ist, wie eine andere nutzbare Kältequelle. Die Energiemenge, die umwandelbar und nutzbar ist, resultiert aus der Differenz von Potenzialen⁸.

    Dabei weist elektrische Energie einen Exergieanteil von nahezu 100 % auf. Der Exergieanteil von Umgebungswärme ist dagegen bei nahezu 0 %. Somit lässt sich Exergie im Vergleich zur Energie durchaus „verbrauchen". Durch den zweiten Satz der Thermodynamik wird das Verbot des Perpetuum mobile 2. Art ausgedrückt, das besagt, dass Prozesse nicht beliebig umkehrbar sind und es kann keine Maschine geben, die eine Energieform in eine andere umwandelt und diese Energiemenge wieder verlustfrei zurückwandelt. Wir können Energie somit in zwei Anteile aufteilen, nämlich in

    Exergie (Energieanteil, der „nutzbar" ist, beziehungsweise die Fähigkeit besitzt, Arbeit zu verrichten)

    Anergie (Energieanteil, der nicht in Arbeit umgewandelt werden kann)

    Energie = Exergie + Anergie = konstant

    Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Energiemenge immer konstant bleibt. Wenn wir aber Energie umwandeln beziehungsweise Arbeit verrichten, dann wird immer ein Teil der Exergie in Anergie umgewandelt, ohne dass die Menge an Energie variiert. Während Anergie ständig produziert wird, ist es unmöglich, Exergie herzustellen.

    Wenn wir davon sprechen „Energie zu verbrauchen, dann meinen wir eigentlich „Exergie zu verbrauchen. Diese Differenzierung ist im späteren Verlauf wichtig, da sie uns hilft die Qualität einzelner Energieformen zu bewerten, wobei eine Energieform mit einem hohen Anteil an Exergie eine hohe Qualität darstellt und Energie mit einem geringen Exergiegehalt als niedrige Energiequalität bezeichnet wird.

    Darstellung 3-1:       Wandlung von Exergie in Anergie durch Energiekonsum

    Externe Effekte bezeichnen die Nutzen oder Kosten, die monetär oder nicht monetär anfallen, aber nicht in das Entscheidungskalkül des Entscheidungsträgers einfließen. Die Person oder die Gruppe muss die Kosten nicht tragen und erhält nicht den Nutzen, wodurch beides für ihn oder sie irrelevant ist.

    Die externen und nicht berücksichtigten Kosten und Nutzen sind in vielen Fällen einer der Hauptgründe für ineffiziente Gesamtlösungen. Sind externe Kosten oder aber externe Nutzen vorhanden, dann führt eine egoistische Handlung einer Partei nicht zur Nutzenmaximierung aller betroffenen Personen.

    Gelingt es die externen Effekte (ob positiv oder negativ) entsprechend in das Entscheidungskalkül der aktiv handelnden Personen zu integrieren, dann führt das egoistische Verhalten jeder einzelnen Person zur Nutzenmaximierung der Gesellschaft, weil durch die Internalisierung das egoistische Verhalten einer altruistisch handelnden Person gleich kommt.

    Mit der zuvor hergeleiteten Erkenntnis, dass eine egoistisch handelnde Gesellschaft Nachhaltigkeit auf einem hohen Lebensniveau ermöglicht, lässt sich hier der besondere Stellenwert von externen Kosten sowie von externen Nutzen erkennen.

    Folglich sollte versucht werden, externe Größen zu identifizieren und zu internalisieren, das heißt in das Entscheidungskalkül des Handelnden zu integrieren.

    egoistisches Verhalten

    +       internalisierte externe Effekte

    =       altruistisches Handeln

    Externe Kosten fallen meist dort an, wo Güter genutzt werden, die scheinbar grenzenlos – in Bezug zu den Bedürfnissen einer Person – zur Verfügung stehen. Es mag für viele selbstverständlich erscheinen, dass für solche Güter kein Preis gezahlt werden muss. Schließlich nutzen wir solche Güter jeden Tag und sehen es als selbstverständlich an, dass diese vorhanden und gleichzeitig kostenlos sind.

    Ein solches Beispiel ist unsere Atemluft. Es würde vermutlich befremdlich klingen, darüber zu diskutieren, ob wir für Luft bezahlen müssten. Wer hätte das Recht Luft zu verkaufen und welcher Preis wäre gerechtfertigt, weil doch keine Kosten für Produktion oder Transport anfallen? Es gibt zwei Gründe, warum es hier schwerfällt, eine Rechtfertigung zu finden. Erstens habe ich ein provokantes Beispiel gewählt, schließlich stellt Luft ein Grundbedürfnis dar und ist überlebenswichtig. Zweitens wurde die Frage falsch gestellt.

