Jewish Roulette: Vom jüdischen Erzbischof bis zum atheistischen Orthodoxen
Von Shelley Kästner
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Über dieses E-Book
Manche von Shelley Kästners Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern pflegen ein liberal religiöses, ein traditionelles oder ein säkular kulturelles Judentum. Einige von ihnen sind in traditionsreichen jüdischen Familien aufgewachsen, andere sind vom Judentum zum Christentum oder vom Christentum zum Judentum konvertiert, wieder andere haben erst spät erfahren, dass sie überhaupt jüdisch sind. Und einige leben schlicht überhaupt keinen Glauben. In "Jewish Roulette" wird eine große Bandbreite vielseitiger, spannender, humorvoller und nachdenklicher Lebensgeschichten von 14- bis zu 88-Jährigen präsentiert.
Was bedeutet es, "jüdisch" zu sein? Was wird unter "jüdisch" verstanden? Welchen Einfluss hat dies allenfalls auf die Identitätsbildung? Welche Reaktionen kommen von außen? Welche persönlichen Schicksale stehen hinter dieser Zuordnung? "Jewish Roulette" ist ein überzeugendes Plädoyer für Offenheit, Vielfalt und Individualität.
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Buchvorschau
Jewish Roulette - Shelley Kästner
ES GIBT KEINE ANDEREN
Katja Petrowskaja ist eine faszinierende, luzid denkende und charismatische Frau. Sie stammt ursprünglich aus der Ukraine, lebt aber seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Berlin. Ihr Erstlingswerk Vielleicht Esther wurde 2013 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, 2014 mit dem Aspekte-Literatur-Preis und 2015 mit dem Ernst-Toller-Preis und dem Schubart-Literaturpreis ausgezeichnet. Vielleicht Esther erzählt die Geschichte einer Familie im Angesicht der Katastrophen des 20. Jahrhunderts.
Neulich war ich in New York. Das war um Pessach herum. Ich bin auf einem Boot gefahren in einem Bezirk von Brooklyn. Plötzlich wurde das Boot von Hunderten von Chassiden gestürmt. Sie waren mit Kindern und Frauen unterwegs. Die Frauen hatten wahnsinnig weiße Haut, so als ob sie ihre ganze Zeit in der Dunkelkammer verbringen würden. Zufälligerweise waren außer den Juden und mir nur noch drei Deutsche an Bord. Es war ein unheimlich skurriles Gefühl, weil wir das meiste, das geredet wurde, verstehen konnten. In mir regte sich eine Art Sehnsucht, weil ich fühlte, dass da in meinem Leben etwas verloren gegangen ist, die Möglichkeit eines anderen Lebens. Es war ein sehr starkes Gefühl. Das bedeutet aber gar nicht, dass ich chassidisch leben möchte.
Ich bin in Kiew, damals noch in der Sowjetunion, aufgewachsen. In meiner Kindheit war die Frage, ob man Christ ist oder Jude, einfach kein Thema. Vielmehr war bedeutungsvoll, ob man an die Sowjetmacht glaubte, ein Mitläufer war oder gegen das System. In der Sowjetunion sind wir alle areligiös groß geworden, so dachte ich zumindest. Dass ich aus einer Art Anekdoten-Judentum komme, war mir überhaupt nicht bewusst. Das war irgendwann und irgendwo und nicht eindeutig platzierbar. Ich wusste nichts über jüdische Feste, die Sprache oder die Schrift. Mein Bruder hat davon vielleicht etwas mehr mitbekommen, weil er alte Leute kannte, die noch Jiddisch gesprochen haben. In meiner Kindheit habe ich absolut nichts von dieser Welt gesehen. Dass im Holocaust Juden getötet wurden, hat man natürlich schon gewusst.
