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Bewusstsein : Natur - Zweck - Verwendung
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Bewusstsein : Natur - Zweck - Verwendung

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About this ebook

Dieses Buch beschreibt eine Theorie des Geistes und eine Theorie von Allem. Es ist eine Gebrauchsanweisung für Dich selbst. Ich erkläre im Detail, welche körperlichen und geistigen Mecha­nismen in Dir wirksam sind, was genau Bewusstsein und was die Natur unseres Seins ist.

 

--

 

Dieses Buch stellt eine radikal neue Perspektive der Evolution des Menschen vor, die faszinierende Einsichten in die Natur des Bewusstseins und in die Natur der Realität bietet. Es beschreibt die Mechanismen, die Verhalten hervorbringen, und zeigt das wahre Potenzial des Menschen. Es ist ein "Benutzerhandbuch" für ein Verständnis des Bewusstseins.

 

Ich beschreibe, was ich nach Jahren der Erforschung des Bewusstseins herausgefunden habe. Das Buch ist eine Beschreibung der geistigen Reise, die zu diesen Einsichten geführt hat. Mit diesem Text können Sie meinen Gedankenpfaden folgen, um das Bewusstsein selbst zu entdecken. Sie werden nicht nur die Natur des Bewusstseins erkennen, sondern auch wie es entsteht, wie es funktioniert und wie Sie es wirkungsvoll einsetzen können. Sie werden sehen, welchen Zweck das Bewusstsein als Herzstück des mächtigsten Werkzeugs hat, das Sie besitzen. Sie werden Ihr wahres Potenzial als Mensch erkennen – und wie Sie dieses Potenzial verwirklichen können.

 

Alle Ergebnisse sind logisch abgeleitet und dabei zu 100 Prozent durch persönliche Erfahrungen inspiriert und bestätigt. Es gibt keine Voraussetzungen, um dieser geistigen Reise folgen zu können – außer einer gesunden Portion Neugier.

LanguageDeutsch
Release dateFeb 22, 2020
ISBN9783950487534
Bewusstsein : Natur - Zweck - Verwendung
Author

Bernhard Kutzler

I am a scientist with a doctorate in mathematics and trainings in fields ranging from psychology to nutrition to Ayurveda. I explore the mind with scientific meticulousness and write and speak about my findings. As part of this research, I lived without social interaction and media consumption for 3.5 years. In the process, I developed a Theory of Mind (ToM) and expanded it into a Theory of Everything (ToE). Both theories are described in my book on consciousness. One of my research focuses is on the programs that control us and how we can free ourselves from them so that we can develop our full potential and fulfill our purpose as part of the whole. Another focus is a scientific basis for spiritual phenomena and thus the connection between science and spirituality.

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    Book preview

    Bewusstsein - Bernhard Kutzler

    1

    Die Suche nach der Natur des Bewusstseins ist eines der ältesten Unterfangen des Menschen. Die moderne Wissenschaft sucht eine Antwort, indem sie Gehirnzustände beobachtet und studiert. Dieser Ansatz geht davon aus, dass das Bewusstsein eine Funktion des Gehirns ist oder dass seine Natur durch physikalische Messungen erkannt werden kann. Was, wenn dem nicht so ist? Mit Gewissheit wissen wir nur, dass das Bewusstsein Spuren im Gehirn hinterlässt. Nicht mehr und nicht weniger. Die Erforschung des Bewusstseins durch das Betrachten von Gehirnzuständen könnte daher sein, als würde man einen Elefanten anhand seiner Fußabdrücke erforschen wollen.

    Manche erklären das menschliche Bewusstsein als einen Aspekt „eines" universellen Bewusstseins. Allerdings ist damit nichts erklärt. Die Frage nach der Natur des Bewusstseins wurde damit nur auf eine Ebene verschoben, die sehr viel schwieriger – wenn nicht gar unmöglich – zu erforschen ist. Universelles Bewusstsein wird üblicherweise als nicht erfassbar betrachtet und wird kaum weiter hinterfragt – zumindest nicht mit logischer Strenge. Eine solche Antwort ist eine nicht-spirituelle Version einer Aussage wie: Es gibt einen Gott und Gott ist in allem.