    Drehen wir die Frage um.

    Wir haben gesagt, dass Luft keinem gehört und somit von jedem genutzt werden darf.

    Das gilt dann auch für jeden Kraftwerksbesitzer. Folglich darf jeder die Luft so viel mit Giftstoffen, Ruß, Feinstaub und radioaktiven Stoffen belasten, wie es für ihn kosteneffizient ist. Wenn Luft kostenlos ist, dann werden sich weder Filter noch eine andere Abluftreinigung lohnen. Immer noch entstehen keine direkten Kosten für die Luft. Aber es ist nicht schwer sich vorzustellen, dass eine solche Denk- und Handlungsweise dazu führt, dass die Luft so sehr verschmutzt wird, dass die allgemeine Lebensqualität sehr stark reduziert wird. Und genau diese Reduktion der Lebensqualität stellt in diesem Fall die externen Kosten dar. Diese Kosten sind hier nicht monetär und können auch nicht genau erfasst werden. Und es ist auch nicht so, dass sie an jemanden gezahlt werden müssen.

    Wir würden uns weniger wohlfühlen, wären weniger leistungsstark und würden nicht so lange leben. Somit sind die Kosten nicht das, was wir üblicherweise unter Kosten verstehen. In diesem Fall sind die Kosten der schmutzigen Luft der entgangene Nutzen der sauberen Luft durch die verringerte Gesundheit und das verkürzte Leben.

    Externe Kosten bezeichnen somit unter anderem den entgangenen Nutzen aller Personen, wenn sich eine Person dafür entscheidet, ein Gut zu nutzen (selbst wenn dieses kostenlos ist).

    Auf welche Art sich das Vorhandensein von externen Kosten oder aber externen Nutzen auf die Gesamtnutzen einer jeden Person ausüben kann, wenn diese nicht durch den Entscheidungsträger berücksichtigt werden, soll folgendes Beispiel veranschaulichen.

    Nehmen wir an, jeder Autofahrer kann sich frei entscheiden, ob er einen Katalysator in seinem Auto installieren möchte oder nicht. Der Katalysator soll in diesem Beispiel 500 € kosten.

    Nehmen wir ferner an, dass wenn alle Autos über einen Katalysator verfügen, jeder Mensch einen höheren Nutzen (höhere Lebensqualität, bessere Gesundheit, längeres Leben) aufweist, als wenn kein Auto einen Katalysator aufweist und er wäre bereit für diesen Mehrnutzen 1 000 € zu zahlen.

    Welches wäre unter diesen Umständen die optimale Entscheidung eines jeden Autobesitzers? Und welcher Zustand wäre stabil? Dabei muss bedacht werden, dass jeder Autobesitzer nur für sich entscheiden kann und die Entscheidungen der anderen nicht beeinflussen kann.

    Wenn keine externen Kosten internalisiert sind, dann sieht die Gewinnfunktion des Autobesitzers folgendermaßen aus:

    Gewinn =        - Kosten des Katalysators

    + Nutzen, wenn er einen Katalysator einbaut

    + Nutzen aus der Entscheidung der Anderen

    Der Nutzen, wenn der Autobesitzer sich für einen Katalysator entscheidet ist 0 €, weil sein Katalysator einen unbedeutenden Einfluss auf die Luftqualität der Welt ausübt.

    Der Nutzen aus der Entscheidung der Anderen ist ein externer Nutzen und nicht von seiner Entscheidung abhängig.

    Daraus folgt mit den Werten, wenn der Autobesitzer sich für den Katalysator entscheidet:

    Gewinn =        -       500 €

    +       0 €

    +       Nutzen aus der Entscheidung der Anderen

    Und wenn der Autobesitzer sich gegen den Katalysator entscheidet:

    Gewinn =        -       0 €

    +       0 €

    +       Nutzen aus der Entscheidung der Anderen

    Somit kann der Autobesitzer sich zwischen einem Gewinn von 0 € oder von - 500 € entscheiden. Der Autobesitzer wird sich somit für einen Gewinn von 0 € und gegen den Katalysator entscheiden. Da jeder Autobesitzer vor der gleichen Entscheidung steht, werden alle sich gegen einen Katalysator entscheiden, woraus ein Mehrnutzen von 0 € für alle Menschen resultiert.

    Versuchen wir nun die externen Kosten/Nutzen zu internalisieren und führen eine Verpflichtung für Katalysatoren ein, beziehungsweise eine Strafzahlung in Höhe von 700 €, wenn ein Autobesitzer sich gegen einen Katalysator entscheidet.