Wir waren nicht religiös, aber das Wort, die Literatur, ist uns zu einer Art Religion geworden und wir glaubten daran. Dem Wort an sich kam religiöse Bedeutung zu. Im kommunistischen System, in dem es kein Geld und kaum Vergnügungen gab, hatten Bücher einen sehr großen Stellenwert. In Russland sagt man: »Ein Dichter ist mehr als nur Dichter.« Man ist komplett darauf fixiert, dass sich durch Worte die Welt verändern lässt. Die Leute haben auch ihre Arbeit als eine Art religiöse Berufung verstanden. In der Sowjetunion gab es beispielsweise Lehrer und Musiker, die man sonst nirgendwo hätte finden können. Das hat auch etwas sehr Religiöses. Aber hier geht es nicht um das Jüdische, sondern um eine Art protestantische Ethik, um eine Berufung. In negativem Sinne wurde das ganze sozialistische System und die Partei selbst vom Volk wie eine Religion angenommen.
Eine Gesellschaft kann komplett atheistisch sein, aber in sich drin tragen die Menschen die christlichsten Werte. Dazu passt auch, was Dostojewski schreibt, dass man sozusagen nur durch Leiden zum tatsächlichen Sinn des Lebens kommt. Wir waren dadurch geprägt. Aber das ist natürlich absoluter Quatsch. Niemand wird ein besserer Mensch, nur weil er gelitten hat. Es ist oft sogar so, dass die Opfer damit ihre eigenen Untaten rechtfertigen.
Meine Eltern und ihre Freunde waren Menschen des Gewissens. Ihre Gespräche kreisten um Themen, die vom Staat totgeschwiegen wurden: sowjetische Okkupation von Prag, Afghanistan oder politische Gefangene zum Beispiel. Es waren alles Leute, die nicht wegschauen konnten. Der größte Schmerz aber war für einige von ihnen das Massaker von Babyn Jar⁶ von 1941, worüber man offiziell gar nicht gesprochen hat.
Bis 1917 hatten die Juden, abgesehen von wenigen Ausnahmen, kein Recht, in Zentralrussland, in Moskau oder St. Petersburg zu leben. Erst nach der Februarrevolution von 1917 haben Jüdinnen und Juden Rechte als Bürger bekommen. Viele ergriffen mit der Möglichkeit, überall wohnen zu können, enthusiastisch die Gelegenheit, sich aus den beengten und ärmlichen Verhältnissen des Schtetl-Judentums zu verabschieden, und strömten in die großen Städte. Meine Großeltern beispielsweise haben sich nach der Februarrevolution sofort an Bildungsinstituten eingeschrieben. Das war ein wahnsinniger Bruch. Plötzlich gab es für viele Juden einen Zugang zur »großen, weiten Welt«. Einerseits eröffneten sich den Menschen ungeahnte Möglichkeiten. Aber andererseits ging der Aufbau der Sowjetunion auch mit der Auslöschung von Familientraditionen einher und schlimmer noch mit dem Tod von Millionen von Menschen. Aber das galt nicht nur für Juden. Das war einfach sowjetisches Leben. Die Sowjetunion war ein riesiges Imperium, bestehend aus Mittelasien, dem Kaukasus und Sibirien. Nach der Revolution gab es im Land ein enormes Durcheinander. An manchen Orten herrschte Bürgerkrieg. Massen von Menschen emigrierten. Neben den Juden strömten auch Georgier, Armenier und Kasachen von überall nach überall und besonders in die Zentren nach Moskau und St. Petersburg. Die Nationen wurden gemischt wie verrückt. Die Juden waren dabei zwar eine große, aber nur eine von vielen Gruppen. Die Ethnie, der jemand angehörte, interessierte beim Aufbau des neuen Staates niemanden, außer gelegentlich als Repressionsmittel. Nichtsdestotrotz gab es vereinzelt antisemitisch motivierte Attacken auf Juden, zum Beispiel anlässlich der Pogrome von 1919 bis 1920 in der Ukraine oder der antikosmopolitischen Kampagne von 1948⁷. Aber in der Hauptsache war man damit beschäftigt, gemeinsam den neuen Staat aufzubauen. Der sowjetische Enthusiasmus hat eigentlich wirklich alles andere ausgelöscht. Es bildeten sich ganz neue Feindbilder: die Aristokraten, die Reichen, die Bourgeoisie und halbreiche Bauern wie die Kulaken in der Ukraine. Da wurden Reichtum und Besitz bekämpft und die Anhäufung von Vermögen. In der Folge der Kollektivierung und im Rahmen der Entstehung von Kolchosen sind in den reichen Dörfern in der Ukraine und Südrussland ungefähr sechs Millionen Menschen einfach verhungert. Während der Stalinrepression Ende der Dreißigerjahre war niemand davor gefeit, vom Staat liquidiert zu werden. Zwischen 1936 und 1938 wurden nicht nur Oppositionelle, sondern wahllos Menschen getötet: Man wusste nicht, warum trifft es jetzt ausgerechnet diesen Straßenbahnfahrer, diese Krankenschwester, zufälligerweise diesen Menschen und nicht den anderen?