    Der einzige nicht-limitierende Ansatz für eine Erforschung des Bewusstseins ist, Bewusstsein zu beobachten ohne irgendwelche Annahmen zu machen. Da Bewusstsein die privateste aller Erfahrungen ist, ist das einzige beobachtbare Bewusstsein das eigene. Indem ich das vier Jahre lang tat, erkannte ich schließlich die Natur des Bewusstseins, seinen Zweck und seine Funktionsweise.

    Dieses Buch ist nicht nur eine Zusammenfassung meiner Ergebnisse, es ist eine Beschreibung meiner geistigen Reise, die zu diesen Erkenntnissen geführt hat. Mit dem folgenden Text können Sie meinem Gedankenpfad und meiner Argumentationskette folgen, um das Bewusstsein selbst zu entdecken. Sie werden die Natur des Bewusstseins erkennen, wie es entsteht, wie es funktioniert und wie Sie es wirkungsvoll einsetzen können. Sie werden erkennen, welchen Zweck das Bewusstsein als Herzstück des mächtigsten Werkzeugs hat, das sie besitzen. Sie werden Ihr wahres Potenzial als Mensch erkennen – und wie Sie dieses Potenzial verwirklichen können.

    Es bedarf keiner Voraussetzungen, um dieser geistigen Reise folgen zu können – außer einer gesunden Portion Neugier. Es ist allerdings hilfreich, zu verstehen, warum ich das Bewusstsein gerade auf diese Art erforscht habe.

    Die Hintergrundgeschichte

    In meiner ersten Karriere war ich Mathematiker. Ich lehrte an einer Universität, forschte und hatte ein eigenes Unternehmen. Mit Leib und Seele hatte ich mich meiner Arbeit verschrieben. Ich arbeitete Tag und Nacht, oft sieben Tage die Woche – nicht, weil ich musste, sondern weil ich wollte. Und ich war erfolgreich als Wissenschaftler und als Unternehmer. Doch nach mehr als zwanzig Jahren war alles zur Routine geworden. Wo auch immer ich auf diesem Planeten war, es fühlte sich an, als würde ich mit denselben Menschen dieselben Gespräche über dieselben Themen führen. Es wurde immer langweiliger. Ich brauchte eine Veränderung.

    Da ich immer schon ein Interesse an Menschen und menschlichem Verhalten hatte, nutzte ich die wenige Freizeit während meiner Karriere als Mathematiker, um Ausbildungen auf Gebieten wie Ernährung, Psychologie und Ayurveda zu machen. Als das Verlangen nach einer Veränderung immer heftiger wurde, beendete ich 2009 meine Mathematik-Karriere, löste mein Unternehmen auf und konzentrierte mich auf das Arbeiten mit Menschen. Ich startete eine neue Karriere als Coach und Humanenergetiker. Und ich war wieder begeistert. Allerdings hielt mein Enthusiasmus nicht lange an. Bereits nach zwei Jahren war alles wieder zur Routine geworden.

    2011 hörte ich in einem Seminar eine Frau über die Frage ‚Was bin ich?‘ sprechen. Sie hatte ihr Leben dieser Frage gewidmet. Voller Begeisterung hing ich an ihren Lippen. Ich war inspiriert. Von diesem Tag an wollte ich eine Antwort auf diese Frage finden.

    Was bin ich?

    Ich bin ein Mensch – und daher biologisch ein Tier. Allerdings ist der Charakter eines Menschen völlig verschieden vom Charakter eines Tieres. Alle Löwen sind sich ähnlich und führen ähnliche Leben. Noch nie hat ein Löwe seinen Lebensstil verändert, um Vegetarier zu werden, Yoga zu praktizieren und Seminare anzubieten, in denen er seine Ideen propagiert. Noch nie hat ein Vogel kubistische Nester gebaut und damit ein neues Zeitalter des Nestbaus eingeleitet. Noch nie hat ein Affe eine Fußballmannschaft gegründet oder ein verpflichtendes Schulsystem für die jungen Affen seines Waldes eingeführt. Menschen tun all dies – und mehr. Tiere und Pflanzen ändern ihre Verhaltensmuster nur sehr langsam und auch nur, wenn es erforderlich ist. Menschen können ihre Verhaltensmuster willentlich in kürzester Zeit ändern. Alle Exemplare einer Tier- oder Pflanzenart verhalten sich im Großen und Ganzen gleich. Innerhalb der Spezies Mensch sind die Unterschiede zwischen den Verhaltensmustern gewaltig.