    Die Gewinnfunktion des Autobesitzers wird nun um die Strafgebühr erweitert:

    Gewinn =        - Kosten des Katalysators

    - Strafgebühr, wenn er keinen Katalysator einbaut

    + Nutzen, wenn er einen Katalysator einbaut

    + Nutzen aus der Entscheidung der Anderen

    Daraus folgt mit den Werten, wenn der Autobesitzer sich für den Katalysator entscheidet:

    Gewinn =        -       500 €

    -       0 €

    +      0 €

    +       Nutzen aus der Entscheidung der Anderen

    Und wenn der Autobesitzer sich gegen den Katalysator entscheidet:

    Gewinn =        -       0 €

    -       700 €

    +      0 €

    +       Nutzen aus der Entscheidung der Anderen

    Somit kann der Autobesitzer sich zwischen einem Gewinn von -500 € oder von -700 € entscheiden. Der Autobesitzer wird sich folglich für einen Gewinn von -500 € und für den Katalysator entscheiden. Da wiederum jeder Autobesitzer vor der gleichen Entscheidung steht, werden alle sich für einen Katalysator entscheiden, woraus ein Mehrnutzen von 1 000 € für alle Menschen resultiert.

    Für jeden Autobesitzer entstehen somit Kosten aus seiner Entscheidung von 500 € und ein Nutzen von 1 000 € aus der Entscheidung aller Autofahrer, womit er letztendlich einen Gewinn von 500 € erzielt und folglich besser gestellt ist, als wenn keine Strafgebühr eingeführt worden wäre. Der Nutzen jedes Menschen, der kein Autobesitzer ist, beträgt nun 1 000 € anstelle von 0 €, womit auch diese Personen durch die Strafgebühr einen Mehrgewinn erzielen.

    Werden externe Effekte nicht beachtet, dann reduziert das den Nutzen der Gesellschaft.

    Außerdem gilt:

    Strafmaßnahmen können helfen, externe Kosten zu internalisieren und jeden Menschen besser zu stellen, ohne irgendjemanden zu benachteiligen.

    Für unterschiedliche Arten von externen Kosten/Nutzen gibt es andere Maßnahmen, so dass eine gesellschaftlich optimale Lösung erreicht werden kann.

    Ein anderes Beispiel dafür wären Straßen. Keine wirtschaftlich denkende Person würde auf die Idee kommen öffentliche Straße in dem Maße zu bauen, wie wir sie haben. Deshalb braucht es eine Institution, den Staat, der den externen Nutzen der Bevölkerung und der Unternehmen berücksichtigt und mit öffentlichen Mitteln versucht, den gesellschaftlichen Nutzen zu maximieren.

    Es gibt unzählige Beispiele von Gütern, die unterschiedlich genutzt werden können, und bei denen externe Effekte auftreten, die von einzelnen Parteien nicht berücksichtigt werden. So können beispielsweise folgende Verhältnisse von Abhängigkeiten entstehen.

    Wasserverschmutzung        ↔ Fischfang

    ↔ Schwimmen

    ↔ Trinkwasser

    ↔ Gestank

    oder

    Förderung Erdgas            ↔ radioaktiver Schlamm

    ↔ Klimaerwärmung

    ↔ entgangener Nutzen zukünftiger                                Generationen

    Deshalb ist es wichtig darüber nachzudenken, wo externe Kosten auftreten und wie sie internalisiert werden können.

    Dabei ist das größte Problem, dass diese externen Kosten schwer erfassbar sind und nur sehr eingeschränkt quantifiziert werden können. Wie viel kosten 3 Tage eines Menschenlebens? Wie viel kostet ein Jahr ohne Krebs?

    Eine weitere Schwierigkeit stellt es dar, diese externen Effekte zu internalisieren.

    Steuerelemente, die dies ermöglichen, sind zum Beispiel Steuern, Subventionen, Gebote, Verbote, Mindestanforderung und anderes mehr. Hierbei ist aber darauf zu achten, dass diese richtig eingesetzt werden, da ansonsten weitere negative Effekte auftreten können.

    Synergieeffekte dürften den Meisten aus der Natur bekannt sein, die auftreten wenn zwei Arten – ob Tier oder Pflanze – eng verbunden zusammenleben und dabei beide daraus einen Nutzen ziehen.

    Eine solche Lebensweise von zwei oder mehr Arten wird als Symbiose bezeichnet, in der jede Partei ebenso gibt, wie auch nimmt.

    Dabei ist der Nutzen, der aus der Symbiose resultiert, höher als die Summe der Nutzen, den die einzelnen Parteien ohne das Zusammenleben hätten.

