Hans der Flieger: Eine Erzählung aus dem Weltkrieg
Von Friedrich Otto
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Hans der Flieger - Friedrich Otto
Hans der Flieger
Eine Erzählung aus dem Weltkrieg
von
Friedrich Otto
______
Erstmals erschienen bei:
Loewes Ferdinand Carl, Stuttgart, 1916
_________
Vollständig überarbeitete Ausgabe.
Ungekürzte Fassung.
© 2016 Klarwelt Verlag
ISBN: 978-3-96559-021-2
www.klarweltverlag.de
Inhaltsverzeichnis
Titel
Hans Fabers erster Kriegsflug.
Ein Phönixflug aus Przemysl.
Hans Fabers kühner Nachtflug in Flandern.
Eine Luftschiffjagd an der Adria.
Im Fliegerlager an der Donau.
Fliegertage an den Dardanellen.
Mit Tauchboot und Luftschiff gegen England.
Hans Fabers erster Kriegsflug.
ans Faber war ein junger Flieger, der bei Ausbruch des Krieges noch keinen Namen hatte. Nur einmal war es ihm vergönnt, sich an einem Wettbewerb zu beteiligen, an der großen internationalen Flugwoche in Wien. Aber seine Leistungen blieben dabei so gut wie unbeachtet. Er gewann mit 52 Meter einen dritten Preis im Wettbewerb um den kürzesten Anlauf. Wie stolz Hans Faber im ersten Augenblick auch auf diese Leistung war, so wenig hielt die Freude vor, als er die Künste der übrigen Flieger sah. Da waren die Franzosen, die mit ihren nervenkitzelnden Sturz- und Kopfflügen die Wiener und Wienerinnen entzückten, ferner die berühmten österreichisch-ungarischen und deutschen Höhenflieger, die viele Kilometer empor in den blauen Himmel kletterten, so schnell und sicher, als würden sie von einem riesigen, mächtigen, unsichtbaren Magnet in den Scheitel der Weltenkuppel gezogen. Doch kaum war eine Höchstleistung aufgestellt, so stürmte schon wieder ein anderer ihm nach, bis er sich in einem Punkt dort oben verlor, als sei er auf dem Wege zu einem andern Stern.
Hans Fabers Gefühle beim Anblick so vieler prächtiger Flieger waren geteilt. Teils freute es ihn, dass der Mensch in neun Jahren des Flugs es schon gelernt hatte, so meisterhaft die Lüfte zu beherrschen, teils aber drückte ihn das Bewusstsein nieder, dass ihm wohl so bald kein Lorbeer auf dem Gebiete des Fluges grünen würde. Wie sollte er wohl die kühnen, erfahrenen Flugmeister je übertreffen? Ja, selbst wenn er den Mut und die Kraft in sich gefühlt hätte zu solchen Leistungen, so fehlte es ihm doch an der eigentlichen Lust, sich einem nahezu hoffnungslosen Streben nach Welthöchstleistungen hinzugeben. Er träumte vielmehr von höheren, anderen Zielen auf dem Gebiete des Fliegens. Er sah sich als erster ein bisher unbezwungenes Gebirge überfliegen, er überquerte in krankhaften Träumen den Atlantischen Ozean, er stieg mit seinem Flugzeug bis in Höhen empor, wo neue, ganz unbekannte Gefahren den Flieger bedrohten. Da schossen durch den dünnen Luftraum durchsichtige, gallertartige Riesenwesen, eine Art Lufttintenfische, die widrige, nässende, plötzlich zu Eis gefrierende Säfte auf den Flieger schleuderten oder mit schleimigen Greif- und Saugarmen ihn umschlangen und ihn zu erdrücken versuchten. Hans Faber, der Träumer, schalt sich dann oft, wenn er aus seinen Betrachtungen mit offenen Augen erwachte.
Ein bekannter großer Flieger, dem er im Café Noack in Adlershof einmal sein Leid klagte, hatte ihm gesagt: „Leiste etwas, dann werden sich diese Gesichter und Erscheinungen bald verlieren."
Jetzt wusste er es.
Er musste etwas leisten!
Aber was? Lohnte es sich wirklich, unter Aufgebot aller Kraft und unter Daransetzung des ganzen Lebens zu versuchen, einen Vorgänger um einige hundert Meter in der Höhe zu überflügeln? Mit derartigen Gefühlen und Gedanken beschwert, stand Hans Faber auf dem Flugfeld zu Aspern bei Wien und sah gerade steil in den Himmel hinauf, als dort ein Franzose seine Purzelbäume schlug.