    Die Wissenschaft hatte bisher Schwierigkeiten, den Unterschied zwischen Tieren und Menschen genau zu erklären. Doch dieser Unterschied muss existieren und er muss wesentlich sein, wie die obigen Überlegungen deutlich zeigen.

    Was ist unser volles Potenzial? Wir kommen nicht mit einem Benutzerhandbuch zur Welt. Was wir über uns und unser Potenzial wissen, ist das, was wir durch Versuch und Irrtum herausgefunden haben. Unser Verständnis von uns selbst könnte unvollständig sein – oder sogar falsch.

    *

    Um die Frage ‚Was bin ich?‘ zu beantworten, musste ich meine Gefühle, mein Verhalten und meine Gedanken so genau wie möglich beobachten und erforschen. Ich musste mich selbst hinterfragen, wobei ich nichts für selbstverständlich nehmen durfte.

    Zunächst tat ich das, während ich mein normales Leben weiterführte. Ich reflektierte über die Frage ‚Was bin ich?‘ inmitten meiner geschäftlichen Tätigkeiten und meiner Beziehungen. Doch nach drei Jahren war klar, dass mich die Ablenkungen des täglichen Lebens daran hinderten, mich selbst in dem Ausmaß zu beobachten, wie es dieses Projekt erforderte. Wenn ich mit meiner Erforschung vorankommen wollte, musste ich mich ihr ganz hingeben.

    Also nahm ich 2014 meinen ganzen Mut zusammen und machte einen radikalen Schnitt in meinem Leben. Ich beendete meine beruflichen Tätigkeiten, verschenkte fast meinen gesamten Hausrat, verkaufte meine Wohnung, verabschiedete mich von Familie und Freunden und zog an einen Ort, der mich immer schon inspiriert hatte: das Almtal in Oberösterreich. Ich enthielt mich aller sozialen Kontakte sowie aller elektronischen und gedruckten Medien. Ich konzentrierte mich ausschließlich auf das Erforschen meines Selbst, insbesondere meiner Gefühle, Gedanken und Körperzustände.

    Im Laufe der Erforschung lernte ich zu verstehen, warum ich mich verhalte, wie ich mich verhalte. Ich erkannte, dass mein Verhalten von etwas hervorgebracht wird, das ich das Mensch-Programm nannte. Und ich sah, dass jeder Mensch so ein Programm hat. Als Baby war ich zu 100 Prozent authentisch. Im Alter von zwanzig Jahren hatte ich bereits zahllose Regeln gelernt, wie ich mich in den sozialen Gruppen zu verhalten habe, denen ich angehöre. Und ich hatte gelernt, manchen sozialen Gruppen angehören zu wollen, anderen angehören zu müssen.

    Der Mensch wird frei geboren und ist überall in Ketten.

    (Jean-Jacques Rousseau)

    Ich sah, dass das Mensch-Programm sehr viel mehr beinhaltet als das, was üblicherweise als Erziehungsmuster und Glaubenssätze bezeichnet wird. Seine Wurzeln reichen zurück bis zu den Anfängen der Menschheit vor 100.000 bis 300.000 Jahren. Die ältesten Wurzeln finden sich in allen Menschen und bringen ein Verhalten hervor, das heute als „normal" betrachtet wird, weshalb es nie hinterfragt wird. Ich hinterfragte es.

    Die Frage, mit der ich begonnen hatte, könnte auch so formuliert werden: ‚Was bin ich jenseits aller Erziehungsmuster, Glaubenssätze und sonstiger Programme, die ich während meines Lebens absichtlich und unabsichtlich, freiwillig und unfreiwillig gelernt hatte?‘ Dazu fiel mir Aldous Huxley ein, der in seinem Roman Eiland geschrieben hatte: „Wenn ich wüsste, wer ich bin, würde ich aufhören, mich zu verhalten als das, was ich zu sein glaube; und wenn ich aufhörte, mich zu verhalten als das, was ich zu sein glaube, wüsste ich, wer ich bin."

    Das Mensch-Programm ist ein Aspekt des Bewusstseins. Die Wurzel dieses Wortes ist das Wort Wissen. Mein Bewusstsein beinhaltet das, was ich weiß. Und ich weiß, was ich zu wissen gelernt habe. Meine Erziehungsmuster und alles, was ich gelernt habe, sind Teil meines Wissens und daher Teil meines Bewusstseins. Durch die Erforschung der Frage ‚Was bin ich?‘ hatte ich mein Bewusstsein und seine Funktionsweise erforscht.