Als ich älter wurde, hat die Frage, was zu meiner eigenen Geschichte gehört, starke Gefühle in mir hervorgerufen. Anlässlich einer Reise nach Warschau besuchte ich die Feldkathedrale der Polnischen Armee⁸, wo die Getöteten von Katyn⁹ aufgelistet sind. In der Sowjetunion wurde uns erzählt, dass es die Deutschen gewesen waren, die damals in Katyn die Polen abgeschlachtet haben. Und dann stellte sich plötzlich heraus, dass es sozusagen wir waren, die Russen. Die Schuldgefühle, die ich Polen gegenüber habe, hatten mich viel mehr geprägt als die Identifizierung mit den jüdischen Opfern. Auf dieser Liste in der Kathedrale stand auch ein Name, der in unserer Familie vorkommt. Ich war mir aber sicher, das konnte niemand von meiner Familie gewesen sein. Aber dann dachte ich, man kann die Toten nicht selektieren. Allein das Wort »selektieren« erinnert ja schon an die Nazis. Man kann auch nicht sagen, meine Familie hat damals im Krieg in Haus Nr. 14 gelebt, deswegen interessiert mich die Geschichte von den Leuten aus diesem Haus mehr als die Geschichte von Haus Nr. 16. Und wenn die Bewohner von Haus Nr. 16 von den Nazis getötet wurden, dann sind das nicht meine Toten. Wenn du durch eine Gedenkstätte gehst, hast du das Gefühl, dass dir alle Geschichten gehören. Du kannst nicht sagen, das gehört jetzt zu mir, weil mein Urgroßvater im Jahre 1939 dort die Straße überquert hat, und wenn er zufälligerweise auf der anderen Straßenseite gestanden hätte, hat das Ganze nichts mit mir zu tun. Oder dieses Opfer ist eigentlich kein Jude, also interessiert mich das nicht. Es gibt keine fremden Opfer.
In meinem Buch¹⁰ geht es auch nicht im Besonderen um Juden, sondern einfach darum, dass es keine anderen gibt, egal ob sie jüdisch sind oder nicht. Es war mir literarisch wichtig, über die Meinigen zu schreiben, die gleichzeitig nicht die Meinigen sind. Es geht nicht um das Schicksal der Meinigen, sondern um die allgemeine Ungerechtigkeit.
6Am 29. und 30. September 1941 wurden in der Schlucht Babyn Jar in Kiew 33 771 jüdische Männer, Frauen und Kinder von der SS erschossen.
7Antisemitische Verfolgung durch Josef Stalin.
8Katedra polowa Wojska Polskiego NMP Królowej Polski.
9Beim Massaker von Katyn wurden 1940 auf Befehl Josef Stalins Tausende polnische Offiziere erschossen.
10Petrowskaja, K. (2014). Vielleicht Esther. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
ZWISCHEN STÜHLEN
Lea Rosh ist eine bekannte deutsche Fernsehjournalistin, Autorin, Publizistin und die Vorsitzende des Förderkreises »Denkmal für die ermordeten Juden Europas«. Sie studierte Geschichte, Soziologie und Publizistik an der FU Berlin.