Plötzlich wurde er angeredet. Ein junger österreichisch-ungarischer Offizier wendete sich zu ihm:
„Herr Flieger-Kamerad sind wohl sehr erstaunt über das!" Dabei wies der schneidige schlanke Offizier mit seiner Reitgerte in den Himmel hinauf, wo der fremde Flieger kopfunten seine Bahn zog.
„Hans Faber!" erwiderte der Angesprochene, sich dabei vorstellend.
„Amandus Sommer!"
Der deutsche Flieger fuhr fort:
„Ich bewundere solche Flüge aufrichtig!"
„Und ich nicht minder. Aber ich glaube doch, für die raue Wirklichkeit haben solche Kopfflüge nur selten eine Bedeutung."
Hans Faber meinte:
„Es sollen aber Fälle vorgekommen sein, in denen Flieger durch den Sturm auf den Kopf geworfen wurden!"
„Gewiss, entgegnete der Offizier, „aber das stößt doch eigentlich nur den leichten französischen, wackligen Eindeckern zu. Ihre und unsere Flugzeuge stehen entschieden wesentlich fester im Fluge und sind auch bisher noch nie auf den Kopf gestellt worden.
Der Offizier wollte weiterreden, als ihn eine Damenstimme rief:
„Mandi!"
Amandus Sommer verneigte sich, grüßte und ging fort.
Am andern Tage der Flugwoche war der österreichische Offizier wieder auf dem Flugfeld, diesmal erschien er in einem schönen, leichten Kraftwagen, einem Zweisitzer. Neben ihm, am Steuer, saß seine junge Frau. Der Wagen hielt auf dem eigentlichen Flugfeld, denn für ihn galt keine Sperre, da Amandus Sommer alle Vorrechte eines Fliegers besaß. Als der Leutnant Hans Faber bemerkte, stellte er ihn seiner Frau vor.
„Theres, hier siehst du einen deutschen Flieger, der eine große Zukunft haben wird."
Hans Faber verteidigte sich energisch gegen diese Worte. „Gnädige Frau, Ihr Herr Gemahl beliebt zu scherzen. Leider befürchte ich, dass ich gar nichts als Flieger werde leisten können!"
Die junge Dame hob den rosenfarbenen Sonnenschirm ein wenig in die Höhe.
„Wenn Sie ernsthaft das Fliegen betreiben, bleibt auch für Sie noch genug zu tun übrig!"
Faber zuckte mit den Schultern.
Sommer aber sagte:
„Die ganze Fliegerei steckt noch in den Kinderschuhen. Was wir hier sehen und bewundern, das sind alles erst Anfänge. Lassen Sie nur einmal große Ereignisse kommen und Sie werden sehen . . ."
Acht Wochen später brach der große Krieg aus. Hans Faber hatte seine kurze Begegnung mit dem jungen österreichischen Offizier längst vergessen. Er meldete sich sofort freiwillig als Flieger und wurde erst einer Festungsflieger-Abteilung in Posen zugeteilt, kam aber nach wenigen Wochen schon dicht an die Front zu einer Feldflieger-Abteilung.
Es brach nun eine harte, arbeitsreiche Zeit für ihn an. Er musste Tag für Tag große Strecken der feindlichen Linien abfliegen, in der Hauptsache nach den Angaben seines Beobachters, der Offizier war, er musste feindlichem Gewehrfeuer zum Trotz oft tief herabsteuern auf irgendeinen Wald zu, um zu ermitteln, ob Russen darin steckten, was die Beobachter gewöhnlich durch ein paar Bomben feststellten. Waren Russen im Walde, so beantworteten sie jede einschlagende Bombe durch wütendes Gewehrfeuer und verrieten sich dadurch. Oder er bekam die Aufgabe, über irgendeine auf der Karte bezeichnete Bahnstrecke zu fliegen, über einen Bahnhof. Der Beobachter warf Bomben auf einen Lokomotivschuppen, und die Maschinen sausten nach allen Seiten auseinander, wie Tausendfüßler und Kellerasseln von einem umgedrehten Stein wegflüchten.
Auf diese Weise vervollkommnete er sich immer mehr im Fluge. Als kühner und doch besonnener Flieger lenkte er sogar bald die Aufmerksamkeit des Führers seiner Feldflieger-Abteilung auf sich, und so wunderte er sich auch kaum noch, als eines Abends der Hauptmann Köhler-Haußen ihn zu sich rief.
