Der Brand
By Alfred Götz
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About this ebook
In diesen spannenden Geschichten über den Alltag im Engadin des 19. Jahrhunderts erfahren wir viel von den Geschäften, den Nöten und den Träumen der Menschen, die dort lebten, nicht zuletzt, dass es sie immer wieder in die Welt hinauszog. Von besonderem Reiz ist, dass es sich um tatsächliche Ereignisse handelt, die der Autor historischen Dokumenten entnommen hat und die hier in lebendiger Frische ein Bild der damaligen Zeit entstehen lassen.
Alfred Götz
Alfred Götz wurde 1942 in Stein am Rhein, Kanton Schaffhausen, geboren und wuchs in Passugg, Kanton Graubünden, auf. Nach dem Besuch der Volksschule in Passugg und Chur erlernte er den Beruf eines Mechanikers und studierte danach an der HTL in Chur Verfahrenstechnik. Vor mehr als zwanzig Jahren begann er mit der Ahnenforschung. Heute verfügt er über eine Datenbank zu mehr als 200'000 Personen, vorwiegend aus dem Kanton Graubünden
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Der Brand - Alfred Götz
Zum Autor
Alfred Götz wurde 1942 in Stein am Rhein, Kanton Schaffhausen geboren und wuchs in Passugg, Kanton Graubünden auf. Nach dem Besuch der Volksschule in Passugg und Chur erlernte den Beruf eines Mechanikers und studierte danach an der HTL in Chur Verfahrenstechnik. Beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Ahnenforschung und dies vorwiegend im Kanton Graubünden.
Inhalt
Vorwort
1. Lorenz Hemmi
Auszug
Die Familie von Lorenz
Das eigene Geschäft
Die Reise nach Rumänien
Nott muss in die Schule und in die Lehre
2. Nott Zuan
3. Peider Juven
4. Nott Hemmi
Heirat von Nott
Die Familie
Tod von Lorenz
Der Brand
5. Der Neuanfang
Clod Hemmi
Die Familie
Vorwort
Dieser Roman basiert auf wahren Begebenheiten, die sich im Engadin abgespielt haben. Die Handlung reicht vom 19. Jahrhundert bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Namen und Orte wurden verändert, so dass keine Rückschlüsse auf reale Personen gezogen werden können. Das hier Erzählte beruht auf Fakten, aber der allergrösste Teil ist freie Erfindung, die ich mir aus den Akten zusammengereimt habe, wobei ich den Text nach langen Recherchen immer wieder wieder neu schreiben musste. Denn vieles, was heute als selbstverständlich gilt, war vor 180 Jahren eine richtige Herausforderung.
1. Lorenz Hemmi
Auszug
Es war im Jahre 1832, als Lorenz, der als zweitältester Sohn von vier Geschwistern in Malix aufgewachsen war, nicht mehr länger zuhause bei seinen Eltern in der engen Welt des Churwaldnertales leben wollte. Wie durch magische Kräfte zog es ihn hinaus in die weite Welt, so wie schon viele junge Bündner vor ihm. Er mochte nicht mehr Tag für Tag im Stall misten und Kühe melken. Obwohl er die Kraft für die nicht ganz leichte Bauernarbeit hatte, wollte er mehr, weiter kommen als seine Schulkameraden, die ihn oft hänselten, er habe ja gar nicht den Mut, die Welt zu bereisen und ein eigenes Geschäft zu gründen.
Lorenz war von Beruf Zimmermann, war aber auch gewillt, etwas anderes zu unternehmen. Er fasste seinen Mut zusammen und machte sich auf den Weg in der Hoffnung, einen Gleichgesinnten zu treffen. Allerdings ging es nicht so schnell und so weit, wie er sich es zuerst ausgedacht hatte. Auf der Suche nach einer passenden Beschäftigung traf er in Chur im Restaurant Zollhaus, wo er gerade ein kühles Bier trank, Jon Peider Zuan, den er vom Militärdienst her kannte.
«Was machst du denn in Chur?», erkundigte sich Jon Peider bei seinem Freund, den er schon längere Zeit nicht mehr gesehen hatte.
«Ich suche mir eine gute Beschäftigung, ich bin zwar Zimmermann, aber das ist mir egal. Ich will nicht mehr länger in Malix meine besten Jahre totschlagen, bin ich doch schon 29 Jahre alt. Ich will mit meinem Leben noch etwas anfangen und etwas erreichen», entgegnete ihm Lorenz, dem die Frage recht gelegen kam.
«Mein Vater, der im Engadin wohnt, sucht einen Knecht oder Gehilfen für den Unterhalt seiner Liegenschaft und als Zimmermann bist du gerade der Richtige», erzählte Jon Peider. „Meine Familie ist viel im Ausland als Zuckerbäcker unterwegs und hat zu wenig Zeit, sich um die ganzen Haus- und Umgebungsarbeiten zu kümmern. Ich selbst bin auch viel im Ausland und habe die Absicht, die Geschäfte meines Vaters zu übernehmen.»
Sie verabschiedeten sich und verliessen gut gelaunt das Zollhaus. Lorenz ging guten Mutes um die Ecke am Rössli vorbei, dann stieg er die steile Abkürzung den Hohenbühlweg hinauf in die Malixerstrasse und wählte weiter oben die Plöckerabkürzung. Es dauerte gute anderthalb Stunden, bis er über die vielen Kurven hinauf an Kreuz-Malix vorbei endlich in Malix ankam.
Zuhause erzählte Lorenz am nächsten Tag seinen Eltern, die am Kirchweg einen grossen Bauernhof bewirtschafteten, von seinen Plänen.
«Gestern Abend war ich in Chur im Zollhaus und da traf ich einen Dienstkollegen. Als wir so über die Zukunft und meine Absichten sprachen, erzählte er mir von einer interessanten Stelle im Engadin bei seinem Vater. Und das interessiert mich. Ich werde meine Sachen packen und ins Engadin gehen.»
«Aber ist dies das Richtige in deinem Alter, du gehst schon gegen die dreissig. Und eine Frau hast du auch noch keine. Hier hast du es doch gut und du kannst bald unseren Hof übernehmen.»
«Bauer zu sein interessiert mich nicht so sehr, ich habe ja Zimmermann gelernt und das kann man überall gebrauchen. Und Frauen hat es im Engadin auch, da wird es schon noch eine haben, die mir gefällt», versuchte Lorenz seine Eltern zu beschwichtigen.
Die Eltern verstanden nicht, dass ihr Zweitältester jetzt ausziehen wollte, anstatt zuhause den schönen Bauernbetrieb weiterführen, der schon mehrere Generationen im Familienbesitz war. Doch alles Zureden nützte nichts, Lorenz wollte einfach andere Luft schnuppern.
Schweren Herzens und gespannt mit den Informationen von Jon Peider, machte sich Lorenz auf den Weg. Mit seinem Bündel, das seine Wäsche, die notwendigen Utensilien und ein wenig Essbares enthielt, ging er zu Fuss bis ins Engadin. Es war für ihn die normale Reiseart, eine Postkutschenfahrt war dazumal noch nicht üblich. Er überlegte: «Soll ich über Araschgen gehen, da muss ich 250 Meter hinunter und dann wieder hinauf nach Grida und Ricoldai, oder ich gehe über Churwalden den leichteren, aber etwas weiteren Weg.» Er wählte den leichteren Weg und der führte ihn über Churwalden den Jochweg entlang der Flanke zum Churer-Joch. Dort überquerte er das Fanüllatobel und kam nach Runcalier, von wo aus er noch ein kurzes Stück über die Wiesen auf einem Grat entlang