Wir, Eberhard Jäckel¹¹ und ich, und die anderen, die da mitgemacht haben, haben beschlossen, dass wir den ermordeten europäischen Juden ein Denkmal bauen wollen, mitten in Berlin, und das haben wir auch gemacht. Wir haben immer gesagt, Deutsche nichtjüdischen Glaubens bauen dieses Denkmal. Es hat dann ganze siebzehn Jahre gedauert, bis wir den Beschluss des Bundestages hatten und den Grundstein legen konnten. Es ist ja auch schwierig, ein Volk dazu zu bringen, zu seiner größten Schande und zu einem Menschheitsverbrechen zu stehen, sich dazu zu bekennen. Dass das überhaupt gelungen ist, finde ich nach wie vor ziemlich erstaunlich, weil es nicht gängig ist, dass ein Volk sagt: »Ja, das haben wir gemacht«, und mitten in seiner Hauptstadt die Opfer ehrt. In Israel hat man, glaube ich, zwölf Jahre gebraucht, um Yad Vashem zu errichten. Es hat auch über zehn Jahre gedauert, bis es so weit war für ein Holocaust-Museum in Washington. Nur haben die Amerikaner nicht den Holocaust auf dem Gewissen wie wir. Bei uns war und ist das ein sehr kontroverses Thema, wenn man so was angeht.
Wir ahnten wirklich nicht, dass es so lange dauern würde bis zur Eröffnung. Es gab vielfältige Gründe, weshalb die Leute dagegen waren. Erstens war das ganz simpel und ergreifend der übliche Antisemitismus: »Wieso sollen die Juden schon wieder eine Extrawurst kriegen?«
Da hab ich ihnen gesagt: »Weil sie auch bei ihrer Ermordung eine Extrawurst hatten.«
Es ist ein Unterschied, ob jemand in der Gaskammer erstickt und dann hinterher verbrannt wird oder ob jemand in einem deutschen Konzentrationslager gequält wird. Das waren natürlich keine Erholungsheime, aber es war etwas anderes. Die Ermordung in der Gaskammer – Auschwitz als Synonym –, das ist schon eine »Sonderbehandlung« gewesen. Dann kamen die, die gesagt haben: »Den Juden steckt man sowieso alles vorne und hinten rein.« Dazu habe ich gesagt: »Man hat ihnen ja auch Milliardenwerte abgenommen, neben all den gesundheitlichen Schäden, die man ihnen zugefügt hat.« Das ist ganz primitiver Antisemitismus. Das haben die Leute aber nur gesagt, wenn sie sicher waren, dass sie nicht von anderen gehört wurden. Dann gab es die, die sagten: »Es geht nicht, dass nur – ausschließlich – für die Juden ein Denkmal gebaut wird.«
Margherita von Brentano, Mitglied unserer Arbeitsgruppe, Vize-Präsidentin der Freien Universität Berlin von 1970 bis 1972, schrieb dazu:
»Nichts liegt uns ferner, als hier eine Hierarchie aufzustellen. Aber die Täter dachten und handelten anders. Sie machten die Juden zum exemplarischen Opfer schlechthin, zum Opfer der ›Endlösung‹. Der Antisemitismus war nicht nur ein Element des Nationalsozialismus, sondern sein Zentrum. In und an den Juden sah er das Ganze: das Ganze der Schäden, des Übels, der Entstellung menschlichen Wissens und menschlicher Gesellschaft, die sein Bild von der Welt bestimmten.«
Was sich hier abspielte, war der Vollzug eines jahrhundertealten Antisemitismus. Gelang es, die Juden zu ermorden, würde es mit den anderen Opfergruppen auch gelingen. Und es gelang ja, wie wir wissen.
Und da haben wir gesagt: »Für alle Opfergruppen ein Denkmal zu errichten, das sagt gar nichts, und man kann auch nicht die in den Gaskammern ermordeten Juden und die Homosexuellen in einen Topf werfen.« Es wurden ungefähr 20 000