Wir Apfelesser: Neue Gedichte
Von Michael Rebmann
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Über dieses E-Book
unserem harten süßen Leben, weich
wird es mit der Zeit, saftlos und faltig.
Am Ende schwindet gar der Duft, macht
Raum einem schimmligen Kellergeruch.
Dunkelbraun wird das Fleisch wie bei
Alten, die mit Sonnenbräune aus sich
noch etwas machen wollen,
mit braunen Zähnen Gesundheit predigen,
mit Händen wie Flussdeltas auf alten Karten.
Wenn die letzten Wespen die zusammengesunkenen
Haufen verlassen haben,
werden die Schalen zu lederschwarzen
Gräbern und Schleim.
Und singt auch wieder im kalten März
die schwarze Amsel --
uns singt sie nicht mehr.
Michael Rebmann
Geboren 1940 in Stuttgart, Abitur in Feldkirch, Vorarlberg, Studium der Theologie und Germanistik in Freiburg Br., Lehrer für Deutsch und Religion in Freiburg, Brüssel und Kirchzarten bei Freiburg, von 1993 bis 1998 und von 2002 bis 2005 Lektor der deutschen Sprache an der Pädagogischen Fakultät der Universität Olomouc (Olmütz), Tschechien, lebt seit 2007 in Berlin.
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Buchvorschau
Wir Apfelesser - Michael Rebmann
Inhalt
Vorwort
Erinnerung an Freiburg.
Küche unter dem Dach
Salomons Silberschatz
Langer Nachmittag
Alte Gymnasien
Der Gesang der Lerche
Tag, dann Nacht
Ich bin Beamter, Notiz zu einer Poetik
KOLLEGEN!
Friede auf Erden
Sturm
März
Mährische Gärten (Zyklus)
Der glückliche Gärtner
Der unglückliche Gärtner
Einladung in den Garten
Anger und Friedhof
Bucht vor Bäumen
Apfelesser
Finnische Kartoffelesser
Mährische Semmelknödel
Sorgen
Die nackte Muse
Zwischen uns
Mozart muss warten
Pferde
Der Duft der Kühe
Diversität
Der Vollständigkeit halber:
Wir Apfelesser
Ein Sommer
Am Strand
In der Strandsauna
Jonas
Die tägliche Fliege
Vergangene Landschaften
Reise an die Grenze
Leutnant von Trottas Vorübergehn
Zu Hellevis Achtundsiebzigstem
Berliner Zahnarztpraxis
Jerusalem
Abschied
Anfang der Ewigkeit
Kommen und Gehen
Stroh
Essenszeit
Donnerstag
DDR
Blütezeit der blauen Zichorie
Der Geruch der Kamille,
Weiße Hortensien
Holunder
Fingerhut digitalis
Buchen
Welkende Anemonen
Der Traum des Lehrers
Die Hesse
Hinterlassenschaften des Jahres
Herbstabend in Berlin
Silentium
Odysseus‘ Tränen
Oktober
Kirchner
Unruhiger Tag
Monolog
Sonnenblume
Vor dem Gesetz
Auferstanden
Neo Rauch, ein Bildgedicht
Das Xylophon
Igor Obrosov, Stillleben mit Telefon 1974
Anselm Kiefer
Die Grille
Weißer Sonntag
Totensonntag
Neuschnee
Vater hat zwei Hechte gebracht
Menschen am Wasser
Rhabarber holen
Wo schlafen die Wolken?
Die Erde, mein Garten
Vorwort
Wie in der Sammlung »Rückkehr zur Erde« wird der Leser auch hier auf die »Schauplätze« Berlin, den Schwarzwald, Mähren und Finnland stoßen. Es gibt allerdings weniger Berlin-Gedichte, auch die heimischen Vogelarten finden nun weniger Interesse. Geschrieben sind die Gedichte unverändert in »freien reimlosen Versen unter Beibehaltung der üblichen Rechtschreibung und Zeichensetzung«.
In vielen Fällen kann man Gruppen von Gedichten ein gemeinsames Motiv zuordnen, so kenntlich gemacht beim Zyklus »Mährische Gärten«, oder bei Gedichten, die sich mit Essen und Kochen, mit Pflanzen, Büschen und Bäumen, oder mit Bildern der Kunst und mit Künstlern beschäftigen. Gedichte mit finnischen Themen sind meist Natur- oder Landschaftsgedichte, das gilt auch für die Schwarzwaldgedichte. Die mit mährischen Themen reden mehr von Geschichte und haben autobiographische Anlässe. Schule, Lernen und Lernstoffe sind neue Themen in dieser Sammlung und was hier »Bildgedicht« genannt wird, nach der eingebürgerten Bezeichnung »Dinggedicht«, die Kunstwerke und Künstler poetisch reflektieren. Vielleicht ist der Titel »Wir Apfelesser« dieser Sammlung erklärungsbedürftig. Die biblische Urgeschichte im Buch Genesis erzählt, dass der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, von dem zu essen Gott den Ureltern verboten hat, eine für das erste Menschenpaar verlockend wirkende Frucht trug, die die Menschen reizte, sie zu essen. Die Bildhauer und Maler, die diese Szene darstellen sollten, griffen meist zu einem Notbehelf, weil sie das abstrakte Wort Frucht nicht verbildlichen konnten, und nahmen Zuflucht zu einem Apfel, einem Notapfel, wie es ja auch Notnägel gibt.
Das ändert aber nichts an unserer tiefen Bewunderung für den Dichter der Vorzeit, dem es gelungen ist, die Probleme der menschlichen Existenz in der scheinbar einfachen Form einer Erzählung darzustellen. Der nachpardiesische Mensch erleidet die Mühen der Arbeit auf