„Faber, sagte der Hauptmann freundlich; „ich habe Sie zur Beförderung zum Unteroffizier vorgeschlagen und hoffe, dass Sie das als eine ganz besondere Auszeichnung betrachten werden. An tüchtigen Fliegern ist zwar kein Mangel, und besonders unsere Offiziersflieger bilden ein tadelloses Material, aber andrerseits ist auch der Bedarf an Menschen groß, und besonders schätzen wir Männer, die den Motor so gut kennen wie Sie. Ich habe neulich mit Vergnügen gehört, wie Sie hinter den russischen Linien niedergehen mussten und Ihren Motor in Kürze wieder in Ordnung brachten, so dass die heranreitenden Kosaken das Nachsehen hatten. Ich habe nun eine ganz besondere Aufgabe für Sie. Wir werden morgen früh besonders schlechtes Wetter bekommen. Gewitter und schwere Böen. Schlafen Sie sich gut aus und melden Sie sich um 6 Uhr bei mir!
Hans Faber freute sich über diese Mitteilung. Seit langem war er völlig frei von den früheren ihn plagenden Träumen. Meist war er so müde, dass er gar keine Zeit mehr für müßige Gedankenspaziergänge fand, sondern sich glücklich fühlte, wenn er abends noch mit einigen Kameraden über die Ereignisse des Tages plaudern konnte. Er musste oft an den österreichisch-ungarischen Fliegeroffizier Amandus Sommer denken. Wo mochte er wohl jetzt stecken? Fabers Abteilung war die südöstlichste der ganzen deutschen Ostarmee. — Vielleicht, wenn der Zufall günstig war, begegnete er dem österreichischen Kameraden.
Er schlief fest und ruhig trotz der schwülen Augustnacht, die kein Windhauch kühlte. Drückende, lähmende Hitze herrschte am Morgen, als er sich zum Leiter seiner Feldflieger-Abteilung Hauptmann Köhler-Haußen begab.
Der Hauptmann übergab ihm eine Karte:
„Sehen Sie! sagte er, „hier habe ich Ihnen mit Rotstift die Strecke eingezeichnet, die Sie heute überfliegen sollen. Sie haben fünf Stunden Zeit. Sie sollen die ganze feindliche Front erkunden und an dieser Stelle das Lysa-Gora-Gebirge überfliegen und etwa 100 Kilometer in das russische Reich vorstoßen und feststellen, auf welcher Bahnstrecke die Russen ihre hauptsächlichsten Truppenverschiebungen vornehmen. Ihre Aufgabe wird noch dadurch besonders erschwert, dass sie vollkommen zuverlässig sein muss; überfliegen Sie zweifelhafte Stellen zwei-, dreimal, bis Sie genau Bescheid wissen.
Schlag 6 Uhr stieg der Eindecker Hans Fabers über dem Flugplatz auf. Es steckten viele Morgenböen in der Luft, und Faber musste manchmal Höhen- und Seitensteuer und Verwindung zugleich mit einem Schlage betätigen, um nicht abzurutschen. Besonders über Waldrändern erhielt er hastige, schussartige Schläge, und die Luftstöße schlugen manchmal wie Sandsäcke so schwer und wuchtig auf die Tragdecken seiner Taube. Auch in der Höhe wurde dies nicht besser. Teilweise geriet er in die berüchtigten Luftlöcher und fiel 100 Meter machtlos herab oder wurde ebenso plötzlich wieder emporgerissen. Er musste die Zähne aufeinanderbeißen, um nicht die sofortige Entschlussbereitschaft zu verlieren. Dabei wiederholte sich der Kampf mit den Böen fortwährend, so dass seine Spannkraft nachzulassen drohte.
Zur Rechten im Süden bauten sich bereits drohende Haufenwolken auf, deren Hänge wie weißer Neuschnee blendeten, deren Gipfel aber bereits tückisch schwarzblaue Schirme bildeten. Als erfahrener Flieger wusste er sofort, dass das Gewitterbildungen seien. Aber noch waren sie fern und harmlos, diese Gewitterknospen. Auch konnte er hoffen, über das Lysa-Gora-Gebirge hinweg, seitlich nach Osten an ihnen vorbei zukommen.
Wenn nur diese Böen nicht gewesen wären, die seine ganze Aufmerksamkeit zeitweise an sich rissen, so dass er wiederholt die Tiefe und ihre undeutlichen Kriegszeichen aus dem Auge verlor.
Glücklicherweise war der Osten noch wolkenrein. Ein schwerer brauner Dunst füllte die Himmelswand dort aus.
Doch was war das?
Plötzlich, geisterhaft, wie aus dem Nichts entstanden, lagen zwei kleine gelbe Wolken vor ihm in der Höhe. Die wohlbegrenzten Wolken schienen nach unten schwerer zu werden. Sie bildeten kreisartige Figuren, schienen unnatürlich schwer, und fielen langsam erdwärts.
Gleichzeitig hörte Faber