    Nutzen der Symbiose > ∑ Nutzen der getrennt lebenden Parteien

    Der positive Synergieeffekt bezeichnet dabei den Mehrgewinn der Beziehung und somit:

    Synergieeffekt = Nutzen der Symbiose – ∑ Nutzen der getrennt lebenden Parteien

    Diese Synergien können aber auch bei Nutzung unterschiedlicher Technologien auftreten. Genauso beim Arbeiten und Leben im Kollektiv oder bei getroffenen Maßnahmen, die sich gegenseitig verstärken. Ein Beispiel aus der Tierwelt ist bei Haien und Putzerfischen zu finden. Die Putzerfische reinigen die Haut der Haie und erhalten im Gegenzug Schutz vor Fressfeinden. Diese Symbiose ist für beide von Vorteil.

    Allgemein treten Synergien auf, wenn sich unterschiedliche Fähigkeiten derart vereinen, dass sich die Vorteile verstärken und/oder die Nachteile abschwächen.

    Skaleneffekte geben das Verhältnis von Produktionsmenge beziehungsweise Produktgröße und benötigtem Arbeitsaufwand und Material wieder, und haben Auswirkungen auf den spezifischen Preis.

    Positive Skaleneffekte machen sich oft dadurch bemerkbar, dass die doppelte Menge beziehungsweise die doppelte Größe nicht die doppelten Kosten verursacht.

    Dies kann daraus resultieren, dass einige Fixkosten nur einmal auftreten. Angenommen sie bestellen ein Produkt mit einem Wert von 20 € und es fallen 5 € Versandgebühren pro Bestellvorgang an, dann kostet bei dieser Bestellung jedes Exemplar 25 €.

    Bestellen Sie gleichzeitig 2-mal dieses Produkt, fallen insgesamt Kosten in Höhe von 45 € an und somit kostet ein Exemplar 22,5 €.

    Ein anderer Effekt wird deutlich, wenn Sie ein Auto kaufen wollen und sich bereits für ein Modell entschieden haben und sich nur noch über die Leistungsstärke des Motors uneinig sind. Angenommen es gibt das Modell mit 90 PS als Basisversion und mit 180 PS als Sportversion. Auch hier erwarten sie sich nicht den doppelten Preis. Grund dafür ist, dass einige Bauteile überhaupt nicht ändern und einige Bauteile lediglich etwas größer und/oder stärker ausgeführt werden müssen. Regelungstechnik und Ausstattung bleiben gegebenenfalls gleich. Der Fahrzeugrahmen muss verstärkt werden, wobei die Produktionskosten sich nicht verdoppeln, nur weil die Materialstärke um einen Millimeter erhöht wird.

    An diesem Beispiel soll eine der wichtigen Wirkweisen von Skaleneffekten gezeigt werden. Angenommen der Hubraum der Zylinder wird verdoppelt und der Hub H soll gleich groß bleiben, wie ändert dann der Durchmesser?

    D1 sei der Durchmesser und V1 der Hubraum der Basisversion. D2 ist der Durchmesser der Zylinder der Sportversion mit dem Hubraum V2, so gelten folgende Zusammenhänge:

    mit (1) in (2) folgt nach Umformen:

    Somit muss der Durchmesser der Kolben und der Zylinder lediglich um knapp 42 % vergrößert werden. Die Anzahl der Produktionsschritte wird dadurch aber nur geringfügig erhöht.

    Lerneffekte bezeichnen jene Effizienzsteigerungen der Produktion, die sich mit steigender akkumulierter Menge der produzierten Produkte¹⁰ gleicher Art ergeben und die die spezifischen Kosten¹¹ der produzierten Einheiten senken.

    Die Lerneffekte entstehen bei der Serienfertigung unter anderem durch Standardisierung, Rationalisierung und Automatisierung. So lässt sich durch den Übungsgewinn zusätzlicher Einheiten die Fertigungszeit verkürzen und die Ausschussrate¹² verringern.

    Üblich sind Lernraten von 70 % bis 80 % bei einer Verdopplung der akkumulierten Anzahl der gefertigten Produkte, womit eine Kostensenkung von 20 % bis 30 % erreicht wird. In Grafik 3-1 ist der Verlauf der Entwicklung der Grenzkosten bei einer Lernrate von 70 % skizziert. Dabei sind die Lernraten in verschiedenen Branchen unterschiedlich und können auch von Produkt zu Produkt stark variieren.

    Auch durch diesen Effekt lässt sich erklären, dass neue Technologien zunächst teuer und kaum bis gar nicht wettbewerbsfähig sind.

    Insofern ist

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