    Das Buch

    Dieses Buch dokumentiert jene meiner Erkenntnisse, die für alle Menschen gelten. Alle Ergebnisse sind logisch abgeleitet und dabei zu 100 Prozent durch persönliche Erfahrungen inspiriert und bestätigt. Der Inhalt ist eine Folge logischer Argumente: Die Kapitel 2–7 (Teil 1) bilden die Grundlage für die Kapitel 8–15 (Teil 2), die Kapitel 8–15 bilden die Grundlage für Kapitel 16. Aufgrund dieser Struktur können Sie alle Ergebnisse selbst herleiten, indem Sie den Text lesen.

    Viele der Ergebnisse der Kapitel 2–7 sind bekannt. Doch sie sind wichtige Meilensteine auf einem ganzheitlichen Denkpfad – und wie bei den meisten Reisen ist der Weg zum Ziel ebenso wichtig wie das Ziel selbst.

    *

    Aus Gründen der Lesbarkeit wird in diesem Buch darauf verzichtet, geschlechtsspezifische Formulierungen zu verwenden. Soweit personenbezogene Bezeichnungen nur in männlicher Form angeführt sind, beziehen sie sich auf Männer und Frauen in gleicher Weise.

    2

    Ich werde in diesem Text zunächst die von mir gestellten Fragen formulieren und dann beschreiben, wie ich Antworten darauf gefunden habe.

    Definitionen

    Während der Erforschung des Bewusstseins wurde mir klar, dass diese geistige Reise eine Sprache braucht. Es war unumgänglich, klare, genau definierte Begriffe zu verwenden, um Missverständnisse zu vermeiden. Und es brauchte diese Klarheit auch, damit Sie diesen Text richtig verstehen.

    Die Herausforderung dabei war nicht nur, dass die bei dieser Erforschung auftretenden Begriffe üblicherweise schlecht definiert sind, sondern auch, dass die deutsche Sprache lebendig ist und sich permanent verändert, weil die Menschen Wörter nach ihrem eigenen Verständnis verwenden.

    Um Begriffe so präzise wie möglich zu definieren, verwendete ich ihre etymologischen Wurzeln, welche zumeist aus alten Sprachen wie Latein oder Altgriechisch stammen.¹ Da diese Sprachen nicht mehr in Gebrauch sind, ist das Risiko eines Missverständnisses minimal.

    Ich führe die Definition eines Begriffs an, bevor ich ihn zu verwenden beginne. Am Ende des Buches ist ein Glossar mit allen vorkommenden Begriffen zu finden.

    Perspektive

    Bestehende Definitionen des Wortes ‚Bewusstsein‘ sind nutzlos. Diese Definitionen verwenden entweder andere, unzureichend definierte Begriffe wie ‚Geist‘ oder beziehen sich auf sich selbst. Zum Beispiel ist im Duden Bewusstsein wie folgt definiert: „Zustand, in dem man sich einer Sache bewusst ist; deutliches Wissen von etwas, Gewissheit" und „Zustand geistiger Klarheit; volle Herrschaft über seine Sinne". Geist wiederum ist definiert als „denkendes Bewusstsein des Menschen, Verstandeskraft, Verstand". Intuitiv wissen wir, dass Bewusstsein mehr ist als ein deutliches Wissen von etwas – wenn es so einfach wäre, wäre die Suche nach einem Verständnis des Bewusstseins schon lange zu Ende.

    Es wundert daher nicht, dass die moderne Wissenschaft Bewusstsein nicht versteht. Der Philosoph David Chalmers bezeichnet die Suche nach der Natur des Bewusstseins als das schwierige Problem der Bewusstseinsforschung (hard problem of consciousness).² Um die Natur des Bewusstseins zu verstehen, brauchen wir also einen fundamental neuen Ansatz.

    Eine Idee dafür kam mir durch meine Vorgeschichte als Mathematiker. Mathematik ist die Kunst, eine Perspektive zu finden, von der aus die Lösung eines Problems oder die Antwort auf eine Frage offensichtlich ist. Löst man eine Gleichung, sind die Lösungsschritte nichts anderes als Perspektivenwechsel.

    Das Wort Perspektive hat die lateinischen Wurzeln per (= durch) und specere (= sehen). Es bezeichnet „eine Art, etwas zu sehen".

    Von einem Flugzeug aus sieht man eine Stadt ganz anders als von einem benachbarten Hügel oder wenn man einen Spaziergang durch die Stadt macht. Stellt man eine Frage über ein Objekt, sollte man einen Standpunkt wählen, von dem aus die Antwort möglichst einfach gefunden werden kann. Um den kürzesten Weg vom Bahnhof zum Rathaus zu finden, sollte man die Vogelperspektive einnehmen, die man in Form eines Stadtplans erhält. Das höchste Gebäude der Stadt sieht man am besten von einem benachbarten Hügel – und die Farbe des Hauses mit der Adresse ‚Hauptstraße 20‘ sieht man, wenn man unmittelbar davor steht. Eine Perspektive ist weder richtig noch falsch. In einer gegebenen Situation ist sie mehr oder weniger nützlich.

    Im Laufe der Geschichte wurden durch radikal neue Betrachtungen alter/ bekannter Dinge Quantensprünge im Verständnis erzielt. Der Wechsel von einer geozentrischen zu einer heliozentrischen Perspektive ist dafür ein gutes Beispiel. Keines dieser beiden Weltbilder ist richtig oder falsch, denn beide sind nur Perspektiven. Doch beschreibt man die Bewegungen der Planeten des Sonnensystems aus der geozentrischen Perspektive, ist alles sehr kompliziert. Die Planeten bewegen sich entlang einer Kurve vorwärts, drehen manchmal um, bewegen sich rückwärts, drehen wieder um und bewegen sich wieder vorwärts. Die entsprechenden mathematischen Ausdrücke sind kompliziert. Aus der heliozentrischen Perspektive sind die Bewegungsmuster sehr viel einfacher. Alle Planeten, inklusive der Erde, bewegen sich auf elliptischen Bahnen um die Sonne. Die mathematischen Ausdrücke sind einfacher und Berechnungen sind leichter durchführbar.

    Also ging es „nur" darum, eine Perspektive des Menschen zu finden, die das Bewusstsein zeigt.

    Biologisch betrachtet ist der Mensch ein Tier. Daher ist ein Teil des menschlichen Verhaltens tierischen Ursprungs. Genauer gesagt besteht das Verhalten eines Menschen aus zwei Teilen: aus tierischem Verhalten und aus rein menschlichem Verhalten. Daher müssen wir, um das Verhalten eines Menschen zu verstehen, verstehen, warum sich Tiere so verhalten, wie sie sich verhalten. Doch auch Tiere haben einen Ursprung. Schlussendlich entstand alles Leben aus seiner einfachsten Form, einer Zelle, welche wiederum aus dem Nicht-Leben entstand. Diesem Gedankengang folgend müssen wir also, um den Menschen zu verstehen, den gesamten Pfad der Evolution vom Nicht-Leben zum Menschen verstehen.

    Dazu müssen wir die Evolution neu sehen, dh. sie anders sehen, als wir sie zu sehen gelernt haben und wie sie in den Biowissenschaften gesehen wird. Zu diesem Zweck bauen wir im Folgenden nur auf bestätigten Naturbeobachtungen auf und verwenden unsere eigenen Beobachtungen sowie strenge Logik.

    Verhalten

    Meine gesamte Forschung der vergangenen Jahre drehte sich um den Begriff Verhalten. In meiner Erforschung der Frage ‚Was bin ich?‘ ging es um mein Verhalten. Bei der Erforschung der Evolution geht es um das Verhalten des Lebens. Um eine neue Perspektive der Evolution zu finden, brauchen wir eine einfache und klare, zu unserer Forschung passende Definition dieses Begriffs. Alles, was eine Entität tut oder was in ihr geschieht, kann als Verhalten bezeichnet werden. Daher ist die einfachste Definition von Verhalten „Veränderung".

    Gemäß dieser Definition sind das Heben einer Augenbraue, das Atmen, Stoffwechselvorgänge und Denken Verhalten von Menschen. Wachsen ist das Verhalten einer Pflanze. Kristallwachstum ist das Verhalten eines Minerals.

    Das Wort Verhalten wird oft dafür verwendet, was korrekterweise Verhaltensmuster genannt werden sollte. Ein Verhalten ist im gegenwärtigen Moment, zB. das Heben einer Augenbraue oder ein Lachen. Ein Verhaltensmuster ist die Summe der Verhaltensweisen in allen möglichen Situationen. Das kann man sich als eine sehr lange Liste in der Form von ‚Reiz -> Verhalten‘ vorstellen, wie zB.:

    einen Witz lesen -> lachen

    einen Witz hören -> lachen

    …..

    Um Verhaltensmuster von Lebensformen zu verstehen, muss man verstehen, warum sie sich so verhalten, wie sie sich verhalten – und wie Verhalten entsteht. Was bringt einen Stein dazu, hinunterzufallen, wenn man ihn loslässt? Was bringt die Meere dazu, im Rhythmus der Gezeiten zu schwingen? Was bringt eine Amöbe dazu, sich zu teilen? Was bringt einen Baum dazu, zu wachsen? Was bringt eine Katze dazu, zu atmen und Mäuse zu fangen? Bei Steinen und Meeren spricht man davon, dass sie den Gesetzen der Physik folgen. Allerdings ist diese Antwort nicht befriedigend, weil sie nicht erklärt, wie dieses Verhalten entsteht, also was den Stein und die Meere dazu bringt, den Gesetzen der Physik zu folgen.

    Stellen Sie sich vor, Sie halten einen Stein in der Hand. Lassen Sie ihn los, fällt er nach unten. Dieses Verhalten entspricht den Gesetzen der Physik. Wenn Sie dieses Experiment tausendmal wiederholen, wird der Stein immer auf die exakt gleiche Weise fallen. Lassen Sie den Stein in einen See fallen, fällt er langsamer. Auch dieses Verhalten entspricht den Gesetzen der Physik, denn das Wasser bremst den Fall.

    Das Verhaltensmuster eines Steins ist unveränderlich. Wir können den Stein nicht dazu bringen, sich unter den gleichen Umständen anders zu verhalten. Er wird weder schneller noch langsamer fallen, er wird auch nicht seitwärts oder gar nicht fallen. Menschen hingegen können ihre Verhaltensmuster verändern, sodass sie sich in einer Situation heute anders verhalten, als sie sich in der gleichen Situation vor ein paar Tagen verhalten haben. Die Verhaltensmuster von Tieren können sich ebenfalls verändern. Normalerweise flüchtet ein Löwe vor Feuer. Aber er kann trainiert werden, durch einen Feuerreifen zu springen. Auch die Verhaltensmuster von Pflanzen können sich verändern. Eine Pflanze kann „lernen", unter für sie ungewöhnlichen Bedingungen zu überleben – wie zB. einer Trockenheit. Sogar das Verhaltensmuster von Bakterien kann sich verändern. Das geschieht, wenn Bakterien gegen ein Antibiotikum resistent werden.

    Aus diesen Überlegungen können wir schließen, dass es zwei Arten von Objekten im Universum gibt: jene mit einem unveränderlichen Verhaltensmuster und jene mit einem veränderlichen Verhaltensmuster.³

    Zurück zum Bild eines Verhaltensmusters als einer Liste, welcher Reiz welches Verhalten hervorbringt. Diese Liste kann als eine Beschreibung der Verbindungen zwischen allen möglichen Reizen und den jeweiligen Verhaltensweisen betrachtet werden. Passende Namen für diese Liste sind:

    (a) Vorschrift,

    (b) Programm von griechisch pro (= vor) und graphein (= schreiben).

    Ist die Liste unveränderlich, sagt man dazu auch passend:

    (c) Gesetz von setzen (= festsetzen),

    (d) Code von altfranzösisch code (= Gesetzbuch).

    Heute wird der Begriff Programm meist in Verbindung mit Computern und somit für veränderliche Verhaltensmuster verwendet. Es passt daher, ein veränderliches Verhaltensmuster ein Verhaltensprogramm zu nennen.

    Als ich das so betrachtete, erkannte ich, wie passend die Begriffe Gesetz und Code heute verwendet werden. Die festen Verhaltensmuster nicht-lebender Objekte werden als die Gesetze der Physik bezeichnet. Der Begriff genetischer Code bezeichnet die festen Verhaltensmuster von Zellen, die in den Genen codiert sind. Die Veränderbarkeit der Wirkungsweise des genetischen Codes kommt durch epigenetische Schalter zustande. Daher passt der Begriff genetisches Programm für die Kombination aus genetischem Code und epigenetischen Schaltern.

    Ein Programm zu erzeugen oder zu verändern, nennt man programmieren. Da dieser Begriff meist in Verbindung mit moderner Technologie verwendet wird, sollten wir

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